Kork aus Portugal (zwei Fassungen)
Filmtitel: Kork aus Portugal
FWU-Film: Ja (F 557 und F 1593)
Produktionsland: BR Deutschland
Produktionsjahr: 1959
Originalformat: 16mm
Produktion (Firma): Alfred Erhardt-Film, Hamburg
Regie: Alfred Erhardt
Redaktion des FWU-Begleitheftes: Dorn, Ingeborg: Kork aus Portugal. München: Heering-Verlag GmbH, 1961 (ein Heft für beide Fassungen)
Seite des Films auf Filmportal.de
Hinweis: Die Informationen auf filmportal.de sind unvollständig und könnten durch die hier angegebenen Daten ergänzt werden.
Daten zur Kopie (stumme Fassung, F 557)
Filmdauer in Minuten: 10
Filmmaterial: SW, stumm
Kopienherkunft: privat (Sammlung Kino im Sprengel, Hannover)
Sichtungsformat: 16 mm, Polyester, SW, Stumm
Augenscheinliche Mängel: Laufstreifen, Kratzer, Dreck, Staub, Flecken, Startband und Filmanfang verklebt
Weitere Materialien: Filmbegleitkarte (Laufkarte der Bildstelle), Vordruck „Mängelmeldung“
Weiteres: Da die Kurzfassung F 557 auf Polyester kopiert ist, könnte es sich hier um eine neuere Kopie handeln. Polyesterfilm wurde zwar bereits in den 1950ern entwickelt und auch vermehrt in der Fotografie eingesetzt, aber eigentlich erst Ende der 80er / Anfang der 90er Jahre als Filmmaterial in der Filmwirtschaft genutzt, um vor allem eine archivbeständigere Alternative zum Acetat-Film zu haben. Man könnte sich zur Klärung das Filmmaterial nochmal genauer über einem Leuchttisch anschauen.
Daten zur Kopie (Tonfassung, F 1593)
Filmdauer in Minuten: 18
Filmmaterial: Farbe, Ton
Kopienherkunft: privat (Sammlung Kino im Sprengel, Hannover)
Sichtungsformat: 16 mm
Augenscheinliche Mängel: Laufstreifen, Kratzer, Farbverlust (Rotstich)
Weitere Materialien: FWU-Begleitheft, Filmbegleitkarte (Laufkarte der Bildstelle)
Zum Film:
Der Film stellt die Korkproduktion Portugals vor, die (auch heute noch) einen Großteil des Korkbedarfs auf dem Weltmarkt deckt. In beiden Fassungen des Films ist die Produktionskette vom Schälen der Rinde der Korkeichen über Trocknung, Auskochen und Weiterverarbeitung zu Flaschenkorken zu sehen. Es werden weitere aus Kork hergestellte Produkte vorgestellt, die zum Teil aus den gehäkselten und wieder gepressten Rückständen der Flaschenkorken-Produktion (Presskork) gewonnen werden, zum Beispiel für Isolier- und Baustoffe, als Bodenbelag für Schulen und Krankenhäuser. In der Langfassung werden die Produktionsschritte detailgenauer gezeigt, so dass man am Ende das Gefühl hat, alles sei aus Kork. Beide Fassungen enden mit dem Beladen von Schiffen, die den Kork bzw. die daraus hergestellten Produkte exportieren.
Die im Film behandelten Themen werden durch statistische Angaben zur Anzahl der Fabriken und Beschäftigten in den Produktionen ergänzt. Nur die Ernte wird als vor allem körperlicher Arbeitsschritt gezeigt, anschließend kommen im Wesentlichen Maschinen zum Einsatz und die menschliche Arbeit besteht in der Bedienung der Maschinen. Es werden kaum Nahaufnahmen von den Händen der Arbeiter*innen gezeigt. In der Schlussszene wird der Film mit Musik untermalt.
In der Langfassung verleiht der Voice-Over dem Film einen stärker dokumentarischen Charakter. Man wird nahtlos durch die Produktionskette geführt. Die stumme Fassung verlangt genaueres Hinsehen, mehr Konzentration, um das Gesehene zu interpretieren. Es wurde als interessant empfunden, die beiden Fassungen umittelbar miteinander zu vergleichen und die unterschiedliche Wirkung der selben Bildfolge wahrzunehmen, je nachdem ob sie mit oder ohne Kommentar gesehen wird. Einerseits ist es es „interessant, wie viel sich auch ohne den Ton über die Bilder erschließen lässt“, andererseits ergibt sich das volle Verständnis des aufwändigen Verarbeitungsprozesses und der überraschenden Vielfalt der Verwendungsmöglichkeiten von Kork erst in der Ton-Fassung (FK).
Peter Hoffmann erklärte in einem Zoom-Gespräch, welches im Rahmen des Seminars stattfand, dass der Hauptgrund für den Einsatz der Kurzfassungen in den Schulen darin lag, dass sie oft nicht mit Tonprojektoren ausgestattet waren. Ein anderer Grund, sich bei einem Film für die stumme Fassung zu entscheiden, war, dass dann während der Vorführung gesprochen werden und der/die Lehrer*in mit einem eigenen Kommentar eigene Schwerpunkte setzen konnte oder die Schüler*innen den Film fragend kommentieren konnten. Vermutlich wurden auch die Tonfassungen in der Praxis oft ohne Ton vorgeführt. Die Herstellung verschiedener Fassungen diente bisweilen auch der flexibleren Verwendung eines Films für verschiedene Unterrichtsfächer.
Anmerkung: Im Bestand des Deutschen Filminstituts/Filmmuseum Wiesbaden existiert eine weitere Schnittfassung aus dem gleichen Ausgangsmaterial, die jedoch nicht als FWU-Fassung entstand und den Titel Im Wald der roten Bäume trägt. Sie ist ohne Kommentar, nur mit Atmogeräuschen und etwas Musik unterlegt und zeigt vor allem das Ernten des Korks mit einem Auge für das Skulpturale der geschälten Korkeichen. Man sieht wesentlich mehr von dieser Arbeit, die körperliche Fertigkeit der Arbeiter*innen steht im Mittelpunkt und wird durch die Kameraeinstellungen und Schnitte deutlich ästhetisiert. Die Bildfolge endet mit dem Abtransport des Korks aus dem Korkwald und einem Schlussbild auf einen Schwall von Flaschenkorken, die aus einem Korb geschüttet werden, das sich auch in den gesehenen Fassungen findet – dort aber erst am Ende des Produktionsprozesses, der in Im Wald der roten Bäume komplett ausgespart bleibt. Der Film ist ca. 10 Minuten lang und liegt als 35mm Kopie mit starkem Rotstich vor, ist jedoch nicht ausleihbar (TH; gesichtet im DFF-Archiv im März 2023).
Teil des Dossiers „Sichten, Schreiben, Beschreiben: Zur Arbeit mit analogen Filmarchiven anhand von 16mm-Kopien aus der Bildungsarbeit der BRD“