Einträge von Michael Baute

Sonntag, 25.05.2003

Film-Hinweis

Dienstag, 27.5.2003
19:00 Uhr
im Arsenal-Kino, Berlin
in der Reihe Text und Film zeigt Angela Schanelec
LES AVENTURIERS
Frankreich/Italien 1966
Regie: Robert Enrico
mit Alain Delon, Lino Ventura

verbunden mit
Die Liebenden
von Bertolt Brecht

– Weil ich den Film nicht kenne, habe ich Angela Schanelec angerufen und sie danach gefragt:

Ich habe gelesen, dass LES AVENTURIERS ein Film ist, der in drei Teilen organisiert ist. Der erste Teil ist in Paris. Alain Delon ist Pilot und will unbedingt durch den Arc de Triomphe fliegen. Dann wird ihm aber der Pilotenschein abgenommen. Irgendwie gerät er dann an eine Frau, die Skulpturen aus Schrott macht, und an Lino Ventura. Die drei beschließen, nach Afrika zu gehen und da einen Goldschatz zu heben.

Es sind eine Frau und zwei Männer. Sie lieben sich, aber genaues erfährt man nicht. Sie fahren auf einem Schiff nach Afrika und suchen da einen Schatz. Woher sie davon wissen, weiß ich auch nicht mehr. Etwas geht dann schief. Auf dem Schiff werden sie nämlich überwältigt, ich weiß nicht mehr von was für Leuten. Und die Frau stirbt, sie wird erschossen. Und die beiden Männer finden dann den Schatz – aber wie, und warum? Diese Frau, die da bei ihnen war, die hatte keine Eltern und ist bei irgendwelchen Leuten aufgewachsen. Und Lino Ventura und Alain Delon suchen dann diese Leute, die auf einer Insel leben mit einem Fort, um ihnen einen Anteil vom Schatz zu geben. Aber diese Leute sind ganz blöd, und darum geben sie es ihnen doch nicht. Aber dann entdecken sie einen kleinen Jungen, der gar nicht blöd ist sondern sehr nett. Und es stellt sich heraus, dass die blöden Leute sich um diesen Jungen kümmern und dann bekommt dieser Junge das Geld, dass eigentlich dieser Frau zugestanden hätte, die inzwischen aber tot auf dem Grund des Meeres liegt. Es ist ein richtiger Abenteuerfilm. Eine abenteuerliche Geschichte.

Ich fand das irritierend, als ich die Ankündigung las. Enrico, Delon, Ventura, Brecht. Das Brechtgedicht, mit den Kranichen und den Wolken. Ich hätte erwartet, dass es ein Bressonfilm ist, den du zeigen würdest. Stattdessen ein Abenteuerfilm. Von Robert Enrico hatte ich vorher auch noch nie gehört. Im Netz fand ich nur ein paar Hinweise. Ein populärer Regisseur.

Der Film ist auch populär. Ich hab trotzdem in Erinnerung, daß er auf wundersame Weise ganz einfach und unverlogen ist. Ich wollte keinen Film nehmen, den ich in- und auswendig kenne. Ich dachte bei dieser Veranstaltung, ich möchte auch selber was davon haben und einen Film sehen, den ich schon lange mal gerne im Kino sehen würde. Ich habe den Film vor etlichen Jahren im Fernsehen gesehen, das ist wirklich ganz lange her. Ich weiß so gerade mal, was der bei mir hinterlassen hat. Bei der Anfrage vom Arsenal, nach einem Text zusammen mit einem Film, fiel mir beides zusammen ein: der Film und das Gedicht. Später dachte ich, weil es in beidem um die Endlichkeit der Liebe geht. Und weil beide leicht sind. Und weil man Lust hat, Liebende mit Abenteurern gleichzusetzen.

Dienstag, 29.04.2003

For the first two months of their relationship, Marcy and Cameron didn’t watch TV.

Samstag, 26.04.2003

Film-Hinweise

Gestern, 19:30 Uhr, im kleinen Arsenal unterm Potsdamerplatz, Berlin: das Buch Kinowahrheit von Hartmut Bitomsky (Hrsg. v Ilka Schaarschmidt, Berlin: Verlag Vorwerk 8) wird vorgestellt. Zwei Einleitungen von Männern hinterm Stehpult, eine mit Sklovskijzitaten, eine mit welchen von Bitomsky, dann zwei Filme Bitomskys: INFRASTRUKTUR BERLIN-WEST, von 1987; DEUTSCHLANDBILDER, von 1983. Nach der Projektion, gegen halb zehn, steht man im Arsenal unterm Potsdamerplatz und die Geräusche der Belüftungsanlage klingen wie niederprasselnder Regenschauer. Man steht dann noch ein paar Minuten herum und redet, raucht eine Zigarette oder zwei, bis man merkt, dass man falschem Sounddesign aufgesessen ist. Draußen ist es warm und trocken. Ein paar Tage zuvor, nach dem Viertelfinalspiel zwischen ManU und Real, hatte Christian gefragt, wieso noch keiner was hier geschrieben habe über das Buch.

Im Arsenal wollte ich mir eigentlich nur den Infrastrukturfilm angucken, den kannte ich noch nicht. Einer meinte vorher, der Film sei in Deutschland erst zweimal gezeigt worden. Eine kleine Fernsehproduktion für einen französischen Sender, 10 Minuten lang. Eine Morgens-Abends-Klammer, eine Sammlung von 16mm-Aufnahmen, ein Querschnittsfilm ohne ruttmannsche Emporhebung: Sackgassen, Industriebaracken, Schrottplätze, Schiffe, Müllabfuhr, Kopfsteinpflaster. Immer immer wieder Autos, haltende, abfahrende, aufgebockte, durch Schnitte zwischen den Bildern hin- und herfahrende. Schilder, Geräusche, Details. Ein Westberlin in Abwicklung, 1987, lose Fadenenden, die in der Montage enganeinandergesetzt sind. Hartmut Bitomsky: „Auch dieser Film hatte eine Aufgabe: er sollte von Berlin handeln und ohne die deutsche Sprache auskommen. Wir suchten die Zonen auf, über die früher die Stadt versorgt wurde. Jetzt liegt dort Müll und Abfall. Der Müll ist bunt, die Farben schreien. Das Geschrei ersetzt die Sprache.“ DEUTSCHLANDBILDER, danach, meinte ich vom Videogucken und Textelesen gut zu kennen, auf der Leinwand aber im Arsenal erschien er ganz neu. Das geht aber immer so im Kino. Man steigt nie in den selben Fluss.

Obwohl jemand wie ich ihm viel zu verdanken hat: von oder zu Bitomsky schreiben möchte ich eigentlich nicht. „Über“ schon gar nicht. Mit Bitomsky geht es mir da wie mit den anderen, denen ich zu Dankschreiben verpflichtet sein sollte: Frieda Grafe, Manny Farber, Serge Daney, Jean-Luc Godard, Helmut Färber, Jonathan Rosenbaum zum Beispiel. Aber wieso, wenn man nicht über von zu an schreiben will, schreibt man dann Sachen, in ein Weblog zum Beispiel? Man müßte dies Nichtwollen überwinden, in dem man andere Formen von Reverenz und Referenz findet, aber selbst ein Zitat abzuschreiben wie eine Fron aus eigenem Willen und zu veröffentlichen scheint mir beschämend. Wegen des Verdachts, dem man beim Gelesenwerden sich aussetzt, vom Glanz des Zitierten beschienen werden zu wollen, um schöner größer heller zu erscheinen als man ist und emporgehoben auf eine Stufe mit dem Glanzerzeuger. Wenn ich das aufschreibe, kommt es mir vor wie ein theologisches Problem, das sich nur lösen läßt durch Monotheismus und Bildverbot. Ich fand es immer ganz großartig, wie Peter Nau, einer der in die polytheistische Aufzählung oben gehört, mit dem Problem der Reverenz umgegangen ist: ausschließlich Goethe zu zitieren, als seien dessen Texte Natur. Aber ich schweife ab, tue nur so, als wüßte ich nicht, wie sich’s machen ließe.

Weitere Filme von Hartmut Bitomsky in den nächsten Tagen im Kino Arsenal:
REICHSAUTOBAHN | DER VW-KOMPLEX | HIGHWAY 40 WEST
Termine | Programmtexte

„Wenn er über das Menschliche und Natürliche hinausgeht, dann mit der größten Coolness. Er deutet nur zart an, er verschmäht die Fotografie als Hieb, als Gag, all die schreienden Platituden, die Mache, mit der ein Illustriertenmann sich vom andern absetzen will. Wie aber ist es möglich, dass solche Banalitäten so sehr beeindrucken? Wie können ein rosa Plastikfisch oder ein ausrangiertes Schaukelpferd zu Hauptdarstellern von Tragödien werden? Wie ist es zu erklären, dass ich an der Schönheit dieser Ketchup-Flasche, dieses Parkschilds, dieses Sondermülls mein Leben lang achtlos vorüberging? Die Antwort auf die letzte Frage bleibt. Weil ich kein Amerikaner bin.

Ein Amerikaner tut die Oberfläche nicht leichtfertig ab, um einer Tiefe willen, die es nicht gibt. Er hat noch ein Verhältnis zur Schönheit. Mir muss die Welt, die mir Eggleston zeigt, wie ein Schutthaufen erscheinen, den ein Gott illuminiert hat. Aber es gibt keinen Gott, es gibt nur diesen Schutthaufen. Das ganze Geheimnis, sagt Wittgenstein, ist, dass es kein Geheimnis gibt. »Die Dinge liegen unmittelbar da vor unseren Augen, kein Schleier über ihnen.«“
[ Stefan Ripplinger, Bin gleich wieder da, zu Los Alamos, frühe Farbfotografien William Egglestons, in Köln ]

Dienstag, 22.04.2003

„Zur Orientierung verhilft eine ganz einfache Methode, die auch jeder intuitiv anwendet. Man sammelt alles noch einmal auf, was man bestimmt weiß, hoch selektiv. Was zusammengesammelt wird, muss nicht stimmen, aber es ist das natürliche Gegenmittel gegen die Verwirrung. Dadurch entwickeln Menschen sich neue Bilder. Insofern bekämpfen Bilder Bilder. Insofern bekämpft Krieg Krieg. Die Vorstellung des Kriegs von sich selbst als Träumer des Absoluten – er sei die reine schiere Gewalt (tatsächlich ist er, zum Beispiel, Sandsturm, Kartenspielen, Durchfall) – wird durch die Pannen, die dieser selbe Krieg produziert, aufgezehrt. Die Aggression, die der Krieg entfesselt hat, richtet sich irgendwann gegen die eigene Partei.“
[ Alexander Kluge, Jeder Schrecken ist löchrig wie ein Schwamm – Interview mit Claus Philipp in „Volltext – Zeitschrift für Literatur“, vom 8.4.03 ]

Freitag, 18.04.2003

„Wieder ein anstrengender Tag. Trotz Sonne.“
Rudolf Thome, Frau fährt, Mann schläft
Drehtagebuch – 1. Woche (9.4. – 13.4.)

Donnerstag, 17.04.2003

Film-Hinweis

In Berlin gezeigt wird am 19. und 20.04.
James Bennings UTOPIA
Grossartige Aufnahmen des Death Valley bis hin zur suedlich gelegenen mexikanischen Grenze mit dem kompletten Soundtrack aus dem Dokumentarfilm „Ernesto Che Guevara, das bolivianische Tagebuch“ (1994) des Schweizer Filmemachers Richard Dindo ueber die letzten Tage des bolivianischen Revolutionaers. Vor diesem Hintergrund erfahren Bennings Aufnahmen der kalifornischen Landschaft eine neue Dimension.
Ort:
Augenblick – Raum fuer Gegenwartskunst, Niederbarnimstr.15, 20 Uhr.
[via Berliner Gazette]

Mittwoch, 16.04.2003

Fernseh-Hinweis

Freitag, 18.4.03 – SFB1 – 23:00 Uhr – „Playgirl – Berlin ist eine Sünde wert“, Regie Will Tremper, BRD 1966.
Ein kurzer Text dazu auf unserer Langtextseite: hier.

Dienstag, 15.04.2003

Sicherheitsmitarbeiter haben ein wachsames Auge auf Ihre Gegenstände

„Am xx.xx. 2003 findet die absolut erste Aufführung unseres Films

X MEN 2

Regie: Bryan Singer
mit Patrick Stewart, Hugh Jackman, Halle Berry, Ian McKellen, James Marsden, Famke Janssen
Länge: ca. 120 Min.
Originalfassung
Start: 1. Mai 2003

um xx:xx Uhr im Filmpalast Berlin, Kurfürstendamm 225 statt.

Bitte haben Sie Verständnis, dass aus Sicherheitsgründen (der Film ist zu diesem Zeitpunkt auch in den USA noch nicht gestartet) keine Taschen in den Kinosaal genommen werden dürfen, sowie Mäntel und Jacken unter Aufsicht im Foyer des Kinos abgegeben werden müssen.
Sicherheitsmitarbeiter haben ein wachsames Auge auf Ihre Gegenstände. Natürlich dürfen auch keinerlei Aufnahmegeräte (werder für Bild noch für Ton) mitgeführt werden.
Mit Ihrem Erscheinen zur Vorführung akzeptieren Sie diese Festlegungen!“

Mittwoch, 09.04.2003

Webloghinweis
auf das Filmtagebuch aus Berlin


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