Cornelius Hugh DeWitt: The Golden Book Encyclopedia, 1959
Die Rote (1962 Helmut Käutner)
Hinter einem Vorhang, hinter Glas: Mappa Mondo di Fra Mauro. Ein Mönch aus Venedig malte die Welt 1459 als runde Scheibe, deren Rand ihr Ende war. Obwohl die Schauspieler dazu verdammt sind Sätze von Alfred Andersch zu sprechen, lässt sich Käutners Film davon nicht seiner Freiheit berauben.
Gribiche (1926 Jacques Feyder)
Eine Reliefkarte an der Wand und dazu noch ein riesiger Globus, soviel weite Welt ist ein Hohn auf den, der sich im Studierzimmer wie ein Gefangener fühlt. Gribiche (Jean Forest) will raus, will auf die Straße, will spielen.
Der Vorspann von The Naked Jungle (1954 Byron Haskin)
Christopher Leiningen (Charlton Heston) besitzt von seiner südamerikanischen Farm eine Luftansicht, keine gewöhnliche Karte, sondern eine Fotografie, in Farbe, hinter zersprungenem Glas.
Die geliebten Schwestern (2014 Dominik Graf)
Friedrich Schiller (Florian Stetter) zeichnet Weimar in den Straßenstaub. Was der Mann zu seiner Standortbestimmung anstellt, wird von der Frau korrigiert und dient so beiden zur schnellen Vergewisserung der Geschlechterdifferenz.
München als Kissen
Hatchechubbee, Alabama, via Candler Arts
„Das Land dort unten schien geschwellt und aufgewölbt, mit den scharf rostbraunen Vierecken der Felder, den hellen wassergrünen Farben der Wintersaat (…). Er stand hier wie auf dem Dach seines Lebens, ja, ganz wie jemand, der viele Jahre hindurch ein Haus bewohnt hat, jedoch zum erstenmal hinaufkommt und aus der Luke schaut, Bekanntes aus solcher Höhe als neu betrachtend.“ (Heimito von Doderer: “Ein Mord den jeder begeht”)
via
Do you know the way to San Jose? / They’ve got a lot of space. / There’ll be a place / Where I can stay (Burt Bacharach – Hal David)
Heino Jäger hat isometrische Stadtpläne (für den Bollmann-Bildkarten-Verlag) gezeichnet.
The Odd Couple A Barnacle Adventure (1973 Robert Birnbaum)
Felix Unger (Tony Randall) referiert die Historie der Erfindung des Klebstoffs. Eine Produktpräsentation kann durch die Verwendung einer Landkarte an Seriosität gewinnen.
Martin Erhard: „Frei-Bad / für die reifere Jugend“
Detail einer von Martin Erhard kartografierten Phantasielandschaft, die aus über 50 DIN A2 Bögen besteht, die insgesamt eine Fläche von über 75 Quadratmetern einnehmen. Ergänzend dazu zeichnete er Pläne unterirdischer Räume – „zum Schauvergnügen mit sündhafter Geniessbarkeit“.
Quo Vadis (1951 Mervyn LeRoy)
Zoolander (2001 Ben Stiller)
Die Anmaßung, mit der Architekturmodelle dem Imaginierten die Positur des bereits Existenten in der Welt verschaffen, kann zornig machen. Derek Zoolander (Ben Stiller) ist allerdings in einem Missverständnis befangen, wenn er gegen die Schulstiftung wütet: „Was soll das sein? Ein Zentrum für Ameisen? Wie will man Kinder in einer so winzigen Räumlichkeit unterrichten? Kein Kind passt da rein! Die Schule müsste mindestens… mindestens dreimal so groß sein.“
St. Peter and Paul Church, San Francisco; Dirty Harry (1971 Don Siegel) via
Empathieverlust und Mordgelüste, furchteinflößend unerklärt, nur vorgestellt, durch die Annäherung an die Perspektive, durch den Blick schräg herab.
Death Wish (1974 Michael Winner) und Fort Knox in Goldfinger (1964 Guy Hamilton) via
In den Animationsfilmen, die erfolgreich für das kostspielige Projekt der Verkleinerung des Stuttgarter Bahnhofs warben, bekam die ganze Stadt das Aussehen eines Modells und alles Bestehende hatte plötzlich eine neu Farbe: Weiß. Eine Selbstreinigungsphantasie.
Cleopatra (1963 Joseph L. Mankiewicz) via (e)space & fiction
Ein Seeschlachtensimulationstisch aus blauem Marmor auf dem Deck eines Schiffes. Margaret Thatcher (Meryl Streep) betrachtet etwas ähnliches in Iron Lady (2012 Phyllidia Lloyd).
Sowohl Billardtische als auch Modell-Eisenbahnen, sagt Bedwyr Williams, können dem, der sich darüber beugt, das Gefühl geben, Gott zu sein.
Der walisische Künstler Bedwyr Williams erzählt, dass er als 13jähriger einem Model-Eisenbahn-Club angehörte, dessen Räumlichkeiten nur zu erreichen waren, indem man irgendwie an den Billard-Club-Mitgliedern vorbei kam. Die Erinnerung an das mit diesen Begegnungen verbundene Unterlegenheitsgefühl inspirierte Williams zu einer Ausstellung, 2004 in Cardiff, für die er eine Landschaft aus zersägten und durchtunnelten Billardtischen schuf. Eine Phantasiewelt, in der Modeleisenbahnen die Herrschaft über die Billardwelt errungen haben.
Pork Chop Hill (1959 Lewis Milestone)
„Dabei kommt mir noch ein anderes Bild in den Sinn. Das Schaukelpferd auf dem Garagenspielplatz hinter dem 60er Jahre Wohnblock, in dem meine Großmutter im Bayerischen Wald gelebt hatte. Das Pferd war ein langer Holzblock mit einem Holzkopf, aufgebockt auf einer eisernen Mechanik, die uns Kindern erlaubte auf dem Pferd quietschend zu schaukeln. Es hatte fast die Größe von einem echten Pferd. Aber es war ein altes Ross, übersät mit eingeritzten Liebesschwüren und Schweinereien. Es war völlig zernarbt von diesen Taschenmesserattacken und machte einen sehr desolaten Eindruck. Ich hatte es immer sehr gern gehabt, auf dem Pferd zu ruckeln. Aber eigentlich war der Spielplatz ein sehr stiller und einsamer Ort und das Pferd eine nackte Tristesse. Immerhin, als Bild stiftet es mir jetzt Sinn. Ein Kunstpferd, auf das Attentate in Form von Liebesgrüßen verübt wurden. Schnitzereien und Einschnitte ins Kerbholz.“ (Pico Be: Outland Empire)
Es lohnt sich, mal eine Reise nach Marl zu machen. Marl hat etwas vom alten Ägypten.
Dr. Günther Marschall, Stadtplaner / Marl
Wir sahen am Fuße eines schwarzen Eternitgebirges diesen gelben Laden, der gar kein Laden war, auch kein Café, und kein Kiosk, eher eine Art Schalter. Ein Postschalter? Nein, auch das nicht.
Das Rätsel des gelben Internetschalters
Zwei wichtige Hinweise!
Heute beginnt unter der Überschrift „Besonders wertlos“ im Kölner Filmhaus das 16. Festival des deutschen psychotronischen Films. Auf Grund der zahlreichen Entdeckungen im vergangenen Jahr ist meine Vorfreude groß: Diesmal locken Namen wie Pewas, Vohrer, Olsen, Klaus Kinski, Elisabeth Volkmann und Wenzel Storch. Zum Auftakt läuft um 21:00 „im Rahmen einer ökumenischen Veranstaltung“ gemeinsam mit „something weird cinema“: Ich, die Nonne und die Schweinehunde (1972 Ernst Ritter von Theumer) ****
Am Freitag um 23:15 im WDR: Es werde Stadt! (2014 Martin Farkas und Dominik Graf)