Einträge von filmkritik

Mittwoch, 25.07.2007

Kommentar

Zu Cristina Nords Artikel „Notizen zur Berliner Schule“ vom 7.7.07 würde ich gern ein paar Anmerkungen machen. Vorher muss ich betonen, dass ich Cristinas engagierte Arbeit schätze und sie für eine aufmerksame und wohlwollende Beobachterin der in ihrem Artikel erwähnten Filme halte. Doch in einigen Punkten habe ich eine dezidiert andere Meinung als sie.

Ich bin einer der Betreiber des Berliner Kinos fsk und, in diesem Zusammenhang wichtiger, des Filmverleihs Peripher. U.a. verleihen wir Filme von Thomas Arslan, Valeska Grisebach, Christian Petzold, Angela Schanelec, Maria Speth und Henner Winckler, also der Regisseure, die Filmkritiker in die Tüte mit der Aufschrift „Berliner Schule“ gesteckt haben.

Diese ist (und das halte ich für wichtig) kein Zusammenschluss von Künstlern wie etwa der der Verfasser des Oberhausener Manifests, sondern eben eine Etikettierung durch die Filmkritik. Dieses zunächst gehätschelte und gelobte Kind ist nun bei seinen eigenen Eltern in Ungnade gefallen. Das Resultat scheint mir verheerend. Es geht ja nicht darum, dass ein einzelner Film eines bestimmten Regisseurs nicht so gut besprochen wird wie seine anderen – damit muss ein Filmverleiher leben – sondern um die Behauptung einer gleichzeitigen Krise der meiner Meinung nach derzeit radikalsten und besten deutschen RegisseurInnen, und das allein deshalb, weil sie blöderweise gemeinsam in einer Tüte hocken, in die sie überhaupt nicht hinein wollten. Diesen Tüteninsassen werden nun gleichzeitig Erstarrung, Wiederholungen und Manierismen vorgehalten. (Andreas Kilb bringt es in seiner Besprechung von „Ferien“ in der FAZ sogar fertig, Thomas Arslan in einem Absatz die Öffnung für Neues nahe zu legen, um ihm dann in einem der nächsten zu raten, bei seinem Leisten, sprich den Berliner Türkenkids, zu bleiben, schließlich sei die Uckermark schon Rudolf Thomes Revier. Herrje!)

Es geht nicht darum, alle zehn Jahre etwas interessantes Neues zu erfinden, sondern darum, den ganzen Laden umzukrempeln, radikal alten Plunder über Bord zu werfen, wie etwa das Erzählen eines Plots, das Schuss-Gegenschuss-Filmen von Dialogen, die schnellen Schnitte, die Musiksauce über den Bildern – um nur Einiges zu nennen – und sich dann treu zu bleiben, sich eben nicht für Teile des Alten zu öffnen (wie Cristina das bei Petzold positiv anmerkt, wenn er plötzlich Humor in sein Repertoire aufnimmt – hat eigentlich irgend jemand schon mal in einem Film z.B. von Robert Bresson gelacht?), sondern seine wiedererkennbaren Eigenheiten zu behalten.

Kein Mensch wäre doch auf die Idee gekommen, etwa Georges Bracque vorzuwerfen, sein Kubismus erstarre nun langsam, ob er nicht etwas Neues machen wolle, oder Arnold Schönberg zu fragen, ob er das mit den 12 Tönen nicht langsam für einen Manierismus halte und sich besser einem 13. oder gar 14. öffnen wolle. Ein Stil ist ein Stil, mit dem beschreibt ein Künstler die Welt. Wenn er konsequent ist, sein Leben lang. Als Kritiker kann man den mögen oder ablehnen, aber nicht nach 3-4 Filmen behaupten, dieser einst gelobte und bewunderte Stil sei nun plötzlich nicht mehr gut, sondern maniriert. Anders, mit einem Zitat von Diedrich Diederichsen zur Musik von Mark Smith und „The Fall“ ausgedrückt: Eine brillante Idee reicht für das Leben eines Mannes völlig aus.

Kaum eine negative Kritik zu „Ferien“, die nicht durchblicken lässt, dass mit „Nachmittag“ von Angela Schanelec, den wir im Oktober herausbringen werden, ähnlich verfahren werden wird. Obwohl dies zwei völlig voneinander unabhängig entstandene Filme zweier eigenständiger Künstler sind, wird ihnen eine gemeinsame Krise unterstellt. Was sollen wir tun, die Filmkopien gleich vor dem Start einmotten? Was wird mit den zukünftigen Filmen etwa von Köhler, Grisebach oder Winckler geschehen? Wollt Ihr so was noch sehen? Ich weiß, dass Filmkritik keine Werbung ist, aber ohne die leidenschaftliche Unterstützung einiger gescheiter Kritiker können wir einpacken. Das Publikum von Filmen wie „Irina Palm“ oder „Sommer vorm Balkon“ wegzulocken, ist ein gewaltiger Job und meines Erachtens gemeinsame Aufgabe aller engagierter Cineasten, allein schaffen wir das nicht.

Und die nur 5000 Zuschauer trotz aller Kritikerliebe, von denen der von Cristina zitierte Oskar Roehler in populistisch-süffisantem Antiintellektualismus spricht (hier ist er sich einig mit seinem Filmakademiepräsidenten Rohrbach, der darüber jammert, dass Valeska Grisebachs „Sehnsucht“ trotz seiner relativ wenigen Zuschauer genau so viel Aufmerksamkeit bei der Filmkritik bekommt wie der von ihm produzierte Mist mit seinen vielen Zuschauern), braucht es schon, um einen Film heraus zu bringen. Die kriegt er aber keinesfalls, wenn allerorten behauptet wird, dass die besten einer ganzen Generation von Regisseuren leider alle gleichzeitig in eine schlimme Schaffenskrise geraten sind. (Roehlers Ausführungen sind doppelt dumm, nicht nur, dass er sich auf seine Zuschauerzahlen offenbar was einbildet, er scheint auch vollkommen zu ignorieren, dass leider immer noch gilt: je blöder der Film, desto mehr strömts hinein.)

Manchmal fühlen wir uns ganz schön einsam mit unseren Filmen.

– Klaas Köhnke –

Dienstag, 24.07.2007

Langtexthinweis

* Olaf Möller: OM Be My Saviour, Ginsberg Sang

Mittwoch, 04.07.2007

Langtext-Hinweise

* Robert Bramkamp: Danièle Huillet. Filmemacherin im Film

15. Juni 2007, Einführung zur gleichnamigen Filmreihe im Zeughaus-Kino. Mit zwei Filmausschnitten von Straub/Huillet-Interviews (1988 und 1997).

* Eine Hexe, die eine Menge Energie verbraucht

Ein Gespräch, das Robert Bramkamp 1997 mit Danièle Huillet und Jean-Marie Straub über ihren Film „Von Heute auf Morgen. Oper in einem Akt von Arnold Schönberg“ führte.

Dank an Robert Bramkamp.

Sonntag, 01.07.2007

Langtext-Hinweis

* Johannes Beringer: Andi Engels Kino-Enthusiamus

Montag, 11.06.2007

Langtext-Hinweis

* Diedrich Diederichsen: KINO WIE NOCH NIE

11. Mai 2007, Einführung zur gleichnamigen von Antje Ehmann und Harun Farocki kuratierten Ausstellung, die noch bis zum 8. Juli 2007 in der Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, 10557 Berlin-Tiergarten zu sehen ist. Dank an Diedrich Diederichsen.

Sonntag, 20.05.2007

Straub / Huillet / Pavese (III) – Verteidigung der Zeit

Quei loro incontri

Am Dienstag, dem 22. Mai, zeigt 3sat um 23.35 Uhr QUEI LORO INCONTRI (JENE IHRE BEGEGNUNGEN) von Danièle Huillet & Jean Marie Straub ( siehe Dossiers I / II ). Zuvor, um 23.10 Uhr, wird – als Einführung – VERTEIDIGUNG DER ZEIT von Peter Nestler gezeigt. Einiges dazu, und ein Ausblick hier.

Samstag, 19.05.2007

Montag, 07.05.2007

Umzug

Bisher waren wir bei blogger und antville, ab jetzt geht es hier weiter. Auch das Archiv mit allen Einträgen seit November 2001 ist umgezogen.

Großer Dank an Erik Stein für die technische Unterstützung.

Freitag, 23.02.2007

Langtexthinweis

* Daniel Eschkötter: Berlinale 2007 – Nachträgliche Notizen

Samstag, 10.02.2007

Reklame

VOLKER PANTENBURG: Screen Tests: 100-Worte-Texte zum Kino, Koeln 2007. 13,8 x 20,4 cm. 36 Seiten, brosch., Preis 5,– Euro inkl. Versand (im Ausland 4,15 Euro + Porto). Der Versand erfolgt ohne Vorkasse mit Rechnung.

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„Der Entschluss, über einen Film exakt 100 Worte zu schreiben ist ebenso sinnvoll oder sinnlos wie der, einen Roman zu verfassen, in dem der Buchstabe „e“ nicht vorkommt. In beiden und in vielen anderen Fällen spannt die kontingente Regel einen Rahmen auf, und dieser Rahmen schreibt mit am Text, der ohne ihn anders aussähe. Etwas über ein Jahr lang habe ich über jeden Film, den ich gesehen habe, einen 100-Worte-Text geschrieben. Eine Auswahl von 70 Texten ist in dieser Ausgabe von ‚flypaper‘ abgedruckt. Für mich sind es Gedächtnisstützen, aneignende Versuche, beiläufig-zentralen Leinwandeindrücken eine Form zu geben: Screen Tests.“ (Volker Pantenburg)
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FLYPAPER, herausgegeben von Lutz Becker und Uwe Koch, sind essays on demand, die per e-mail bestellt und per Post zugesandt werden. Sie sind einzeln oder als Abonnement unter Angabe der Lieferadresse zu beziehen unter: flypaper[at]t-online.de / Bisher: #1 – Dan Perjovschi / #2 – Tom Holert


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