2003

Sonntag, 06.04.2003

„BLACK HAWK DAWN“

Den Krieg nachspielen

Kürzlich „aus gegebenem aktuellem Anlass“ Ridley Scotts Kriegsfilm „BLACK HAWK DAWN“ gesehen. Der Film hat den desaströsen Militäreinsatz der USA in Somalia im Jahr 1993 zum Gegenstand. Etliche Schrifttafeln „erklären“ zu Beginn die historische Situation. Ein paar hingepfuschte Szenen zeigen marodierende somalische Milizen. Eine Kamera- Fahrt zeigt in bläulichem Werbelicht und untermalt von Hanns Zimmers abscheulichem Ethno-Soundtrack, am Boden liegende, ausgehungerte Zivilisten. Diese Fahrt ist vermutlich nicht weniger obszön ist als diejenige aus Pontecorvos, durch den Diskurs der „Cahier du Cinema“ berühmt-berüchtigt gewordenen, Lager-Film. Doch Serge Daney scheint Recht zu haben, wenn er feststellt, daß das Kino und der Diskurs über das Kino heute zu schwach ist um noch elementare Fragen hinsichtlich der Moral des Bildes zu stellen. Also weiter. Anschließend verliert der Film nicht viel Zeit mit „Nebensächlichem“. Er kommt schnell zur Sache, dem Militäreinsatz, bei dem es darum geht die Besatzung eines in feindlichem Stadtgebiet abgestürzten Hubschraubers rauszuholen. Der Darstellung dieses Einsatzes widmet sich der Rest der Filmhandlung.
Vor wenigen Tagen war in der „Berliner Morgenpost“ ein längerer Text über „BLACK HAWK DAWN“ abgedruckt. In diesem Text formulierte der Autor die These, daß die Bilder dieses Films auf bizarre Weise die Lücke füllen, die die aktuelle Berichterstattung über den Irak-Krieg hinterlasse. Ein Kurzschluß-Gedanke, der auch mir beim Sehen von „BLACK HAWK DAWN“ durch den Kopf ging, der bei näherer Betrachtung jedoch Blödsinn ist. Der Film ist ein virtuos gemachter Action-Reißer. Einer der vielen Kriegsfilme, die den Zuschauer identifikatorisch mitreißen wollen und zu vermitteln versuchen wie sich Krieg „anfühlt“. Ein solches Verfahren bleibt auch im Fall von „BLACK HAWK DAWN“ darin stecken, Krieg als „knallharte Elementar-Erfahrung, in der der Einzelne an seine Grenzen geht“, vorzuführen. Die vermeintliche Schonungslosigkeit der Darstellung ist auch hier letztlich nur Verklärung und Kitsch.
Mir fallen nur zwei Kriegs-Spielfilme (Filme, die den Krieg „nachspielen“) ein, die diesen Fehler nicht begehen. Kubricks kühler „FULL METAL JACKET“, der die Mechanismen der totalen Ent- individualisierung der Rekruten als Grundvoraussetzung für ihren Kriegs-Einsatz untersucht. Am Anfang stehen die Großaufnahmen der Rekruten, denen gerade die Haare geschoren werden. Das Schlußbild zeigt eine Totale, in der die als Individuen nicht mehr auszumachenden Soldaten bewußtlos singend durch die Abenddämmerung eines Kampfgeländes in Vietnam taumeln. Und „THE DEER HUNTER“ von Michael Cimino, der sich in seiner epischen Breite die Zeit nimmt, den Alltag seiner Figuren vor dem Krieg, ihre Teilnahme am Krieg und ihr völlig aus den Fugen geratenes Leben nach dem Krieg zu zeigen. In beiden Filmen hat der „Kampf“ eine Vor- bzw. Nachgeschichte. Beide Filme haben einen Blick für die Bedingungen des Gezeigten und stellen eine Distanz zur „Eigentlichkeit“ und „Unmittelbarkeit“ der Kampf-Handlungen her. Keine Spur davon in „BLACK HAWK DAWN“.


Wort des Tages vom 03.04.2003: Bomben

Fernsehen
Den Eindruck, dass die in den Nachrichtenkanälen gezeigten Bilder vom Krieg lügen und betrügen, habe ich eigentlich nicht.
Der Eindruck des Schlechtbehandeltwerdens befällt mich hin und wieder, wenn ich zusehe, wiediese Bilder in immer routinierterem Umgang fürs Erzählen genommen und gerichtet werden: aneinandergereiht; gegengeschnitten; mit Legenden und Tönen versehen; untertitelt; übereinandergelagert; hinter Live-Berichterstatter platziert; verschiedene Zeiten und Materialien mischend und Karten, Animationen, Icons und Trademarks über sie ziehend; Blicke und Bewegungen aus dem einen in das andere übertragend; einen Schwenk mit einer Ranfahrt konternd; ein flackerndes Blitzlicht als Schnittmoment nutzend; von städtischen Straßenmengentotalen auf Kindergesichter darin zoomend und dann tausende Kilometer von dieser zur nächsten Einstellung ins Bundespresseamt, Oval Office, House of Commons, nach Afghanistan oder zum Publikum auf der Straße für einen Beweis des Zusammenhangs zurücklegend; sowie weiterem mehr.
Kein Grund für Ikonoklasmus. Es geht wohl mehr um die Signaturen.
Kein euphorisierendes Adrenalinansteigen aber auch beim Gedanken ans Stürmen der audiovisuellen Erzählzentralen (siehe dazu auch die Elemente der Schlachtbeschreibung I, II und III – vom Wörterberg, dessen tägliche Lektüre diesen Eintrag offensichtlich beförderte).

Samstag, 05.04.2003

Ich träume einen – AUFRUF -:

Absperrungen von öffentlichen Straßen und Plätzen zum Zwecke der Evakuierung für Filmdrehs –
NIEDERREISSEN! ZERSTÖREN!

Die filmfreundliche Stadt – wer möchte in so etwas leben?

Gedanke nach der Sichtung von THE HOURS, eines kolonialen Zugriffs auf Kultur sondergleichen, der nur Vernichtung im Sinn hat. Elitetruppen von Mask- und Wigstylists im Nahkampfeinsatz, um den gemeinen Brigitte-Leser auch weiterhin eines ruhigen Schlafes zu versichern. Kulturimperialismus und ‚Nie wieder Krieg‘ fiel mir noch ein.

Am nächsten Morgen war die Eisenacher Straße in Berlin-Schöneberg für den öffentlichen Verkehr gesperrt. Ohnmachtsgefühle.

Langtexthinweis

Kinoträumer gegen das Godardgespenst.
Von Michael Girke. Zu Syd Fields Going to the Moviesund Michael Althens Warte bis es dunkel ist.

Donnerstag, 03.04.2003

Happenings

You’re going to be told lots of things.
You get told things every day that don’t happen.

It doesn’t seem to bother people, they don’t?
It’s printed in the press.
The world thinks all these things happen.
They never happened.

Everyone’s so eager to get the story
Before in fact the story’s there
That the world is constantly being fed
Things that haven’t happened.

All I can tell you is,
It hasn’t happened.
It’s going to happen.

His work, with its dedication to the fractured rhythms of the plainspoken vernacular, is reminiscent of William Carlos Williams‘. Some may find that Rumsfeld’s gift for offhand, quotidian pronouncements is as entrancing as Frank O’Hara’s.

The Poetry of D.H. Rumsfeld
Recent works by the secretary of defense

Mittwoch, 02.04.2003

Langtexthinweis

Mit den Augen schreiben, oder: 5 Komplimente an Frieda Grafe. Von Michael Girke.

Dienstag, 01.04.2003

Harun Farocki, Kriegstagebuch (2)

23.3.03
Gestern nahm ich im SFB an einer Radio-Diskussion teil. Zuhörer riefen an und alle kritisierten die Bild-Berichterstattung im Fernsehen. Nicht nur, dass da kein vollständiges oder wahres Bild vom Krieg gezeigt werde. Eine Frau sagte, sie habe gesehen, wie ein TV-Team Gas-Masken anlegt und hätte denken müssen, sie schützten sich, um Bilder ungeschützter Zivilisten aufnehmen zu können.
Erinnerung an den ersten Kriegstag: in Kuwait ist Luftalarm, im Pressezentrum versuchen die Berichterstatter, ihre Gasmasken anzulegen. Im Hintergrund sieht man das Hotel-Personal, Männer und Frauen aus Thailand und von den Philippinen. Für sie gibt es keine Masken, sie haben Taschen-Tücher umgebunden – wie bei einer Grippe-Epidemie.

24.3.03
Für zwei Tage bin ich in Lille, man bringt mich in einer Wohnung ohne Fernseher unter.
Auch das Tabac über die Strasse hat keinen Fernseher.
– Ein Bildtyp, der 1991, beim Krieg der Alliierten gegen den Irak, Furore machte, kommt in diesem Krieg nur noch am Rande vor: die Luftaufnahmen aus Flugzeugen oder Drohnen zur Überwachung des Bombardements.In kontrastarmem Schwarzweiss, im Zentrum das Fadenkreuz. Mit dem Einschlag des Projektils reisst die Aufnahme ab.
Noch mehr Erstaunen riefen die Bilder aus dem Kopf der Projektile hervor, die den Anflug auf das Ziel übermittelten, aus „filmenden Bomben” (Theweleit). Weil Videospiele mit dynamischen Perspektiven Effekt machen, schrieb man damals viel, der Krieg erscheine wie ein Videospiel.
Diese Bilder wurden im Zusammenhang mit dem Wort „intelligente Waffen“ gezeigt, und weil sie den Blickpunkt der Waffe einnahmen und nicht den eines zielenden Soldaten erschienen sie als Subjektive neuen Typs. Sie gaben dem Projektil eine Subjekt-Ähnlichkeit und waren ein Bild zur Einfühlung in den Geist der Waffe.
Es ist damals kaum bemerkt worden, dass eine Videokamera im Projektil noch lange nicht beweist, dass dieses „intelligent“ ist, also mittels Bildverarbeitung ein Ziel erkennen und ansteuern kann. Tatsächlich dienten die meisten der Bilder aus diesen Selbstmord-Kameras nur zur fotografischen Kontrolle der Wirksamkeit des Angriffs – dieses Verfahren gab es schon in Zweiten Weltkrieg.
Diese Bilder waren also eine merkwürdige Reklame: Reklame für eine Waffe, die die Waffenindustrie gerne entwickeln/verkaufen würde und die Militärführung gerne bezahlt bekäme. Ein Waffe behauptet ihre Existenz um ein Existenz-Recht zu setzen! –
Gestern wurden solche Bilder bei einer Pressekonferenz der US-Kriegsführung gezeigt. Der Fernsehbericht des 1.Programms zitierte sie nur für Sekunden und merkte an, diese Bilder bewiesen nichts. Der Kommentar merkt gegenwärtig ständig an, man wisse nicht, wo eine bestimmte Bildfolge aufgenommen worden sei und man könne nicht nachprüfen, ob sie eine Situation angemessen wiedergebe. Auf einmal ist das Fernsehen extrem medienkritisch.
Man spricht in diesem Krieg nicht mehr von „intelligenten Waffen”, nur noch von Präzisions-Waffen.

31.3.03
Schlagzeile der „Berliner Zeitung“: „Kirche unterstützt Reformkurs“. Der Krieg ist nicht mehr die erste Nachricht.

Samstag, 29.03.2003

Harun Farocki, Kriegstagebuch
(Zuerst veröffentlicht in der WoZ)

18.3.03
1944 machten Aufklärungsfotografen der US-Luftwaffe Aufnahmen von den Anlagen zur Herstellung von synthetischem Gummi und Benzin in Monowitz / Polen. Ohne es zu wollen und ohne es zu bemerken, erfassten sie dabei auch einige der Lager von Auschwitz. Diese Bilder wurden erst 1977 veröffentlicht. Die zuführenden Bahngleise lassen sich identifizieren, eine Wand, an der Exekutionen vorgenommen wurden, das Haus des Kommandanten, selbst die Schächte auf den Dächern der Gaskammern, durch die das Zyklon-B geworfen wurde, zeichnen sich ab. In der Distanz von 7000 Metern ist der einzelne Mensch kaum mehr als ein Bildpunkt, Menschen in Gruppen sind als Muster erkenntlich, eine Gruppe bewegt sich von den Bahngleisen zum Lager, eine andere steht in einer s-förmigen Windung auf dem Hof Schlange, um registriert zu werden. Eine dritte bewegt sich zur Gaskammer beim Krematorium 4, das Tor zum Hof steht schon offen.
Diese Bilder schienen mir damals ein angemessenes Mittel zur Darstellung der Lager, weil sie zu den Opfern eine Distanz halten. Anders als die Bilder aus der Nähe: Bilder von der Selektion auf der Rampe, Bilder der ausgehungerten Häftlinge in den Schlafräumen, der Leichenberge, die der Bulldozer wegräumt. Mit solchen Bildern wurde den Opfer noch einmal symbolisch Gewalt angetan und auch bei bester Absicht wurde von Ihnen ein Gebrauch gemacht.
Mit dem Krieg der Alliierten gegen den Irak wurde aus den Luftbildern ein alltägliches Mittel der Berichterstatung. Die TV-Stationen wurden mit schwarz-weissen Bildern mit dem Fadenkreuz im Zentrum überschwemmt, die entweder die Aufsicht auf ein Ziel gaben, in die ein Projektil einschlug. Oder die aus dem Kopf eines Projektils übertragen wurden, die den Anflug auf ein Ziel zeigten, bei dessen Erreichen das Bild abriss. Von diesem Bildern sagte Virilio, sie zielten auf uns.
Diese Bilder sind eine Propaganda neuen Typs. Sie sehen sachlich aus – wie ein technischer Vollzug – und unterschlagen, dass es viele menschliche Opfer in diesem Krieg gab. Es ist auch bezeugt, dass es Bilder gibt, auf denen Menschen im Zielgebiet zu sehen sind – aber das ist kaum zu beweisen. Die Bilder werden vom Militär erzeugt wie kontrolliert. Kriegs-Führung und –berichtersattung fallen hier zusammen.
Die Gegenseite hat ebenso Gründe gehabt, die menschlichen Opfer nicht zu zeigen.
Das soll nicht heissen, dass man die Bilder der Verletzten und Toten hätte zeigen sollen. Es ist nur zu deutlich, dass uns diese Bilder nicht aus guten Gründen erspart bleiben. Als Bush am 16.3. auf den Azoren den Giftgas-Angriff der irakischen Führung ansprach, gab es auf einmal Bilder von Toten auf den Strassen von K. zu sehen.
Schreckliche Bilder – vor 17 Jahren aufgenommen, als der Irak noch den Iran bekämpfte und von den USA unterstützt wurde – jetzt ausgespielt wie ein Trumpf.
In Tagträumen habe ich oft gedacht, dass ein guter Text, eine gute Fernseharbeit auf die vielen schlechten Texte und Bilder angewiesen ist, von denen sie sich absetzen will. Sind die guten Autoren nicht Ausbeuter der schlechten, so wie die hochqualifizierte Arbeit als Unterfutter die massenhafte, ungelernte braucht? Wenn es um den Krieg geht, wie kann man da beim Schreiben oder Filmen vermeiden, mit den entstellten Körpern Geschäfte oder Politik zu machen.

19.3.03
Zur Wappnung ein paar Worte von Serge Daney: „Das Bild steht immer an der Front der Auseinandersetzung zwischen zwei Kraftfeldern, es ist dazu verdammt, eine bestimmte Andersheit zu bezeugen, und es fehlt ihm immer etwas, obwohl es stets einen harten Kern besitzt. Das Bild ist immer mehr und zugleich auch weniger als es selbst.“ In ernsten Zeiten sind dumme Bilder und Wörter schwer zu ertragen. Die dummen Bilder sind nicht solche, die ihr Ziel verfehlen und etwas anderes treffen – in Analogie zu den „dummen Bomben”, die schon zum geflügelten Wort geworden sind.
„Um mir das Leben nicht weiter zu komplizieren, entschloss ich mich, zwischen dem „Bild” und dem „Visuellen” eine klare Unterscheidung zu treffen. Unter dem Visuellen verstehe ich die optische Verifikation eines rein technischen Funktionierens. Das Visuelle kennt keinen Gegenschuss, ihm fehlt nichts, es ist abgeschlossen, kreisförmig in sich zurücklaufend, ein wenig von der Art des pornografischen Spektakels, das nichts weiter ist als die ekstatische Verifikation des Funktionierens der Organe.”[*]

[*] Serge Daney, Von der Welt ins Bild – Augenzeugenberichte eines Cinephilen. Aus dem Französischen von Christa Blümlinger, Dieter Hornig, Silvia Ronelt, Herausgegeben von Christa Blümlinger, Verlag Vorwerk 8, Berlin, 2000

20.3.03
Im Kino und Fernsehen ist der Tod – radikaler noch als im Seelenleben – der Tod der anderen. Ich bin der Betrachter – ich sehe andere sterben, aber der Film wird weitergehen oder sich fortsetzen, also werde ich ewig leben. In Kriegszeiten kann ich die Bilder, die ich gerade gesehen habe, gleich nochmals auf dem gleichen Kanal oder einem anderen sehen. In einer Kolumne einer Filmzeitschrift hat Handke einmal von der Erfahrung mit billigen Nachtprogrammfilmen geschrieben, die in Rom begonnen werden und nach einer Insolvenz der Produktion in Berlin fortgesetzt werden. Nichts ist unheimlicher, als wenn Darsteller aus einer Filmerzählung spurlos verschwinden! Das ist der Erfahrung des Todes näher als das Bild eines Sterbenden, dessen Sterben, weil Wert in einem dramaturgischen Kalkül, auch noch etwas wie einen Sinn bekommt.
Am 11. September bemerkte ich, dass einem Moderator, der um die Mittagszeit in das Studio gekommen war, inzwischen Bartstopeln gewachsen waren. So etwas hatte ich noch nie gesehen und das belegte den Ausnahmefall besser als all die Beteuerungen, nichts werde mehr so sein wie bisher. Dass einem während der Fernsehsendung der Bart wächst, das ist so erschreckend wie dass einem nach dem Tod der Bart noch nachwächst.

21.3.03
Rache für den 11.9.: Jetzt haben die USA etwas in Gang gesetzt, von dem es nur ein paar Bilder gibt und die immer wieder gezeigt werden.

22.3.03
Ein Mail meines Freundes Rembert Hüser: ”Und warum schreibt oder sagt niemand, daß ‚awe‘ von ’shock and awe‘ nicht ‚Einschüchterung‘, sondern ‚Ehrfurcht‘ heißt? Daß es sich dabei um einen Begriff aus der Erhabenheitsästhetik handelt, daß es um die Anerkennung von Minderwertigkeit angesichts des Göttlichen geht?”

23.3.03
Ein Bild, wie ich es noch nicht gesehen habe. Start von Flugzeugen vom Deck eines Flugzeugträgers. Alle Gegenstände in leuchtenden Falschfarben, in niedriger Rate übertragen. Ein reales Bild, allerdings ohne jede Raumwirkung, wie icons auf einem display. Startende und landende Maschinen auf dem Flugzeugträger sind ein häufiges Motiv, das Standard-Stellvertreter-Bild für Kriegsführung, ähnlich dem von der Stahlschmelze für Industrie-Produktion. Zu oft gezeigt, ein neuer Ausdruck wird gebraucht!
Beim Zappen haben wir bemerkt, dass Viva sein Logo durch ein Ostermarsch-Zeichen ersetzt hat, zum Zeichen der Anerkennung sehen wir uns einen Clip an. Ein Rapper im Ghetto, mit teuren Kameras werden Effekte billiger Kameras nachgemacht, damit die Armut als Geste deutlich bleibt, wie bei einem Staatsmann, der das Gewand einfacher Menschen trägt. Auf den Rücken der Rapper erscheinen kurz elektronische Fadenkreuze. Ein Rebell zu sein heisst im Fadenkreuz der Hightech-Waffen zu sein. Zur Zeit des Kossovo-Krieges hielten in Belgrad Demonstranten Papp-Schilder mit einem Fadenkreuz hoch: wir sind die Opfer; daher muss die Idee für den Clip sein.

Freitag, 28.03.2003

„Kodomo News“
Get out the toys! Time to teach the kids about war.
While flipping through the channels last Saturday night trying to pick up news on the war, I came across a show that was teaching kids about the conflict. It looks like the show (or segment) is called Kodomo Nyusu (Kid’s News). They were using toy props and cartoons to show a trio of very glum-looking kids what was happening in Iraq. It was too bizzare to pass up, so I grabbed my camera and started snapping photos.

Freitag, 21.03.2003

Fernsehen
Monochrome Studiohintergrundflächen, horizontal aufgeteilt mit dünnen Zwischenlinien. Schreibtische, Stehtische, manchmal auch Räume wie unbegrenzte Bühnen mit Blueboxes für Karten, Pfeile, gemorphte Animationen vor denen anzugtragende Männer sich nach links und rechts bewegen und gestisch sich auf den Hintergrund wie auf den Zuschauer beziehen wie Wettervorhersager. Was den Generalstabsdarstellungseindruck stört. Schriftzüge, Senderlogos, Motti an den Bildecken, oben links, oben rechts, unten rechts, unten links, je nachdem, wo man gerade zugeschaltet ist. Manchmal im unteren Bilddrittel mehrere Laufbänder übereinandergelagert, deutschsprachige des Heimatsenders, daruntergelegt amerikanische, englische, arabische. Allseitige Betonung der Wendung „es scheint so, dass“. Desktopästhetik. Unterschiedlich große Bildquadrate („Fenster“), die die Stellung im Kader wechseln, noch klein am unteren Rand im Verhältnis zum großen Hauptbild sich mit elektrisch erzeugtem Bewegungssounds über das eben noch große Hauptbild lagern und jenes in die Ecke drängen, in der sie eben noch ihren Platz hatten. Allgegenwärtige Dominanz von Grün, Blau und Ocker. Weißblitze wie Materialfehler vor gründunklem Horizont mit Stadtsilhouettenanmutung. Langsame Schwenks, aber nicht langsam genug, um dem Auge den verstörenden Pointillismuseffekt der sich auf- und abbauenden Pixel zu verbergen. Absolut unverstehbare Telefongespräche, Bilder der Unverstehbaren, oft mit längst aus der Produktpalette entfernten Hörermodellen in ihren Händen, aus fernen Zeiten, unten links oder unten rechts angebracht (Geistergespräche). Zusammenfassungen des Tagesgeschehen in alles vorherige wegwischende Grafiken, die für diese resümierenden Momente keine anderen Bilder neben, unter sich zulassen, für die Nachzügler, Späteinschalter, unterteilt durch Trennlinien. Embedded Journalists – der amerikanische Panzerfahrer mit Helm sieht darunter aus wie Antonio Banderas, der hinter ihm im Fond des Panzers in ein Mikrophon sprechende Korrespondent, auch mit Helm, wie Timothy Dalton. tbc


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