Mittwoch, 27.01.2016

Filme der Fünfziger (XVII): Bis wir uns wiedersehen (1952)

Ein Mann flieht in eine Stadt und versteckt sich in einem Hotel. Eine junge Frau, aus einer Lungenklinik in Davos entlassen, kehrt mit Arzt und Pflegerin in demselben Hotel ein. Der Mann und die junge Frau kennen sich. „Er ist der einzige Mann, den ich jemals geliebt habe“, erklärt die junge Frau dem Arzt, „auch wenn es bitter ist für Dich.“ Es ist das Jahr 1952 und wir blicken zurück in die Vergangenheit, die von Erinnerungen verklärte Zeit.

Pamela Lüdtke (Maria Schell) ist Tänzerin mit ernsten gesundheitlichen und finanziellen Problemen. Aktuell wartet ein Möbeltransporter darauf, von ihr bezahlt zu werden; zufällig kommt Paul Mayhöfer (O.W. Fischer), der örtliche Casino-Betreiber und Mercedes Benz 300 S Besitzer vorbei und spendiert unerkannt das Geld. „Kaum ein Auto,“ so eine Internetseite über Mercedes, „strahlte je so viel gediegene Vornehmheit aus wie der Mercedes-Benz 300 S.“

Aus reiner Not jobbt Pamela bei einer Modenschau und bricht vor Hunger zusammen. Wieder zufällig ist Paul Mayrhofer Gast der Modenschau; er spricht Pamela an: „Ich möchte Ihnen einen Vorschlag machen, Fräulein Lüdtke. Begleiten Sie mich doch vier Wochen auf eine Reise nach Italien.“ Und: „Jede andere Frau fände es unter ihrer Würde, über meinen Vorschlag zu sprechen, bevor ich ihr eine Liebeserklärung gemacht habe.“ – Pamela: „Warum? Ich finde es sehr angenehm, dass Sie über diese Dinge so sachlich sprechen. Wir sind ja moderne Menschen.“ Und nun beginnt die Reise an den Comer See, auf der sich beide ineinander verlieben. Im Hintergrund singt Kurt Reimann im Kastraten-Tenor das Lied von der Blauen Lagune: „Erhöre mein Fleh’n/ Glück mach’ aus meinem Schmerz/ Du allerschönste der Frau’n!“

Pamela Lüdtke wechselt in Italien von dem anfänglichen „Ach,wie schön“- zum „Ach, wie bin ich glücklich“-Gesicht. Ein böses Missverständnis führt zur Trennung. Mayhöfer lässt sich daraufhin ohne Not mit einem Ganoven (Kurt Meisel) ein und Pamela verkommt als Rock n’ Roll Tänzerin.

Im Hotel finden sie zu ihrer Liebe zurück. Mit einem Krankenwagen will Paul fliehen und so die Polizei überlisten. Beide wissen nicht, dass Pamela wegen ihrer Krankheit nicht mehr lange leben wird. Paul hat, wie wir es von O.W. Fischer kennen, seine Hände immer lässig in der Hosentasche. Noch im Hotel wird Paul von der Polizei gestellt, er nimmt die Hand aus der Hosentasche und wird erschossen. Pamela sieht aus dem Fenster, wie die Bahre mit der zugedeckten Leiche im Krankenwagen wegfährt und trägt das „Bald bin ich glücklich“-Gesicht.

Dies war die zweite Produktion des noch jungen Luggi Waldleitner und der erste Film des Traumpaares Schell/Fischer. Es beginnt mit der Jungmädchenfantasie vom tapferen – hier reichen – Ritter; dann geht es nach Italien mit Liebe, Mandolinen, Inselseligkeit und Bootsausflug.

Bei einer Liebeserklärung schaut Fischer in den Horizont, dorthin, wo die Liebe wohnt. Er legt den Arm nicht um die Schultern seiner Geliebten, sondern um deren Hals. Es geht um Kontrolle, um die Macht des Geldes, um Bestätigung. Deshalb vergewissert sich Mayhöfer andauernd, dass Pamela glücklich ist – die glückliche Pamela, das ist doch sein Werk. Sie liegt im Liegestuhl und liest. Das geht nun nicht. „Sag einmal, du liest in dieser herrlichen Umgebung? Ist doch wirklich eine Schande. Was liest Du denn da?“ Das Horoskop, was sonst? Es muss nun Sport getrieben werden. Eine Segelpartie mit dem Mann am Steuerruder oder, wie hier, nur lässig auf der Kante des Bootes sitzend; Pamela müht sich mit dem Segel ab, das schließlich – reizendes weibliches Ungeschick – den so photogen sitzenden Herrn unter sich begräbt. Die Krise kommt, als Mayhöfer die Macht entgleitet. Pamela besucht einen Arzt, Mayhöfer sieht nur einen Konkurrenten. Dafür setzt es Ohrfeigen.

Der Krach kommt aus heiterem Himmel über das Paar, das Schicksal meint es einfach nicht gut mit ihnen. Darin konnten sich die Zuschauer wiederfinden, so ritterlich, so süß und unschuldig wollten sie doch auch gewesen sein. Und alles ist so vornehm und unendlich traurig.

In der Saison 1952/ 53 rangierte der Film unter den ersten vierzig umsatzstärksten Titeln.

Nicht auf Video oder DVD erhältlich.
Präzisierungen zu Filmportal:
Standfotos: Richard Wesel/ Hannes Hubmann. Drehzeit: ab 12. Juli 1952 Atelier Göttingen; ab 20. Juli Außenaufnahmen Bellagio – Comer See; Spielbank Bad Homburg

Sonntag, 17.01.2016

Mag Bodard

Noch bis Ende Januar ist im ARSENAL eine Reihe von Filmen zu sehen, die Mag Bodard produziert hat. Auf der Langtextseite meine Einführung zur Eröffnung der Reihe am 8. Januar, wenige Tage nach Bodards 100. Geburtstag. Gezeigt wurde Godards DEUX OU TROIS CHOSES QUE JE SAIS D’ELLE.

* Bodard/Godard

Freitag, 15.01.2016

Filme der Fünfziger (XVI): … und ewig bleibt die Liebe (1954)

Georg (Karlheinz Böhm) und Marieke (Ulla Jacobsson) sind erwachsene Pflegekinder des Gutsbesitzers Vogelreuther (Paul Dahlke) und seiner Frau (Magda Schneider). Trude Vogelreuther (Ingrid Andree) ist die fast erwachsene Tochter des Ehepaars. Georg soll Trude heiraten, liebt aber eigentlich Marieke. Marieke ist das Kind einer kleinkriminellen Mutter, genannt „Die Elster“ (Hilde von Stolz). „Die Elster“ irrlichtert stehlend und trinkend durch den Film und ist verantwortlich für einen gehörigen Schuldkomplex von Marieke. Wegen dieses Komplexes mag sich Marieke nicht zu ihrer Liebe zu Georg entscheiden – sie wäre dann eine Liebesdiebin. Georg hat in Bremen studiert, nach Bremen zieht es auch Marieke; aber die Reise – man hört nur das Pfeifen der Lokomotive – bleibt Imagination. Ach, Bremen!

Georg will sich von seinem übermächtigen Ziehvater befreien. Da ist er aber an den falschen geraten. Dahlke kommentiert den Versuch seines Filmsohns mit dem Spruch: “Jetzt geht der Spass los, sagte die Katze zur Maus“. Vater Vogelreuther hat eine soziale Ader. Georg ist der Sohn eines verstorbenen Geschäftsfreundes, der für seine Familie nicht genügend vorgesorgt hatte, Marieke eben die Tochter einer liederlichen Frau. Und nun wollen die beiden auch noch ihren eigenen Willen haben.

Trude, mental noch ein halbes Kind, fühlt sich dumm und Georg nicht gewachsen. Was Georg und Trude verbindet, ist dem Paar selbst nicht klar; und so will mal Trude, will mal Georg die Heirat im letzten Moment absagen. In einer Nebenhandlung wird Marieke vom Hilfsprediger Hasske (Hans Quest) umworben; Hasske ist ein vollintegrierter Flüchtling aus Oberschlesien, der wegen seines komischen Zungenschlags gönnerhaft belächelt wird.

Es gibt den üblichen Hoftrubel mit Späßen des Gesindes, ein Johannisfeuer mit Blasmusik und Sprung über das Feuer, die Darbietung eines Männer- und eines Frauenchores („Schön ist die Jugend, sie kommt, sie kommt nie mehr“), ein Orgelfrühstück, einen Kinderchor und Studenten im Wichs bei der Hochzeit, Kalendersprüche und eine heile Welt, die von Paul Dahlke resolut zusammengehalten wird. Ja, die freudlose Trude und die Fleisch gewordene Lustbremse Georg heiraten – ein trauriger Tag für Marieke und ein durchweg depressives Ende, mit dem alle Konflikte zugedeckt werden. Glücklich werden nur die Alten.

Ulla Jacobsson hatte nach dem Erfolg von „Sie tanzte nur einen Sommer“ (Schweden 1951; Regie: Arne Mattsson) für zwei Filme ein Engagement des Berliner Produzenten Kurt Ulrich angenommen. Kurt Ulrich war durch seine sehr erfolgreichen Kommerzfilme wie „Grün ist die Heide“ und „Schwarzwaldmädel“ bekannt geworden. Verbürgt ist seine Reaktion „Jetzt wollen sie mir fertig machen“ auf die Nachricht, dass die Filmbewertungsstelle einem seiner Filme das Prädikat „wertvoll“ geben wollte. Wegen ihres starken schwedischen Akzentes denkt man zunächst, dass auch Marieke ein Flüchtlingskind ist. Es dauert eine Weile, bis man die Konstellationen der Familie Vogelreuther begreift.

Wolfgang Liebeneiner inszenierte widerstandslos eine Agfacolor-Postkartenidylle nach der literarischen Vorlage von Sudermanns „Johannisfeuer“. Sudermann’s Theaterstück hatte das Potential zu einem heftigen Melodram; hier geriet es nur zur Vorstufe einer Katastrophe. Gern hätte man gesehen, wie die Geschichte weitergeht mit einer unglücklichen Ehe, der gedemütigten Marieke und dem Niedergang des Gutes Vogelreuther.

Nicht verfügbar als Video, nicht verfügbar als DVD
Was nicht in filmportal steht: Dialog-Coach für Ulla Jacobsson: Else Bongers. Standfotograf: Richard Wesel. Dreharbeiten vom 26. April bis Ende Mai im Atelier Tempelhof, Berlin; Aussenaufnahmen im Juni auf dem Gut Dankersen im Weserbergland bei Rinteln.

Freitag, 08.01.2016

6 Richtige – in 35mm

„Es herrscht eine bedenkliche Atmosphäre, die, ohne nackte Unmoral ins Bild zu bringen, jedes moralische Gefühl erweicht und unterhöhlt. An solchen Filmen sollte man nicht achselzuckend vorübergehen, man muss ihre Gesinnung schärfstens anprangern.“ Mit diesem Zitat aus dem Filmdienst macht das Hofbauerkommando neugierig auf: Die Spanische Fliege (1955 Carl Boese). Der Film läuft heute auf dem 15. außerordentlichen Filmkongress im Nürnberger KommKino um 15:00.

Möglich, dass die Berlinale in ihrer 1966-Retro achselzuckend vorübergehen wird an solchen Filmen, deren bedenkliche Atmosphäre seit einigen Jahren schon Neugierige nach Nürnberg lockt. Um so bemerkenswerter, dass das Berliner Zeughauskino heute um 21:00 etwas Interessantes annonciert:

Das gelbe Haus
Das gelbe Haus am Pinnasberg (1970 Alfred Vohrer).

Die Kapitänswitwe Bengta Bischoff lieferte die Literaturvorlage. „In ihrer Sozialwohnung nahe der Herbertstraße. wo die Mädchen sitzen und die Zuhälter walten, erdachte die Rentnerin umflattert von zwei Wellensittichen, eine Geschichte, wie sie noch keinem professionellen Pornographen in den Sinn gekommen ist.“ Das gelbe Haus am Pinnasberg oder Die 36 Eros-Brüder von St. Pauli. Dem Spiegel war die Angelegenheit schon deshalb suspekt, weil der Konkret-Verlag involviert war.

Sonntag 10.1. – am vierten Tag des Hofbauerkongresses läuft Die Perle der Karibik (1981 Manfred Stelzer), die wunderschöne Monarch-Fortsetzung, mit Diethard Wendtland und Alisa Saltzman.
„Der Regisseur selbst bezeichnete dieses Kleinod als ‚traurige Komödie’. Vielleicht im Sinne von Oscar Wilde. Für ihn war das Leben eine Komödie für jene, die denken, aber eine Tragödie für jene, die fühlen.“ (KommKino, Nürnberg, 17:15)

Montag 11.1. – Um 19:00 zeigt das Hamburger Metropolis Re-education-Filme, darunter auch: Frischer Wind in alten Gassen (1951 Fritz Peter Buch). Ein Bürgermeister (Wolfgang Preiss) überlässt Schülern und Schülerinnen für einige Tage die Stadtverwaltung. Als Mittel im Kampf gegen den Untertanengeist. Reenactment tatsächlicher Ereignisse in Eberbach am Neckar.

Dienstag 12.1. – Der Filmclub 813 feiert Jubiläum. Es läuft wie vor 25 Jahren Rote Sonne (1970 Rudolf Thome). Zusätzlich noch die Kurzfilme Zinnsoldat (1968) und Na und? (1966), deren Regisseure, Martin Müller und Helmut Herbst, als Gäste der Feier erwartet werden.

Donnerstag, 07.01.2016

2015

Weil ich fand, meine einsame Liste könne Gesellschaft vertragen, wandte ich mich an einen verlässlichen Listenverfasser:
Stefan Ertl

Neue Filme

ALOHA (Cameron Crowe)
AVENGERS: AGE OF ULTRON (Joss Whedon)
FURIOUS 7 (James Wan)
JOY (David O. Russell)
KNIGHT OF CUPS (Terrence Malick)
MAGGIE (Henry Hobson)
NORTHERN SOUL (Elaine Constantine)
OVATION! (Henry Jaglom)
SHE´S FUNNY THAT WAY (Peter Bogdanovich)
SPY (Paul Feig)

Alte Filme

DAVE ALLEN IN SEARCH OF THE GREAT ENGLISH ECCENTRIC (Robin Brown)
PASSE TON BAC D´ABORD (Maurice Pialat)
PIT STOP (Jack Hill)
LO STRANO VIZIO DELLA SIGNORA WARDH (Sergio Martino)
DIE WAHRE TITANIC (Bruno Sukrow)

Donnerstag, 31.12.2015

2015

Ende 2015, Volker und ich, wir hatten die Listenmail dieses Jahr nicht rausgeschickt (vergessen, lustlos, unleidlich), und einer hat aber eine Liste gemacht, Rainer Knepperges:

Auf Leinwänden in Aachen, Barcelona, Bologna, Düsseldorf, Hamburg, Köln, Mannheim, München. Und zuhause. (14:14)

Eszter Balint > Louie: Elevator (2014 Louis C.K.)
H.B. Warner > The King of Kings (1927 Cecil B. DeMille)
Herr Weber > Erotic Blue 3 (2015 Herr Weber)
Michael Cera > Crystal Fairy (2013 Sebastian Silva)
Karin Viard > La Famille Bélier (2014 Eric Lartigau)
Die unsichtbare Spur (2015 Bruno Sukrow)
Lloyd Bridges > Little Big Horn (1951 Charles Marquis Warren)
Marlene Dietrich > No Highway in the Sky (1951 Henry Koster)
A Canterbury Tale (1944 Powell & Pressburger)
Helga Feddersen > Vier Stunden von Elbe 1 (1968 Eberhard Fechner)
Peter Falk > Mikey and Nicky (1975 Elaine May)
Miranda Hart > Spy (2015 Paul Feig)
Beverly Washburn > Pit Stop (1969 Jack Hill)
Ann Sheridan > Woman on the Run (1950 Norman Foster)
Jazz on a Summer’s Day (1959 Bert Stern, Aram Avakian)
Fünf Stereodamen (2013 Maria Ittel)
United 93 (2006 Paul Greengrass)
Elgar – Portrait of a Composer (1962 Ken Russell)
Paul Rudd > Ant Man (2015 Peyton Reed)
Ingrid Bergman > The Bells of St. Mary (1945 Leo McCarey)
Silvie Winter > Liebe so schön wie Liebe (1970 Klaus Lemke)
Zasu Pitts > Alum and Eve (1932 George Marshall)
Dave Allen in Search of the Great English Eccentric (1974 Robin Brown)
Hans Söhnker > Frau nach Maß (1940 Helmut Käutner)
Meryl Streep > Silkwood (1985 Mike Nichols)
Michelle Pfeiffer > Lady Hawk (1985 Richard Donner)
Tom Hanks > Bridge of Spies (2015 Steven Spielberg)
Jennifer Lawrence > Joy (2015 David O. Russell)

Freitag, 18.12.2015

Karten, Pläne (VI)

Remake Remix
Cüneyt Arkın

Man hänge alle Negative seiner Filme aneinander und die Welt wäre zweimal umrundet. Das sagt dieser Mann mit einem Lächeln.
Wie es möglich gewesen sei, wöchentlich einen Film zu drehen, wollte schon Bogdanovich wissen – von Allan Dwan. Dessen Antwort war: Er habe alle neuen Griffith-Filme angeschaut und mit den eigenen Schauspielern kopiert, so sei dann jedes Mal ein ganz neuer Film entstanden.
Zwischen unendlich vielem, was man über das türkische Kino erfahren und über das Kino der Welt begreifen kann, zeigt Remake Remix Ripp-Off (2014 Cem Kaya) auch, wie in der Not ein Kamerawagen zu bauen ist: Mit vier Stücken Seife an Stelle der Räder.
Im Zustand höchster Konzentration übergeht dieser erstaunliche Film nichts: Nicht die Zensur, nicht die Löhne der Filmarbeiter, nicht die Traurigkeit eines Regisseurs, der nie einen wirklich guten Film gemacht zu haben glaubt.

Cem Kaya stellt außerdem die Rätselfrage: Warum ist das allerpopulärste Vergnügen manchmal das bestgehütetste Geheimnis eines Landes?

1935  The Farmer Takes a Wife - Victor Fleming
The Farmer Takes a Wife (1935 Victor Fleming)

Hier wird mit einer Zahnarztzange auf den Erie-Kanal gezeigt.

Auf einer Wegstrecke beheimatet zu sein, davon erzählen die Binnenschifffahrtsfilme. Ein schönes Genre.

“And you’ll always know your neighbour / And you’ll always know your pal / If you’ve ever navigated on the Erie Canal”

1936 Everything is thunder - Richterich three miles from Aachen
Everything is thunder (1936 Milton Rosmer), „three miles from Aachen“.

Für den britischen Kriegsgefangenen und die Deutsche, die ihn liebt, gibt es einen Fluchtweg raus aus Deutschland.
Es reicht dem Schlepper ein Bierdeckel. Drei Meilen außerhalb von Aachen liegt Richterich. „A“, Pfeil, „R“. Beängstigend abstrakt ist diese Zeichnung.

mysterious mr.moto 1

mysterious mr.moto 2

Mysterious Mr.Moto (1937 Norman Foster) via

Mr. Moto war, von Peter Lorre dargestellt, die Antwort auf die Frage: Wer soll in einem guten Krimi die mysteriöseste Gestalt sein? Eindeutig: der Detektiv.

Gerecht wäre, Norman Foster (1903 – 1976) würde als Film-Noir-Erfinder mit Retrospektiven rund um den Globus geehrt. Auf die Fährte des gleichnamigen Architekten gehört hingegen das Warnschild „langweiliger Irrweg“.

L’Assassinat du Père Noël 1941 Christian-Jaque
Harry Baur in L’Assassinat du Père Noël (1941 Christian-Jaque) via The Cine-Tourist

“Ich gäbe viel darum, wenn ich mir die historische Betrachtung der Welt wieder abgewöhnen könnte. (…) Die Geschichte stellt alles so dar, als hätte es nicht anders kommen können. Es hätte aber auf hundert Arten kommen können.“ (Elias Canetti, 1950)

1942 Desperate Journey  - Raoul Walsh
Desperate Journey (1942 Raoul Walsh)

Auch Thomas Klimowski sammelt auf dem Feld Kartografie und Kino

Die Spur führt nach Berlin
Die Spur führt nach Berlin (1952 Franz Cap)

Streifenwagen rasen rund um den Delphi-Filmpalast. Ein deutscher Nachkriegsfilm, als wär’s ein amerikanischer Polizeifilm. Ein Berlin, das aussieht wie Chicago ohne Häuser. Mit Barbara Rütting als Russin. Und das wilde Finale zeigt die Reichstagsruine als graffitigeschmücktes Schlachtfeld.

Unter Franz Caps Regie war Barbara Rütting auch Die Geierwally (1956), die cool durchs überhitzte Drama schreitet; die in kalter Atmosphäre fiebrig glüht. Vom vergessenen František Čáp würde ich gerne mehr sehen. Beispielsweise Mafia – Die ehrenwerte Gesellschaft (1966).

1953 Operation Diplomat - John Guillermin
Operation Diplomat (1953 John Guillermin)

Der geheime Ort, wohin ein Diplomat entführt wurde, muss gefunden werden – mit Hilfe der Erinnerung an Klänge, entlang der blind zurückgelegten Wegstrecke.

Bad Day at Blackrock1 1955 Sturges
Bad Day at Black Rock (1955 John Sturges)

Finger, Pfeile, Stifte, Zirkel… Hier ist es mal ein Zug, der zeigt. Und der Ort ist so übersichtlich, dass niemand einen Plan vermisst.

1956  Bigger Than Life - Nicholas Ray

1956 - Bigger Than Life - Nicholas Ray
Bigger Than Life (1956 Nicholas Ray)

Historische Landkarten zieren die Wände im Haus des manisch-depressiven Mannes (James Mason). Seine Frau (Barbara Rush) hofft, die heiteren Erinnerungen in ihrem Fotoalbum könnten gegen die finstere Inspiration ankommen, die er aus der Bibel bezieht.

1957 The One That Got Away a

1957 The One That Got Away b
The One That Got Away (1957 Roy Ward Baker)

Um so liebevoller ein Plan vor unseren Augen skizziert wird, um so mehr sagt uns die Erfahrung: Das Vorhaben wird nicht gelingen.

In La Bonne Année (1973) zeigt Claude Lelouch den Plan eines Juwelenraubs als Plansequenz. Vom Hubschrauber aus gefilmt: Der Probedurchlauf einer Fluchtfahrt – mit dem Mercedes zum Hafen und weiter mit dem Motorboot übers Meer. Das Tatsächliche dient Lelouch zur Anschauung des vage Vorstellbaren.

Quatermass Quatermass II
The Quatermass Xperiment (1955 Val Guest), Quatermass II (1957 Val Guest)

the day the earth caught fire 1961 Val Guest
The Day the Earth Caught Fire (1961 Val Guest)

Val Guest hat einige ausgesprochen beängstigende Katastrophenfilme und einige ausgesprochen alberne Komödien gemacht. In beiden Genres kommen, glaube ich, die gleichen Tugenden zum Einsatz. Joe Dante ist ein großer Fan von Guests The Abominable Snowman (1957). Sehr gut gefiel mir auch Dangerous Davis – The Last Detective (1980).

A Shot in the Dark 2

A Shot in the Dark 3

A Shot in the Dark 4
Peter Sellers und Graham Stark in A Shot in the Dark (1964 Blake Edwards)

Nicht mehr nur von Globen, sondern auch von Globussen sprechen zu dürfen, ist lautmalerische Anerkennung der Gefahren der Rotation.

1965 That Darn Cat - Robert Stevenson
That Darn Cat! (1965 Robert Stevenson) via

Für den 15. Hofbauerkongress (7. – 11.Januar 2016) und die 66. Berlinale-Retro (11.-21. Februar) lässt sich gemäß der Mengenlehre eine Schnittmenge imaginieren: Das Spukschloss im Salzkammergut (1966 Hans Billian).

Mehr über 1966 im neuen SigiGötz-Entertainment

1966 - The Beatles, Hamburg, Polizeischulungsfilm
The Beatles am 26. Juni 1966 in der Ernst-Merck-Halle (hergestellt vom Filmtrupp des Kommandos der Schutzpolizei -111-)

Im Kontrast zu den Ekstasen der „Beat-Anhänger“ stellt sich die Polizei in dieser dokumentarischen Eigenproduktion als nüchtern und pragmatisch dar, zumindest im Tonfall des Kommentars gelingt ihr dies. Zu sehen sind vor der ausverkauften Konzert-Halle viele Neugierige, die der polizeilichen Aufforderung „sich nach Hause zu begeben“ nicht folgen, und deshalb den Einsatz des Schlagstocks zu spüren bekommen. Über Lautsprecher wird an die Vernunft der Leute appelliert, die mit Wasserwerfern um den Dammtorbahnhof herum gescheucht werden. 117 Festnahmen. Und schon am folgenden, regnerischen Morgen ermöglicht ein „vereinfachtes Jugendverfahren“ die Urteilssprüche gegen die „Störer“.
Ein Film, der verwirrt. Ob dieses seelenruhige Pro-Eskalations-Training noch die Handschrift des Polizeisenators Helmut Schmidt trug, oder ob sich darin Kommendes ankündigte, kann ich nicht sagen.

1968 - Banditi a Milano (Carlo Lizzani )
Banditi a Milano (1968 Carlo Lizzani)

Im Filmclub 813 sah ich Lizzanis Banditen von Mailand.
Darin gerät das, was andere Action-Krimis im Hintergrund abhandeln, in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit: Die Passanten, die zufällig eine Kugel abbekommen.

Atlantic ocean floor, National Geography 1968
Heinrich C. Berann: Atlantic Ocean Floor, National Geographic, 1968

Zu sehen, dass auf dem Grund des atlantischen Ozeans etwas Seltsames liegt, kontinentgroß. Es könnte ein Krokodil sein. Oder auch zwei.

Freitag, 27.11.2015

Ein Toast auf Aimé !

Ozu at the Bar

Ein kleines Dossier zum neuen Film von Jean-Marie Straub – L’AQUARIUM ET LA NATION

Montag, 23.11.2015

Hinweis

Morgen, Dienstag 24.11., findet ab 20.30 Uhr eine »Night for James Agee« statt, im Image Movement, Oranienburger Strasse 18, die »Book Release + Film Screening + Reading« beinhaltet. Weiteres dazu im Kommentarfeld unten.

Freitag, 13.11.2015

Paul Sharits

»Paul Sharits, July 8 [1982]: shot with a shotgun in the doorway of some dingy Buffalo bar. Mistaken identity, the mistook him for somebody else. Spleen removed.
Paul Sharits, 1981: went to a friend’s house. Couldn’t remember where his friend hid the key, tried to get into the house through the roof window. Fell down. Broke his pelvis.
Paul Sharits, 1980: stabbed in Buffalo bar, during an argument with a stranger. I was with Paul in a New York bar once when he turned to a young woman who was there with a man and he said, „Why are you with that guy? Have a drink with me.“ The woman ignored him. That time he was lucky.

[…]

Paul Sharits, 1990: smoke was noticed in Anthology’s lobby. Manager called the Fire Department. The smoke was coming from the toilet room. There was Paul Sharits with a fire thrower in his hands and a young woman in strange garb. Paul was burning holes in her dress. He had decided to become a fashion designer. He was producing his first dress.«

[Jonas Mekas: Anecdotes from the Life of Paul Sharits… As Far as I Remember]

– veröffentlicht in PAUL SHARITS, dem imposanten, 2642 g schweren, jetzt erschienenen „Katalog und Werkverzeichnis“, hg. von Susanne Pfeffer, London: Koenig Books / Friedericianum 2015


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