Film der Fünfziger
In den Filmen der 50er heiraten die jungen Mädchen immer alte Männer. Ja, das stimmt und stimmt auch wieder nicht. Die Männer sehen auch als junge Männer schon sehr gebraucht aus und den Produzenten, den Eltern und den Kirchen war es sehr recht, dass die jungen Mädchen sich nicht den Jungen haltlos an den Hals werfen, sondern lieber die Alten anhimmeln. Alle waren alt und wollten von den Früchten essen. Die Väter waren auf die Töchter scharf.
Ein ganz kurioses Gegenbeispiel ist der REAL-Film „Herz ohne Gnade“ (1958), nach einem Illustriertenroman von Regisseur Viktor Tourjanski routiniert und professionell gedreht. Werner Hinz, ein Industrieller mit hartem Herzen, engagiert Barbara Rütting als Sekretärin in seinen Privathaushalt. Rütting ist vaterlos, Mutter und Schwester ziehen als Flüchtlingsschicksal ins Gartenhaus der Industriellenvilla. Felmy ist der unverschämte junge Sohn von Hinz. Hinz will Rütting heiraten, aber Felmy überredet Rütting zu einer Spritztour mit Freunden. Jetzt führt das Schicksal Regie. Felmy und ein Freund veranstalten auf dem Weg zurück ein Autorennen; der Freund wird getötet, Felmy und Rütting übernachten verletzt im Gasthaus.
Bei der Rückkehr ist Hinz tot – ermordet. Vater und Freund tot – macht alles nichts, Felmy feiert erst mal richtig Geburtstag und wird des Vatermords verdächtigt. Dann stellt sich heraus: Hinz, der schuftige Vater, hat Selbstmord begangen und alles so arrangiert, dass der Verdacht auf den Sohn fällt. Jetzt können Felmy und Barbara Rütting eigentlich nur deshalb heiraten, weil der Alte sich selbst aus dem Weg geräumt hat. Man mag gar nicht glauben, wie sich die Vätergeneration selbst zur Strecke bringt.
Corny Collins ist eine spitzmäulig-neidische Tochter, Kai Fischer die Verruchte vom Dienst und Margarete Haagen der stets dienstbare Geist. Im Presseheft ist die alte Zeit wieder lebendig: Barbara Rütting ist charakterisiert als „eine vulkanisch wirkende junge Frau“ und hat „die Ausdruckskraft herben Frauentums“. Ach so.
Ganz oft gibt es eine Blende, die ich so noch nie gesehen habe: Das letzte Bild einer Szene friert ein, das Bild schlägt um wie eine Buchseite und öffnet den Blick auf eine neue Szene, die aber anfangs auch noch eingefroren ist. Das wirkt dann tatsächlich wie ein Fortsetzungsroman.