Sonntag, 13.06.2010

Überdruss

„An der Grenze des Gestern“ befand sich Siegfried Kracauer 1932 im gleichnamigen Text, als er eine „permanente Film- und Foto-Schau“ in Berlin besuchte. Er berichtet von unheimlichen und lächerlichen Eindrücken. Denn: „Durch diese Sammlung erst wird das ungewusst mitgeführte Leben offenbar und tritt uns fremd gegenüber.“ Beim Anblick einer Fotografie aus der „Urzeit“, von „Niépce , der zwischen 1816 und 1830 gewirkt hat und der Vorläufer Daguerres gewesen ist“, kommt Kracauer zu dem Gedanken: „Und die Rührung, die sich der heutigen Betrachter beim Anblick des vergilbten Blattes bemächtigt, erklärt sich daraus, daß es zum Unterschied von den meisten modernen Photos das Vergängliche retten, nicht aber bis zum Überdruß verewigen will.“

Und so verschiebt sich diese „Grenze des Gestern“ bis zu uns.

(Zu finden mit vielen anderen Fern-Blicken in: „Straßen in Berlin und anderswo“)

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