2010
Freitag, 03.12.2010
Donnerstag, 02.12.2010
Morlocks und Eloys
Die Beschwichtigungsrunde in Stuttgart sollte den Bau der Tunnelbahnhofsruine nicht verhindern. Die enorme Sogwirkung der in Gang gesetzten Kostenspirale gibt den Befürwortern die Gewissheit für Konsequenzen nicht haftbar zu sein. Geologische Gutachten werden von der Bahn weiterhin geheimgehalten. Ob es zur Gänze gelingt, demokratische Kontrolle durch „Vertrauen in die Demokratie“ zu ersetzen, wird sich noch zeigen.
Mittwoch, 01.12.2010
Festivalhinweis
Heute beginnt in Zagreb zum vierten Mal Film Mutations. Festival of Invisible Cinema, das 2007 von Tanja Vrvilo als Festivaladaption des Buchs »Movie Mutations« begründet wurde und seitdem trotz aller Widrigkeiten durch ihren beeindruckenden Enthusiasmus und die unermüdliche Energie und Arbeit ihres Teams jährlich stattfindet.
Das Thema in diesem Jahr ist »The Politics of Film Curatorship«. Filmprogramme wurden zusammengestellt von Nicole Brenez, Go Hirasawa, Alexander Horwath, Olaf Möller, sowie Petra Zanki & Tea Tupajic. Zu Gast sind außer den Genannten auch Klaus Wyborny und Lech Kowalski. Der umfassende, weitgehend zweisprachige Katalog (kroatisch & englisch) ist hier (PDF, 165 Seiten), darin Texte von den Kuratoren und Kuratorinnen und anderen.
Mit Filmen und Fragmenten von Pierre Clementi, Masanori Oe, Gerhard Friedl, Jean Vigo, Klaus Wyborny, Stefan Hayn und vielen anderen.
Dienstag, 30.11.2010
Mit Annemarie Schwarzenbach ins Kino
Hinweis auf einen Beitrag in Lange Texte
Montag, 29.11.2010
Talk like an Egyptian
Kolportiert von Harry Tomicek im Dezember/Januar-Programm des Österreichischen Filmmuseums, im Eintrag zu LAND OF THE PHARAOHS (1955) von Howard Hawks, dieser schöne Dialog:
William Faulkner: »Ich weiß nicht, wie ein Pharao spricht.«
Howard Hawks: »Ich auch nicht, habe noch mit keinem gesprochen.«
Faulkner: »Geht in Ordnung, wenn ich ihn wie einen Colonel aus Kentucky sprechen lasse?«
Co-Autor Harry Kurnitz: »Habe keine Ahnung, wie ein Colonel aus Kentucky redet, habe Shakespeare studiert – ich könnte ihn wie King Lear reden lassen.«
Alles von Hawks ab übermorgen im ÖFM.
Das wär was, aber von Robert Beavers‘ Filmen, die an den letzten drei Tagen dort zu sehen waren, kann man auch einige Monate zehren.
Dienstag, 23.11.2010
Montag, 22.11.2010
Denken im Freien
Ponyaussichtsposten mit Schmuckfigur
Hölzerner Spielzeughubschrauber aus Mozambique
Sternstunden des Hörfunks (1)
Beim Radiospaziergang rund um den Brünsee, den es seit 1969 gibt, diskutieren Mario Mentrup und Cordula Daus, was man mit Algen alles anstellen kann. Beide können sich durchscheinende Gewänder aus Algentextilien vorstellen. Die Mode aus Mailand und Monaco erlaube ja derzeit transparente Materialien auf nackter Haut. Es sind auch beide beeindruckt vom naturhistorisch hohen Alter der Wasserpflanze. Nietzsche – so erfährt man – war der Ansicht, die Algen seien den Gräsern an Kraft überlegen, noch nicht behaftet mit Zweifeln. Denn mit dem Aufstieg der Alge zum Grashalm (Papyros) kam die Abenddämmerung über unsere Welt. Erst auf dem Trockenen wurde die Melancholie zu Papier gebracht.
Mentrup, der munter von den Algen aus dem Brünsee kostet, empfindet plötzlich einen leichten Schwindel, und Cordula Daus, die in seinen Augenringen einen noch nie gesehenen „leichten Senfton“ bemerkt, steigert die Vergiftungsangst ihres Gesprächpartners durch den arglosen Hinweis: „Ich glaube, man ejakuliert dann sehr viel.“ Beschwörend klingt Mentrups Moderatoren-Mantra: „Sie hören 88,4 Reboot.FM Open Air Audio Walk mit Cordula Daus und Mario Mentrup.“
Seit dieser Radiobeitrag mich überraschte, nehme ich mir vor, endlich mal wieder in naturkundlichen Taschenbüchern zu blättern, Sauerampfer zu pflücken und, so wie es dort geschah, in Gummistiefeln auf Asphalt zu tanzen. „Ich muss zu einer größeren Freiheit zurückfinden, die, die ich auf natürliche Weise bei meinen Anfängen hatte.“ Diesen Vorsatz (aus dem Tagebuch von Emmanuel Bove) sehe ich immer wieder realisiert in Mario Mentrups vielfältigem Tun.
Samstag, 20.11.2010
Donnerstag, 18.11.2010
Einspruch
Die vom Fraunhoferinstitut im öffentlichen Auftrag hergestellten, dann jedoch wegen angeblicher „Urheberrechtsschutzgründe“ für Publikationen der S21-Gegner verbotenen, sogar aus dem Internet weitestgehend entfernten, realistischeren Bilder des Stuttgarter Tunnelbahnhofs sind nicht so hübsch wie dieses.
A Matter of Life and Death (1946, Powell & Pressburger), ein merkwürdiger Gerichtsfilm.
Christian Petzold empfiehlt auf cargo.de die fünfte Schlichterrunde in Stuttgart. Auch mich hat die vierte gefesselt. Der sparsame Umgang mit Gegenschüssen macht alles, was sich an Erregung, Bestürzung, Hohn oder Beherrschtheit auf den Gesichtern zeigt, ausdrucksvoller als im Fernsehen üblich. Etwas anderes aber scheint mir bemerkenswerter: Im Unterschied zu den Akteuren im angelsächsischen Gerichtsfilm ist es den Gegnern im Stuttgarter Wortgefecht leider keine Selbstverständlichkeit, laut auszurufen: „Einspruch! Die Gegenseite versucht…“ Es ist dieser höfliche Verzicht auf die unumwundene Unterstellung manipulativer Absichten, und es ist das geduldige Ertragen des Vernebelns, durch das die Wahrheitsfindung auf irgendwann vertagt wird. Gerichtsfilme sind Lektionen in Gegenwärtigkeit. Morgen auf Phoenix ab 9:15 Uhr
Dienstag, 16.11.2010
Das Trujillo-Syndrom
Cordula Daus referiert morgen, am Mittwoch, um 20:00 Uhr im Berliner Salon Populaire in der Bülowstraße 90, anlässlich des Erscheinens des Toponymischen Heftes Nummer 1, über Wesen und Unwesen von Eigennamen, insbesondere über Formen und Folgen einer seriellen Benennung im Zuge der spanischen Kolonisierung: „Das Trujillo-Syndrom“.