Juli 2010

Dienstag, 27.07.2010

Schnapszahl


Panhandle (Der Rächer von Texas) von Lesley Selander, 1948

„Ein genußreicher kleiner Western, das Drehbuchautoren-Debüt von Blake Edwards (…). In Panhandle wirkt er auch als Darsteller mit. Er spielt den Banditen Schofield. In der Manier, wie er ein schwarzes Halstuch zum schwarzen Hut trägt, ist bereits seine berühmte Geschmackssicherheit manifest.“ (Joe Hembus, Westernlexikon)


Breakfast at Tiffany’s, erster Drehtag.


The Party, 1968


Wild Rovers, 1971

Besonders seine Filme aus den 80ern, Victor Victoria (1982), Micki and Maude (1984), That’s Life! (1986), Skin Deep (1989), würde ich sehr gerne mal wiedersehen, im Kino! Was die Leute am meisten erschreckt, das ist – sagt William Holden in Wild Rovers – rauszufinden „how uncertain live really is“. Blake Edwards, Fachmann für fragile Fundamente. Meister der famosen Stürze. Experimentator und Traditionalist. Kenner aller Wege zwischen Bad und Bett. Poet in Panavision.
Gestern vor 88 Jahren ist er in Oklahoma zur Welt gekommen.

Samstag, 24.07.2010

Die Welt dreht sich immer weiter

Es gibt in alten Filmen gute Bilder für den Wirbel und den Eindruck, den Worte machen können. Es gibt die Rotation der Druckplatten und den Aufprall der Zeitungsbündel auf dem Bürgersteig. Aber egal wie groß die Mühe war, alle Zeitungen im Film sind Zeitungen von gestern.


Life Begins at 40 – 1935 – George E. Marshall

Henry Miller, mit 78: „Sie wissen, meine Jugend hat spät begonnen. Ich glaube, erst nach fünfundvierzig habe ich mich wirklich jung gefühlt. (…) Während ich mir, als ich jung war, wie ein alter Mann vorkam. Und das geht wohl vielen jungen Menschen eben so.“
– Ja, ja, mir auch, mir auch.


House of Horrors – 1946 – Jean Yarbrough

Allan Dwan, mit 93: „That’s the terrible thing about getting older – you never feel old, you only look old. On the inside, I’m still the same young fellow I remember. Of course, I pass the mirror and scare myself to death.“


Superman – 1948 – Spencer Gordon Bennet

Hey! I’ve got nothing to do today but smile.
(Paul Simon: The Only Living Boy in New York)


Creature With the Atom Brain – 1955 – Edward L. Cahn

Auf die Frage, warum er denn keine Zeitung lese, erwidert Dr. Hasenbein (Helge Schneider, 1997), darin stünde ja doch „jeden Tag was anderes“. Ist das Leben zu kurz um Zeitung zu lesen? Heute jedenfalls wird mal die Süddeutsche gekauft, denn die ganze Seite 3 gehört Klaus Lemke.


The Amazing Colossal Man – 1957 – Bert I. Gordon

Man wird immer empfindlicher. Und täglich kommen neue Sorgen hinzu. Was ist, wenn Sky Dumont die Atombombe hat? Und was ist, wenn das nächste Cargo-Heft zur Gänze Marty Feldman gewidmet ist? Unvorstellbar? Wer kann es mit Sicherheit sagen?


Rymdinvasion i Lappland (Invasion of the Animal People) – 1959 – Virgil W. Vogel

Einem jungen zeigt ein alter Mann seinen wertvollsten Besitz. Das ist der Anfang der französischen Fernsehserie Belphegor (1965). In unzähligen Blechdosen hat der Sammler Zeitungsausschnitte einkonserviert – für den Fall des Atomkriegs. Sein Sammelgebiet sind ungeklärte Phänomene. An Zufälle glaubt er nicht, denn: stellt man sich eine Insel vor und denkt sich das Meer weg, dann ist die Insel lediglich ein Berg, und alles ist mit allem verbunden.


Belphegor – 1965 – Claude Barma

Ich habe ein besonderes Faible für Filme aus den Jahren 1964 und 1965. Marnie und Gertrud und Lilith. The Naked Kiss und Strait Jacket. Hush, Hush, Sweet Charlotte und The Night Walker. The Collector, The Nanny und Bunny Lake is Missing. My Fair Lady, Mary Poppins und Lujuria Tropical. Parpluies de Cherbourg und Man’s Favourite Sport. The Agony and the Extasy, The Flight of the Phoenix, A High Wind in Jamaica und Pampa Salvaje. Ein Arbeiterclub in Sheffield, Belphegor und Kleine Front.


Belphegor – 1965 – Claude Barma

Die Jahre 1964/65, die von Wissenschaftlern als besonders ruhige Jahre speziell hatten erforscht werden sollen, entpuppten sich als solarische Sturmjahre wie in Ruheperioden „seit 100 Jahren nicht mehr“ (so damals die Sonnenforscherin Dr. Dodson Prince auf einer „Konferenz der Internationalen Jahre der Ruhigen Sonne“). *

„Kirk war auf den Beifahrersitz gesunken, hatte sich den Hut über die Augen gezogen und schweigend seine Gedanken in dieser Eichhörnchentrommel der Rätselhaftigkeit kreisen lassen.“ (Dorothy L. Sayers: Busman’s Honeymoon, deutsch von Otto Bayer)

Freitag, 23.07.2010

Dienstag, 20.07.2010

MOON

Der Doppelgänger

Still ist die Nacht, es ruhen die Gassen,
In diesem Hause wohnte mein Schatz;
Sie hat schon längst die Stadt verlassen,
Doch steht noch das Haus auf demselben Platz.

Da steht auch ein Mensch und starrt in die Höhe
Und ringt die Hände vor Schmerzensgewalt;
Mir graust es, wenn ich sein Antlitz sehe –
Der Mond zeigt mir meine eigne Gestalt.

Du Doppelgänger, du bleicher Geselle!
Was äffst du nach mein Liebesleid,
Das mich gequält auf dieser Stelle
So manche Nacht, in alter Zeit?

Heinrich Heine
vertont von Franz Schubert, Nr. 13 im Liederzyklus SCHWANENGESANG

DOURO, FAINA FLUVIAL (dt: Harte Arbeit am Fluss Douro), stumm, 1931, von Manoel de Oliveira

Ein Film über einen Fluss, der nicht an der Quelle beginnt, sondern dort wo er endet, im Meer. Ein blinkendes Leuchtturmlicht, die Brandung, die Mole. Den Schiffen folgend, die stromauf gleiten. Jedoch nur bis in den Hafen, die alte Stadt Porto, wo die hohe Ponte Dom Luis I den Fluss überspannt. Eine imposante Stahlkonstruktion für Bahn und Fußgänger, 1886 eingeweiht, erbaut von einem Partner Gustave Eiffels. Der Film zelebriert die Industrialisierung in einer sowjetisch-ekstatischen Montagesequenz über diese Brücke, fast wie in einem Zitat, unter ihrem hohen Bogen breitet sich im Folgenden jedoch der fast mittelalterlich anmutende Alltag einer Hafenstadt aus. Schiffe manövrieren, legen an, entladen ihren Fang, Möwen, Lastenträger, Karren, Marktfrauen. Vor der Kulisse der Stadt, die die steilen Berghänge hinaufgewachsen ist, ihre Straßen führen zurück in den Fluss.

Portugal 1930. Von heute aus: welche Armut, das Volk in Lumpen. Die Fischhändlerin wedelt lüstern einen Fisch in der Luft, beäugt von einem hungrigen Tagelöhner, er kratzt zwei Münzen aus der zerfetzten Tasche, knallt sie auf den Stand zwischen all die andern Fische wie eine Anklage: wovon soll ich leben?!

Die kleinen Geschichten weben sich unmerklich in den strukturell orientierten Bilderstrom. Eine Frau hat einem jungen Arbeiter das Essen gebracht. Sie hocken nebeneinander, sein Blick fällt auf ihre zur Seite geknickten bloßen Beine. Zwischenschnitt auf einen Poller. Der Mann berührt die stramme Wade. Die Frau packt das Essgeschirr zusammen.

Eine dramatische Szene fast am Ende des Films. Im Hafenchaos geht ein Ochsenkarren durch, ein Mann (der Kutscher?) will die schweren Tiere mit einem Knüppel aufhalten, wird aber überrollt. Die Menge läuft zusammen, selbst die Kohlenschipper im Bauch des Lastkahns unterbrechen die Arbeit. Der bewußtlos auf dem Pflaster liegende Mann wird aufgerichtet, scheint nicht schwer verletzt, Schnitt auf den etwas entfernt liegenden Knüppel. Der Mann reißt sich los, greift nach dem Knüppel, will wütend auf die Tiere los, er wird von anderen Männern gehindert. Alles geht furchtbar schnell. Kurz darauf kitzelt jemand – ist es der Kutscher? – die Nase eines Ochsen, bis die Zunge seine Wange leckt.

Diese Miniaturen lassen sich erzählen, während der Film eigentlich unablässig weiterrollt, in schönstem natürlichen Licht, in überbordender Montage. Der Regisseur war inspiriert von Ruttmanns Berlin-Sinfonie.

– Dagmar Kamlah –

Montag, 19.07.2010

…this mischievous exercise in the most superficial kind of auteurism imaginable

* Self-Styled Siren > Handsome Directors: A Brief Visual List

Sonntag, 18.07.2010

Hundstage

FROM P. A. CHASE [Warner executive, New York]

Mr. Ralph E. Lewis
Freston and Files [law firm]
650 South Spring St.
Los Angeles, Cal.

Re: Lee Duncan [Rin Tin Tin’s owner and trainer]

December 6, 1929

Dear Mr. Lewis,

… We are about to start another Rin Tin Tin production, and after that picture is finished, we do not propose to make any more pictures with Rin Tin Tin appearing therein.

It has been decided that since the talking pictures have come into their own, particularly with this organization, that the making of any animal pictures, such as we have in the past with Rin Tin Tin, is not in keeping with the policy that has been adopted by us for talking pictures, very obviously, of course, because dogs don’t talk. …

P. A. Chase

[abgedruckt in Rudy Behlmer: Inside Warner Bros. (1935-1951), London: Weidenfeld & Nicolson 1985, p. 3-4]

Donnerstag, 15.07.2010

Montag, 12.07.2010

Etwas Seltenes

„If you’re feeling fancy free,
come wander through the world with me,
and any place we chance to be,
will be a rendezvous.“
(Two for the road, 1967, Musik: Henry Mancini, Text: Leslie Bricusse)

Bahn 5, im Park Louise-Marie, Namur, 2008

You Only Live Twice or so it seems,
one life for yourself and one for your dreams.
You drift through the years and life seems tame,
till one dream appears and love is its name.“
(1967, Musik: John Barry, Text: Leslie Bricusse)

Surviving the Great Depression

Anfang der Dreißiger Jahre, als die Depression mit einiger Verspätung auch die Filmindustrie erreichte, war die Misere auf unterschiedlichen Ebenen angesiedelt. Ein Teil der wirtschaftlichen Schwierigkeiten ließ sich darauf zurückführen, dass alternative Vergnügungen es den Betreibern schwer machten, die Leute ins Kino zu locken. Nach den letzten vier Wochen ist das leicht zu glauben. Überraschend allerdings – zumindest für mich – der folgende Satz: „Early in the decade, miniature golf provided most of the worry.“

[Tino Balio: Grand Design: Hollywood as a Modern Business Enterprise 1930-1939, Berkeley/Los Angeles/London: University of California Press 1995, p. 27]


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