Donnerstag, 24.08.2023

Guten Tag! (Folge 26: Sie haben die Prüfung bestanden)


Filmtitel:
Guten Tag! (Episode 26: Sie haben die Prüfung bestanden)

FWU-Film: Nein

Produktionsland: BR Deutschland

Produktionsjahr: 1965

Filmdauer in Minuten: 15

Filmmaterial: 16mm

Originalformat: unbekannt

Produktion (Firma): Bayerischer Rundfunk / Goethe Institut

Regie: ungenannt

Seite des Films auf filmportal.de

 

Daten zur Kopie

 

Kopienherkunft: Privatsammlung Can Sungu

Sichtungsformat: 16 mm, Acetat, S/W, Lichtton

Filmdauer: 15 Min.

Augenscheinliche Mängel: Staub, Kratzer, Laufspuren, Verblichen

Weitere Materialien: keine

Beschreibung des Objekts: Dose und Spule sind aus Metall, Hersteller: „Stocxo“weitere Angaben: DeKaBo-Schutzschicht; Hans Dieter Keuter-Bonn, guter Geruch der Filmrolle. Vom Titel abgesehen existieren weder auf der Dose oder der Spule Angaben zum Film, noch liegt ein Zettel oder ein Heftchen bei. (SO)

Weiteres: Auf archive.org kann man sich das dazugehörige Textbuch mit den Episoden ansehen. Folge 26 ist die Abschlussfolge dieser ersten Staffel der Guten Tag-Serie.

Nach Sichtung dieser Folge: „Generell stelle ich mir bei der Guten Tag-Reihe die Frage, ob eine ‚kulturelle Bildungüberhaupt angestrebt wurde oder gewollt war, oder ob es wirklich ausschließlich um das Erlernen der Sprache ging?“ (FM)

 

Zum Film:

In der Anfangsszene des Films sitzt eine Frau am Küchentisch. Eine Person in einem Vogel-Kostüm wirft eine Rose und einen Brief durchs offene Fenster. Die Frau folgt neugierig einem Pfeifen nach draußen und wird plötzlich von einem Mann entführt und in ein Auto gezwungen, das mit ihr wegfährt – „eine etwas befremdliche Entwicklung der Geschehnisse“ (TK). Die Frau wird vor einem Schlosspark ausgesetzt und betritt den Park. Dort stellen sich als lebende Statuen vor: Goethe, Beethoven, Humboldt. „Eine gewisse Wertung, die dabei getroffen wird. Was ist für die deutsche Kultur bezeichnend?“ (TK) „Drei weiße Männer“ (FH) und „keine Frau.“ (TK)

Nun treten Menschen in Kuh- und Giraffenkostümen auf und es wird angedeutet, dass die Hauptfigur ihr Examen in Tiermedizin erst dann besteht, wenn sie einen erfolgreichen Deutschtest nachweist. Vielleicht handelt es sich hier um eine Anspielung auf eine DSH- Sprachprüfung, die für die Hochschulzugangsberechtigung in Deutschland immer noch erforderlich ist.

„Die deutsche Sprache wird hier als ‚Schlüssel‘ zur deutschen Kultur präsentiert, die deutsche Kultur selbst aber kaum thematisiert.“ (FM)

„Es erscheint so, als würde es erst eine Daseinsberechtigung geben, wenn sie deutsch sprechen kann und sich mit der ‚deutschen Kultur‘ auskennt. Es ist wie ein „Einbürgerungstest“, ohne jemals wirklich dazugehören zu dürfen.“ (FH)

Für FH „spiegelt dieser Film Elemente der gegenwärtigen Integrationspolitik und das Leitkulturgerede in Deutschland wider.“ Sie sieht hier ein Charakteristikum der Guten Tag-Serie: „Die humoristische Darstellung verbirgt die problematische und diskriminierende Ideologie in den Filmen.“

Zur Frage der Finanzierung der Guten Tag!-Serie wird vermerkt: „Mit welchem Budget müssen die einzelnen Folgen arbeiten? Das doch aufwändigere Szenen- und Kostümbild lässt ja vermuten, dass es sich um keine billige Produktion handelt.“ (FM)

TK beschreibt eine Szene folgendermaßen: „Die Szene, in der die Figur mit dem Publikum interagiert und die ‚vierte Wand‘ durchbricht, bedeutet, dass sie sich direkt an das Publikum wendet.“ Somit wird die Grenze zwischen Bühne und Publikum aufgelöst. Es scheint, als ob die Hauptfigur mit dem Überwinden von Hindernissen in Deutschland konfrontiert ist. Es gibt keine klaren Übergänge zwischen den Szenen, was zu einer Verfremdung führt. Dies könnte metaphorisch so gedeutet werden, dass diese Verfremdung mit dem Erlernen einer neuen Sprache verbunden sein könnte. Solange man die Sprache nicht beherrscht, können Missverständnisse auftreten, ähnlich wie in den Anfangsszenen, in denen überhaupt keine Sprache eingesetzt wird.

Die Handlung endet mit der bestandenen Prüfung, und es gibt eine Feier vor dem Schloss, an der andere Figuren, die schon in früheren Folgen der Serie aufgetaucht sind, beteiligt sind. Es wird konstant wiederholt wie gut sie aber deutsch spricht (obwohl sie in Deutschland Tiermedizin studiert hat!). Auch als ihr Professor mit einem Hubschrauber vorbeikommt und ihr das Diplom übergibt, sagt er nichts dazu, dass sie ihr Studium bestanden hat, sondern nur, dass sie gut Deutsch spreche.“ (FH)

„Sehr bezeichnend, dass sie ihr Examen in Tiermedizin überreicht bekommt, sobald sie den Deutschtest bestanden hat. Was sagt das über die Erwartungshaltung an diejenigen aus, die Deutsch lernen sollen?“ (TK)

In dieser Folge fallen die aufwändige Gestaltung der Szenen und der Kostüme besonders auf.

 

Teil des Dossiers „Sichten, Schreiben, Beschreiben: Zur Arbeit mit analogen Filmarchiven anhand von 16mm-Kopien aus der Bildungsarbeit der BRD“

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