Einträge von Michael Baute

Sonntag, 19.11.2006

Rezensionen – Sigi Götz Entertainment (Nr. 10)

Die soeben erschienene Ausgabe der Zeitschrift Sigi Götz Entertainment (Die zehnte Spanne). Vierundzwanzig hochinformative Seiten für nur 2 Euro.

Auf acht von ihnen, engbedruckt, schreiben SGE- (und auch „new filmkritik“-) Autoren über das weichenstellend Prägende und Wertvollste aus ihren Bibliotheken.
Das sind Einträge zu: Zäpfelkerns Abenteuer | Pitje Puck | Balduin Pfiff | Winnetou | Die Geschichten von Herrn Keuner | Film-Revue Nr. 7 (1962) | Andy jagt den Feuerteufel | Marvel Comics Postcard Book | Kino – wie es keiner mag: Die schlechtesten Filme der Welt | Howl 4 | Wunder und Taten der Heiligen | Pippi Langstrumpf | Zazie in der Metro | Truffauts Text „Wovon träumen die Kritiker?“ | die Filmkritik Nr. 243 über Tourneur von Wolf-Eckart Bühler | Wim Wenders‘ „That’s Entertainment: Hitler“ über Fests Film | Trempers „Große Klappe – Meine Filmjahre“ | Peter Naus „Spätlese“ | Lieber John | Joseph Wambaughs Romanen | Tapping the Source | Black Tickets | Spiel mit Strich und Schnipsel | Pardon | Mad | Klassiker des Horrorfilms | Willy Haas‘ „Die literarische Welt“ | Trumpf-Quartett Luxus-Autos | Baudelaires „Petits poèmes en prose“ | Adornos „Minima Moralia“ | Melvilles „Bartleby“ | Das Kapital | Edgar Wallaces Romanen | den Tip-Filmjahrbüchern | Mishimas „Der Seemann, der die See verriet“ | Die Gesellschaft des Spektakels | Red Sea Diver’s Guide | Bunter Kinder Kosmos | Wir Höhlenkinder | Liebe Nina Hagen! | Asterix – Tour de France | Chandlers „Lebewohl, mein Liebling“ | Ein geisteskrankes Mädchen | Cyrano de Bergerac | Midi-Minuit Fantastique | Dreams and Dead Ends: The American Gangster/Crime Film | The Devil Thumps a Ride and Other Unforgettable Films | Laid Bare – A Memoir of Wrecked Lives and the Hollywood Death Trip | Entre deux censures – Le Cinéma érotique de 1973 à 1976 | einer Anthologie mit Grusel und Geistergeschichten | Novelizations von KRIEG DER STERNE und ALIEN | Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht? | Ganghofers „Waldrausch“.

Es ist ob dieses Listenumfangs nur verständlich, dass die beliebten Glamour-Girl, bzw. -Boy Annotationen in diesem SGE-Heft die Form eines Glamour Girl spezial annehmen. Stefan Ertl schreibt darin angenehm und kenntnisreich über Amanda Lear und Mondo Erotico.

Noch vieles gibt es in der neuen Sigi Götz Entertainment Ausgabe. Ein SGE-Gespräch mit dem Siggi Götz Darsteller Rinaldo Talamonti und eines mit Hans Schifferle über die Publikation X-Film („80 Prozent Porno“) –

(…) Irgendwann ist die Süddeutsche Zeitung auf uns aufmerksam geworden. Giovanni di Lorenzo, der damals viel für die Seite Drei geschrieben hat, fand das ein sehr interessantes Projekt und wollte die Hauptakteure sprechen. Er ist dann zu mir in die Wohnung gekommen und hat zwei Stunden mit mir über dieses Thema geredet, das für ihn eine einzige Terra incognita war. Und tatsächlich ist ein großer Artikel auf der Seite Drei erschienen, der ganz wohlwollend geschrieben war. Er fand interessant, daß man sich dem Kosmos der Pornographie mit ästhetischen Kriterien nähert und sich mit der Historie beschäftigt. Trotzdem ist die Reportage ein bißchen ins Merkwürdige gerutscht. Bei mir hat er geschrieben: „Ein junger Mann mit langen Haaren und außergewöhnlich sanftmütigem Auftreten.“ Während des Gesprächs wollte er zudem beharrlich wissen, wieviel Pornos man eigentlich so schauen kann. Ich habe ihm geantwortet, daß man für die Vorbereitung des Heftes die Sachen ja nicht anschaut, um erregt zu werden, sondern wie andere Filme auch. Als er aber nicht lockergelassen hat mit seiner Frage, habe ich gesagt: Manchmal kann man gar nichts sehen, weil einem gleich schlecht wird und manchmal sitzt man mehrere Stunden vor dem Fernseher. Das hat sich dann in der Reportage so gelesen: „In guten Zeiten bringt er es auf zwei oder drei Stunden Pornos täglich.“ Das wiederum hat meine Nachbarn sehr schockiert. „Ihr Sohn macht aber merkwürdige Sachen“, mußte sich meine Mutter anhören. Mich hat das aber eher amüsiert. (…)

Außerdem wieder ein Sigi Götz Sammelbild (diesmal: Rinaldo Talamonti) und das in der Mitte des Hefts angebrachte und daher herausnehmbare Plakat zum 39jährigen Sendejubiläum von XY-Aktenzeichen-Ungelöst, auf dem die Namen der beliebtesten Darsteller dieser Sendung kompakt und praktisch, weil in kleiner Schriftgröße und Blocksatz, abgedruckt sind.

Einem Teil der Auflage liegt die 80seitige Sonderveröffentlichung Golfspielen mit Sigi Götz bei. Abonnenten erhalten als Prämie eine Postkarte aus Matthias Rajmanns Foto-Edition „SGE Unterwegs“.

Bestelladresse: Ulrich.Mannes[at]t-online.de

Dienstag, 24.10.2006

Viennale 2006 (I) / Demy monde

„Demy monde“ heißt der Text von Jörg Becker, der im Katalog zur Retrospektive der Viennale 2006 erschienen ist, zweispaltig, S. 8 – 32 . „Demy/Varda“ heißt dieses Katalogbuch, 183 Seiten, herausgegeben von Astrid Ofner, im Vertrieb des Schüren Verlags.

Während ich auf der Viennale war -7 Tage-, hätte ich Jacques Demys „Une Chambre en Ville“ (Frankreich 1982) gern wiedergesehen. Aber es ging sich nicht aus. Oft ist ja die Rede von Meisterwerken. Darüber wäre zu sprechen, weshalb solch ein Reden den Filmen oft nicht nützt, sie wie registriert und schon abgehakt, unberührbar und damit uninteressant, unberührend macht. Die Leselisten im Erstsemester. Der Vortrag des Filmhistorikers in Bielefeld, Anfang der 90er Jahre, in dem -sinngemäß- uns das Recht abgesprochen wurde, zu Filmen zu reden, kennten wir das Werk Dreyers nicht. Andererseits hilft es ja auch nicht, dann lieber erst gar nicht mit dem Reden anzufangen. Die Filme sind ja nicht einfach von alleine in der Welt. Irgendein Reden zwischen dem von Meisterwerken, dem akademischen Thesenjargon, dem witzelsüchtig mäkelnden und dem vom Entdeckertum vieler Filmschreiber geprägten, der das von der Kulturindustrie gewährte jus primae noctis ergreift. Da musst Du durch. Als jedenfalls „Une Chambre en Ville“ Anfang des Jahres in einer kleinen Reihe von Filmen im Arsenal in Berlin lief, war das Kino fast leer.

Demys „Pied Piper“ (GB 1971) war kurz nach „Peau d’âne“ (Frankreich 1970) gemacht worden. Befremdend die Kostüme der Hamelner Bürgersfrau, die schlauchig teigartigen Wülste ihrer Kappe, ebenso minimalistisch grotesk wie die überdimensioniert spitz zulaufenden Hüte der katholischen Würdenträger in Blutrot. Manchmal meint man, die Spitzen berühren die niedrigen Zimmerdecken in den mitteldeutschen Dekors. Aber die Kamera zeigt sie nie lang. Es war eine Produzentenidee, Donovan in „Pied Piper“ als singenden Rattenfänger zu besetzen. Immer wenn er ins Bild kam, musste ich daran denken, wie despektierlich Dylan über ihn spricht in Pennebakers Dokumentarfilm. Das Konzept Folk-Pop widerspricht dem des film enchantée.

In „Parking“ (Frankreich 1985) wie Orphée nach der Liebesnacht mit der asiatischen Eurydice vorm offenen Kamin auf dem Flokati in der Morgendämmerung aus seinem Turm eilt in weißen Schuhen, weißer Hose und weißer Jacke. Die ebenfalls weiße E-Gitarre mit Schultergurt in seiner Hand: mit geübtem Schwung pendelt er sie auf seinen Rücken. Die halsbrecherische Fahrt hinein in die Stadt über die Pérépherique auf dem Motorrad, die Kamera neben dem Vorderrad installiert. War dieses Motorrad auch weiß? Später das zerrend scheiternde Entkommen aus der Unterwelt, der Autotunnel, das Tageslicht scheint so nah. Ein paar Meter noch, Eurydice – jedoch… Aber wie er dann, noch später, zum Schluss beim finalen Konzert sein Gesicht verzerrt und die Aussprache des Rock-Chanson über den Styx in den Halbnahen und Nahen aussieht, als deklamiere einer aus der Académie Francaise einen Popsong. Nach der Premierenfeier, am Schluss des Films, wird er schließlich von Charon getötet. Ein Spalier von Menschen. Einer sagt: Es ist ein Verbrechen geschehen, ein Poet ist getötet worden. – Sie irren sich (vous êtes trompée), sagt da ein anderer, die Dichter sind unsterblich. Cocteau? Jean Marais spielt in „Parking“ den Hades.

„Trois Places pour le 26“ (Frankreich 1988). Jemand meinte, in Yves Montand Rudi Carell zu sehen. Aber sagen nicht alle Filme von Demy: Misstraue Deinem Dünkel! Jeder Form ist eine Umwertung eingeschrieben. Hier das Fernsehballetthafte und die Harald-Juhnke’eske Lässigkeit des 50er-Chanson-, 60er und 70er-Jahre-Film- und 80er-Medien-Adels von Montand. Auf der einen Seite. Auf der anderen aber das Pink-Proletarische der späten 80er, deren billiger Stoffe, deren geometrischen Schnitte, das Betoneske der Frisuren. Sappho.

Von Jacques Demy immer noch, nach so langer Zeit, nicht gesehen: Le Sabotier du Val de Loire (Frankreich 1955); Le Bel Indifferént (Frankreich 1957); Ars (Frankreich 1959); Model Shop (USA 1968); Lady Oscar (Frankreich 1978). Die Retro im Filmmuseum läuft noch bis nächsten Montag, 30.10.2006.

Freitag, 15.09.2006

fernsehhinweis

Heute Nacht läuft im WDR um 0:45
der Kölner-Gruppe-Klassiker
TOUR EIFEL
von Christian Mrasek und Rainer Knepperges
aus dem Jahr 2000

Freitag, 01.09.2006

* Film und Kritik

Freitag, 25.08.2006

*

Man muss nur sehen, dass es immer zu jeder Zeit alle Möglichkeiten gibt. Man glaubt nur, man könne die im Moment nicht nutzen, weil die Mode anders ist. Das ist genau wie mit den gelben Telefonzellen, die ja angeblich deutschlandweit durch die grau-magenta Säulen ersetzt worden sein sollen. Aber man muss nur ein paar Kilometer aus den Städten rausfahren, dann stellt man fest, dass die gelben Zellen noch überall stehen. Die Telekom hat es mit ihrer Kampagne nur geschafft, sie aus dem öffentlichen Bewusstsein zu verdrängen. Wir sind während der Dreharbeiten sogar Dorfbewohnern begegnet, vor deren Haustüren gelbe Telefonzellen standen und die felsenfest davon überzeugt waren, dass es sie nicht mehr gibt.

Die Interviews [artechock; Freitag] von Rainer Knepperges und Christian Mrasek anlässslich ihres klasse Films Die Quereinsteigerinnen.

Mittwoch, 16.08.2006

* Parallel Film, Notizbuch Christoph Hochhäusler

Freitag, 12.05.2006

* Celine Scemama > La „partition“ des Histoire(s) du cinéma de Jean-Luc Godard
„L’ambition de la « partition » dont vous trouverez les liens ci-dessous est d’offrir le tableau le plus complet possible sans être une simple énumération ni une indexation de références. Ce tableau tente au contraire de s’approcher du mode d’apparition ou de substitutions, de superpositions ou de retentissement vertical des éclats et des constellations du film.“
[via FraFuchs-Furl – vielen Dank!]

Dienstag, 14.02.2006

The New World hatte mich durcheinander gebracht, besser, dachte ich, ich schreibe erstmal nichts dazu auf. Aber ich muss aufschreiben, wie der Film schneidet, Wasser, Wind, songs of selfs, die Wahrnehmungen von Körpern, denen Geschichte dazwischen gerät, Metall. Peleschian war mir eingefallen und französische Filme aus den 20ern und Schönheit als mögliches Ende des Schrecken. Die Linken mögen diesen Film nicht, die Rechten schon; dort anzukommen, wo Angekommensein sich nicht gut anfühlt, dachte ich, als ich das alles las, und: besser schnell weiter, you better be quiet, dachte ich, you better be quiet, schreib erstmal nichts dazu auf.

Wie das Publikum Buh ruft. Ich bin zuwenig draußen gewesen in der letzten Zeit, wie seltsam sich Buhrufe anhören, hatte ich vergessen.

Shelley Winters, Elizabeth Taylor in George Stevens Film „A Place in The Sun“, USA 1949-51, ein Film der Paramount. Der Restaurator aus Kalifornien erzählt, Stevens habe in seinem Arbeitszimmer zwei Projektoren aufgestellt, die Aufnahmen aufeinander zu legen um zu schauen, welches Bild zu welchem passe. So sei es zu den vielen Überblendungen gekommen. Das Licht der Elizabeth Taylor und das Licht der Shelley Winters. Elizabeth Taylors Bild, das sich auf Shelley Winters‘ legt, ein Unterschied im Strahlen. Könnte man sich vorstellen, die Bilder, die der Film von Elizabeth Taylor und Shelley Winters macht, seien komplementär und könnten übereinandergelagert etwas anderes sein als ein Palimpsest, ein Hologramm vielleicht, eines, in dem das eine Bild das andere nicht ausradiert oder ersetzt, sondern beide sich ineinander verzahnen, verschwimmen, auflösen? Die Fabel, der Film, die Überblendungen, lassen keine Zweifel, dass es notwendig ist, die eine durch die andere Frau zu ersetzen, etwas anderes kann man sich, wegen der Fabel, dem Film, der Überblendungen, nicht vorstellen. Auch in diesem Film wird in der Abfolge der Geschichte die eine Frau die andere ersetzen. Cadavre Exquis. Eisenstein hatte Anfang der dreißiger Jahre den Stoff bearbeitet, ein Roman von Theodor Dreiser, Josef von Sternberg 1931 „An American Tragedy“ rausgebracht, Godard 1989 „Nouvelle Vague“, und Bergala in einer der letzten Cahiers über Frauen, die in Seen ertränkt werden, geschrieben.

6 Filme, in denen oft Türen auf- und zugemacht werden:
– Visullui Liviu (Liviu’s Dream – Rumänien 2003)
– Hon dansade en sommar (Sie tanzte nur einen Sommer – Schweden 1951)
– Falscher Bekenner (D 2005)
– Sobhi Digar (Another Morning – Iran 2006)
– De Particulier à Particulier (Frankreich 2006)
– Wholetrain (D 2006)

2 Filme, in denen Türen ignoriert werden:
– Montag kommen die Fenster (D 2006)
– Tertium Non Datur (Rumänien 2006)

Donnerstag, 12.01.2006

Wegbeschreibung

„(…)Die nächste Querstraße links findet ihr nach 100 Metern auf der rechten Seite ein angemaltes (besetztes) Haus, wo ihr durch ein Fenster in das Kino klettert.(…)“

Donnerstag, 29.12.2005

2005 – 23 Filme (Kino, Galerie, DVD, Fernsehen)

Thom Andersen: Los Angeles Plays Itself (USA 2003) # Judd Apatow: The 40 Year Old Virgin (USA 2005) # Alain Bergala: Le cinéma – Une histoire des plans (F 1996) # Busby Berkeley: Dames (USA 1934) # Bruce Baillie: Mass for the Dakota Sioux (USA 1964) # Lucile Chauffour: Violent Days (F 2003) # Claire Denis: L’Intrus (F 2004) # Raymond Depardon: Profils Paysans – Le quotidien (F 2004) # Harun Farocki: Aufstellung (D 2005) # Anna Faroqhi: Das Haus und die Wüste (D 2005) # Stefan Hayn und Anja Christin Remmert: Malerei Heute (D 1998-2005) # Jared Hess: Napoleon Dynamite (USA 2004) # Hong Sangsoo: Keuk jang jeon (Tales of Cinema; Südkorea/F 2005) # Hong Sangsoo: Kangwondo El Him (The Power of Kangwon Province; Südkorea 1998) # Kwon-Taek: Chukje (Südkorea 1996) # Klaus Lemke: Träum weiter, Julia (D 2005) # Liu Jiayin: Niu Pi (Oxhide; China 2005) # Pier Paolo Pasolini: Appunti per una orestiade africana (Notizen für eine afrikanische Orestie; Italien 1969) # Hugo Santiago: Invasión (Argentinien 1969) # Volker Schreiner: Counter (BRD 2004) # Andy Warhol: Screen Tests (USA 1963-66) # Klaus Wyborny: Sulla (BRD 2002) # Yi Yi-Fan: Yan Mo (Before the Flood; China 2004)


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