new filmkritik

Freitag, 27.09.2019

Utopie

„Hoffentlich fällt die Macht eines Tages allen Menschen auf den Wecker.“

Das wär’s doch. Eine von Vlado Kristls Weisheiten.

[Vlado Kristl: Sekundenfilme, hg. von Wolf Wondratschek, Frankfurt/Main: Suhrkamp 1971, S. 29; auch in Filmkritik 10/69, S. 607]

Donnerstag, 19.09.2019

Ella Bergmann-Michel: Die Frau mit der Kinamo

Dringende Empfehlung: ab heute, 20.00 Uhr im Zeughauskino:

* Ella Bergmann-Michel: Die Frau mit der Kinamo

Ein von Madeleine Bernstorff zusammengestelltes vielteiliges Programm mit zahlreichen Gästen, das ausgehend vom schmalen Werk Bergmann-Michels Fragen der Technik, Öffentlichkeit und Politik erörtert.

Aus dem Einführungstext: „Anhand der Fernsehfilme des Hamburger Filmaktivisten Gerd Roscher fragt die Reihe nach den Bedingungen eines politischen Amateurfilms. Sie untersucht zudem technische Neuerungen als Voraussetzung für selbstorganisiertes, mobiles Filmen, führt einen lange verschollenen Film des Mitstreiters Paul Seligman wieder auf und wirft ein Schlaglicht auf Konzepte der „Gegenöffentlichkeiten“, der Filmclubarbeit und des Radioaktivismus. Und sie erzählt nicht zuletzt von der allmählichen, vielgestaltigen Wiederentdeckung der Filme Ella Bergmann-Michels.“

Freitag, 13.09.2019

Günter Peter Straschek: Filmemigration aus Nazideutschland

Nicht gerade häufig hat man Gelegenheit, alle fünf Folgen von Günter Peter Strascheks FILMEMIGRATION AUS NAZIDEUTSCHLAND (1975, Redaktion Werner Dütsch) an einem einzigen Tag zu sehen – noch dazu in der für die Ausstellung am Museum Ludwig vom WDR bestmöglich aufpolierten Version mit englischen Untertiteln.

Mehr über Straschek hier.

FILMEMIGRATION AUS NAZIDEUTSCHLAND im Zeughauskino Berlin
Sonntag, 15.9.2019, ab 12.00 Uhr

zu Gast sind Julia Friedrich (Museum Ludwig) und Volker Pantenburg.

Mittwoch, 04.09.2019

Bodies in Motion

Andy Holden: Laws of Cartoon Motion Cinema (Poster/Print Ed 100), Auszug (link)

Vgl. auch hier: To a Friends house…

Dienstag, 03.09.2019

Filme von Peter Goedel und Wolfgang Höpfner

Kino Arsenal, Berlin, vom 1. – 8.10.2019

Programmtext von Peter Nau

Philip Rosenthal, der Unternehmer, der nicht an den Kapitalismus glaubte

Am 4.9. wird im PODEWIL um 20.30 in der Reihe „Bauhaus und Film“ der nie ausgestrahlte Film „Philip Rosenthal, der Unternehmer, der nicht an den Kapitalismus glaubte“ von Dominik Graf, CJ Pfeiffer und Martin Gressmann gezeigt. Mit Dominik Graf und Martin Gressmann gibt es anschliessend eine Podiumsdikussion.

(link)

Sonntag, 01.09.2019

Auge und Umkreis (VI)


The Owl Service (1969 Peter Plummer)

Im Sommer 1969 schweben drei Teenager in der Gefahr eine uralte, schreckliche Legende ungewollt nachleben zu müssen.

„Als ich einst an einem heißen Sommernachmittag die mir unbekannten, menschenleeren Straßen einer italienischen Kleinstadt durchstreifte, geriet ich in eine Gegend, über deren Charakter ich nicht lange in Zweifel bleiben konnte. Es waren nur geschminkte Frauen an den Fenstern der kleinen Häuser zu sehen, und ich beeilte mich, die enge Straße durch die nächste Einbiegung zu verlassen. Aber nachdem ich eine Weile führerlos herumgewandert war, fand ich mich plötzlich in derselben Straße wieder, in der ich nun Aufsehen zu erregen begann, und meine eilige Entfernung hatte nur die Folge, dass ich auf einem neuen Umwege zum drittenmal dahingeriet. Dann aber erfasste mich ein Gefühl, das ich nur als unheimlich bezeichnen kann.“ (Sigmund Freud: Das Unheimliche, 1919)

Das Unheimliche der ungewollten Wiederholung, erklärt Freud damit, dass in uns allen der infantile Wiederholungszwang fortlebt, lauernd. So wie in der Unheimlichkeit lebendiger Puppen noch der Kindertraum von den lebenden Dingen steckt.

„Das Wetter war jetzt schon so lange durchgehend schön, dass ich davon ausging, es würde noch lange so bleiben. Mich überfiel die Frage, was von diesem außergewöhnlich schönen Sommer bliebe. Er würde ja nicht zur Folge haben, dass es keinen Winter mehr gäbe und auch nicht, dass der nächste wieder schön oder noch schöner würde.“
(Harun Farocki: Zehn, zwanzig, dreißig, vierzig. Fragment einer Autobiografie. Schriften, Band 1)

„Die Freiheit, Geschichte zu machen, deren sich der moderne Mensch rühmt, ist für fast alle Menschen illusorisch.“ Mircea Eliade sieht (in: Kosmos und Geschichte) den Menschen als Gefangenen in der Historie, vertrieben aus dem Paradies der zyklischen Wiederholung.
„Wir wissen, dass die archaischen und überlieferungsgebundenen Gesellschaften die Freiheit zugestanden, jedes Jahr eine neue, „reine“ Existenz mit jungfräulichen Eigenschaften zu beginnen.“


The Lickerish Quartet (1970 Radley Metzger)

Ein runder Spiegel, auf dem kreisförmig angeordnet viele kleine Konvexspiegel haften, wie Wassertropfen. So etwas Schickes gibt es nur bei Radley Metzger.

In Drogerien sind die Spiegel rund. Auf ihren Rückseiten lauern Hohlspiegel auf die Gelegenheit ein Gesicht zu vergrößern.


Joe (1970 John G. Avildsen)

Now the face that I see in my mirror
More and more is a stranger to me
More and more I can see there’s a danger
In becoming what I never thought I’d be
(Dick Feller: Some Days Are Diamonds Some Days Are Stone, 1975)

Sehr schön ist dieser Song auch in Eugene Chadbournes Version von 2015.


Viskningar och rop (1972 Ingmar Bergman)

Schau mich nicht an, sagt sie (Ingrid Thulin) zur Dienstmagd – durch den Spiegel.


Tales That Witness Madness (1973 Freddie Francis)

Sie (Joan Collins) bemerkt die Gefühle, die ihr Mann entwickelt für das aus dem Wald heimgebrachte bizarre Stück eines Baumes.


The Mutations (1974 Jack Cardiff)

“Ich hörte ein feines Rieseln im Wasser, das meinen Kupferhelm umschloss, ein Geräusch, das immer stärker wurde und mich unruhig machte, denn ich wusste nicht woher es kam und ob es Gefahren ankündigte. Aber dann war mir plötzlich die Ursache klar, und ich musste lachen: auf der Meeresoberfläche regnete es, und was ich hörte, war das Prasseln der Regenstöme, die auf das Wasser auftrafen. Augenblicklich verdrängte eine andere Empfindung das seltene Hörerlebnis: ich fühlte mich durchnässt vom Wasser im Wasser, ich musste mir den Gummianzug zu Bewusstein bringen, indem ich mich berührte.” (Jules Verne: 20.000 Meilen unter den Meeren)


McQ (1974 John Sturges)

“Ich verstand jetzt, welchen Aufwand es bedeutet, eine Hose mit Bügelfalte vorweisen zu können,” schreibt Harun Farocki. “Die Kleiderordnung verlangte eine ganz andere Lebensordnung, die einzuhalten meine ganze Lebenskraft verbrauchen würde. Führte ich ein ordentliches Leben, könnte ich nicht einmal davon auch nur träumen, dass mir etwas Außerordentliches gelingen könnte.”


Sesame Street (Episode 685, 1974)

Kermit: „Today I’m speaking to you from the magic mirror room of the wicked witch.“


A Matter of Time (1976 Vincente Minnelli)

„It isn’t enough to look at oneself. The mirror must be beautiful too.“


Suspiria (1977 Dario Argento)

Harun Farocki in Erinnerung an den heißen Sommer 1976: „Ich sah Rentner, die wohl wegen der Hitze nicht schlafen konnten und morgens um vier ihren Wagen wuschen.“ *


Superbia – Der Stolz (1986 Ulrike Ottinger)

„Wir sind heute in der Geschichte gefangen. Die Steinzeitmenschen waren es nicht.“
Das sagt Christian Schwanenberger als Werner Herzog in Der über den Herzog herzog (2012 Kiesewetter & Knoop)

Zweidritteljahresrückblick (Januar – August 2019)

Entdeckungen und (*) Wiedersehen in Sälen – in Bologna, Frankfurt, Heidelberg, Nürnberg, München, Oberhausen – oder (**) daheim:

Au-dela des grilles – Le mura di Malapaga (1948 René Clement)
Tomorrow Is Another Day (1951 Felix E. Feist)
Filumena Marturano (1951 Eduardo De Filippo)
Wait Till the Sun Shines, Nellie (1952 Henry King) *
Marito e moglie (1952 Eduardo de Filippo)
Oss Oss Wee Oss! (1953 Alan Lomax) *
The Elephant Will Never Forget (1953 John Krish) **
The Night of the Hunter (1955 Charles Laughton)
I Fidanzati della morte (1957 Romolo Marcellini)
The Bravados (1958 Henry King) *
Übermut im Salzkammergut (1963 Hans Billian)
Sie heirateten in Gretna Green (1964 Fritz Illing) *
Rouli-roulant – The Devils Toy (1966 Claude Jutra) **
The Owl Service (1969 Peter Plummer) **
Flöz Dickebank (1974 Johannes Flütsch) **
The Finishing Line (1977 John Krish) **
Il Cilindro (1978 Eduardo De Filippo)
Leuchtturm des Chaos (1983 Wolf-Eckart Bühler)
Wurstpoesie (2008 Stefan Friedel) *
Der über den Herzog herzog (2012 Kiesewetter & Knoop) **


Ostwärts (1990/91 Christian Petzold)

In Toy Story 4 (2019 Josh Cooley) ist zu sehen, wie die Sommersprossen in einem Puppengesicht mit Pinsel und Farbe aufgefrischt werden. Die Puppe selbst nimmt dies an sich vor, mit Hilfe eines Handspiegels. Es geht Gefahr aus von ihr, aber die Güte dieses schönen Films erlaubt Mitgefühl mit ihrem unbedingten Geliebtseinwollen.


Hook (1991 Steven Spielberg)

Er hatte es abgelehnt, einen erwachsenen Peter Pan darzustellen. Aber konnte man 1991 wissen, dass Michael Jackson der Richtige gewesen wäre für die andere Rolle – die des Captain Hook?

Hitchcock hätte nach Marnie so gerne Barries „Mary Rose“ verfilmt. Das Drehbuch schrieb Jay Presson Allen.


Deconstructing Harry (1997 Woody Allen)

“Life isn’t about finding yourself or about finding anything. Life is about creating yourself, and creating things”, sagt Bob Dylan in The Rolling Thunder Revue – A Bob Dylan Story by Martin Scorsese (2019)


Artificial Intelligence (2001 Steven Spielberg)

In Disneys Pinocchio (1940) ist zu sehen, wie eine Grille in einer Luftblase vom Meeresgrund aufsteigt, wobei sie ihren verlorengegangenen Zylinderhut sichtet und mit dem Schirm zu sich heranzieht. Weil dadurch die Luftblase verletzt wird und voll Wasser läuft, kommt es zu einem Überlebenskampf, der zwar sekundenschnell glücklich endet, aber die große Erzählung von Einsamkeit und Tod blitzt dabei mikroskopisch verkleinert auf.


American Sniper (2014 Clint Eastwood)

Ernst Mach: “Als junger Mensch erblickte ich einmal auf der Straße ein mir höchst unangenehmes widerwärtiges Gesicht im Profil. Ich erschrak nicht wenig, als ich erkannte, dass es mein eigenes sei, welches ich an einer Spiegelniederlage vorbeigehend durch zwei gegen einander geneigte Spiegel wahrgenommen hatte. — Ich stieg einmal nach einer anstrengenden nächtlichen Eisenbahnfahrt sehr ermüdet in einen Omnibus, eben als von der anderen Seite auch ein Mann hereinkam. ‘Was steigt doch da für ein herabgekommener Schulmeister ein’, dachte ich. Ich war es selbst, denn mir gegenüber befand sich ein großer Spiegel. Der Klassenhabitus war mir also viel geläufiger, als mein Specialhabitus.” („Die Analyse der Empfindungen“)

Sigmund Freud: “Ich kann ein ähnliches Abenteuer erzählen. (…) Ob aber das Missfallen dabei nicht doch ein Rest jener archaischen Reaktion war, die den Doppelgänger als unheimlich empfindet?”


Coincoin et les z’inhumains (2018 Bruno Dumont)

„Eben bin ich vor einem Schatten an der Wand fast zu Tode erschrocken – und dann sah ich erst, dass es mein eigener war. “ (Wilkie Collins: „Der rote Schal“, 1866)


Annabelle Comes Home (2019 Gary Dauberman)

In der gewölbten Mattscheibe sieht der Teenager: sein Spiegelbild, ganz leicht zeitversetzt – in die drohende Zukunft.

Annabell Comes Home (Gary Dauberman)
Apollo 11 (Todd Douglas Miller)
Creed II (Steven Caple Jr.)
First Reformed (Paul Schrader)
Neue Götter in der Maxvorstadt (Klaus Lemke)
The Rolling Thunder Revue (Martin Scorsese)
Shazam! (David F. Sandberg)
Der Tag X (Bruno Sukrow)
Toy Story 4 (Josh Cooley)
Wo der Widder stand (Kiesewetter & Knoop)

Freitag, 30.08.2019

Jean Seberg, † 30./31. August 1979

Notiz Jean Seberg

Neulich / Auf der Straße / habe ich plötzlich / große Angst bekommen / UM MEINE AUGEN / NICHTS ZU TUN / Mit den Grauen, die ich durchlebe / Lediglich der Schrecken / um diesen intimen Teil / EINGESCHLOSSEN UND ÜBERWÄLTIGEND / JENER TRAURIGKEIT UND DREAM / MEINE AUGEN

[Notiz von Jean Seberg, abgedruckt in: Thomas Lescure / Philippe Garrel: Une caméra à la place du coeur, Aix en Provence: Admiranda/Institut de l’Image 1992, S. 107.]

[siehe auch hier]

Dienstag, 27.08.2019

Langtexthinweis

* Den Rest des Jahres schenkte man der Zeitschrift.

Ein Gespräch mit Wilhelm Roth über die Filmkritik

Den Rest des Jahres schenkte man der Zeitschrift

Ein Gespräch mit Wilhelm Roth über die Filmkritik

Sie haben von 1968 bis 1973 in der Filmkritik geschrieben; außerdem haben Sie zu Beginn eng mit Enno Patalas in der Redaktion zusammengearbeitet. Wie fing das an?

Ja, wie kam ich eigentlich zur Filmkritik? Ich war ja ein Nobody. Das fing mit Reinold E. Thiel an beim WDR. Ich war ein Anfänger als Journalist, fast noch Student. Ich studierte in Köln und wollte eine Doktorarbeit schreiben mit dem Thema „Der Spielfilm als historische Quelle“. Große Teile davon habe ich auch geschrieben, aber die Arbeit ist nie fertig geworden. Bei dem Historiker Franz Schnabel in München war das. Parallel hatte ich angefangen, beim Kölner Stadtanzeiger Kritiken zu schreiben. Von heute aus gesehen war das vorsintflutlich. Es gab zwar gelegentlich Pressevorstellungen, aber meistens ging man am Freitag, wenn der Spielplanwechsel war, um 11 Uhr ins Kino (damals gab es noch 11-Uhr-Vorstellungen) und gleich anschließend in die Redaktion beim Stadtanzeiger. Da bekam man irgendeine olle Schreibmaschine, an die setzte man sich und dann hat man in einer halben oder Dreiviertelstunde, wenn’s hochkam in einer Stunde, die Kritik getippt, die dann am nächsten Tag in der Zeitung war. Bei dieser Gelegenheit habe ich Reinold E. Thiel kennengelernt, der auch zur Kölner Filmszene gehörte. Er kam eines Tages auf mich zu und sagte: Wir starten am Samstag das dritte Fernsehprogramm des WDR, ich leite die Filmredaktion. Willst Du da mitmachen? Das war ungefähr Dienstags. Und drei Tage später ging’s los: Am Samstag war ich faktisch beim WDR. Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Der Verantwortliche für Kultur war Dr. Hans-Geert Falkenberg. Er war vorher bei einem großen Verlag. Er fragte mich: Wieviel Geld wollen Sie denn haben? Und ich: Keine Ahnung, als Student… Und er sagte: Sind Sie mit 500 DM einverstanden? Ja, natürlich. Als ich nach zweieinhalb Jahren aufhörte, waren es 1300. Es wurde immer berechnet: 100 DM für die Vorbereitung dieser Sendung usw. Wir sind zum Beispiel nach Venedig zu den Filmfestspielen gefahren und haben einen Viertelstundenfilm darüber gedreht für den WDR. Thiel war damals schon Mitarbeiter der Filmkritik. Und als Enno Patalas jemanden suchte, der ihn in der Redaktionsarbeit unterstützte, hat ihm Thiel vorgeschlagen: Nimm doch den Roth. Ich war also etwas über zwei Jahre beim WDR.

Das muss ungefähr 1965 bis 1967 gewesen sein.

Ja, es begann kurz vor Weihnachten 1965. Dann kam ich also zu Patalas. Erst sehr viel später habe ich verstanden, warum ich dieses Angebot bekam. Ich kann es nicht wirklich beweisen, aber bin zu 80 oder 90% sicher, dass er den Herbert Linder nicht haben wollte. Linder wohnte in München im Nachbarhaus in der Ainmillerstraße, und er war sehr interessiert an dem Posten, zum einen fachlich, aber er war auch machtbewusst. Er wollte als Redakteur gern das Sagen haben – was er später in New York mit seinen Filmpublikationen auch gemacht hat. Patalas wollte den Linder nicht haben, der war ihm zu machtbewusst. Da hat er lieber so einen Nobody wie mich genommen, mit dem er freundlich und nett zusammenarbeiten könnte und der keinerlei Wünsche hatte, in der Redaktion etwas Besonderes zu werden, sondern der einfach ein zuverlässiger Mitarbeiter war.

Das bedeutete einen Umzug von Köln nach München.

Das war damals nicht so schlimm mit der Wohnungssuche, das ging reibungslos. Plötzlich war ich also Mitarbeiter, man könnte sagen Redaktionsassistent. Es gab keine Redaktionssitzungen in diesem Sinne, wir waren ja auch nur zu zweit – am Anfang jedenfalls –, sondern wir trafen uns sehr oft um 11 Uhr bei einer Pressevorführung. Damals war das sehr viel weiter verbreitet, heute kriegt man meist DVDs zugeschickt. Wir waren beide in derselben Pressevorstellung und haben anschließend irgendwo einen Kaffee getrunken. Das war dann die Redaktionssitzung: dass wir zu zweit besprochen haben, was zu tun ist. Was soll ich tun, was macht er? Wir hatten beide unsere Nebenjobs. Ich hatte Kontakt zur Süddeutschen Zeitung und habe da geschrieben, und Patalas konnte auch von der Filmkritik allein nicht leben. Er hatte im Bayerischen Rundfunk eine wöchentliche Kolumne, und er hat in der ZEIT geschrieben und in überregionalen Publikationen, und Frieda Grafe, seine Frau, natürlich auch. Die Zusammenarbeit mit Patalas war an sich gut, aber sie war menschlich nicht sehr anrührend. Wenn ich eine Grippe hatte, dann hat sich Frieda um mich gekümmert, nicht Enno; ihm war das egal. Wir haben wirklich gut zusammengearbeitet, aber ohne, dass wir uns persönlich näher gekommen wären. Wir waren auch immer per Sie, aber das war damals sowieso üblich. Auch als ich dann später zum Kino Arsenal in Berlin kam: wir haben alle Ulrich Gregor gesiezt. Heute wäre das völlig undenkbar. Heute würden wir uns alle duzen. Aber wenn ich irgendwas hatte, hat sich Frieda erkundigt und mir geholfen. Ich erinnere mich an eine Premiere von Hawks; der hat einen Rennfahrerfilm gedreht…

Red Line 7000….

Genau. Ich mochte den nicht. Nach der Premiere in einem Innenstadtkino – ich glaube im Gloriapalast – saßen wir zusammen. Frieda hat mir mit großer Geduld den Film erläutert, wie sie ihn sieht und warum er interessant und gut ist, so dass ich’s dann langsam kapiert habe. Frieda war jemand, mit der man auch einen persönlichen Kontakt hatte. Sie war auch eine hervorragende Köchin. Einmal war ich mit Alf Brustellin von der SZ zusammen zum Abendessen eingeladen – warum gerade Brustellin, der nicht bei der Filmkritik schrieb, dabei war, weiß ich nicht mehr –, aber wir waren uns auf dem Heimweg in der Straßenbahn einig, dass dies eins der besten Abendessen unseres Lebens war, auch wenn ich jetzt nicht mehr sagen kann, was es gab.

Wie war denn die Arbeitsteilung zwischen Patalas und Frieda Grafe?

In Redaktionsfragen war Grafe nicht beteiligt, jedenfalls nicht öffentlich. Dass sie privat miteinander über die Texte geredet haben, das ist ja klar. Sie haben ja auch Bücher gemeinsam gemacht. Da war sie sehr aktiv, aber ich kann mich nicht erinnern, dass es Redaktionsgespräche gegeben hätte. Was es gab, war eine Mitarbeiterversammlung, alle ein oder zwei Monate, nachmittags. Da kamen alle Münchener Mitarbeiter. Zum Beispiel tauchte da ein schüchterner, wortkarger Mensch auf, der gerade einen kleinen Fußballfilm gedreht hatte, und er hat an diesem Nachmittag glaube ich kein Wort gesagt. Das war Wim Wenders, wie sich dann herausstellte. Klaus Bädekerl, Urs Jenny, diese Leute kamen, Linder natürlich auch, und Harald Greve.

Ich nehme an, dass Helmut Färber auch dabei war?

Ja. Es gab also diese gelegentlichen Sitzungen, bei denen alle zusammenkamen, die in München für die Filmkritik schrieben.

Was war innerhalb der Redaktion Ihre Hauptaufgabe?

Eine meiner Hauptaufgaben war Korrektur zu lesen. Ich habe die Manuskripte gelesen, kurz bevor sie in die Druckerei gingen. Ich bekam sie im Laufe des Tages und habe häufig bis nachts um 1 oder 3 Uhr gelesen und brachte sie dann zur Druckerei – Frühmorgen und Holzmann, die war am Rande von Schwabing – und dann habe ich sie dort in den Briefkasten geworfen, damit sie rechtzeitig die Korrekturen hatten. Sie fingen um 6 Uhr an. Eine lustige Nebengeschichte dazu: Ganz nahe bei der Druckerei war ein Bordell, und als ich so um 1 Uhr morgens da vorbeikam, sprach mich eine Frau an: „Herzchen, Bopperle, willst‘ nicht mitkommen.“ Aber ich wollte nicht. In dieser Korrektur steckte viel Arbeit. Ein ganzes Heft hintereinander weg zu lesen, das war vielleicht der anstrengendste Job.
Außerdem hab‘ ich die Punkte eingesammelt für die Punktetabelle. Das war interessant: Fast jeder fragte: Wieviele Punkte haben denn die anderen für diesen oder jenen Film gegeben? Entweder sie wollten nicht auffallen durch ein stark abweichendes Urteil, oder sie wollten gerade auffallen durch ein stark abweichendes Urteil. Färber und Linder haben zum Beispiel oft ganz anders ihre Punkte vergeben als die anderen. Schwierig war immer Uwe Nettelbeck, der sagte dann: „Ich koche gerade, rufen Sie doch in zwei Stunden nochmal an.“ Ihn habe ich nie persönlich kennengelernt. Meiner Erinnerung nach war er auch nie bei einer Mitarbeiterversammlung in München. Ich habe ihn geschätzt als Autor, aber im menschlichen Umgang war er etwas von oben herab.

Wie wurden die Autoren denn bezahlt?

Es war eine arme Zeitschrift. Bis August ungefähr, wenn ich mich recht erinnere, wurden Honorare gezahlt – nicht hoch allerdings, aber jedenfalls wurde etwas gezahlt –, und den Rest des Jahres schenkte man der Zeitschrift.

Dann waren die Töpfe leer.

Ich habe auch etwas Geld bekommen, aber das wurde von Jahr zu Jahr weniger. Es war ein reines Zuschussgeschäft in meinem Fall. Interessant war: Wenn ich dort war – es gab ja nicht nur die Treffen im Café –, lernte ich z.B. auch die Kindererziehung kennen. Es gab da die Regelung: Im Kinderzimmer darf der Sohn anstellen, was er will, aber die übrige Wohnung ist tabu. Patalas war auch politisch interessiert, wenn was los war. Ich weiß noch: Als wir den Springer-Verlag belagerten, da kam Patalas mit dem Sohn auf den Schultern sitzend. Wir haben den Zugang zum Springer-Verlag blockiert, und es kam die Polizei und hat uns vertrieben.

Ich nehme an, das war parallel zu den Anti-Springer Demonstrationen in Berlin.

Ja, das fand in vielen Städten statt.

Verstehe ich das richtig: Die Redaktionsräume der Filmkritik, das war die Wohnung von Patalas und Grafe?

Ja, wenn man denn Redaktionsräume hatte. Da fanden auch die Mitgliederversammlungen statt. Eins ist mir auch noch eingefallen: wie Patalas mit neuen Autoren umgingen, die sich von sich aus meldeten. Ich kann mich an eine Sache von Linder erinnern und an eine von Wim Wenders. Der Linder hatte versucht, einen Film von Stan Brakhage in Worten zu beschreiben, und zwar die ersten zwei oder drei Minuten. Er hat versucht, die Bilder in Worte zu fassen, so dass man es nachempfinden konnte. Patalas fand das interessant, aber es war ihm zuwider, von einem Autor einen Text, der von seinen eigenen Texten so deutlich abwich, zu veröffentlichen. Ähnlich war es bei Wim Wenders. Er hatte etwas über einen Bergman-Film geschrieben. Er hatte auch ganz anders geschrieben als Patalas; auch er hat vor allem die Bilder beschrieben, das war Patalas zuwider. Wim Wenders wurde Autor, und Linder war ja schon Autor.

Ich erinnere mich, dass die Diskussion über unerlaubte Texteingriffe teilweise auch innerhalb des Hefts geführt wurde.

Linder und Patalas waren beide sehr eigenwillig. Ich kann jetzt im Einzelnen nicht sagen, wer das wie redigiert hat. Ich habe erst das Endergebnis gesehen, das Patalas mir gab. Linder war eigentlich immer unzufrieden damit, aber er blieb dabei. Als Patalas ausgeschieden ist und die Filmkritiker Cooperative tätig wurde (ab 1969), da hat Linder redaktionspolitisch eine der Hauptrollen gespielt. Er hat sich ein bisschen als Nachfolger Patalas’ gefühlt. Zu diesem Zeitpunkt bin ich aber nicht mehr so aktiv dabei gewesen. Ich habe noch mitgearbeitet; das Korrekturlesen habe ich aber glaube ich da schon nicht mehr gemacht. Dann kam Peter Nau, und bei Peter Nau war es so: Er hat sich jeden Eingriff verbeten. Auch ein falsches Komma durfte man nicht korrigieren. Manchmal habe ich’s, wenn ich den Text noch in die Hand bekam, doch gemacht, und er hat es nicht immer gemerkt. Auch zu diesem Zeitpunkt gab es Versammlungen. Da war Dietrich Kuhlbrodt wichtig, denn er hat die Filmkritiker Kooperative auch juristisch ein bisschen begleitet, die Ausarbeitung der Satzung beispielsweise. In dieser Zeit waren Harald Greve und ich diejenigen, die die Redaktionsarbeit hauptsächlich machten. Was ist denn aus Greve geworden? Den habe ich völlig aus den Augen verloren.

Noch eine Frage: Dies ist die Zeit, in der die Entmachtung und Kränkung von Enno Patalas stattfindet. Mir stellte es sich immer so dar, dass zu diesem Zeitpunkt einige junge Leute aus der HFF München das Ruder übernahmen, zu denen Wenders gehörte, aber auch Rainer Gansera und Eberhard Ludwig.

Patalas hat sich aber, glaube ich, ganz gerne verabschiedet. Ich weiß nicht, ab wann genau er das Filmmuseum übernommen hat.

Ich glaube, das war 1973.

Ich bin ja schon Anfang der 1970er Jahre nach Berlin gegangen, da holte mich Ulrich Gregor zu den Freunden der deutschen Kinemathek. Das war im Grunde genommen auch eine Auswirkung der Arbeit bei der Filmkritik. Gregor hatte mich als Filmkritik-Autor kennengelernt und wir haben uns bei Festivals getroffen. Ich weiß noch, er hat mich in Venedig angesprochen, ob ich nicht nach Berlin kommen wolle, sie bräuchten jemand für das Arsenal – für die Monatsprogramme, den Schreibkram, Korrekturlesen etc.

Wenn Sie 1970 nach Berlin gezogen sind, dann waren Sie etwa zwei Jahre in München?

Ja, es kann aber auch sein, dass ich erst 1971 nach Berlin gegangen bin.

Ihren letzten Text in der Filmkritik, im Dezemberheft 1974, schreiben Sie nicht als individueller Autor, sondern im Auftrag der Freunde der dt. Kinemathek. Da geht es um einen Disput um die Verleihpolitik der „Freunde“. Zuvor hatte gab einen offenen Brief gegeben, sie sollten mehr 16mm-Kopien ziehen etc.

Daran erinnere ich mich gar nicht mehr. In meiner Münchener Zeit lernte ich allmählich Dietmar Schmidt kennen von epd Kirche und Film, und für ihn schrieb ich dann auch. Über ihn wiederum lernte ich auch Jörg Peter Feurich kennen. Der war in Frankfurt und schrieb ebenfalls für edp Kirche und Film. Haben Sie Kirche und Film mal in der Hand gehabt?

Nicht die Ausgaben aus dieser Zeit.

Das wurde am Anfang hektographiert in einer Auflage von ca. 300 Stück, wurde aber trotzdem viel gelesen und konnte auch nachgedruckt werden. Das war der Vorläufer von epd-Film. Auch das kam ganz locker zustande. Dietmar Schmidt hatte mich einzig auf Grundlage eines Treffens auf einer Jubiläumsfeier 1979 in Frankfurt – da war ich schon längst bei den Freunden der deutschen Kinemathek – für seine Nachfolge bei „Kirche und Film“ vorgeschlagen. Das kann man sich heute kaum mehr vorstellen.

Haben Sie die Filmkritik dann auch weiterhin verfolgt und gelesen?

Ich habe sie schon gelesen, bis sie 1984 aufhörte. Ich hatte immer noch ein Freiabo, aber ich habe insgesamt wenig Erinnerungen dran. Sie war mir in den späten Jahren irgendwie fremd geworden. Auch mit Peter Nau… Der war übrigens Postbote in München, den kannte ich schon, bevor ich ihn als Autor der Filmkritik kennengelernt hatte, der war damals in meinem Bezirk. Heute habe ich wieder Kontakt zu ihm.

Wer war denn für die Gestaltung des Hefts verantwortlich in der Zeit? Später hat das Eberhard Ludwig gemacht, aber zu der Zeit, in der Sie involviert waren?

Das war eigentlich Patalas selbst; es gab keinen Layouter. Inwiefern da jetzt der Linder, der ja im Nachbarhaus wohnte, mitmachte, kann ich nicht sagen. Der war ja sehr ehrgeizig und hat dann auch bei der Cooperative stark versucht die Richtung vorzugeben. Aber das Layout hat sich ja auch kaum verändert in den Jahren.

Erst 1974, als wirklich die anderen, Farocki, Bitomsky, das übernehmen. Wie würden sie Helmut Färbers Rolle einschätzen? Er hat ja schon früh an der HFF unterrichtet und viele von den jungen Leute, z.B. Gansera, sind da in den Färber-Seminaren gewesen.

Ich habe mal Aussagen von DFFB-Studierenden nachgelesen, die im Internet zugänglich sind. Da schwärmen fast alle von den Färber-Seminaren, davon wie genau er die Sachen gesehen hat. In der Filmkritik war er so eine Art Senior-Chef. Er war eine Autorität, hat sich aber im Gegensatz zu Linder nicht eingemischt – wenn, dann hat er Ratschläge gegeben. Er hat auch Texte angeboten, die schon anders waren als die üblichen Filmkritik-Texte. Da gab es z.B. dieses Walt Disney-Heft über Fantasia (4/1971), das hat er gemacht. Ich weiß noch, dass Patalas nicht ganz glücklich war über dieses Heft. Das schien ihm ein bisschen fragwürdig, aber er hat es dennoch unverändert geduldet. Genauso das Ford-Heft von Bühler (1/1972) und das Riefenstahl-Heft vom Linder (8/1972). Ich weiß nicht ob das im Impressum immer so deutlich wurde.

Ich glaube, es steht nicht direkt so drin. Manchmal gibt es in den Jahresinhaltsverzeichnissen, die Franz Josef Knape erstellt hat, die Rubrik „Hefte machen“.

Patalas und Grafe haben in der Zeit auch schon ihre Bücher gemacht; Auch Färber hatte gar nicht mehr so viel Zeit. Ich habe ihn nach meiner Zeit aus den Augen verloren, kaum mehr Kontakt mit ihm gehabt. Heute telefonieren wir wieder häufig miteinander. Patalas bin ich auf der Berlinale oder auf der Viennale mal über den Weg gelaufen. Auch Frieda Grafe habe ich da getroffen. Da hat man sich dann 10 Minuten unterhalten, aber eher freundschaftlich und in Erinnerung. Wir haben nicht direkt diskutiert, wie es mit der Filmkritik aussieht, was ich bei „Kirche und Film“ mache bzw. bei epd Film, als sie dann gegründet war. Das ist dann eher ausgelaufen.
In der Cooperative wurde eine junge Frau angestellt, die für den Bürokram zuständig war. Das war dann ein richtiges Büro, auch weil die Wohnung von Patalas nicht mehr zur Verfügung stand. Linder zum Beispiel wäre da auch nicht hingegangen. Von Linder gibt es ein interessantes Buch, das vor einigen Jahren erschienen ist.

Das, was Rolf Aurich herausgegeben hat, in der silbernen Reihe der Kinemathek?

Ja, genau das. Ich hab Linder dann noch zwei Mal in New York getroffen. Wenn ich in New York war, dann traf ich ihn im MoMA bei einer Filmvorführung.

Zufällig, ohne sich verabredet zu haben?

Ja, völlig überraschend. Da haben wir uns dann unterhalten. Ich hatte ja keinerlei Probleme mit Linder, die hatte der Patalas oder Linder und Patalas untereinander. Inzwischen ist Linder gestorben. Außerdem wäre Peter W. Jansen zu erwähnen. Jansen war eine treibende Kraft beim Ausscheiden der bisherigen Mitarbeiter aus der Filmkritik. Ich weiß noch, dass ich nach Oberhausen fuhr – ich weiß nicht mehr in welchem Jahr – und die undankbare Aufgabe hatte, den Mitarbeitern zu sagen, dass Patalas jetzt aufhören würde. Es gebe jetzt die Cooperative und Patalas mache als Redakteur nicht mehr weiter. Die waren meiner Erinnerung nach überrascht, vielleicht wusste es aber der ein oder andere schon, als ich ihnen die Nachricht überbrachte.

Haben sie irgendetwas aus der Zeit noch aufbewahrt, das mit der Filmkritik zu tun hat?

Nein, durch meine Umzüge ist das verschwunden. Ich merke das jetzt wo ich alle meine Texte, die ich nach der Filmkritik geschrieben habe, noch einmal veröffentlicht habe. Ich schreibe jetzt noch einmal was anderes, 70 Jahre Oper. Aber alles was ich gesammelt habe, auch über die Oper, setzt ein in Frankfurt. Massen von Materialien, die ich hatte, habe ich nach meinem Umzug dem Frankfurter Filmmuseum übergeben.

Das ist ein methodisches Problem, wenn man die Geschichte einer Zeitschrift schreiben möchte. Aus der späten Phase gibt es vereinzelt Redaktionsprotokolle, die sehr aufschlussreich sind und einen Blick in die Werkstatt erlauben. Für die frühere Zeit ist man aber auf Gespräche wie dieses angewiesen. Patalas hat sicherlich viel aufbewahrt, aber ich habe keine Ahnung, was mit Patalas‘ Nachlass geschehen wird.

Haben sie eigentlich noch mit ihm sprechen können, oder war er da schon zu krank?

Wir hatten mal kurz miteinander zu tun, 2005, als ich zusammen mit Michael Baute ein Buch über „The Night of the Hunter“ gemacht habe. Da hat er auch einen Text geschrieben. Danach haben wir keinen Kontakt mehr gehabt.

Ich habe ihn zuletzt gesehen in München im Filmmuseum, als dort anlässlich des 50. Geburtstags der Filmkritik ein Podium zum jungen Deutschen Film stattfand, zu dem ich eingeladen war. Da war Patalas auch, allerdings nie auf dem Podium, sondern immer hinten rechts. Er hat sich aber häufig zu Wort gemeldet um Sachen richtigzustellen.

Eine letzte Frage noch: Ich habe gesehen, dass Sie auch an Filmkritik-Gesprächen mit Filmemachern beteiligt waren, mit Fassbinder, mit Straub-Huillet, mit Ula Stöckl. Welche Filmemacher waren für die Zeitschrift in diesen Jahren besonders einflussreich?

An dem Gespräch mit Fassbinder (8/1969) war eine größere Runde beteiligt. Färber, Urs Jenny und Joachim von Mengershausen. Mengershausen war da schon beim WDR, er war eigentlich nie wirklich Autor bei der Filmkritik. Er hat nur einzelne Artikel geschrieben, aber bei diesem Gespräch war er dabei. Er hat Fassbinder dann ja auch produziert, z.B. Berlin Alexanderplatz. Patalas und Grafe haben natürlich auch mit fremdsprachigen Filmemachern gesprochen, da konnte ich nicht mithalten. Ich weiß aber nicht, ob davon was in der Filmkritik stand. Ich glaube eher nicht.

Ich glaube, sie haben später Sachen von Wilfried Reichart übernommen, die für den WDR entstanden sind.

Reichart war zum Teil mein Partner beim Kölner Stadtanzeiger, wo ich ja auch Kritiken schrieb. Das hörte dann aber auf, als ich in München bei der Süddeutschen eher größere Texte geschrieben habe.

***

Das Gespräch führte Volker Pantenburg am 30. November 2018 per Telefon.


atasehir escort atasehir escort kadikoy escort kartal escort bostanci escort