Einträge von Michael Baute

Samstag, 09.02.2002

Berlinale: Presseschauen und Weblog

Donnerstag, 07.02.2002

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El Valley Centro, von James Benning. Heute abend, 22 Uhr, im Arsenal.

Sonntag, 27.01.2002

langtexthinweis

Ein längerer Text zu Spike Jonzes “Being John Malkovich”, von Bert Rebhandl verfasst, ist jetzt auf unserer Schwester- und Langtextablageseite, hier, zu lesen.

Samstag, 26.01.2002

Bei Malorama gesehen:
The black-and-white photographs of the Farm Security Administration-Office of the Office of War Information Collection are a landmark in the history of documentary photography. The images show Americans at home, at work, and at play, with an emphasis on rural and small-town life and the adverse effects of the Great Depression, the Dust Bowl, and increasing farm mechanization. Some of the most famous images portray people who were displaced from farms and migrated West or to industrial cities in search of work. In its latter years, the project documented America’s mobilization for World War II. The collection includes about 164,000 black-and-white negatives; this release provides access to over 160,000 of these images. The FSA-OWI photographers also produced about 1600 color photographs. Two illustrated lists of frequently requested images from the FSA-OWI Collection, ‚Migrant Mother‘ Photographs and Photographs of Signs Enforcing Racial Discrimination„, are also available from the Prints and Photographs Reading Room.
Das Foto oben -”Getting ready to serve the barbeque dinner at the Pie Town, New Mexico Fair”- hat Russel Lee im Oktober 1940 aufgenommen. Für ein paar Dollar kann man sich bei der Library of Congress einen Abzug davon bestellen.

Donnerstag, 17.01.2002

Fernseh-Hinweis

Eric Zoncas “La vie rêvée des anges” (dt.: “Liebe das Leben”), 18.1., 0:50 – 2:40, im ZDF.
In einer Szene im letzten Drittel des Films liest Elodie Bouchez das Tagebuch eines Mädchens. Dieses Mädchen liegt bewußtlos im Krankenhaus, eine zum Schluß des Films immer bedeutender werdende, obwohl nur effektiv, kaum szenisch weiträumig ausgebaute Parallelgeschichte handelt von der Begegnung zwischen Elodie Bouchez und dem bewußtlosen Mädchen.
Die Bewußtlosigkeit dieses Mädchens stellt der Film durch das trotzige Engagement Elodie Bouchezs in Frage, dem es darum geht, dass man mit psychisch Abwesenden kommunizieren können müsse. Es gibt dazu eine sakral anmutende Szene im Kerzenschein einer Krankenhauskapelle, die vielleicht einzige unmittelbar symbolische Darstellung dieser Empathieversuche Elodie Bouchezs. Bestimmt gibt es in der Theologie Diskurse, die mich den Titel des Films besser verstehen ließen, von Kirchenvätern, die darüber nachgedacht haben, ob Leben etwas von Engeln geträumtes ist. Während des Filmguckens sind mir damals, 1998, als der Film in den deutschen Kinos zu sehen war, solche metaphysischen Fragestellungen nicht aufgefallen, weil die Figuren so hart miteinander umgehen und deren Beziehungen so konsequent physisch und bisweilen hastig erzählt werden. Elodie Bouchezs Beziehung zu dem bewußtlosem Mädchen spiegelt ihre Beziehung zu Natacha Régnier.
Irgendwie, und ich weiß nicht mehr wie genau, hat das bewußtlose Mädchen etwas mit der Wohnung zu tun, in der Natacha Régnier wohnt und die sie für einen Großteil des Films mit Elodie Bouchez teilt. Elodie Bouchez tritt am Anfang in diesen Film wie die Wiedergeburt von Sandrine Bonnaire aus Agnès Vardas “Sans loi ni toit” (Frankreich 1985), lernt in der nordfranzösischen Stadt bei einer Arbeit Natacha Régnier kennen und zieht bei ihr ein. Agnès Godard hat die Kamera geführt für diesen Film, und trotz der dreieinhalb Jahre, die vergangen sind seit ich den Film zum letzten Mal sah, kann ich mich an diese Szenenfolge erinnern, in der Elodie Bouchez zufällig das Tagebuch findet und heimlich den Tabubruch begeht, von der ersten Liebe des Mädchens zu lesen in deren Tagebuch. Die Handkamera zeigt lange ein Bild einer handschriftlich verfassten Seite darin.
Es gibt noch eine andere Sequenz aus dem Film, an die ich mich erinnere. Damals hatte ich viel zu tun mit Büchern, die das Drehbuchschreiben beizubringen suchen und in einem der besseren aus Nordamerika wird der Autor ärgerlich und wütend über eine Szene in einem Film von Téchiné, ich glaube seine Wut traf “Ma saison préférée” (Frankreich 1993). Das Buch habe ich inzwischen schon wieder verkauft und kann also nicht daraus zitieren. In jener Szene, die ausdrücklich mit dem erbosten Bann des amerikanischen Drehbuchschreibtrainers belegt wird, geht es darum, dass eine Figur in einen Raum tritt und eine andere Person tot im Bett vorfindet; der darauffolgende Schnitt offenbart aber, dass die eben noch tote Person lebendig am Fenster steht. Das -zwei Versionen einer identischen Begegnung zu zeigen-, sagte der amerikanische Autor, darf man nicht machen, sinngemäß sei es so etwas wie eine Todsünde, weil der Zuschauer auf eine falsche Fährte gelockt würde, verwirrt von der Wahl. Durch diesen Bann war ich natürlich neugierig geworden auf jene Szene, ein paar Wochen später sah ich sie auf Video.
Es gibt das oft in Filmen von Téchiné, dass eine Figur freiwillig aus dem Leben treten will und das darüber sich Beziehungen verändern und aufschließen für Entwicklungen. Wie zeigt man das in Filmen, dass es immer zumindest diese eine Wahl gibt, weiter oder nicht mehr weiter wählen zu wollen. Deleuze hat darüber im ersten Kinobuch geschrieben und Téchiné hat in einem anderen Film, “Les Voleurs” (Frankreich 1996), Catherine Deneuve einen Abschiedsbrief schreiben lassen, den Daniel Auteuil liest, nachdem er von ihrem Selbstmord erfahren hat, und der einen Grund für ihren Selbstmord gibt. Catherine Deneuve schreibt da: “Ich will nicht mehr ersetzen”, was zu tun hat mit Verletzungen und Enttäuschungen, mit einer Beziehung, die gegen Ende des Films nicht mehr aufrechtzuhalten ist. In “La vie rêvée des anges” gibt es das auch, man sieht da den Moment kurz nach der finalen Entscheidung von Natacha Régnier, sich aus dem Fenster zu stürzen. Man sieht nicht, wie sie aus dem Fenster springt, man sieht, dass sie gerade gesprungen ist.

Montag, 14.01.2002

-Wait, go back to the Diane and Rita stuff. Where does Betty fit in?
-Diane and Betty are the same person.
-Get out!
Everything you wanted to know about „Mulholland Drive“
The scary cowboy! The mysterious box! All that sex! We answer all your questions about David Lynch’s latest outrage.

Montag, 07.01.2002

Fernseh-Hinweis

Während der letzten Jahre habe ich zur Berlinale nach und zwischen den Filmen kurze Berichte über sie geschrieben und an Freunde gemailt, dass sie sich die Filme auch angucken, wenn sie gut sind; oder nicht hineinlaufen müssen, wenn sie schlecht sind. Heute abend läuft auf arte um 20:45 Uhr einer dieser Berlinalefilme, Fritz Langs: Rancho Notorious (USA 1951/52).
Marlene Dietrich betreibt da eine Art Hide-Away-Wohngemeinschaft nah der Border. Sie beherbergt Outlaws, die Regeln sind klar, keine Fragen und 10% der Einnahmen aus den kriminellen Raubzügen der Gäste. Es ist das Chuck-A-Luck und es dauert etwa 30 Minuten, bis man versteht, was das bedeutet. Ich kannte den Film auch nicht, bisher, und ich bin überhaupt nicht gleicher Meinung mit Andreas Hahn, dem Redakteur des Filter, den ich nach der Projektion in Eiseskälte traf und der den Film nachher großspurig nicht gelungen fand.
Zwei Jungs stehen im Regen vor dem Cinemaxx, beide behaupten, viele Western gesehen zu haben. Toll, so eine shoot-out Situation zwischen Ex-Uni-Boys, nach einem Western. Ich bin in mein Chuck-A-Luck nach Schöneberg, hier werden auch keine Fragen gestellt. Es gibt immer ein zweites Mal, sieh Dich vor, Andreas Hahn, I will learn my lesson.
Hervorzuheben an dem Film der ungemein tolle Cast, neben Marlene Dietrich sind das: Arthur Kennedy, Mel Ferrer, William Frawley, Jack Elam usw. Der Film ist eine Ballade, of „hate and morder and revenge“. Zusammengesetzt ergibt das zahlreiche Switches und Unsicherheiten, spannende Seitenwechsel. Zwei, drei Mal stehen sie vor tollen gemalten Kulissen, ich würde vorschlagen, sowas heute auch mal wieder zu versuchen, am Abend, in irgendeinem Studio, wenn diese Blue-boxes nicht mehr von Blue-box-bewachern betrieben werden müssen (damit deren Investition sich gelohnt haben wird), stattdessen einen Kinomaler sich zu zu bestellen für großflächig und beinahe monochrom gemalte Landschaftskulissen, vermutlich ist das genauso schön wie das gemeinsame Singen der Figuren in Filmen. In Rancho Notorious singt nur Marlene Dietrich.
Nachdem Arthur Kennedys Freundin ermordet wurde, reist er ihrem Mörder nach. Er weiß nicht, wie der aussieht, aber er sieht die Brosche an Marlene Dietrichs schwarzem Kleid, die hat er seiner Freundin geschenkt, kurz bevor sie ermordet wurde. Lloyd Gough spielt den Mörder. Er erkennt Arthur Kennedy an der Art, wie er auf sein Pferd steigt. Ich hatte mich sehr über diese Aufnahme von Arthur Kennedy, wie er auf sein Pferd steigt, gewundert. Sie war so merkwürdig unsauber, mit einem “falschen Anschluss”, hervorgehoben, kurz nachdem man eine Großaufnahme der Brosche gleich zu Beginn des Films gesehen hatte. Ich hatte daran gar nichts besonderes gesehen. Aber um 1870 sieht man andere Sachen und Filme können davon erzählen. Die Brosche und Arthur Kennedys Eigenart, sein Pferd zu besteigen, beides sind um 1870 sichtbare Zeichen und noch 1950 läßt sich damit eine Geschichte zusammenhalten.
Noch ist sich Arthur Kennedy unsicher. Er hat es zum Chuck-A-Luck-Bewohner gebracht, er hat Frenchy aus dem Gefängnis befreit, in einer fast brechtschen Szene. Da sind Wahlen in einer Stadt und die Law-and-Order-Partei (die wirklich so heißt) wird gewinnen und die korrupten Politiker sind schon mal sicherheitshalber in einer Zelle eingesperrt, damit man sie später leichter lynchen kann. Und Frenchy sitzt in der anderen Zelle und möchte nichts mit den korrupten Politikern zu tun haben und wie Arthur Kennedy in die Zelle reinkommt und Frenchy und er Freunde werden für eine Zeit, weil sie sich befreien können (in den Whiskeyflaschen, die die korrupten Politiker bekommen vom immer noch korrumpierbaren Sheriff ist ein Nachschlüssel, doch versehentlich gerät die Flasche mit dem Schlüssel in die Zelle der Outlaws), ist das, was ich mit brechtisch meine.
Frenchy (Mel Ferrer), Marlene Dietrichs Geliebter (wie die beiden, Mel und Marlene, zusammengekommen sind erzählt der Film in zwei toll motivierten und jeweils mit Ortswechseln verbundenen Erzählungen, die Arthur Kennedy zugetragen werden. Balladen innerhalb der Ballade) bekommt mit Arthur Kennedy einen Konkurrenten, scheinbar. Doch Arthur Kennedy geht es nur um Rache. Er tut nur so, als würde er sich in die Dietrich verlieben, er will nur wissen, von wem sie die Brosche hat. Noch sind alle verdächtig im Chuck-A-Luck. Dazu gibt es eine tolle Szene, eines Abends sitzen alle Bewohner herum und hören zu, wie die Dietrich ein Lied singt und Arthur Kennedy scannt währenddessen die Leute und sie erscheinen dabei im Film wie auf imaginären Fahndungsfotos, jeder bekommt einen Close-Up und dagegengeschnitten ist in einem steten Wechsel das rachsüchtige und doch unsichere Gesicht von Arthur Kennedy.
Spätestens mit dieser Szene hatte der Film mich für sich gewonnen, denn jeder ist damit und von nun an einem Verdacht ausgesetzt, die Outlaws mindestens dem Arthur Kennedys und Arthur Kennedy mindestens dem der Zuschauer, einen fatalen Fehler bei seinen Racheanstrengungen zu begehen. Dass erzählen zu können, so ein Ensemble an Verdächtigern und Verdächtigen zusammenzuhalten, das allein macht doch schon einen guten Film. Sieh Dich vor, Andreas Hahn. I’ll return from my Chuck-A-Luck, and answer questions, someday.
Zum Schluß reiten Frenchy und Arthur Kennedy als ehemalige Rivalen fort, aus dem Off begleitet von der Ballade, die das Ende der Story of „hate and murder and revenge“ besagt. Alle anderen sind bei der Schlußschiesserei ums Leben gekommen. Marlene Dietrich hatte sich in den Lauf der Kugel geworfen, die für Frenchy bestimmt war.

Heute ist die Tageszeitung Die Welt (und ich hab’s hierher erfahren) ganz eingenommen davon, dass Deutschland gewinnen kann: “wir” haben die älteste praktizierende Regisseurin überhaupt: “Unsere Leni”. Ihr neuer Unterwasserfilm (“Die Filmsensation des Jahres”) sei -wie immer- “im Einklang mit aktuellen gesellschaftlichen Trends: Sie könnte das Rollenmodell werden, welches beweist, dass nicht nur mit 66 Jahren noch lang nicht Schluss ist, sondern auch mit 99 nicht.” (Das mit dem Rollenmodell ließe sich, durch respektives Clonen, ja noch überbieten zu einem nicht nur behaupteten “gesellschaftlichen Trend”: demnächst also auch in ihrem Kino die neuen Filme von Veit Harlan, Geza von Cziffra, Kurt Hoffmann.) Lesenswert: Ein langes, dreiteiliges Interview L.Rs mit H. Hoffmann in der selben Ausgabe.

Donnerstag, 03.01.2002

2001

Obwohl ich 2001 nicht so oft wie sonst ins Kino gegangen bin, aber damit das hier mal wieder etwas weitergeht, und damit andere mit ihren meine Liste ergänzen können folgt hier aus 2001
10 mal TOLLES
Thomas Arslan: Der Schöne Tag (D)
Valeska Griesebach: Mein Stern (D)
Angela Schanelec: Mein langsames Leben (D)
Claire Denis: Beau Travail (F)
Mike Figgis: Time Code (USA)
Jafar Panahi: Der Kreis (Iran)
Bahman Ghobadi: Zeit der Trunkenen Pferde (Iran)
Vincent Dieutre: Bonne Nouvelle (F)
Robert Bramkamp: Prüfstand 7 (D)
Sandrine Veysset: Martha… Martha (F)
5 mal ENTDECKTES
Hou Hsiao Hsien: Goodbye, South, Goodbye (Taiwan 1996)
Hou Hsiao Hsien: Good Men, Good Women (Taiwan 1995)
Philippe Grandrieux: Sombre (F 1998)
Sergei Dvortsevoy: Highway (RUS 1998)
Jürgen Böttcher: In Georgien (DDR 1987)
und 3 mal GRAUSLIGES
Oliver Hirschbiegel: Das Experiment (D)
Michael Klier: Heidi M. (D)
Steven Spielberg: A.I. – Artificial Intelligence (USA)

Montag, 10.12.2001

Fernseh-Hinweis

amoureuses

Jean Eustaches “Mes Petit Amoureuses”, Frankreich 1974 – zu sehen am Montag, 10.12., um 22:15 Uhr auf TV5.
“Pubertät, ein großes Kinothema – eine Rückschau auf die Zeit, in der wir anfangen mußten, die nur gesehenen, unverstandenen Formen und Gesten der Erwachsenenwelt nicht mehr im Spiel, sondern existentiell zu den unseren zu machen.” (Frieda Grafe zu “Mes Petit Amoureuses”)


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