Einträge von filmkritik

Samstag, 03.11.2007

The Assasination of Jesse James by the Coward Robert Ford

Ihr Lieben,

Bei euch ist gerade „The Assasination of Jesse James by the Coward Robert Ford“ angelaufen, und der Film wird allenthalben verrissen (hier war es ähnlich). Deshalb schreibe ich, weil ihr euch den Film dennoch angucken sollt. Ein ganz großartiger Film nämlich, der mich Tage lang eingenommen hat. Ich war überrascht, wie gut mir die geradezu stilisierten Landschaften gefielen, wo Weite nicht die große Rolle spielt, Tiefenschärfe kaum zum Einsatz kommt. Die Titeldarsteller sind beide gut, der Preis in Venedig an Brad Pitt überrascht aber doch, da Casey Affleck ihn deutlich noch überragt. Einfach unglaublich gut. Häufig wurde über die Unschärfe erzeugende Linse geschrieben, kaum darüber, dass dieser Effekt immer mit der Ebene des Off-Erzählers gekoppelt ist. Dass der Film durchgängig Lichtbrechung und Schattierung inhaltlich wie ästhetisch thematisiert und er das ‘print the legend’ in Sichtbarkeit übersetzt. Passend auch, dass RFs Freundin am Ende Stripperin ist. Schade nur, dass der Film sich gegen Ende zu sehr mit RF emotional verwickelt. Und dann wird seine Freundin eben auch zur Beschreibung seiner Person funktionalisiert. Das passiert den Frauen vorher nicht, sie bleiben immer ‘schön’ am Rand bzw. weitgehend im Unschärfebereich. Ich hätte den Film vielleicht im Zug enden lassen (ganz tolle Szene – nirgendwo gelesen), und den Rest des Films auf ein bis zwei Texttafeln übersetzt. Aber dann hätte man auch wiederum ein paar schöne Szenen verpasst.
Wie gesagt anschauen. (Unbedingt die untertitelte Fassung – ich habe auch nicht alle Dialoge verstanden, ist aber nicht so wichtig wie Affleck’s Stimme.)

Verena

Sonntag, 21.10.2007

Langtexthinweis

* Nicolas Wackerbarth, der unter anderem bei Revolver mitmacht, trifft Apichatpong Weerasethakul im Juli 2007 in Marseille auf dem Weg zum Flughafen und unterhält sich mit ihm. Die Transkription dieses Gesprächs findet sich jetzt auf der Langtextseite: BOARDING – Ein Gespräch mit Apichatpong Weerasethakul.

ANTHEM von Apichatpong Weerasethakul und HALBE STUNDEN von Nicolas Wackerbarth sind auf der seit Donnerstag laufenden Viennale in Wien zu sehen.

Donnerstag, 18.10.2007

Langtexthinweis

* Olaf Möller war in Trst auf dem Filmfestival I mille occhi (22.-29.9.07) und berichtet davon auf der Langtextseite – Von schöner Unordnung.

Sonntag, 14.10.2007

Langtext-Hinweise

* Volker Pantenburg: Moullet !

* Moullet über Moullet.

[Edit 16.10.: Wir wollten diesen zweiten Text – Moullet über Moullet – ebenfalls schon an Luc Moullets 70. Geburtstag auf die Seite stellen, warteten aber zunächst die Genehmigung der Viennale ab, in deren Katalog der Text 1998 zum ersten Mal auf Deutsch publiziert wurde. Besten Dank nach Wien für die Erlaubnis zum Wiederabdruck; VP.]

Montag, 08.10.2007

Straub / Huillet – DVDs, Erinnerungen

Heute, am 8. Oktober, erscheint die erste Straub/Huillet-DVD im deutschsprachigen Raum: KLASSENVERHÄLTNISSE – eine Gemeinschaftsproduktion des Österreichischen Filmmuseums Wien mit dem Filmmuseum München und dem Goethe-Institut. Auf der Langtextseite gibt es dazu Faksimiles einiger Seiten von zwei Drehbuchfassungen sowie das Transkript der Berlinale-Pressekonferenz vom 21. Februar 1984. (Ebenfalls im Oktober erscheint in Frankreich der erste von vier geplanten coffrets einer DVD-Gesamtausgabe.)


(c) Berthold Schweiz

Am 9. Oktober des vergangenen Jahres ist Danièle Huillet gestorben. Wir haben die Sammlung „Erinnerungen, Begegnungen“ überarbeitet und um Einiges vermehrt. (Klaus Volkmer)

Mittwoch, 03.10.2007

Langtext-Hinweis

* Stefan Ripplinger: Away, Away, Away. John Fords Filme mit Will Rogers

Mittwoch, 12.09.2007

Mittellangtext-Hinweis

* Volker Pantenburg: Deutscher Herbst.

Sonntag, 02.09.2007

Langtexhinweis

Nuno Sena, der Leiter des Filmfestivals “IndieLisboa”, bittet uns um Abruck eines Briefes, den er am 30. August als Antwort auf diesen Brief an Helmut Färber schickte. Der Brief ist hier zu lesen.

Freitag, 27.07.2007

Langtext-Hinweis

Helmut Färber bittet uns um Abruck eines Briefs, den er am 24. Juli an Nuno Sena, den Leiter des Filmfestivals „IndieLisboa“, in Lissabon schickte. Der Brief ist hier zu lesen.

Mittwoch, 25.07.2007

Kommentar

Zu Cristina Nords Artikel „Notizen zur Berliner Schule“ vom 7.7.07 würde ich gern ein paar Anmerkungen machen. Vorher muss ich betonen, dass ich Cristinas engagierte Arbeit schätze und sie für eine aufmerksame und wohlwollende Beobachterin der in ihrem Artikel erwähnten Filme halte. Doch in einigen Punkten habe ich eine dezidiert andere Meinung als sie.

Ich bin einer der Betreiber des Berliner Kinos fsk und, in diesem Zusammenhang wichtiger, des Filmverleihs Peripher. U.a. verleihen wir Filme von Thomas Arslan, Valeska Grisebach, Christian Petzold, Angela Schanelec, Maria Speth und Henner Winckler, also der Regisseure, die Filmkritiker in die Tüte mit der Aufschrift „Berliner Schule“ gesteckt haben.

Diese ist (und das halte ich für wichtig) kein Zusammenschluss von Künstlern wie etwa der der Verfasser des Oberhausener Manifests, sondern eben eine Etikettierung durch die Filmkritik. Dieses zunächst gehätschelte und gelobte Kind ist nun bei seinen eigenen Eltern in Ungnade gefallen. Das Resultat scheint mir verheerend. Es geht ja nicht darum, dass ein einzelner Film eines bestimmten Regisseurs nicht so gut besprochen wird wie seine anderen – damit muss ein Filmverleiher leben – sondern um die Behauptung einer gleichzeitigen Krise der meiner Meinung nach derzeit radikalsten und besten deutschen RegisseurInnen, und das allein deshalb, weil sie blöderweise gemeinsam in einer Tüte hocken, in die sie überhaupt nicht hinein wollten. Diesen Tüteninsassen werden nun gleichzeitig Erstarrung, Wiederholungen und Manierismen vorgehalten. (Andreas Kilb bringt es in seiner Besprechung von „Ferien“ in der FAZ sogar fertig, Thomas Arslan in einem Absatz die Öffnung für Neues nahe zu legen, um ihm dann in einem der nächsten zu raten, bei seinem Leisten, sprich den Berliner Türkenkids, zu bleiben, schließlich sei die Uckermark schon Rudolf Thomes Revier. Herrje!)

Es geht nicht darum, alle zehn Jahre etwas interessantes Neues zu erfinden, sondern darum, den ganzen Laden umzukrempeln, radikal alten Plunder über Bord zu werfen, wie etwa das Erzählen eines Plots, das Schuss-Gegenschuss-Filmen von Dialogen, die schnellen Schnitte, die Musiksauce über den Bildern – um nur Einiges zu nennen – und sich dann treu zu bleiben, sich eben nicht für Teile des Alten zu öffnen (wie Cristina das bei Petzold positiv anmerkt, wenn er plötzlich Humor in sein Repertoire aufnimmt – hat eigentlich irgend jemand schon mal in einem Film z.B. von Robert Bresson gelacht?), sondern seine wiedererkennbaren Eigenheiten zu behalten.

Kein Mensch wäre doch auf die Idee gekommen, etwa Georges Bracque vorzuwerfen, sein Kubismus erstarre nun langsam, ob er nicht etwas Neues machen wolle, oder Arnold Schönberg zu fragen, ob er das mit den 12 Tönen nicht langsam für einen Manierismus halte und sich besser einem 13. oder gar 14. öffnen wolle. Ein Stil ist ein Stil, mit dem beschreibt ein Künstler die Welt. Wenn er konsequent ist, sein Leben lang. Als Kritiker kann man den mögen oder ablehnen, aber nicht nach 3-4 Filmen behaupten, dieser einst gelobte und bewunderte Stil sei nun plötzlich nicht mehr gut, sondern maniriert. Anders, mit einem Zitat von Diedrich Diederichsen zur Musik von Mark Smith und „The Fall“ ausgedrückt: Eine brillante Idee reicht für das Leben eines Mannes völlig aus.

Kaum eine negative Kritik zu „Ferien“, die nicht durchblicken lässt, dass mit „Nachmittag“ von Angela Schanelec, den wir im Oktober herausbringen werden, ähnlich verfahren werden wird. Obwohl dies zwei völlig voneinander unabhängig entstandene Filme zweier eigenständiger Künstler sind, wird ihnen eine gemeinsame Krise unterstellt. Was sollen wir tun, die Filmkopien gleich vor dem Start einmotten? Was wird mit den zukünftigen Filmen etwa von Köhler, Grisebach oder Winckler geschehen? Wollt Ihr so was noch sehen? Ich weiß, dass Filmkritik keine Werbung ist, aber ohne die leidenschaftliche Unterstützung einiger gescheiter Kritiker können wir einpacken. Das Publikum von Filmen wie „Irina Palm“ oder „Sommer vorm Balkon“ wegzulocken, ist ein gewaltiger Job und meines Erachtens gemeinsame Aufgabe aller engagierter Cineasten, allein schaffen wir das nicht.

Und die nur 5000 Zuschauer trotz aller Kritikerliebe, von denen der von Cristina zitierte Oskar Roehler in populistisch-süffisantem Antiintellektualismus spricht (hier ist er sich einig mit seinem Filmakademiepräsidenten Rohrbach, der darüber jammert, dass Valeska Grisebachs „Sehnsucht“ trotz seiner relativ wenigen Zuschauer genau so viel Aufmerksamkeit bei der Filmkritik bekommt wie der von ihm produzierte Mist mit seinen vielen Zuschauern), braucht es schon, um einen Film heraus zu bringen. Die kriegt er aber keinesfalls, wenn allerorten behauptet wird, dass die besten einer ganzen Generation von Regisseuren leider alle gleichzeitig in eine schlimme Schaffenskrise geraten sind. (Roehlers Ausführungen sind doppelt dumm, nicht nur, dass er sich auf seine Zuschauerzahlen offenbar was einbildet, er scheint auch vollkommen zu ignorieren, dass leider immer noch gilt: je blöder der Film, desto mehr strömts hinein.)

Manchmal fühlen wir uns ganz schön einsam mit unseren Filmen.

– Klaas Köhnke –


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