Neubeleuchtungen
„Westberlin hatte bestimmte Wandlungen ins Kalte und Amerikanische nicht mitgemacht. Es wurde zu einem Ort für Menschen eigener Art, von denen wir einigen in diesem wehmütigen Film, der voll tiefen Wissens ist, begegnen. Einzelgänger aller Schattierungen kamen damals aus dem Bundesgebiet, Zweifler, Sensible, vom Aroma der Stadt Faszinierte, deren bizarres, merkwürdiges Klima sie genossen.“
So schreibt Peter Nau in einem Text über den (mir unbekannten) Film „Mmh“ von Karl Heil (1981) und findet damit eine treffende Form, die Menschen zu beschreiben, denen wir hier gebliebenen West-Berliner begegnen durften. Das kluge Buch reist durch Berlin-Filme und die selbst erfahrene Stadt, von Ost nach West und hält Momente des Glücks und der Wehmut fest, Augenblicke der Erkenntnis, was verloren ist und was noch aufbewahrt bleibt. Eine ganz besondere Art von Dankbarkeit, die in einer kleinen Skizze des Himmels oder eines entscheidenden Filmmoments zum Ausdruck kommt.
„Gäbe es die Unterbrechungen des Daseins nicht, nie käme es zu Neubeleuchtungen aller Dinge, nie zu einem neuen Epochenmorgen.“ (Nau)
Peter Nau: „Irgendwo in Berlin“, Reihe Filit, Band 10, Verbrecher Verlag, Berlin, 2013