„Kunst muß die Wirklichkeit zerstören, so ist es, die Wirklichkeit zerstören statt sich ihr unterwerfen, auch was das Schreiben anlangt … Aber das Entsetzliche, müssen Sie wissen, das Entsetzliche ist: Die Wirklichkeit macht ungeniert weiter, die Wirklichkeit schert sich keinen Deut um die Zerstörung, die ihr in der Kunst zugefügt wird, die Wirklichkeit ist schamlos, schamlos und unverbesserlich.“
[Werner Kofler: Tryptichon. Am Schreibtisch – Hotel Mondschein – Der Hirt auf dem Felsen (Deutike, Wien 2005) p84]
Gestern ist in Wien Werner Kofler gestorben. Das Zitat, wahrscheinlich sein bekanntestes, ist durchaus bezeichnend für Koflers Werk, bezeichnet ist es damit freilich noch lange nicht. Das krieg ich hier jetzt aber auch nicht hin.
Einen noch stärkeren Eindruck als seine Prosaarbeiten hat auf mich Koflers einziger Film gemacht. IM MUSEUM. (DURCH DIE GESCHICHTE) von 1993 ist ein eindringliches, in seiner formalen Reduktion hochkonzentriertes Stück Geschichtskino. Im durchgängig subjektiv gehaltenen Bild, das Abschreiten, Durchschreiten eines Museums, das nicht da ist, im Off, der Text Koflers, eine Stimme, zwei Personen, Kurator und Besucher, zusammengesetzt zu einem Sezieren der Physiognomie staatlich überformten Erinnerns von Geschichte, die nicht greifbar ist. Bezogen auf die Diskussion um ein Deutsches Historisches Museum 1981ff, weist er doch weit darüber hinaus. In der Frage, wie das Kino über Geschichte nachdenken kann, und die Politik, die sich an sie anlagert, da schien mir der Film, als ich ihn vor sechs oder sieben Jahren gesehen hatte, zum Klügsten zu zählen, das ich kannte.
Hier steht ein schöner Text von Andreas Ungerböck, Erinnerungen an seine Begegnung mit Kofler, in denen es auch viel ums Kino geht. Da ein Ausschnitt eines zwei Jahre alten Gesprächs, das Kofler mit Claus Philip und Albert Müller über den Film geführt hat. Der lange Zeit kaum verfügbare Film steht dankenswerterweise seit Kurzem als DVD zuhanden. Und wer weiß, vielleicht zeigt ihn jetzt das Zeughauskino mal.