Einträge von Rainer Knepperges

Mittwoch, 22.04.2009

Films Never Made (Number One)

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CITY BLUES, Regie: Nicholas Ray, Buch: Norman Mailer, mit Marilyn Chambers und Rip Torn.

„Hat Travis Bickle Marilyn Chambers gesehen in den Pornofilmen, die er sich im Morgengrauen anschaut?“ (Hans Schifferle, Steady Cam, Frühjahr 1989)

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Marilyn Chambers (22. April 1952 – 12. April 2009)

Freitag, 10.04.2009

Vorsatz

Das Recht fragt nach dem Vorsatz eines Täters, und guten Vorsatz verlangt die Beichte.
Das Vorsatz (auch: Vorsatzpapier), mittig gefaltet, verbindet Block und Einband eines Buches.

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Illustrierte Vorsätze von Newell Convers Wyeth (1882-1945), dem großen Meister dieser Kunst, zeigt goldenagecomicbookstories.blogspot.com, hochaufgelöst.

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Sehr schöne endpapers gibt es auch hier und da und dort.

Montag, 06.04.2009

Frühling

beweglicher süßklee und crookes photometer
In der neuen Ausgabe von SigiGötz-Entertainment verblieb versehentlich eine Abbildung von Süßklee in einem Text, aus dem ich die dazugehörige Passage entfernt hatte. In Ergänzung meiner Darstellung der spiritistischen Begeisterung des Physikers William Crookes (im vorangegangenen SGE-Heft) wollte ich die erstaunliche Beobachtung nachliefern, die Maurice Maeterlinck in seinem Aufsatz über „die Intelligenz der Blumen“ (1907) am beweglichen Süßklee (Hedysarum gyrans) gemacht hat: Dessen Blättchen seien „so empfindlich gegen das Licht, dass ihr Tanz sich verlangsamt oder beschleunigt, je nachdem Wolken den Himmelsausschnitt, in den sie hinaufschauen, bedecken oder freilassen. Es sind wie man sieht, wahre Photometer … lange vor Crookes Erfindung.
Sieht man näher zu, so ist es höchst wahrscheinlich, dass wir überhaupt nichts schaffen können. Als Spätgeborene dieser Erde finden wir einfach wieder, was stets bestanden hat, und legen wie verwunderte Kinder den Weg, den das Leben schon vor uns gemacht hatte, noch einmal zurück.

Donnerstag, 02.04.2009

Heute

Was Stefanie Schlüter hier über Abdellatif Kechiches Film L’ESQUIVE sagte, gilt auch für das Spiel der Schüler in der wunderbaren Theateradaption an der Lise-Meitner-Gesamtschule in Köln-Porz: Das Spiel rehabilitiert „nicht mit der naiven Behauptung, das Problematische sei nicht da, sondern zeigt in einer Bewegung der Abweichung, wozu diese Energie auch fähig sein kann.“

Die Proben zu Marivaux‘ „Spiel von Liebe und Zufall“ auf der Schülertheaterbühne einer französischen Vorstadtschule – aufgeführt auf der Schülertheaterbühne einer deutschen Vorstadtschule. Unter der Regie von Bernhard Weitzell, mit Ekaterina Shapiro, Veronika Fot, Seid Felec, Jessica Krosch, Sarah Mokry, Derbas Mohammed Ahmad, Julia Bulpa, Cecilia Adu, Denise Kubatz, Lukas Lorenz, Tanja Engels, Pascal Starke, Anes Hasanovic, Antonio Pangia, Sandra Schröter, Rodrigue Kabeya, Witali Rau und Sara Piel de la Revilla.

„Nicht ja – nicht nein“, nur noch heute um 19:00 Uhr, 3 Euro Eintritt, 1,50 für Schüler.

Donnerstag, 26.03.2009

The Jewish Cowboy

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James Caan wird 69 oder 70, jedenfalls hat er heute Geburtstag.

Red Line 7000 (Howard Hawks 1965), El Dorado (Howard Hawks 1966), The Rain People (Francis Ford Coppola 1969), The Godfather (Francis Ford Coppola 1972), Slither (Howard Zieff 1973), The Gambler (Karel Reisz 1974), Un autre homme, une autre chance (Claude Lelouch 1977), Misery (Rob Reiner 1990), Poodle Springs (Bob Rafelson 1998), Elf (Jon Favreau 2003), …

Montag, 16.03.2009

Humbug, Grimasse und Tod

„Das war ein beliebtes Subgenre des Gangsterfilms in den 50ern, das Portrait amerikanischer Städte als Nester der Korruption, die bekanntesten Filme darunter PHOENIX CITY STORY und KANSAS CITY CONFIDENTAL, beide von Phil Karlson. Man braucht nicht mehr undercover gehen“, schrieb Hans Schifferle zu William Castles THE HOUSTON STORY von 1956. Das Sichtbarwerden von Korruption, das Offensichtliche von Gier und Gemeinheit ist ein ausgesprochen filmisches Sujet. Eine ausgeraubte Stadt, unterhöhlt, im Erdboden versinkend, während auf einzelnen Gesichtern die Strapaze des Leugnens als grässliche Verunstaltung offen zu Tage tritt – dazu drei Links: Späte Lüge (5:03) – frühe Neugier (8:13) – letzte Aufklärung (2:50).

Wir fuhren, wie auf der Flucht, von Köln weg, aus dem Regen raus, nach Brüssel. Doris Kuhn und die Filmkopien aus der Sammlung des Werkstattkinos kamen aus München. B-Film-Archäologe Jack Stevenson referierte über das „Gimmick“. Besucher standen Schlange, um zwei Filme zu sehen von William Castle. Und ganz nach dessen Willen wurde dann in der Nacht tatsächlich laut geschrieen im Kinosaal.

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„Schock und Thrill, Rock’n’Roll und makabre Scherze, darum geht es in Castles Horrorfilmen. Es geht aber auch um das Subtile im Grellen, um die Verknüpfung von Scherz und Ernst, von Realität und Magie, letztendlich um die Neugier des Menschen und diesen faszinierenden Hokuspokus der Kinematographie. Mit fast kindlicher Radikalität hat er sich in den frühen 60ern an Tabuthemen herangewagt wie der Transsexualität in HOMICIDAL (1961). Nichts ist so, wie es scheint, und doch ist der Schein alles. Castle ließ lange offen, ob der großartige Star des Films mit dem nom de plume Jean Arless Mann oder Frau ist.“

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„Wie ein gerissener Impressario hat Castle alte Hollywoodstars wieder vor die Kamera geholt, ein Impressario aber auch, der das Filmgeschäft kennt, der Respekt und Liebe empfindet den einst großen Darstellern gegenüber und Trauer über den Lauf der Zeit. Barbara Stanwyck und Robert Taylor spielen die Hauptrollen in NIGHTWALKER (1964), einem Thriller über die Wirklichkeit von Alpträumen. In STRAITJACKET stellt Joan Crawford eine Axtmörderin dar, die zu ihrer Tochter zurückkehrt. Dass die Zeit heilt, ist eine Lüge. Bei aller Freude am Experiment haben Castles Filme einen pessimistischen Zug. Sie zeigen die Erbärmlichkeit des Alters, die Grausamkeit der Jugend.“ (Hans Schifferle)

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MR. SARDONICUS (Guy Rolfe) gräbt, wo er nicht graben soll. Mit dem verstorbenen Vater ist ein Lotterielos beerdigt worden. Gestraft wird der Grabräuber durch eine bleibende Grimasse. Unter seiner Maske grinst er wie ein geifernder Hund. „In diesem Film wird besonders deutlich,“ schreibt Schifferle, „wie stark Castle beeinflusst ist vom Stummfilm, der Zeit, als das Kino noch unschuldig war und gefährlich.“

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In den späten 50ern sahen sich viele Kinobetreiber nicht in der Lage die hohen Verleihmieten für aktuelle Produktionen zu entrichten und anstehende technische Neuerungen zu finanzieren. In den Zeiten von Cinerama, Stereo und 3-D suchten sie im Stummfilmabspiel ein Nischendasein.
THE TINGLER entdeckt solch ein Kino als wirklich effektvollen Schauplatz.

Dankbar, wie selige Pilger streunten wir vor der Heimreise in der Mittagssonne noch gemeinsam zum „Cinema ABC“, dessen handgemalte Reklametafeln den Boulevard Adolphe Max mitsamt des alten Hotels „Manhattan“ in eine belgische 42nd Street verwandeln. Viele kleine „Striptease!“-Pappdeckel sitzen wie Schmetterlinge auf den verblichenen Pornofilmplakaten: Deutsche Titel aus dem Hause Constantin – aus besseren Zeiten. Wann sah ich zuletzt eine so verlockende Kinofassade. Eine Reliquie. Ein Tabernakel. Ein Trost.

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In meinem Heimatort, als mein Vater jung war, spielte man einem Betrunkenen, der am Kneipentisch einschlief, einen bösen Streich. Man löschte alle Lichter und tat in völliger Finsternis so, als streite man lautstark beim Kartenspiel. Der Geweckte musste glauben, er sei erblindet, und schrie vor Angst.

Die Brüsseler Cinematek zeigt am Dienstag MATINEE (von Joe Dante, 1993) und THIRTEEN GHOSTS (von William Castle, 1960), am Donnerstag STRAIT-JACKET (1964), am Samstag ZOTZ! (1962) und HOMICIDAL (1961), am Sonntag THE NIGHT WALKER (1964) und HOUSE ON HAUNTED HILL (1959). Im Juni wird das Münchner Filmmuseum Filme von William Castle zeigen.


Ein kleiner Hinweis in eigener Sache:

3sat sendet morgen, Dienstag 17.3.2009, um 22:55 DIE QUEREINSTEIGERINNEN

Donnerstag, 12.03.2009

HOLLOW CITY STORY

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5 Minuten vor dem Ende eines Kriminalfilms: Der Journalist legt dem Staatsanwalt die Beweise vor, die zur Verhaftung und Verurteilung der skrupellosen Räuberbande ausreichen. Aber der hohe Vertreter des Rechts zeigt sich nur desinteressiert, belästigt, er reagiert auf insistierende Fragen sogar zornig. Schauerlicher Moment der Erkenntnis: Staatsanwalt und Gangster stecken unter einer Decke! Alle Hoffnung auf Gerechtigkeit verfliegt. Dann jedoch wird dem mächtigen Mann plötzlich klar, dass der kluge Journalist die Situation vor Zeugen so eingerichtet hat, dass sich jedem sichtbar durch die Reaktion des Staatsanwalts die ganze Wahrheit enthüllt. Schöner Moment im Kino. Wie dieser Staatsanwalt gespielt werden sollte, nein, wie er verkörpert werden muss, dazu hat der Kölner Generalstaatsanwalt Jürgen Kapischke in dem am Montag gesendeten WDR-Film „Die Story: Wie Politiker und Investoren bei der Sparkasse Köln-Bonn abkassierten“ ein ganz exquisites Vorbild abgegeben. Wer sich nebenbei noch für Köln interessiert, dem seien nicht nur die letzten 5 von 45 Minuten sondern der ganze Film von Ingolf Gritschneder und Georg Wellmann empfohlen.

Freitag, 06.02.2009

Jungen und Mädchen und Kartoffelsalat

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Im Schlussquartal 2008 brach der Gewinn des weltgrößten Spielzeugherstellers Mattel um 46 Prozent ein. Dabei wird Barbie (* 1959) gerade interessant. Wir erinnern uns: Vor drei Jahren wies eine Studie der renommierten Universität von Bath in der westenglischen Grafschaft Somerset darauf hin, dass elfjährige Mädchen gerne Barbies „foltern“. Zivilrechtsprozesse gegen einen ganz ähnlich agierenden Fotokünstler aus Utah hatte die Firma Mattel verloren. So irritierend die Freude am Entkleiden, Enthaaren und Enthaupten der Puppe auf Erwachsene wirke, für Kinder sei das alles, laut der englischen Studie, nur der fantasievolle Umgang mit etwas nutzlos gewordenem. Anders aber als Mädchen entwickeln Jungen zu ausgedienten Spielzeugfiguren keine aggressiven, sondern nostalgische Gefühle.
Auf einem der zahlreichen schönen Gemälde von Monika Malewska, ausgestellt im Juniata College Museum in Huntingdon, Pennsylvania, war Barbie und das Knack&Back-Männchen ein hübsches Paar. Das gefiel mir.

In bisher ungeklärtem Zusammenhang empfehle ich diesen erstaunlichen Filmausschnitt auf der Webseite des Radiosenders WFMU. Es geht um Kartoffelsalat.

Und außerdem sagt Camille Paglia, die ein tolles Buch über THE BIRDS geschrieben hat: „Yes, I still like Sarah Palin!“ – – – Kann ich verstehen.

Montag, 02.02.2009

gestern

„Wer ohne große Erwartungen ins Kino geht, läßt sich gern überraschen, und die Dankbarkeit für anderthalb unterhaltsame Stunden, wo mäßige Langeweile eingeplant wurde, schlägt leicht in Überschätzung des so freudig Genossenen um. Das, verbunden mit der allzeit verbundenen Bereitschaft, Qualität auf Schleichwegen der Kunst aufzuspüren, wo niemand sie vermutet und sucht, abseits der bequemen Hauptstraßen, auf denen sich ohnehin die Masse der Kritiker tummelt – und schon ist ein Mythos geboren, und nicht weniger schnell sind dessen Widersacher zur Hand, ihn unerbittlich zu zerstören. Und man begreift sie auch: Aufgescheucht und voller Skepsis (wie sollte etwas gut sein, was man bis dahin ignoriert hat!), suchen sie die gepriesenen Filme heim, schrauben ihre Erwartungen in schwindelerregende „Kunstfilm“-Höhe – und können triumphierend feststellen, daß wieder einmal mit einer ernsten Sache Unfug getrieben worden sei. Das unschuldige Vergnügen, das am Anfang stand, hat sich längst verflüchtigt.
Vor zwei, drei Jahren mehrten sich die Anzeichen, daß man in Frankreich (immer diese Franzosen!) im Begriff stand, die Schöpfer italienischer Abenteuerfilme zum Kultgegenstand zu erheben. Vor allem auf dem Haupt eines gewissen Signore Cottafavi häuften sich die Lorbeeren.“
Max Zihlmann schrieb das in der Zeitschrift „Film“, Juni/Juli 1964, und: „Die Entdeckungsfahrten in diese verdächtigen Gefilde lohnten sich wirklich,“ – mit Blick auf „so erstaunliche und schöne, in sich geschlossene Filme, wie Le legioni di Cleopatra (Die Legionen des Cäsaren, 1959)“.

Samstag, 31.01.2009

heute und morgen

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„An den Historienfilmen des Italieners Vittorio Cottafavi würden bestimmt manche Leute einen besonderen Spaß haben, wenn sie diese Filme nur schon bemerkt hätten. Deshalb dieser nachdrückliche Hinweis darauf, daß heute und morgen im „Türkendolch“ einer zusehen ist („Die Rache des Herkules“, 1960), und nochmals einer, vermutlich der schönste, am Donnerstag und Freitag der nächsten Woche („Herkules erobert Atlantis“, 1961). Es geht Erstaunliches vor sich, wenn jemand mythisch antikische Abenteuer erzählt und dabei, aus Intelligenz, ständig den Ernst und den Ton wechselt, üblichere Vorstellungen von der mythischen Antike nicht verspottend, sondern überlistend. Schon wer auf die Idee kommt zu filmen, wie zwölf schneeweiße Pferde mit einem goldenen Streitwagen durch unterirdische Palastverliese rasen, Feuer hinter sich ausbreitend, der ist ein interessanter Regisseur.“
Helmut Färber, Süddeutsche Zeitung, März 1969

heute, also jetzt gleich, 14:30 im RBB: Herkules erobert Atlantis; in der Nacht um 2:10 im MDR: Die Rache des Herkules; und morgen früh, 11:00 im MDR: Die Legionen des Cäsaren, von 1959


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