Einträge von Volker Pantenburg

Montag, 28.09.2009

Kino-Hinweis

„Weißt du, was Raum ist?“ – „Ja, Raum, wir leben in einem Raum.“ – „Weißt du auch, was Zeit ist?“ – „Ja, Zeit bewegt sich fort.“ – „Ist die Nacht deiner Meinung nach Raum oder Zeit?“ – „Die Nacht, die ist Zeit, finde ich.“ – „Nur Zeit, nicht Raum?“ – „Nee, Raum nicht, Zeit, zwölf Stunden, finde ich, oder so – acht Stunden.“ – „Und die Stille, magst du lieber Stille oder Lärm?“ – „Also in der Nacht, also wenn‘s dunkel ist, da höre ich lieber Lärm, da habe ich lieber Menschen in der Nähe, und tagsüber da hab ich so Momente, da möchte ich mal nichts hören, da möchte ich mal ganz ungestört sein.“

„Interview mit einem 13jährigen“

Konzept, Kamera: Bärbel Freund
2007, 16mm, 75 min

„1980 sah ich die Videoserie ‚France Tour Détour Deux Enfants‘ von Jean-Luc Godard und Anne-Marie Miéville – das war eine Befragung von einem Mädchen und einem Jungen zu ihrem Leben in zwölf Episoden à 26 Minuten Dauer. Diese Videoserie war so wichtig für mich – die Art der Fragen, die dort gestellt wurden, und die Antworten darauf waren so elementar und wesentlich, daß ich meinem 13jährigen Bruder Marcus Freund dieselben Fragen stellte, mit dem Kassettenrekorder. Das war 1983.“ (Bärbel Freund)

Der Film läuft im Rahmen des Künstlerinnenprogramms am 3. Oktober um 17.15 Uhr im Berliner Arsenal Kino.

Mittwoch, 23.09.2009

Filmhinweis

Viennale 2009: 22. Oktober bis 4. November 2009. Trailer:

James Benning: Fire & Rain, USA/A 2009, 35mm/1:1,85/Farbe, 1’22“

Montag, 21.09.2009

Can’t you hear my Heart beat.

Morgen beginnt in München eine Retrospektive der Filme von Claire Denis. Ich hatte ohnehin neulich Lust, die vielleicht großartigste Einstellung aus einem Claire-Denis/Agnès Godard-Film zu beschreiben, fand dann aber statt der Zeit dazu den Clip auf YouTube.

Diese Szene und viele andere sollte man sich im Filmmuseum München ansehen. Zum Ende der Retrospektive, Mitte November, wird Claire Denis selbst zu Gast sein.

Montag, 14.09.2009

Suggested Listening

Beim Baseball wäre ich lieber ein Pitcher als ein Batter oder Catcher; vielleicht kann ich deshalb mit EASTBOUND & DOWN so unendlich viel mehr anfangen als mit INGLOURIOUS BASTERDS. Heute in der Rubrik »suggested listening«: Kramers kammermusikalische Hommage an Hank Greenberg, den ersten jüdischen Superstar im amerikanischen Profisport.

Bats: Right , Throws: Right
Height: 6′ 4″ , Weight: 210 lb.
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KRAMER – The Greenberg Variations

»16 SHORT ETUDES BASED ON EVERY PITCH THROWN AT HANK GREENBERG OVER HIS ONE-OF-A-KIND BASEBALL CAREER, ALL OF THEM HITS.«

Including: 1. The curve ball | 2. The emery ball | 3. The spit ball (aka: The dewdrop, the spitter) | 4. The goo ball (aka: The tar ball) | 5. The screw ball | 6. The knuckle ball | 7. The ephus ball (aka: The folly floater, la lob) | 8. The sinker ball | 9. The slider (aka: The grease ball) | 10. The splitter | 11. The fast ball (aka: The bullet) | 12. The change up | 13. The slow ball | 14. The breaking ball | 15. The bean ball (aka: The duster, a little chin music) | 16. The strike out

Montag, 07.09.2009

Extreme Canvas

Irgendwie rechnete ich damit, dass Rainer Knepperges die Filmplakate aus Ghana hier verlinken würde, aber statt dessen kam von ihm der überraschende Hinweis auf die erfolglosen Künstler. Das ist eigentlich noch besser.

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Die Filmplakate aus Ghana, auf die in einem Blog hier um die Ecke hingewiesen worden war, sind genaugenommen keine Film-, sondern Videoplakate. Und sie sind genaugenommen auch keine Plakate, sondern, wie der Titel des Buches sagt, in dem sie versammelt sind (Extreme Canvas), Leinwände. Aber auch Leinwände sind sie nur in einem sehr speziellen und pragmatischen Sinn, da viele dieser Bilder, liest man, auf ausrangierte Mehlsäcke gemalt wurden.

Diese wunderbare Kunst ist ein Nebenprodukt der Videoauswertung von Filmen, mit denen in den 80er Jahren Leute durch das afrikanische Land tourten, um sie in Dörfern und Städten zu zeigen. Ein Fernseher, ein Videorecorder und ein Generator für den Strom: so muss man sich das vorstellen. Als sich später die Fernseher stärker verbreiteten, war Schluss damit. »The artists were given the artistic freedom to paint the posters as they desired – often adding elements that weren’t in the actual films, or without even having seen the movies.«

Wie bei so vielen Blicken von Europa nach woandershin kann man sich fragen, ob der Freude und dem Staunen über die Gemälde nicht auch ein Gran Paternalismus beigemischt ist, eine etwas überhebliche Art, die damit zu tun hat, dass man die Filme kennt und das Amateurhafte mit mangelndem Professionalismus verwechselt. Ich glaube aber, dass diese Bilder gegen solche Herablassung auf eine sehr souveräne Weise immun sind. Wann sieht man das schon, dass so präzise die Vorstellung eines Films gemalt wird und sich dieses Vorstellungsbild so selbstbewusst an die Stelle der Filme setzt? Walter Hill hat wohl recht, wenn er sagt, dass die Gemälde oft interessanter sind als die Filme, auf die sie sich beziehen.

Rainer Knepperges würde diesen Eintrag sicher mit einem Zitat aus dem 19. Jahrhundert abschließen, etwas wie: »Wir haben längst gesagt, dass er das alles kennt; er kennt es und doch ist es ihm bei diesem Anblick wieder neu geworden und drückt ihm sichtbar die Seele nieder. Zu spotten über Dinge, die andern heilig schienen, war nicht seine Art. […] Nun aber kam ein Moment, wo er sich des Lächelns nicht ganz erwehren konnte.« (Friedrich Theodor Vischer)

Wie dieses Zitat beweist, ist Rainer Knepperges zweifellos der bessere Rainer Knepperges.

Sonntag, 30.08.2009

Jean Seberg, † 30./31. August 1979

Notiz Jean Seberg

Neulich / Auf der Straße / habe ich plötzlich / große Angst bekommen / UM MEINE AUGEN / NICHTS ZU TUN / Mit den Grauen, die ich durchlebe / Lediglich der Schrecken / um diesen intimen Teil / EINGESCHLOSSEN UND ÜBERWÄLTIGEND / JENER TRAURIGKEIT UND DREAM / MEINE AUGEN

[Notiz von Jean Seberg, abgedruckt in: Thomas Lescure / Philippe Garrel: Une caméra à la place du coeur, Aix en Provence: Admiranda/Institut de l’Image 1992, S. 107.]

Samstag, 29.08.2009

26/100

Die Geschichte von den DEFA-Tricktechnikern und ihrer Idee, die an filigranen Kunststofffäden hängenden Raumschiffmodelle in Hermann Zschoches EOLOMEA (1972) – »Acht Raumschiffe verschwinden, der Funkkontakt zur riesigen Raumstation ›Margot‹ ist abgebrochen« – kopfüber filmen zu lassen, weil sie davon ausgingen, dass der Zuschauer oben und nicht unten danach suchen würde.

Montag, 27.07.2009

How many minutes of freedom would you like?

Einem aufmerksamen Leser verdanken wir den Hinweis, dass die von mir qua Gedankenspiel entworfene Internetabschaltung längst existiert, wenn auch nicht als Sondertarif eines Providers, sondern als Software für Apple-Computer. Das Programm trägt den suggestiven Namen FREEDOM und die Nutzer sind begeistert: „Hope Larson, author of Chiggers, Twitters that she’s using Freedom to get away from Twitter.“

Die Tagline „Freedom enforces freedom“ hätte ich mir nicht schöner ausdenken können.

Dienstag, 21.07.2009

Im All

Innerhalb von drei Tagen
sind acht Transportraumschiffe spurlos
verschwunden.

Auch die Orbitalstation »Margot«
schweigt
plötzlich.

[Beginn des Covertexts zu EOLOMEA, Regie: Herrmann Zschoche, DDR, UdSSR, Bulgarien 1972. Ein Film der DEFA]

Mittwoch, 01.07.2009

»Falls nun jemand fragt, was dieser Beitrag eigentlich soll, so genügt als Rechtfertigung, daß Medienpolitiker und Funktionäre der Grünen und der SPD gewiss nichts damit anfangen können und daß er nichts zum Thema Pornographie im Internet beizutragen hat.«

[Winfried Günther: Was ist Kino? Index pellicularum cinematographicarum magnarum (2), in: medium 3/1996, S. 42.]


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