Donnerstag, 24.08.2023

Norditalien – Strukturwandel in der Lombardei

 

Filmtitel: Norditalien- Strukturwandel in der Lombardei

FWU-Film: Ja (FT 958)

Produktionsland: BR Deutschland

Produktionsjahr: 1967

Filmdauer in Minuten: 21

Filmmaterial: SW, Lichtton

Produktion (Firma): Strobel-Tichawsky-Filmproduktion

Regie: Heinz-Rolf Strobel / Heinrich Tichawsky

Redaktion des Begleitheftes: Bolte / Geipel / Kreckel: Norditalien. Strukturwandel in der Lombardei. München: Kunst- und Buchdruckerei R. Eimannsberger, 1969.

Seite des Films auf filmportal.de

 

Daten zur Kopie

 

Kopienherkunft: privat (Sammlung Kino im Sprengel, Hannover)

Sichtungsformat: 16 mm, Acetat, SW, Lichtton

Filmdauer: 21 Min.

Vermerkte Mängel:

Augenscheinliche Mängel: Schleifspuren, Klebestellen, Verblasst, Staub, teilweise auch einkopiert

Weitere Materialien: Mängelmeldung

Anmerkungen: Pädagogischer Referent: Hermanns Beistler / Günther Ketzer

Die Informationen auf filmportal.de sind unvollständig und könnten durch die hier angegebenen Daten ergänzt werden.

 

Zum Film:

 

Die Filme Süditalien und Norditalien wurden aus demselben Material geschnitten, das für den Film Die Wunder von Mailand verwendet wurde. Peter Hoffmann erzählt im Seminargespräch, dass nachdem Heinz-Rolf Strobel und Heinrich Tichawsky den Film Süditalien gedreht haben, sie einen neuen Auftrag des FWU erhielten, einen Pendant-Film über Norditalien zu machen. Der Einstieg mit einer Gräfin und ihrem Hofgut deutet auf das Abhängigkeitsverhältnis der Dorfbewohner:innen hin. Im Vergleich zu Süditalien stehen nicht die Mitarbeiter:innen im Zentrum, sondern die Gräfin. Die Arbeiter hier sind Lohnarbeiter, und keine Tagelöhner. Die Landwirtschaft wird industrialisiert und anstatt eines Obst- und Gemüseanbaus findet eine Erweiterung der Pappelwälder statt. Pappeln wachsen schnell, primäre Verwendung ihres Holzes ist die Produktion von Obst-Kisten. V/O: „Der Pappel-Anbau ist der bequemste Weg, ohne großen Aufwand großen Nutzen aus dem Land zu ziehen.“ (notiert von TK)

Mitten im Wald entstehen Industriefelder. Von den Arbeitsplätzen lenkt die Kamera ihren Blick auf Mailand. Es wird über den Zuwachs an Bewohner:innen in der Stadt gesprochen, insbesondere aus der Lombardei und Süditalien. V/O: „Die Anpassung ist endgültig vollzogen, wenn man heimisch wird.“ (notiert von TK) Die auch heute noch gängige Verwendung von Vokabel wie Anpassung, Heimat etc. erinnert FH an den noch immer diskriminierend geführten Integrationsdiskurs: Wann ist mensch denn heimisch? (FH)

Der Film thematisiert Lebensrealität und Zukunft der italienischen Mädchen, die sich ’natürlich‘ eine spätere Heirat wünschen. TK empfindet die Wertung der Bilder durch Voice-Over als merkwürdig, notiert als interessant jedoch das Detail, dass Kinder aus Nord- und Süditalien gemeinsam spielen und anscheinend besser miteinander zurechtkommen, als ihre Eltern. Diese Anspielung auf die Erwachsenen bzw. die Eltern wird vom Voice-Over explizit hervorgehoben.

Es werden die Einrichtungen von Häusern und Wohnungen gefilmt, um zu zeigen, wie die Menschen sich bemühen, ihr Leben auf einem hohen Niveau zu gestalten. Sie erwarten eine gewisse Sicherheit vom Betrieb und vom Staat. Ein wachsender Wohlstand ist spürbar, gleichzeitig verschulden sich die Menschen, um eine angemessene Lebensqualität leisten zu können. Sie müssen viel arbeiten, um Schulden zu begleichen. Viele leben in ihrem eigenen Haus, und anstelle eines kollektiven Lebens, bevorzugen sie eine neue Lebensform –  die „Individualisierung“ (Voice-Over). Alle versuchen sich anzupassen, die Voice-over-Stimme äußert sich dazu: „Anpassung in Norditalien hat stattgefunden, wenn man heimisch wird.“ Daraufhin stellt FH folgende Frage : „Wie viel muss mensch geben, um sich anzupassen, heimisch zu werden, auf wessen Kosten geschieht das?“ Die Voice-over-Stimme: „Eine Gesellschaft sucht ihre neue Ordnung.“

Wie bereits in dem früheren Film, Süditalien, werden die italienischen Dialoge nicht wörtlich übersetzt, sondern im V/O paraphrasiert.

 

Teil des Dossiers „Sichten, Schreiben, Beschreiben: Zur Arbeit mit analogen Filmarchiven anhand von 16mm-Kopien aus der Bildungsarbeit der BRD“

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