2007

Donnerstag, 27.09.2007

An Introduction to Metaphysics

Ein Trost:

Truth and Illusion I
We have all the letter “A”s that we will ever need. The supply is infinite.
Truth and Illusion II
No one can manipulate a corner on letter “A”s and run up the price
whenever we need to use one.
Truth and Illusion III
The same goes for numbers. Help yourself to all the “5”s you need.

TRUTH AND ILLUSION. AN INTRODUCTION TO METAPHYSICS (USA 1965, Regie: Nicholas Rodiv [= King Vidor])

***

1964 ist King Vidor in Paris. Sein letzter Film, SOLOMON AND SHEBA, liegt fünf Jahre zurück, eine Reihe von weiteren Projekten ist nicht zustande gekommen. Er kauft sich eine Beaulieu 16 mm-Kamera und macht, zurück in den USA, mit Freunden und ohne Geld einen 25 Minuten-Film: TRUTH AND ILLUSION. AN INTRODUCTION TO METAPHYSICS (USA 1965). Weil er im Vorspann nicht schreiben möchte „Written by King Vidor, Photographed by King Vidor, Directed by King Vidor“ – er hätte zudem hinzufügen müssen: „Narrated by King Vidor“ -, gibt er sich den Namen Nicholas Rodiv. Der Film ist die bebilderte philosophische Grundsatzerklärung eines 70 Jährigen Filmemachers, ein idealistisches Credo, das den Bogen von Platon über Berkeley hin zu Albert Einstein und der Bewegungsillusion des Kinos spannt. Vidor hat zunächst einen 8-seitigen Text geschrieben und danach mit der Kamera die Bilder dazu gesucht; ein etwas simples Verfahren, das aber dennoch zu überraschenden Ergebnissen führt, erst recht, wenn man den Film als „King Vidor“-Film sieht, der er ja zweifelsohne (und mehr als jeder andere King Vidor-Film) ist. Vom Tonfall erinnert das Ergebnis am ehesten an „Powers of Ten“ von den Eames‘.

Instruktive Texte zu Vidor allgemein und zu diesem und seinem letztem Film (METAPHOR. KING VIDOR MEETS WITH ANDREW WYETH, USA 1980) in der französischen Zeitschrift cinéma, Ausgabe 012, Herbst 2006. Beigelegt auch eine DVD mit den beiden Vidor-Filmen.

Mittwoch, 26.09.2007

Filmhinweis

ALS LANDWIRT

von Stefan Hayn und Anja-Christin Remmert

am Sonntag, 30.9. um 21 Uhr im Arsenal, Berlin

 

Plakat_ALS_LANDWIRT

Dienstag, 25.09.2007

LE BLEU DES ORIGINES (F 1979)

Philippe Garrel als französischer Gegenwarhol. In beiden Fällen die gleichen Voraussetzungen: das Konzept Home Movie + die Arbeit mit Stars. Auch der Schauwert „Nico“ (Nico hatte 1969 veranlasst, dass Garrel und Warhol sich in New York kennenlernten). Aus diesen Voraussetzungen abgeleitet: Gegensätze.

Bei Garrel: das Intime, die Depression, die starre Handkurbelkamera mit dem charakteristischen Pulsieren des Bildes. Kino als Manufakturbetrieb. Remythisierung und Monumentalisierung des Stars. In jeder Einstellung sind entweder Nico oder Zouzou zu sehen, meist neben wuchtigen Statuen oder Säulen. Das kontrastreiche Schwarzweiß, manchmal mutwillig überbelichtet, die museale Architektur von Paris. Pose + Pathos. Konstellation Dreieck. Kunstemphase.

Bei Warhol, zehn, fünfzehn Jahre zuvor: das Soziale, die Manie, ein wackliges Bolex-Kino. Kino als Factory. Die Überdehnung des Starbegriffs ins Entmythologisierende. Natürlich sind die Stars auch bei Warhol essentiell, aber sie sind es so wie alles mögliche andere ebenfalls nötig ist (und sie werden, in jeder Einstellung, hergestellt). Die gellenden Farben, Räume mit Plunder. Pose + Ironie. Konstellation Prisma. Keinekunstmehrwollen (aber doch: Kunst inkaufnehmen).

[am 5.10., 21 Uhr und am 13.10. um 19 Uhr im Arsenal-Kino im Rahmen der Reihe „70 Jahre Cinémathèque Française“.]

Sonntag, 23.09.2007

Audiolinks zum Kino auf der documenta 12

* 100 Tage Kino zur documenta 12 – Podiumsdiskussion anlässlich der Berlinale (10.2.2007)

* Start des documenta 12 Filmprogramms, Einführung Alexander Horwath (16.6.2007)

* Lunch Lecture mit A. Horwath, R. Buergel, M. Althen und R. Noack (15. 9.2007)

***

Heute abend, am letzten documenta-Tag, noch einmal im Gloria-Kino:

James Benning: CASTING A GLANCE (USA 2007)

Freitag, 21.09.2007

Marker, Murch etc.

* DOKU.ARTS (Akademie der Künste, noch bis Sonntag)

Mittwoch, 19.09.2007

Termitenfilme [*]

Dienstag, 18.09.2007

Kino/Kritik, Peripher wird 10

In der letzten Woche fand – das hätte hier wohl stehen können oder sollen, ja, warum stand das hier eigentlich nicht, unter Umständen hat es mit dem spürbaren Tunnelblick auf die berliner, und eben nicht auf die münchner Verhältnisse zu tun und auch damit, dass diese Veranstaltungen so viel mit unserer Seite zu tun hatten, dass man sich beinah scheut, darauf (und damit indirekt auch auf sich selbst) hinzuweisen – jedenfalls fand im Münchner Filmmuseum eine Reihe von Veranstaltungen zur Zeitschrift „FILMKRITIK“ statt, die 1957 gegründet wurde und bis 1984 erscheinen konnte (ein pdf mit dem schönen Programmtext von Markus Nechleba, der die Reihe zusammengestellt hat, hier).

Bei der letzten dieser Veranstaltungen wurde ein Film von Hartmut Bitomsky aus dem Jahr 1974 gezeigt, in dem Friedrich Luft, Wolf Donner und Ponkie in Einzelgesprächen über ihre Auffassungen von Filmkritik Auskunft geben. Bitomsky sitzt ihnen jeweils gegenüber, im Wohnzimmer oder Garten der Befragten, in Jeans und T-Shirt, bequem zurückgelehnt und hört zu, wie sie sich vielleicht nicht um Kopf, aber doch mindestens um Kragen reden. Das geht etwa eine halbe Stunde lang, und danach kommt, für acht oder zehn Minuten Helmut Färber zu Wort, der seine Auffassung entwickelt.

Es sollte eine Diskussion sich anschließen über die Zeitschrift FILMKRITIK und die Praxis der Filmkritik heute. Diese Diskussion begann mit Rainer Ganseras harscher Kritik an Bitomskys Film. Gansera meinte gesehen zu haben, dass in den Äußerungen von Luft, Donner und Ponkie ein bequemer Pappkamerad aufgestellt werde, auf den man dann einschlagen könne. Bitomsky spreche insofern gar nicht über Filmkritik (zum Beispiel im Sinne André Bazins), und diese Verknappung gelte es zu kritisieren. Beinah wirkte es so, als fühle Gansera sich und sein Schreiben angegriffen und hole mit diesem Einwurf zur Verteidigung aus.

Ein Podium ist nicht dafür gemacht, auf Beiträge sinnvoll und bedacht zu reagieren, insofern ist mir auch erst später aufgefallen, dass schon der Titel von Bitomskys Film deutlich macht, dass er von anderem handelt als von Filmkritik. KINO/KRITIK heißt die Sendung, und sie setzt ein mit Fotografien von Gebäuden, in denen Kinos untergebracht sind – das ist, sagt Bitomsky aus dem Off, nur noch ein Bruchteil der Kinos, die es vor zehn, zwölf Jahren gab, viele sind seitdem abgerissen oder in Einkaufszentren umgewandelt. Man müsste also präzisieren: Bitomskys Anwürfe, seine Kritik und Polemik richtet sich nicht gegen „Filmkritik“, sondern gegen die Art und Weise, wie 1974 Leute in Tages- oder Wochenzeitungen mit Texten das aktuelle Kinoprogramm begleiteten. Beispiel ist DAS GROSSE FRESSEN, der im September 1973 uraufgeführt wurde, und aus dem er einzelne Szenen immer wieder gegen das im Feuilleton geschriebene stellt.

Erst im letzten Teil, könnte man sagen, geht es dann wirklich um Filmkritk (und zugleich um die Zeitschrift FILMKRITIK, als deren Stimme Helmut Färber zu Wort kommt). In der Organisation des Films und im Gesagten wird deutlich, dass diese beiden Dinge – Begleitung des aktuellen Kinoprogramms und Filmkritk – etwas fundamental voneinander Unterschiedenes sind, und Färber bringt den Begriff Kritik mit dem der Geschichte zusammen. Zwischen Filmkritik und Filmgeschichte gebe es keinen Unterschied, sagt er, Bitomsky im Englischen Garten gegenüberstehend, und er beschreibt dann einige Sequenzen aus Griffiths INTOLERANCE, weil es im Schreiben über Filme darum gehe, genaue Beschreibungen zu liefern.

Ich weiß, dass ist jetzt eine etwas umwegige Art, aber eigentlich wollte ich nur auf die Reihe hinweisen, die das FSK-Kino anläßlich des zehnjährigen Bestehens des peripher-Filmverleihs zeigt, und als ich daran dachte, fiel mir der vorgestrige Abend wieder ein: Zwischen dem 20.9. und dem 3.10. wird eine Auswahl von Filmen aus dem Verleih gezeigt, darunter viele Filme, die für die „new filmkritik“ wichtig waren und sind. Ich liste die Filme kurz auf, sie sind von Abdellatif Kechiche, Angela Schanelec, Mina Shum, Benoit Jacquot, Bruno Dumont, Thomas Arslan, Maria Speth, Henner Winckler, Valeska Grisebach, Christian Petzold, Sandrine Veysset, Hirokazu Kore-Eda und den Dardenne-Brüdern.

Double Happiness am 20.9. um 20:30
La fille seule am 21.9. um 20:30
La vie de Jesus am 22.9. um 20:30
Dealer am 23.9. um 20:30
Petits Freres am 24.9. um 20:30
Rosetta am 25.9. um 20:30
Mein langsames Leben am 26.9. um 20:30
In den Tag hinein am 27.9. um 22:00
Mein Stern am 28.9. um 22:00
Klassenfahrt am 29.9. um 22:00
Martha, Martha am 30.9. um 22:00
Maboroshi am 1.10 um 22:00
Wolfsburg am 2.10. um 22:00
L’Esquive am 3.10. um 22:00

Mittwoch, 12.09.2007

Mittellangtext-Hinweis

* Volker Pantenburg: Deutscher Herbst.

Dienstag, 11.09.2007

Buergelmaschine erklärt die Kunst

* Exot

Sonntag, 09.09.2007

Letztlich ganz grundsätzlich und endlich eigentlich schon sehr einfache Fragen

SPIEGEL: Wann ist Ihnen der moderne Kapitalismus zuletzt im wirklichen Leben begegnet?

SPIEGEL: Wenn Sie sich für „Yella“ einen Werbeslogan ausdenken müssten, wie würde der lauten?

SPIEGEL: Ganz grundsätzlich, haben Sie Angst vor Liebesszenen?

SPIEGEL: Wann ist ein Film für Sie erfolgreich?

SPIEGEL: Liegt der kommerzielle Misserfolg Ihrer Filme nicht auch darin begründet, dass
Sie Ihren Figuren ein Zuhause verweigern?

SPIEGEL: In „Yella“ verabschiedet die Heldin ihren Vater vor einer Holzwand am
Müllcontainer.

SPIEGEL: Wie alle Ihre Filme ist auch „Yella“ letztlich sehr düster, das Ende ist ein
regelrechter Schlag in die Magengrube des Zuschauers. Einfach gefragt: Darf es keinen
glücklichen Petzold-Film geben?

SPIEGEL: Seit einiger Zeit ist das deutsche Kino wieder sehr erfolgreich – vergangenes
Jahr mit einem Marktanteil von 26 Prozent. Freut Sie das?

SPIEGEL: Ein Regisseur wie Tom Tykwer hat sich durch seine Zusammenarbeit mit Eichinger
für die Großproduktion „Das Parfum“ von der Kritik emanzipiert, er ist unangreifbar
geworden. Steht bei Ihnen diese Emanzipation noch aus?

SPIEGEL: Muss sich der Filmemacher Petzold vom Intellektuellen Petzold befreien, um
wirklich großes Kino zu machen?

SPIEGEL: Die Kritik wird ungeduldig: Wann kommt er endlich – der große Rums, der große
Petzold-Film? Haben Sie den Film, den Sie eigentlich machen wollen, denn schon gemacht?

11 Fragen von Lars-Olav Beier und Moritz von Uslar an Christian Petzold unter dem Titel „Man will sich nicht verlieben“, in: Der Spiegel 37/2007 („Die Nacht von Stammheim“) — „Weltklassefeuilleton“ (M. Matussek)


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