Einträge von filmkritik

Donnerstag, 08.02.2007

Berlinale 07 (I)

Mein Zuhause ist die Bäckerei,
bei der dicken Bäckerin bin ich dabei,
da gibt es viele Teilchen,
auf der Theke ist was los.

(Helge Schneider)

Die beiden betreten den Laden des Pâtissier Traiteur „Stohrer“, 51, rue Montorgueil im 2. Arrondissement, Paris

DK: Ja, das ist natürlich nicht nur eine Bäckerei, sondern das ist…
GvB: Toll, oder?
DK: Das ist ein Kunstwerk.
GvB: Aber was empfinden Sie, wenn Sie in eine Bäckerei gehen?
DK: Ja, das erste, was ich empfinde, gerade jetzt hier, wo ich stehe, ist natürlich, dass ich es rieche. Also das ist so, sage ich mal, das Gefühl vom Amateur-Parfümmeister, der aber riecht, und ich rieche den, den Kuchen hier, diesen wunderbaren Kuchen, und vor allen Dingen hier – es gibt ja hier etwas, was es sonst nirgendwo gibt, das heißt „Puits d’amour“, das Liebeskissen…*
GvB: Ja, ja, ja, ja, ja…

Die Kamera folgt DKs Zeigefinger und filmt die Teigware im Close Up.

DK: Das hier. Entweder man liegt da drauf, wenn man sich liebt, oder man liebt sich anschließend, wenn man es gegessen hat oder man isst es nach der Liebe…
GvB: Oder man liebt das Essen!
DK: Dann natürlich hier: Das Brioche, jetzt auch wieder bekannt geworden durch den Film MARIE ANTOINETTE.

Loungige Zwischenmusik, während die Kamera über die Briocheauslage fährt.

DK: Ich kenn mich mit Backwaren sehr gut aus, ich bin als kleines Kind in der Bäckerei groß geworden. Also nicht meine Eltern waren Bäcker, sondern in dem Haus war eine Bäckerei. Meine Mutter, als die morgens in die Fabrik ging um 6 Uhr, hat mich dort abgegeben als Schlüsselkind. Nicht so wie heute in der Disko, wo man da was dranhängen hat, sondern das war der Schlüssel, der Hausschlüssel. Und ähm, ja, dort hab ich das gerochen. Das war in Baden Württemberg, da gab es frische Brezeln und da gab es frisches Brot jeden Morgen, das wurde gebacken, das wurde reingeschoben, wieder rausgeholt, und das hat mich immer fasziniert, bis heute. Und eigentlich wollte auch in Wahrheit immer Bäcker werden, das war immer meine große Leidenschaft. Ich geh auch heute noch rum. Ich guck auch immer, wenn ich irgendwo bin: Wo ist ein guter Bäcker? Und – wenn ich hier so’n Guglhupf sehe, oder vor allem hier dieses Brioche.
GvB: Hm.
Dieses Brioche ist für mich wirklich, ähem, optisch-erotisches…

DK macht kreisende Bewegungen mit der rechten Hand.

…und geschmacklich unglaubliches Gebäck. Also es ist…
GvB: Bei diesem Thema geht es ja nicht nur um Gebäck, sondern – wenn Sie erlauben, ähm –

GvB blickt philosophisch nach rechts aus dem Bildkader heraus.

…auch um die Erotik von Bäckerinnen durchaus.
DK (schmunzelnd): Viele mögen diese sauberen Bäckerinnen, also diese mit den weißen Schürzen, wie Sie sagen, und immer frisch gewaschen und sie riechen und sehen auch so’n bisschen aus wie so’n Brioche. Also je nachdem wie sie aussehen, aber man könnte sie vergleichen mit vielen dieser wunderbaren Gebäcke und dieser Backwaren. Und es gibt ja auch diesen unglaublichen Film von Pagnol…
GvB: LA FEMME DU BOULANGER – DIE FRAU DES BÄCKERS.
DK: Und dort sieht man ja, obwohl es ja ein tragischer Film ist, weil: Während der Mann backt, liegt seine Frau im ersten Stock und betrügt ihn mit dem Metzger, was natürlich schon tragisch ist.
GvB: Ich glaube, er steht ungefähr um 2 Uhr morgens auf, geht in die Backstube, dann so gegen 7 weckt er sie liiieebevoll mit einem frischgebackenen Striezel, der noch duuufftet, bringt ihn ihr ans Bett und weiß nicht, dass der Schäfer inzwischen bei der Frau war, zum Schäferstündchen.
DK: Dramatischer Film

GvB lacht.

DK: Der Schäfer war’s, genau.
GvB: Ja, der Schäfer war’s.
DK: Und dieser Striezel, den er da immer gebacken hat, das war ja immer von den Resten dieser verschiedenen Backwaren, und das ist wirklich ein Symbol der Liebe, und das sieht man in diesem Film…
GvB: (atmet geräuschvoll ein): Ja.
DK: … wie jemand jemand lieben kann durch einen frischen Striezel. Und für mich als Süddeutscher kann man das glaube ich auch gar nicht anders ausdrücken.

* puits, m.: Born, Brunnen, Schacht

[Gero von Boehm begegnet Dieter Kosslick, 3sat, 5. Februar, 22.25 Uhr]

„Ich möchte experimentieren und wissen, ob man die Intensität solcher Interviews noch steigern kann“, sagt Gero von Boehm, der sich „Big Talk statt Smalltalk“ auf seine Fahnen geschrieben hat.

Mittwoch, 07.02.2007

Langtexthinweis

* Michael Baute: Dezember 06, Januar 07

Dienstag, 23.01.2007

Uwe Nettelbeck

7. August 1940 – 17. Januar 2007

Uwe Nettelbeck. Geboren am 7. August 1940 in Mannheim, aber bald in die Nähe von Lindau, also nach Bayern verpflanzt worden. Von Sexta bis Quarta versuchte ich das Staatliche Gymnasium in Lindau, ab Untertertia das Landerziehungsheim Schule Birklehof in Hinterzarten, wo ich mich bona fide konfirmieren ließ. Zum drittenmal wollte man mich die Obersekunda nicht machen lassen, so wurde ich wegen schlechter Zeugnisse (sieben Fünfer und eine Sechs) und renitenten Verhaltens der Schule verwiesen. Man steckte mich wieder zwischen die lindauer Gymnasiasten, in die Untersekunda ungerechterweise. Nach ein paar Wochen und mehreren Direktoratsverweisen aber wurde ich wegen schlechter Leistungen und renitenten Verhaltens auch von dieser Schule verwiesen. Drei Monate Verlagslehre, danach vier Monate Unabhängigkeit in England und dann Eintritt in das neusprachliche Erziehungsheim Schule Schloß Louisenlund bei Schleswig, wo ich mich mit knapper Not bis zum Abitur (1961) über Wasser halten konnte. Zum Wehrdienst für untauglich befunden (Störungserscheinungen, Sehschwäche und Untergewicht), Aufnahme eines Studiums (Literaturwissenschaft, Soziologie) in Göttingen und Hamburg, das ich nach sechs Semestern und einer Seminararbeit abgebrochen habe. Noch während des Studiums Beginn der ständigen Mitarbeit in der Feuilleton-Redaktion der Zeit, Veröffentlichungen (Feuilleton, Literatur- und Filmkritik) seit Herbst 1962. Seit Heft 3/1963 ständige Mitarbeit bei Enno Patalas. Ein Festivalbericht für Film und eine Rezension für die Frankfurter Hefte, Arbeit für Rundfunk und Fernsehen. Verheiratet, eine Tochter. Anschrift: Hamburg 39, Gellertstraße 28.

[Filmkritik 4/1965, S. 237-238]

Sonntag, 31.12.2006

2006 – 10 Listen

26 Filme, 1 Serie (Kino, DVD, Ausstellung)
– Michael Baute –
4:30 (Royston Tan; Singapur 2006) • 11.000 km ot New Yorka (11.000 km from New York; Orzu Sharipov; Tadschikistan 2006) • Babooska (Tizza Covi und Rainer Frimmel; A/I 2005) • Brokeback Mountain (Ang Lee; USA 2005) • Carnival of Souls (Herk Harvey; USA 1962) • Castro Street (Bruce Baillie; USA 1966) • Die Einwohner (Artavazd Pelechian; Armenien 1970) • Die Quereinsteigerinnen (Rainer Knepperges und Christian Mrasek; BRD 2005) • Geschwindigkeit (Edgar Reitz; BRD 1963) • Hommage an Ludwig van Beethoven (Op. 111 und Missa Solemnis; Klaus Wyborny; BRD 1977-2006) • Ich schaff’s einfach nimmer (John Cook; A 1972/73) • Instructions for a Light and Sound Machine (Peter Tscherkassky; A 2006) • La leçon de guitare (Martin Rit; F 2006) • Langsamer Sommer (John Cook; A 1974-76) • Le monde vivant (Eugène Green; F 2003) • Lucy (Henner Winkler; BRD 2006) • Miami Vice (Michael Mann; USA 2006) • Offside (Jafar Panahi; Iran 2006) • Quei Loro Incontri (Jene ihre Begegnungen; Huillet/Straub; I/F 2005) • Summer Lightnings (Victor Alimpiev; RU 2004) • Tertium non datur (Lucian Pintilie; Rumänien/F 2006) • The New World (Terrence Malick; USA 2005) • The West Wing, Season I-III (Aaron Sorkin; USA 1999ff.) • Une chambre en ville (Jacques Demy; F 1982) • Vom Innen; von aussen (Albert Sackl; A 2006) • Zemestan (It’s Winter; Rafi Pitts; Iran 2005) • Zur Bauweise des Films bei Griffith (Harun Farocki; BRD 2006)

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23 Filme (Kino, Fernsehen, Video-Installationen)
– Antje Ehmann –
11.000 KM from New York (Orzu Sharipov, Tadschikistan 2006) • 3 Minuten Heroes (Klaus Lemke, D 2005) • Aber den Sinn des Lebens hab‘ ich noch immer nicht herausgefunden (Jan Peters, D 2006) • Bamako (Abderrahamane Sissako, Frankreich/Mali/USA 2006) • Big Dough (Mika Rottenberg, USA 2006, Videoinstallation) • Ca cera Beau (Wael Noureddine, FR 2005) • Destroy She Said (Monica Bonvicini, D 1998, Videoinstallation) • Er sollte tot (Dominik Graf, D 2006) • Erste Ehe (Isabelle Stever, D 2001) • Der Fischmarkt und die Fische (Hubert Fichte, Leonore Mau, D 1968) • Gisela (Isabelle Stever, D 2005) • John & Jane (Ashim Ahluwalia, Indien 2005) • Là-Bas (Chantal Akerman, Frankreich/Belgien/Israel 2006) • Lucy (Henner Winkler, D 2006) • Man Push Cart (Ramin Bahrani, USA/Iran 2005) • Offside (Jafar Panahi, Iran 2006) • Old Joy (Kelly Richardt, USA 2005) • One Way Boogie Woogie / 27 Years Later (James Benning, USA 2005) • Quei Loro Incontri (Jean-Marie Straub, Daniele Huillet, 2005) • Smiling in a War Zone – The Art of Flying to Kabul (Simone Aarberg Kaern, Magnus Bejmar, Dänemark 2005) • Stories from the North (Urupong Raksasad, Thailand 2005) • Ulysse (Agnès Varda, FR 1982) • Unser Täglich Brot (Nikolaus Geyrhalter, Österreich 2005)

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17 Filme (Kino) & 3 Serien (DVD)
– Daniel Eschkötter –
Aus der Ferne (Arslan) • Bakushû (Ozu) • Carrément à
l’ouest (Doillon) • Deadwood Season 1-3 (Milch) • De battre mon coeur s’est arrêté (Audiard) • Les doigts dans la tête (Doillon) • Falscher Bekenner (Hochhäusler) • Hat Wolff von Amerongen Konkursdelikte begangen? (Friedl) • Last Days (Van Sant) • Miami Vice (Mann) • Montag kommen die Fenster (Köhler) • The New World (Malick) • Notre Musique (Godard) • Le petit lieutenant (Beauvois) • Die Quereinsteigerinnen (Knepperges & Mrasek) • Sehnsucht (Griesebach) • Undeclared Season 1 (Apatow) • Ulysse (Varda) • West Wing Season 1 – 4.5 (Sorkin) • The World (Jia)

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20 Filme (im Kino)
– Rainer Knepperges –
Jean Simmons > Home Before Dark (LeRoy, 1958) • Jessica Schwarz > Der rote Kakadu (Graf, 2006) • Marianne Hoppe > Auf Wiedersehen, Franziska! (Käutner, 1941) • Nena > Gib Gas – Ich will Spaß (Büld, 1982) • William Shatner > The Intruder (Corman, 1962) • Edie Beale > Grey Gardens (Maysles, 1976) • Hugh Grant > American Dreamz ( Weitz, 2006) • Isabelle Huppert > L’Ivresse du pouvoir (Chabrol, 2006) • Lillian Gish > Broken Blossoms (Griffith, 1919) • Serge Riaboukine > La Leçon de Guitare (Rit, 2005) • Olivia De Havilland > Light in the Piazza (Green, 1962) • Sophia Loren > El Cid (Mann, 1961) • Will Ferrel > Talladega Knights: The Ballad of Ricky Bobby (McCay, 2006) • Victoria Foyt > Going Shopping (Jaglom, 2005) • Michael Caine > Children of Men (Cuarón, 2006) • Rex Harrison > The Agony and the Ecstasy (Reed, 1965) • Angie Reed > Ladybug (Ko, 2006) • Andrea Rau > Eins (Schamoni, 1971) • Leonardo DiCaprio > Departed (Scorsese, 2006) • Dana Andrews > Fallen Angel (Preminger, 1945)

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23 Filme (Kino, DVD, Downloads, Filme, Serien, alt, neu)
– Ekkehard Knörer –
4 (Ilya Khrzhanovsky; Russland 2005) • Aus der Ferne (Thomas Arslan; D 2006) • Battlestar Galactica, 1. Staffel (developed by Ronald Moore; USA 2005) • Dexter, 1. Staffel (developed by James Manos Jr.; USA 2006) • Falscher Bekenner (Christoph Hochhäusler; D 2006) • Ghost Story of Yotsuya (Nobuo Nakagawa; J 1959) • L’Ivresse du pouvoir (Claude Chabrol; F 2006) • Meera Saaya (Raj Khosla; Indien 1966) • Miami Vice (Michael Mann; USA 2006) • Le Monde Vivant (Eugene Green; F 2003) • Montag kommen die Fenster (Ulrich Köhler; D 2006) • Nayakudu (Mani Ratnam; Indien 1987) • Paul (Klaus Lemke; D 1974) • Rang de Basanti (Rakesh Omprakash Mehra; Indien 2006) • Sagkoshi (Bahram Beyzaie; Iran 2001) • Sehnsucht (Valeska Griesebach; D 2006) • Strange Circus (Sono Sion; Japan 2006) • Sudden Fear (David Miller; USA 2005) • Supermarkt (Roland Klick; D 1973) • Syndromes and a Century (Apichatpong Weerasethakul; Thailand etc. 2006) • White Heat (Raoul Walsh; USA 1949) • The Wire, 2. Staffel (developed by David Simon; USA 2004) • Woman on the Beach (Hong Sang-Soo; Südkorea 2006)

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30 Filme (Kino und anderswo), außerdem 1 Filmbuch außer Konkurrenz
– Volker Pantenburg –
11.000 km ot New Yorka (Orzu Sharipov; Tadschikistan 2006) • Aus der Ferne (Thoms Arslan; D 2006) • Band of Angels (Raoul Walsh; USA 1957) • Berlin unverkäuflich (Irena Vrkljan; BRD 1967) • Chang: A Drama of Wilderness (Ernest B. Schoedsack / Merian C. Cooper; USA/Siam 1927) • Children of Men (Alfonso Cuarón; USA/UK 2006) • Cisko Pike (Bill L. Norton; USA 1972) • Closed-Werbeclips für Francois und Marithé Girbaud (Jean-Luc Godard; F 1986/87) • Dalla Nube alla Resistenza (Jean-Marie Straub / Danièle Huillet; BRD/I 1978) • Der Fischmarkt und die Fische (Hubert Fichte / Leonore Mau; BRD 1968) • Der Tag eines unständigen Hafenarbeiters (Hubert Fichte / Leonore Mau; BRD 1966) • Die Einwohner (Artavazd Pelechian; Armenien 1970) • Fantasma (Lisandro Alonso; NL/F/ARG 2006) • Juventude em Marcha / Colossal Youth (Pedro Costa; POR/F/CH 2006) • L’une chante, l’autre pas (+ Plaisir d’amour en Iran) (Agnès Varda; F 1976) • La leçon de guitare (Martin Rit; F 2006) • La terre des âmes errantes (Rithy Panh; F/Camb 2000) • Les doigts dans la tête (Jacques Doillon; F 1974) • Mildred Pierce (Michael Curtiz; USA 1945) • Mogambo (John Ford; USA 1953) • Montag kommen die Fenster (Ulrich Köhler; D 2005) • Pursued (Raoul Walsh; USA 1947) • Quei Loro Incontri (Jean-Marie Straub / Danièle Huillet; F/I 2005) • Star Spangled to Death (Ken Jacobs, USA 1956-1960 / 2003-2004) • The Naked Kiss (Sam Fuller; USA 1964) • The New World (Terrence Malick; USA 2005) • Toutes les nuits (Eugène Green; F 2001) • Une chambre en ville (Jacques Demy; F 1982) • Vrai faux passeport. Fiction documentaire sur des occasions de porter un jugement à propos de la façon de faire des films (+ Ausstellung; Jean-Luc Godard; F 2006) • Warrendale (Allan King; Can 1967) • Zur Bauweise des Films bei Griffith (Harun Farocki; D 2006)
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Helmut Färber: Soshun / Früher Frühling von OZU Yasujiro. Über den Anfang des Films (Einstellungen 1 bis 47), München/Paris: Helmut Färber 2006.

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10 Filme (Ausstellung, Kino, DVD, Video)
– Bert Rebhandl –
Muhheakantuck, Everything Has a Name (Matthew Buckingham 2004) (Ausstellung) • My Country, My Country (Laura Poitras 2006) (Kino) • Offside (Jafar Panahi 2006) (Kino) • Inside Man (Spike Lee 2006) (Kino) • Spielberg’s List (Omer Fast 2003) (Ausstellung) • Der Kick (Andres Veiel 2006) (Kino) • Seven Men From Now (Budd Boetticher 1956) (DVD) • Ministranten (Wolfram Paulus 1990) (DVD) • The Ski Lodge (Frasier Season 5 Episode 14) (David Lee 1998) (DVD) • Heremias (Lav Diaz 2006) (Video)

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27 Filme (Kino/DVD)
– Simon Rothöhler –
Annie of the Indies (Jacques Tourneur; USA 1951) • Aus der Ferne (Thomas Arslan; D 2006) • Bayit (Amos Gitai; IL 1980) • Buffalo Bill and the Indians, or Sitting Bull’s History Lesson (Robert Altman; USA 1976) • Children of Men (Alfonso Cuarón; USA/UK 2006) • Cisko Pike (Bill L. Norton; USA 1972) • Evolution of a Filipino Family (Lav Diaz; PH 2004) • Falscher Bekenner (Christoph Hochhäusler; D 2005) • Fun with Dick and Jane (Dean Parisot; USA 2005) • Hamburger Lektionen (Romuald Karmarkar; D 2006) • Immer dieselbe Platte (Wolfgang Schmidt; D 1999) • In the Year of the Pig (Emile de Antonio; USA 1968) • Le Pont des Arts (Eugène Green; F 2004) • Les Doigts dans la tête (Jacques Doillon; F 1974) • Miami Vice (Michael Mann; USA 2006) • Mission: Impossible III (J.J. Abrams; USA 2006) • Medium Cool (Haskell Wexler; USA 1969) • Moolaadé (Ousmane Sembéne; SN/F/CN/BF/MA/TN 2006) • Quei loro incontri (Jean-Marie Straub, Danièle Huillet; F/I 2005) • Seven Men from Now (Budd Boetticher; USA 1956) • Syndromes and a century (Apichtapong Weerasethakul; F/AU/TH 2006) • Tea and Sympathy (Vincente Minnelli; USA 1956) • Tertium non datur (Lucian Pintilie; F/RO 2005) • The Unknwon (Tod Browning; USA 1927) • United 93 (Paul Greengrass; F/UK/USA 2006) • Vrai/faux passeport (Jean-Luc Godard; F 2006) • Zidane, un portrait du 21e siècle (Douglas Gordon, Philippe Parreno: F/IS 2006)

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9 Filme
– Angela Schanelec –
Um Filme Falado (2003, Manoel de Oliveira) • The New World (2005, Terrence Malick) • Les Amants réguliers (2005, Philippe Garrel) • Les yeux dans les Bleus (1998, Stéphane Meunier) • Zidane, un portrait… (2006, Douglas Gordon, Philippe Parreno) • De l’origine du XXle siècle / The Old Place / Liberté et Patrie / Je vous salue, Sarajevo (2000, 1998, 2002, 1993, 2006 Jean-Luc Godard, Anne-Marie Miéville)

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22 Filme
– Stefanie Schlüter –
La leçon de guitare (F 2006, Martin Rit) • Lucy (D 2006, Henner Winckler) • Aus der Ferne (D 2006, Thomas Arslan) • Valerie (D 2006, Birgit Möller) • Lemming (F 2005, Dominik Moll) • 4:30 (Singapur 2005, Royston Tan) • Montag kommen die Fenster (D 2005, Ulrich Köhler) • Last Days (USA 2005, Gus Van Sant) • Toutes les nuits (F 2001, Eugène Green) • After life (J 1998, Hirokazu Koreeda) • Une chambre en ville (F 1982, Jacques Demy) • Lola (D 1981, Rainer Werner Fassbinder) • L’une chante l’autre pas (F 1976, Agnès Varda) • Les doigts dans la tête (F 1974, Jacques Doillon) • A married couple (Canada 1969, Allan King) • Der Tag eines unständigen Hafenarbeiters (D 1966, Hubert Fichte und Leonore Mau) • Naked Kiss (USA 1964, Samuel Fuller) • Band of Angels (USA 1957, Raoul Walsh) • Tea and Sympathy (USA 1956, Vincente Minnelli) • Mogambo (USA 1953, John Ford) • Mildred Pierce (USA 1945, Michael Curtiz) • Chang – A drama of the Wilderness (USA 1927, Merian C. Cooper, Ernest B. Schoedsack)

Montag, 20.11.2006

Viennale 2006 (3)

Die Hommage war Olivia de Havilland und Joan Fontaine gewidmet und Hauptgrund meiner Vorfreude gewesen. Davon, dass die beiden Schauspielerinnen Schwestern sind, hatte ich zuvor nichts gewusst. Auch nichts von einem berühmten Rechtsstreit, den Olivia de Havilland mit den Warner Brothers führte, und den sie gewann. Nach anderthalb Jahren Zwangspause nahm sie als nun freiberuflich tätige Schauspielerin die herausfordernde Rolle in TO EACH HIS OWN an, für deren Darstellung sie prompt den Oscar erhielt. Mit diesem Film von Mitchell Leisen, aus dem Jahr 1946, begann für mich die Viennale.

Filme, in denen Schauspieler mit Unterstützung von Maskenbildnern Jahrzehnte altern, gehören nicht zu meinen liebsten, denn im allgemeinen möchte ich lieber glauben können, was ich sehe; realistisch muss es ja gar nicht sein. Dieser Film aber nutzte die Vorgabe, ein halbes Frauenleben zu erzählen, um auf verblüffende Art die Liebe darzustellen. Und zwar so: Eine junge Frau findet Gefallen an einem Piloten; andere Männer, von denen sie im kleinen Laden ihres Vater umschwärmt wird, machen neben ihm eine blasse Figur. Der Draufgänger wendet eine originelle – und wohl von ihm schon erprobte – Methode an, um an schnellen Sex zu gelangen. Von einer Tanzveranstaltung weg, auf einen Probeflug in seine Maschine entführt, wird ihr durch heimliches Stoppen des Motors ein leerer Tank vorgegaukelt. Lautlos segelt das Flugzeug in großer Höhe dahin. Doch statt sich im Moment des scheinbar bevorstehenden Todes an seinen Hals zu werfen, erschreckt sie ihn mit einer heiteren, fast burschikosen Seelenruhe, die von Zuversicht in ein gemeinsames Leben zeugt. Davon will er jedoch nichts wissen und startet schnell den Motor. Sie aber will ihn und kriegt ihn, und als er im Krieg stirbt, erwartet die Unverheiratete ein Kind von ihm – immerhin das, so sagt sie sich trauernd. Um den Skandal zu umgehen, will sie fern von ihrem Dorf das Kind zur Welt bringen und dann im Dorf vor eine fremde Tür legen, um sich sogleich als Adoptivmutter anzubieten. Der Plan misslingt. Eine Freundin, die gerade ihr Kind verlor, wird mit dem Findling beschenkt. Das Räderwerk des Melodrams arbeitet nun ganz vorzüglich. Das Ende aber hat mich überrascht und ein wenig gegen meinen Willen – so muss es sein! – tief gerührt. Die ganze Geschichte war als Rückblende erzählt, und dort wo sich der Rahmen schloss, an einem Bahnsteig, an dem Olivia de Havilland wartend saß und an zwei Jahrzehnte unerfüllter Mutterliebe dachte, da kam mit dem Zug ihr Sohn an, inzwischen Pilot im Folgekrieg. Und das fand ich wunderbar, irritierend und konsequent: der junge Mann wurde vom selben Schauspieler gespielt wie der Vater. Nach einigen Komplikationen, wie sie auch konventionellem Liebesglück im Wege stehen, zeigte das tolle Schlussbild Mutter und Sohn als tanzendes Paar.

Irgendwo hatte ich über die Stadt gelesen, sie sei nichts anderes als eine Konditorei am Rande des Balkans, Wien genannt. Mir kam es in diesem spätsommerlichem Oktober tatsächlich so vor, als würden nicht frischgestrichene Häuser sondern imponierende Tortenstücke die schattigen Straßen säumen, so als beleuchte das schräge Sonnenlicht auf den Dächern stolze Sahnehauben, Kirschen, Schokoraspel und doppelköpfige Adler aus Marzipan.

Der schönste neue Film in Wien war LA LEÇON DE GUITARE von Martin Rit, nur 18 Minuten lang. Dem Katalog entnehme ich: Martin Rit, geboren 1978, hat sein Kamerastudium 2004 abgeschlossen. Volker Pantenburg, der mir den Tipp gab, hat schon in der NEW FILMKRITIK über den Film geschrieben. Hat er den Namen des fantastischen Hauptdarstellers (Serge Riaboukine) erwähnt? Bestimmt. Noch einem anderen Serge, nämlich Gainsbourg, verdankt der Film einen Anteil seiner Schönheit, denn eines von Gainsbourgs Liedern ist der Stoff der GITARRENLEKTION. Ich sehe das Gesicht des Hauptdarstellers wieder vor mir, seine Neugierde, sein Lernen wollen. Ich fühle wieder, wie ich mich gespannt frage: Wird er das denn lernen können? Interessiert er sich nicht zu sehr für die Freundin des Gitarrenlehrers? Ich habe eine unbändige Lust diesen Film wiederzusehen.

Die größte Entdeckung in Wien war LIGHT IN THE PIAZZA eine M-G-M-Produktion aus dem Jahr 1962, in Metrocolor und Cinemascope, inszeniert von Guy Green. Darin war Olivia de Havilland die Mutter von Yvette Mimieux. Die beiden Amerikanerinnen, unterwegs in Florenz, wurden umschwärmt von zwei italienischen Männern. Der junge George Hamilton und der verführerische Rossano Brazzi. Halliwell’s Filmlexikon nennt den Film ein „puzzling romantic drama in which one is never quite sure why the characters behave as they do“. Leslie Halliwell meint das nicht wohlwollend. In seinem Versuch einer Inhaltsangabe hat Olivia de Havillands die Absicht „to marry off her mentally retarded daughter to a wealthy Italian.“ Es ist aber eben gerade das Herrliche an diesem Film, dass der Zuschauer in jeder Szene überlegen darf, ja höllisch aufpassen muss, ob Olivia de Havilland denn überhaupt ihre Tochter abgeben will; ob Yvette Mimieux denn überhaupt so sehr zurückgeblieben ist; ob diese beiden Italiener denn überhaupt reich und Vater und Sohn und ehrenwerte Gestalten sind. Nachher im kleinen Kreis bei Tagesteller und Bier gerieten wir darüber wunderbar einig ins Schwärmen. Es bestand nicht der geringste Zweifel, genau im Aufrechterhalten dieser flirrenden Ungewissheit bestand die hohe Erzählkunst des Films. Tatsächlich „puzzling“ war dieses romantische Drama, und außerdem eigentlich eine Komödie. Und noch dazu (in einem Kino, das zufällig Metro hieß) in Metrocolor und Cinemascope! Das bedeutete, dass man neugierig an den Schauspielern vorbei in die Straßen von Florenz blicken konnte, als säße man dort vor fünfundvierzig Jahren gemütlich in einem Straßencafe. Unabgesperrt geht rundum das Leben seinen Gang. Und alles hat die Schönheit jener künstlichen Farben, die die Welt nie und nirgendwo hatte, auch 1962 nicht, auch in Florenz nicht.

Neben LIGHT IN THE PIAZZA gab es noch einen zweiten Film zu sehen, zu dem Julius J. Epstein (damals noch gemeinsam mit seinem Bruder Philip G. Epstein) das Drehbuch geschrieben hat: THE STRAWBERRY BLONDE von Raoul Walsh aus dem Jahr 1941. Auch hier unternahm das Erzählen langsam und nachdrücklich eine Korrektur an der Vorstellung, die sich der Zuschauer von den Helden gemacht hatte. James Cagney und Olivia de Havilland waren am Ende ganz andere Menschen als am Anfang des Films. Nicht weil sie sich verändert hätten, sondern weil wir sie nun kennen gelernt hatten. Sie entpuppten sich als eher schwach, verletzlich und – sehr glücklich. Als im Abspann die Zuschauer überraschend aufgefordert wurden, das so oft erklungene titelgebende Lied gemeinsam zu singen, fürchtete ich sehr, das würde geschehen. Ich wäre vor Rührung auf der Stelle in lautes Schluchzen ausgebrochen, und das wäre sogar mir zu peinlich gewesen.

Am letzten Tag meines Aufenthaltes in Wien machte ich einen Abstecher in ein Vorortkino. Die Breitenseer Lichtspiele zeigten Harald Reinls SCHLOSS HUBERTUS von 1973. Beim Anblick des hundert Jahre alten, schmalen Saales, mit seinen hellbraunen Holzsitzen, befiel mich ein feierliches Gefühl, als wäre es doch möglich, dass ein Ort, der ärmlich, bescheiden und schön ist, ewig fortbestehen darf. Der ruhelose Film, der wie rasend bemüht war, einen viel zu umfangreichen Roman mit all seinen Aktionen komplett wiederzugeben, passte gut in meine Stimmung. Höhepunkt war das überaus spannende Erklettern eines Adlernests im felsigen Steilhang, über viele aneinandergefügte Holzleitern, erfolgreich, bis giftiger Staub, getrockneter Kot der Vögel, dem gierigen Räuber in die Augen rieselte und ihn erblinden ließ. Am nächsten Tag saß ich zufrieden im Zug nach hause. Hoffentlich würde es mir gelingen, meine Freundin an ihrem morgigen Geburtstag zu überzeugen, wie schön es sein könnte, in Düsseldorf-Bilk im Metropol EL CID zu sehen, von Anthony Mann. Mit Charlton Heston und Sophia Loren. Charlton Heston! Und Sophia Loren!

– Rainer KNEPPERGES –

Freitag, 17.11.2006

PETER NAU ZEIGT BUNUEL

Filmsamstag, 25.11.06, 18 Uhr

Babylon Berlin Mitte, Studiokino, Rosa Luxemburg Str. 30, 10178 Berlin

Luis Buñuel: CELA S’APELLE L’AURORE
(Das nennt sich Morgenröte)

1955 35mm sw 102 min Frankreich
mit Georges Marchal, Lucia Bosé, Julien Bertheau,
Jean-Jacques Delbo, Gianni Esposito

„Im November ist der Filmkritiker Peter Nau unser Gast.

Er zeigt CELA S’APELLE L’AURORE (1955) von Luis Buñuel, auf Korsika gedreht, nach einem Roman von Emmanuel Roblès. Peter Nau und der Filmemacher Karl Heil sprechen über diesen Film. Wir zeigen ihn in französischer Originalfassung mit von mir eingesprochener Übersetzung.“ (Bärbel Freund)

Das Weib Narses: … Wie nennt man das, wenn
der Tag anbricht wie heute, und alles geplündert
und verwüstet ist, und man dennoch die Luft
einatmet, wenn alles verloren ist, die Stadt
brennt, die Unschuldigen sich gegenseitig
umbringen, die Schuldigen aber im Sterben
liegen, in einem Winkel des anbrechenden
Tages?
Der Bettler: Das hat einen sehr schönen Namen,
Weib des Narses. Das nennt sich Morgenröte.

Jean Giraudoux, Elektra

Luis Buñuel: CELA S’APELLE L’AURORE, 1955

Ansichten von einem pittoresken Mittelmeerhafen, Glockenläuten.

An der Seite des Polizeikommissars macht Valerio, der Arzt der Insel (Georges Marchal), eine Autofahrt ins gebirgige Landesinnere. Am Bett des vergewaltigten kleinen Mädchens, zu dem sie gerufen wurden, begegnet er schicksalhaft Clara (Lucia Bosé). Ihr schmales Gesicht, bleich und anmutig verschlossen, ist von einmalig persönlichem Reiz. Durch ihr schwarzes apartes Kleid, sowie eine dreifache lange Halskette mild schimmernder Perlen kommt zudem etwas phantastisch Luxuriöses in ihre Erscheinung, zumal in einer ländlich archaischen Umgebung.

Den Kommissar, vor dessen schwarzer Seele sich die erwiesene Schuld des verrückten, in einen Hühnerpferch gesperrten Vergewaltigers leuchtend abhebt, gibt Julien Bertheau (Comédie Française) als weichlich brutalen Schöngeist. (Auf seinem Schreibtisch im Kommissariat liegt neben einem Paar Handschellen eine Ausgabe der Theaterstücke Claudels.) Ebenso wie sein Pendant, der Fabrikherr und Gutsbesitzer Gorzone, trägt er stets, auch im Sommer, zum Sakko passende Glacéhandschuhe. Das Bedürfnis, zu bestrafen, wird bei ihm flagrant. Seinem Hang zum Schnüffeln, zum Einbruch in Privatsphären, folgt er auch im Fall des jungen Doktors und Claras: bei Buñuel zeigt das soziale Unrecht am liebsten im Bereich nicht sanktionierter Sexualität seine Zähne. Dabei ist der Regisseur immer zärtlich zu seinen Monstern, man bewundert die sie verkörpernden Darsteller.

In der „Morgenröte“ nahm er sich, mit neorealistischem Touch, der verlassensten Einzelnen an: Sandros, des rechtlosen Landarbeiters, und Valerios, der Sandro in seinem Haus vor der Polizei verbirgt. Einmal, wenn Valerio müde von seiner Arbeit in die Wohnung von Clara kommt, nimmt er aus seiner Jackentasche eine kleine Schildkröte und gibt sie ihr: „Ich habe sie unterwegs aufgelesen, sie heißt Clara“.

Peter NAU

Dienstag, 07.11.2006

anniversary

„new filmkritik“ wird heute fünf. Hier der erste Text. Vielen Dank!

Montag, 06.11.2006

Buch- und Veranstaltungshinweis

„Man wird mich also für befangen halten, wenn ich sage, Lemke sei der Größte seit Helmut Käutner und der Beste dieser Tage, aber so ist es. Das Bild, das schon zu Zeiten von ‚Acapulco‘ gezeichnet wurde, wird endlos durchgepaust. ‚Rocker‘, ‚Paul‘ und ‚Amore’werden ihre verdienten ersten drei Plätze in der Rangliste des deutschen Nachkriegskinos einnehmen, wenn das letzte Butterbrotpapier zum Durchpausen deutscher Filmhistorie in Fetzen geht.“

Schreibt Rainer Knepperges in einem schönen Text über Klaus Lemke. Der Text ist in der taz und in einem Buch zu lesen, das heute nachmittag um 17 Uhr im Museumsraum (4. Stock) des Berliner Filmhauses am Sony-Center, Potsdamer Straße 2 vorgestellt wird: INSIDE LEMKE – EIN KLAUS LEMKE LESEBUCH heißt das Buch, herausgegeben ist es von Brigitte Werneburg, mit Texten von Georg Alexander, Michael Althen, Iris Berben, Wolfgang Büld, Rebecca Casati, Bernd Fiedler, Oliver Fuchs, Alexander Gorkow, Dominik Graf, Frieda Grafe, Mirco Hölling, Rainer Knepperges, Ekkehard Knoerer, Ulrich Kriest, Martin Müller, Anne Philippi, Peter Przygodda, Christopher Roth, Hans Schifferle, Georg Seeßlen, Claudius Seidl, Brigitte Werneburg und Wolf Wondratschek.

Zur Buchvorstellung wird auch Klaus Lemke da sein.

Sonntag, 05.11.2006

Jene ihre Begegnungen – In memoriam Danièle Huillet

Am Montag, dem 6. November 2006, wird der neue Film von Danièle Huillet & Jean-Marie Straub – QUEI LORO INCONTRI – um 20 Uhr im Berliner Zeughauskino gezeigt – zum Gedenken an Danièle Huillet, die am 9. Oktober gestorben ist. Auf der Langtextseite haben wir Erinnerungen, Nachrufe, Notizen und Photos versammelt.

Es wird an dem Abend auch der letzte Film von Huillet/Straub – ein (wiewohl anonymer) Ciné-Tract – EUROPA 2005, 27 OCTOBRE – in deutscher Erstaufführung gezeigt.
Eine Auftragsproduktion von RAI Tre. Enrico Ghezzi bat Anfang des Jahres mehrere Filmemacher (darunter z.B. Francis Ford Coppola) um eine Art „Sequel“ zu Roberto Rossellinis EUROPA ’51 (1952). Dies hier ist nun das erste und bislang einzige Resultat dieser Initiative.
„Es ist kein Geheimnis, aber es mag ein Mysterium bleiben.“
Der Ciné-Tract wurde am 10. April 2006 zwischen 14.30 und 15.30 Uhr in Clichy-sous-Bois bei Paris gedreht, wo am 27. Oktober 2005 kurz nach 18 Uhr drei Jugendliche auf der Flucht vor der Polizei sich auf dem Gelände des Elektrizitätswerkes in einem Transformatorenhaus verstecken wollten. „Stop! Ne risque pas ta vie!“
Zwei der Jungs – Bouna Traore (15) und Zyed Benna (17) – kamen dabei ums Leben, sie verbrannten lebendigen Leibes. „L’électricité est plus fort que toi!“ Um 18.12 Uhr fiel der Strom aus in Clichy-sous-Bois.
Dieser „Zwischenfall“ war der Anlaß für die sich weithin und über drei Wochen lang ausbreitenden gewalttätigen Unruhen in den banlieues.
Si vous en pleurez encore … Wenn ihr darüber noch trauert …


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Donnerstag, 26.10.2006

Veranstaltungshinweis

So. 29.10.2006 21:00 Uhr

MINUTENTEXTE. THE NIGHT OF THE HUNTER

Filmclub 813, Köln, Kino in der Brücke, Hahnenstr. 6, 50667 Köln.

Lesungen, Hörspielausschnitte, eine Computeranimation, Sekundenbilder u.v.m.

Die 93 Minuten von Charles Laughtons Film aus dem Jahr 1955 wurden von den Herausgebern Volker Pantenburg und Michael Baute unter 93 Autoren verlost. Mit dabei Hartmut Bitomsky, Harun Farocki, Julia Hummer, Peter Nau, Enno Patalas, Christian Petzold, Klaus Theweleit, Klaus Wyborny, Hanns Zischler und viele andere.

Lesungen (mit vorangehender Minutenprojektion) von: Olaf Möller (Minute 19), Stefan Ertl (Minute 30), Thorsten Krämer (Minute 52), Werner Dütsch (Minute 53), Rainer Knepperges (Minute 82).
Dazu Hörspielausschnitte (Erzähler: Charles Laughton), eine Computeranimation von Ursula Döbereiner zu Minute 38, „Sekundenbilder – What Secret Shall I Tell?“ (4 Minuten) – danach Gespräch und Fragen, Umtrunk, Abspielen von Coverversionen der im Film gesungenen und von Walter Schumann komponierten Lieder, Geselligkeit.

Der Film THE NIGHT OF THE HUNTER läuft am selben Tag um 17 Uhr im Filmforum NRW.


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