Einträge von Wolfgang Schmidt

Samstag, 29.05.2010

John Ford – ganz weit vorne

In CHEYENNE AUTUMN (John Ford, 1964) gibt es eine frühe mediale Kommunikation, die das iPad gewissermaßen vorweg nimmt. Richard Widmark schreibt auf die Schultafel die Zeile: WILL YOU MARRY ME? – Diese Nachricht ist an die blonde Quäkerin, gespielt von Deborah Wright, gerichtet, die den Cheyennekindern die lateinischen Buchstaben zu vermitteln sucht. Später wird sie ihm an gleicher Stelle eine Botschaft hinterlassen, die besagt, dass sie ihren Platz bei den Indianern sieht.

BETEN – DIE FLATRATE ZU GOTT.
Werbezeile an der Hausfassade einer freikirchlichen Gemeinde. Zu sehen war sie vor ca. 2 Jahren aus der S-Bahn heraus in der Nähe der Bahnhöfe Holstenstraße/Sternschanze, Hamburg.

Montag, 24.05.2010

Langtexthinweis

Wolfgang Schmidt – Und jetzt: Ballett (3 Minuten Film)
Aus der Schlusskadenz des Films BEYOND THE SEA (Kevin Spacey, 2004)

Donnerstag, 13.05.2010

Paukenschlag

Einstellung aus dem Hubschrauber. Die Stadt. Ransprung in eine Übersichtsszene auf dem Boden, unterlegt mit einem soundbearbeiteten Paukenschlag und Blitzbildeffekt. Ransprung in eine nähere Einstellung des Geschehens mit Paukenschlag und Blitzbildeffekt. Ransprung an den Hauptdarsteller. Paukenschlag. Blitzbildeffekt. Zoomeinengung des Gesichts. – Lichtgeschwindigkeitssprünge. Bild- und Toneffekte künden davon, dass hier Großes vor sich geht. Und in IM ANGESICHT DES VERBRECHENS geht oft Großes vor sich. Die Bewegungslinie der Bildentwicklung sagt, dass mit diesen Effekten Einschränkungen von statten gehen. Nichts wird aufgestoßen, Türen fallen ins Schloss. Innerhalb des Molochs Großstadt soll uns diese eine kleine Szene interessieren, dieses eine Schicksal. Die Anstrengung dieser Konzentration ist mit sicht- und hörbaren Reibungsverlusten verbunden. Das kleine Problem steht immer in einem großen ganzen Zusammenhang. City that never sleeps. Wird mitgedacht. Soll.

Atemlosigkeit, besser: atemberaubend. Mittels Einstellungsüberflutung. Nach einem Dialogsatz wird für den Folgesatz in die selbe/gleiche Einstellung geschnitten. Der feine, aber wahrzunehmende Bruch verhindert, dass Langeweile sich breit macht. Keine Löcher. Keine Ruhe. Schauspieler halten. Auch beim Singen entscheidet sich an den ausgehaltenen Tönen, ob es sich um Schreien oder freie Resonanz handelt. Dagegen Riemelts ausgeglichenes Gesicht – schlauer zwar, aber gegenüber einer undurchsichtigen Welt ähnlich dauer-staunend wie Martin Sheen in APOCALYPSE NOW.

Erinnerung. Wir erinnern uns. Wir müssen uns erinnern an den zweiten Weltkrieg und deutsche Panzer in der Ukraine – heute wie die tote Mutter in THE NIGHT OF THE HUNTER auf den Seegrund verbannt, an den toten Bruder, an die Fortsetzungsfolgen zuvor. Wir erinnern uns viel. Erinnerung wird in Worten erzählt, aber auch ins Bild gesetzt. Ein-eindeutig. Eine Serie hat, zumindest wie man sie aus den USA kennt, Erinnerung eigentlich nicht nötig, entwickelt Gegenwart im Moment. Es ist ja auch keine. So wie BERLIN – ALEXANDERPLATZ auch keine ist. Auch dort immerzu Erinnerung.

Vorschlag zur Kategorisierung: Heimatfilm.

Parallel auf Arte eine wohl als Doku-Serie gemeinte Reihe: DEUTSCHLANDS KÜSTEN. Auch diese Produktion hatte einen Hubschrauber zur Verfügung. Wenn von der Aufsicht in eine Bodeneinstellung geschnitten wird, gibt es einen Wom-Effekt im Ton und eine Art Shutter im Bild.

Sonntag, 09.05.2010

Langtexthinweis

Auf der Seite Lange Texte steht der Beitrag Carl Theodor Dreyer – Einige Dispositionen zu einem Klassiker von Wolfgang Schmidt zum Lesen bereit.

Freitag, 07.05.2010

Langtexthinweis

Auf der Seite Lange Texte ist der Beitrag MIT HARUN LERNEN von Wolfgang Schmidt eingestellt. Dabei handelt es sich um den deutschen Originaltext des Artikels:

Learning with Harun
in: Ehmann, Antje; Eshun, Kodwo (Hrsg.):
Harun Farocki – Against what? Against whom?
Koenig Books Ltd., London 2009, S. 166-170

Sonntag, 30.11.2008

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Das Genre Eventmovie nähert sich rasant einer dokumentarischen Haltung an. […]

Es gibt die Bereitschaft und Energie, Zeitgeschichte authentischer und durchaus schmerzvoller aufzubereiten. […]

In den Eventbereich hält jetzt ein anderer Realismusbegriff Einzug… […]

Bei „Dresden“ habe ich deshalb noch aus Angst ums Publikum darauf bestanden, dass alle Engländer deutsch synchronisiert werden. […] Aber da bin ich eben Produzent und zuweilen auch Spielverderber; ich wäge da mit einer gewissen Sorge ab, bis zu welchem Grat das Publikum belastbar bleibt.

[Nico Hofmann in einem Interview auf spiegel-online, 30.11.2008: ICH WILL AN DIE GROSSEN ZEITEN DES DEUTSCHEN FERNSEHENS ANSCHLIESSEN]

Sonntag, 16.11.2008

DRY TOAST und WET TOAST machen einen Ausflug

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Dienstag, 11.11.2008

Unordnung der Zeit

KANN FILM FORSCHEN? III

Zu einer Zeitumkehr bei Godard

PRÉNOM CARMEN (1982)

Ich warne Dich:
Wenn ich Dich liebe, dann ist das Dein Ende!

Ja, Carmen.

Wie nennt man das?

Was?

Etwas wie:
Die Unschuldigen auf der einen Seite …
und die Schuldigen auf der anderen.
Und … ich weiß nicht …

Ich auch nicht.

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Zunächst schreckt Carmens Kopf hoch,
erst dann schiebt sich Josephs Hand zwischen ihre Beine –

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Brandung

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Vergleiche Alexander Kluges Gespräch mit einer Schauspielerin, deren Figur zum Ende des Theaterstücks sterben wird. In etwa:

– Sie wissen, dass Sie im dritten Akt sterben werden.

– Nein, zu Anfang des Stücks weiß ich das nicht.

– Aber am Ende sind Sie tot.

– Ja, natürlich, darauf läuft es hinaus.

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Wenn Brecht von seinen Schauspielern fordert, historisch zu spielen, so ist Godard in der Lage, Historizität durch Montage herzustellen, Zeit sichtbar zu machen. Aus der Erinnerung hätte ich Stein und Bein geschworen, der Vorgang wäre im Film chronologisch abgelaufen.

Montag, 10.11.2008

Ungleichzeitigkeit der Empirie

KANN FILM FORSCHEN? II

Rot macht Frauen sexy

Dieselbe Frau, einmal in Rot, einmal in anderen Farben. Ergebnis: Die Frau in Rot kommt bei Männern wesentlich besser an, fanden Psychologen heraus. Der Farbeffekt, der Männern selbst nicht bewusst ist, funktioniert auch bei Affen.

Rot macht Frauen für Männer attraktiver. (spiegel-online, 28.10.2008)
Brigitte Bardot - LE MÉPRIS - Gordard 1964
Brigitte Bardot in: LE MÉPRIS, Godard 1963

Montag, 03.11.2008

alter ego

Bei der Lektüre des Artikels WOMAN IN THE DISTANCE von Don DeLillo meinte ich plötzlich aus der Erinnerung an WANDA (Barbara Loden, 1971), eine Verwandtschaft im Spiel von Michael Higgins zur Schauspielkunst von Oliver Gourmet in den Dardenne-Filmen und Filmen anderer Regisseure zu erkennen.

Maria Speth und Reinhold Vorschneider erzählten von ihrer Arbeitserfahrung mit Gourmet bei dem Film MADONNEN, er sei ein Schauspieler der Motorik, der Arbeit – hochkonzentriert, sehr gut vorbereitet. Szenen, in denen es nichts zu tun gibt, wo es nur auszuharren gilt, sind für ihn eine Herausforderung.


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