Vierundzwanzig (24)
Cary Grant in The Bishop’s Wife (1947 Henry Koster)
„Well, I keep seeing this stuff and it just comes a-rolling in / And you know it blows right through me like a ball and chain.“ (Bob Dylan: „Brownsville Girl“ 1986)
In Dylans Song geht es um Henry Kings The Gunfighter, um Gregory Peck in einer Westerntragödie, für deren trauriges Ende das Wort “unvergesslich“ zu harmlos ist. Von diesem Filmschluss sich getroffen oder gar verfolgt zu fühlen, darum geht es in Dylans epischem Song. Eine solche Wirkung kann sehr wohl auch von einer Komödie ausgehen, falls Henry Koster sie inszeniert hat.
Laut Ricarda Huch „tritt die Komödie als die späteste Blüte der Kultur mit der wachsenden Besonnenheit und dem Freiwerden des Geistes auf, und ein Jüngling wird viel eher ein wirksames Trauerspiel als eine leidliche Komödie verfassen können. Alle Versuche der Gegenwart, die tragische Kunst neu zu beleben, müssen fehlschlagen, aber mehr und mehr wird das Lustspiel, das wahre Spiel höchster Lust, sich entfalten.“ .
Katharina die Letzte (1936 Hermann Kosterlitz / Henry Koster)
Eine Stunde, die vergeht mit vergeblichem Warten.
Auch dieser frühe Film von Koster stellt das Lustspiel auf das Fundament des Trauerspiels. Was Ricarda Huch “das wahre Spiel höchster Lust” nennt, war damals ergebnisoffen. Zumindest österreichische Kommödien konnten traurig enden. Um das Glas bis zum Rand zu füllen, kam in die Ekstase gerne ein Schuss Depresssion hinein.
Kosters Helden stehen inmitten der Gemeinschaft in unbemerkter Einsamkeit, den anderen irgendwie im Weg. Ihr wirklicher Wert bleibt ungeschätzt. Außerhalb des Blickfelds liegt diese rare römische Münze. Daneben ist die Kathedrale, die der Bischof (David Niven) bauen will, eigentlich keine Besonderheit.
„Wenn mir des Zweifels dichte Schwaden den Geist verfinstern, flammt hin und wieder eine Eingebung auf, und der Nebel beginnt in himmlischem Licht zu leuchten. … Zweifel an allem Irdischen und hier und da eine Eingebung von himmlischen Dingen – man wird weder gläubig dabei noch ungläubig; man wird Mensch und schaut beides mit gleichen Augen an.“ (Herman Melville: Moby Dick)
The Bishop’s Wife (1947 Henry Koster)
Im Jahr 1144 sah man zu Chartres die Gläubigen sich vor Karren spannen, die mit Steinen, Holz, Getreide und wessen man sonst bei den Arbeiten an der Kathedrale bedurfte, beladen waren. Wie durch Zaubermacht wuchsen ihre Türme in die Höhe. Überall sah man Männer und Frauen schwere Lasten mitten durch Sümpfe schleppen und unter Gesängen die Wunder Gottes preisen, die er vor ihren Augen verrichtete. (Jantzen: „Kunst der Gotik“, 1957).
Der Abt Haimon von St. Pierre-sur-Dive fragte: „Wer hat jemals Ähnliches gesehen oder gehört, dass mächtige Herren und Fürsten der Welt, aufgebläht von Reichtum und Ehren, dass selbst Frauen von edler Geburt ihre stolzen Häupter gebeugt und gleich Zugtieren sich an Karren gespannt haben, Wein, Getreide, Öl, Kalk, Steine, Holz den Werkleuten einer Kirche zuzuführen?“ Und: „Sind die Pilger an der Kirche angelangt, bei deren Bau sie helfen wollen, so machen sie eine Wagenburg und wachen die ganze Nacht und singen Psalmen.“
Coca Cola Knibbelbilder (1983)
Frohe Weihnachten