In neun Filmen spielten Rudolf Prack und Sonja Ziemann zusammen, in acht wurden sie ein Liebespaar. Neben „Scharzwaldmädel“ (1950) und „Grün ist die Heide“ (1951) war „Die Privatsekretärin“ (1953) ihr größter gemeinsamer Erfolg. Aber junge Mädchen – so Hans Erman 1954 in seinem Buch „Chef Büro Sekretärin“ aus dem Jahr 1954 – , die als Sekretärinnen im Büro anfangen und Eva Bartok oder Sonja Ziemann nacheifern wollen, sind im Büro fehl am Platz. „Die mehr oder minder wohlgeformten Hände werden durch grell gelackte Fingernägel dämonisch hervorgehoben. Der Ausschnitt der Bluse verläuft … sehr tief abwärts, in koketter Kurve, während das Röckchen schon über die fünfunddreissig Zentimeter des new look hinaufgezogen ist.“ Das ist die reine Angstlust-Phantasie.
1956 besuchten 30 sehr gesittete junge Frauen einer Frankfurter Sekretärinnen-Schule auf Einladung des Produzenten Carl Opitz die Dreharbeiten zu „Dany, bitte schreiben Sie“ und überreichten Sonja Ziemann eine Reiseschreibmaschine. Angemessener wäre eine Flasche Cognac gewesen, denn in dem Film wird, im Sinne eines beschwingten Betriebsablaufs, zu jeder Tageszeit auf Teufel raus gesoffen.
Daniela Ruhland (Sonja Ziemann) steht kurz vor der Hochzeit, hat Job und Wohnung bereits gekündigt, da eröffnet ihr ein Kriminalkommissar, dass ihr Bräutigam ein Heiratsschwindler ist. Sie ist Vollwaise, hat dem Schuft ihre Ersparnisse von 2.000 DM gegeben und ist nun ohne Wohnung, Job
und Geld. Aber Dany ist ein praktischer Mensch; das Hochzeitskleid hat 800,- DM gekostet. Das will sie nun zurückgeben und eilt in den Modesalon Pratt. Als erstes begegnet ihr – quel malheur – Madame Georgette (Fita Benkhoff), die als Leiterin des Modesalons gern ein paar französische Brocken in die Konversation einfließen lässt. Sie will ihr gleich einige neue Modelle wie „Rififi“ oder „Bonjour Tristesse“ vorführen lassen, aber das Hochzeitskleid zurücknehmen? Nein, wo denken Sie hin? Geschäftsführer Schnattke (Hubert von Meyerinck), immer auf Konfrontationskurs zu Madame, nimmt das Kleid in Kommission und führt Dany in sein Büro. Die Telefone klingeln, Dany muß helfen, Hannes Pratt (Rudolf Prack) kommt herein, denkt, Dany sei die neue Sekretärin und beginnt gleich mit einem Diktat. So bekommt Dany Knall auf Fall ihren neuen Job. Im Chefzimmer bietet Pratt Dany einen Cognac an, in ihrem Büro flösst er ihr gleich einen zweiten ein. Am nächsten Tag hat Dany ihren Zopf und ihre ganze Haarpracht gegen eine Kurzhaarfrisur eingetauscht. Und trinkt im Büro als erstes einen Cognac.
Die Cognac-Therapie
Sonja Ziemann und Rudolf Prack
Danys Hauptaufgabe besteht darin, die vielen amourösen Termine ihres Chefs so zu koordinieren, dass sich die Damen nicht über den Weg laufen. Der arme Chef; alle Frauen wollen etwas von ihm, nur Dany nicht. Nach der Heiratsschwindelei hat sie genug von den Männern. Pratt findet ihre kühle
Art sehr angenehm und erklärt: „Sie sind gar keine Frau.“ Das ist ihr nun aber auch nicht recht.
Weil eine frühere, jetzt in den USA verheiratete Freundin (Anneliese Uhlig) nach Deutschland kommt und Pratt ihr vorgeschwindelt hat, dass er verheiratet ist, muß Dany seine Frau spielen. Man trifft sich in Venedig, der Sekt fliesst, Pratt bestellt für sich und Dany ein Abendessen mit genau der Menufolge, die Dany immer in München für seine Rendezvous telefonisch aufgegeben hat. Also ist sie doch nur eine Affäre! Wütend und enttäuscht fährt sie nach Hause, Pratt ist ratlos.
Beim Polterabend einer Kollegin (ihren zukünftigen Mann nennt sie Äffchen) trinken Schnattke und Madame Georgette („Ich heiße Frieda) Brüderschaft an einer Badewanne voller Weinflaschen. Dany schüttet den Sekt vor Aufregung nur so in sich hinein, denn Pratt will auch kommen. Aber der gute Mann hat einen Autounfall; Dany eilt ans Krankenbett, Pratt ist nicht schwer verletzt. So hilflos im Bett nimmt ihn Dany, die Pratt schon mal eine „reizende kleine Person“ genannt hat, zum Mann, auch wenn es doch eigentlich umgekehrt aussehen soll.
Der Film nach dem Erfolgsroman von Inge Rösener, von Eduard von Borsody routiniert inszeniert, ist reine Konfektion. Überall merkt man die
Die Furie (Helen Vita) und das kleine Ding (Sonja Ziemann)
Sparsamkeit des Produzenten. Keine Wohnung kommt ohne ein großes Fenster oder einen Balkon aus, hinter dem eine Fotowand die Außenwelt markiert. Da ist es dann ganz egal, ob man in Venedig oder im Krankenhaus frühstückt. Es gibt viele Spiegel, die für Irritationen sorgen; sie haben keine dramaturgische Funktion, sondern sollen erkennbar die Enge des Ateliers überdecken. In Schwung halten den Film Fita Benkhoff und Hubert von Meyerinck mit ihren possierlichen Streitereien; Helen Vitas Figur einer der vielen Geliebten des älteren Herrn Prack sprengt das Unterhaltungsgenre und biegt es in die Groteske. Sie ist die Frau, die sich nimmt, was ihr gefällt, und böse wird, wenn sie Betrug wittert. Sie ist auch die einzige erotische Konkurrentin, die Kontur gewinnt. Holzgeschnitzt lautet die Alternative: süßes, kleines Ding oder Furie.
DVD bei Black Hill und Universum Film
Ergänzungen und Präzisierungen zu filmportal:
Kostümanfertigung: Lüder Baer, München; Modeschmuck: nimis, München; Pelz von Sonja Ziemann: Max Günzel, Offenbach
Dreharbeiten: 15. Februar bis Ende März 1956 in den Filmateliers Wiesbaden und im Kurhaus Wiesbaden