Donnerstag, 24.08.2023

Guten Tag! (Episode 3, Ich suche ein Zimmer)

 

Filmtitel: Guten Tag! (Episode 3: Ich suche ein Zimmer)

FWU-Film: Nein

Produktionsland: BR Deutschland

Produktionsjahr: 1965

Filmdauer in Minuten: 14

Filmmaterial: Unbekannt

Originalformat: 16mm

Produktion (Firma): Bayerischer Rundfunk / Goethe Institut

Regie: Ungenannt

Seite des Films filmportal.de

 

Daten zur Kopie


Kopienherkunft:
Privatsammlung Can Sungu

Sichtungsformat: digital

Filmdauer: 14 Min.

Der Film wurde im Seminar interessehalber gesichtet, lag jedoch nicht als 16mm-Kopie vor. Gesichtet wurde eine digitale Kopie, die während einer früheren Archivsichtung durch Abfilmen der projizierten 16mm-Kopie von einer Kinoleinwand entstanden war.

Weiteres: Das dazugehörige Textbuch mit den Episoden auf archiv.org

 

 

Zum Film:

 

Die erste Szene dieses Films beginnt ähnlich wie in der Episode 2, in einer Blackbox. Doch was verbirgt sich hinter der Tarotkartenlegerin, die die Zukunft voraussagt? Jeder Satz wird zwei- oder dreimal langsam und deutlich wiederholt. Es sind grammatikalische Merkmale zu berücksichtigen, die zum Erlernen der Fremdsprache gehören, wie Numerus, Tempus, Modus der Verben. Es werden besonders Imperativsätze betont: „Ein junger Mann kommt! Er kommt bestimmt wieder!“ Hier handelt es sich um eine Besichtigung der ersten Wohnung, die vermutlich auf der Liste steht, die er bei sich trägt und in die Kamera zeigt. Die Hauptfigur, der sogenannte ‚Junge Mann‘ nennt keine Gründe für die Absage, warum er das Zimmer nicht möchte. Stattdessen betont er, dass es ihm gefällt, um es letztendlich doch abzulehnen. Die zweite Wohnung, die er besichtigt, wirkt äußerst futuristisch, fast schon unheimlich. Die Möbel, Türen und Wände bewegen sich auf Knopfdruck der Besitzerin, die offenbar eine „Femme Fatale“ verkörpern soll. Ein Hauch von Märchen und Albtraum durchzieht alles, was die Besitzerin dieser Wohnung erzählt – begleitet von einem undefinierbaren, beinahe suggestiven Unterton (Vgl, TK).

Besonders merkwürdig erscheint, dass der ‚Junge Mann‘ nach dem Klingeln beim dritten Haus sofort vor der Wohnungstür steht, anstatt zuerst eingelassen zu werden. Schließlich zieht er zu einer ‚guten‘ und ’normalen‘ Hausfrau, die eine Familie hat (Vgl, TK). Doch dann klingelt es erneut, Verwandte kommen unangemeldet zu Besuch und drängen den Mann aus dem eben erst bezogenen Zimmer. Er vereinbart mit der Vermieterin, dass er das Zimmer bezieht, sobald die Verwandten abgereist sind. Er kehrt zurück zu den älteren Damen der ersten Szene und bezieht nun doch das Zimmer, das er zuvor abgelehnt hat. „Aber nur für drei Wochen.“

Die Schlussszene transportiert seinen kühlen Blick in die Kamera und sein wiederholtes Nicken, nachdem er Kernsätze der „Lektion“ noch einmal repetitiert hat. Ist das vielleicht ein Selbstzwang? Um die Sprache so schnell wie möglich und hervorragend zu beherrschen? Inmitten dieser Handlung bleibt die Frage: Was ist die Bestimmung dieses jungen Mannes? Ein glückliches Leben in Deutschland? Eine angemessene Wohnung und die Beherrschung der Fremdsprache? Sowohl Fragen als auch Antworten bleiben spannend.

 

Teil des Dossiers „Sichten, Schreiben, Beschreiben: Zur Arbeit mit analogen Filmarchiven anhand von 16mm-Kopien aus der Bildungsarbeit der BRD“

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