In einem Fellachendorf

 

Filmtitel: In einem Fellachendorf

FWU-Film: Ja (FT 632 C)

Produktionsland: BR Deutschland

Produktionsjahr: 1964

Filmdauer in Minuten: 16

Filmmaterial: Farbe, Ton

Originalformat: 35 mm

Produktion (Firma): A.W.-Film Herbert Lander (Berlin/West)

Regie (bzw. „Gestaltung“): Herbert Lander

Redaktion des FWU-Beihefts: Fezer, Fritz (Dr.): In einem Fellachendorf. München: Heering Verlag, 1964.

Seite des Films auf filmportal.de

 

Daten zur Kopie

Kopienherkunft: DFF Wiesbaden

Sichtungsformat: 16 mm, Acetat, Farbe, Lichtton

Filmdauer: 16 Min.

Begleitmaterial: Begleitkarte (Laufkarte) der Bildstelle (unbenannt) mit Ausleihvermerken 1981 – 1999

Augenscheinliche Mängel: Schleifspuren, Kratzer, Klebestellen (original?), stark ausgeblichen, verblasst, Staub (teilweise auch einkopiert)

 

Zum Inhalt:

Der Film begleitet die Bewohner*innen eines ägyptischen Dorfes in ihrem Tagesablauf, sowohl im Haus als auch auf dem Ackerfeld. Im Gegensatz zu den früheren Filmen mit ähnlicher Thematik gibt es ein Voice-Over, das die unterschiedlichen Aktivitäten beschreibt. Diese Kommentare aus dem Off scheinen allerdings sehr selektiv zu sein: Indem einzelne Einstellungen besonders betont und andere nahezu vernachlässigt werden, legt der Film eine sehr einseitige Interpretation der Aufnahmen nahe.

Genaue Beschreibung von deren Frühstück: als wäre es etwas seeehr besonderes (in die Richtung: „Was machen sie? Was essen sie da?“) (FH)

Es gibt Szenen aus dem Schulunterricht, deren Dialoge aber nicht übersetzt (und auch nicht weiter kommentiert) werden (TK)

Kommentare stellen (subtil?) das Leben der Fellachen als veraltet und rückschrittlich dar (FG)

An einer Stelle sagt das Voice-Over auch: „Die einzigartigen Türme sind für Tauben“. Warum wird dieses Wort „einzigartig“ verwendet? Auch an dieser Stelle wird der Anschein erweckt, dass auf eine andere, sonderbare Kultur geblickt wird. (FH)

Westliche Systeme werden recht plump zur Erklärung der Dorfgemeinschaft übergestülpt. (FG)

Ein paar der Menschen, die gefilmt werden, haben Namen. Ihnen wird also eine eigene Identität im Film gewährt. (TK)

Ein Großteil der Aufnahmen zeigt die Menschen beim Arbeiten. Dabei sind uns vor allem die Geschlechterrollen im Gedächtnis geblieben:

Klare Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau in Feldarbeit und Hausarbeit  (Mädchen muss ihrem Bruder sein Frühstück aufs Feld bringen) (FG)

Klare Geschlechterrollenverteilung: Mann und Jungs arbeiten, Frauen und Mädchen waschen, kochen, bringen essen (FH)

In einigen Szenen, insbesondere beim Mittagessen auf dem Feld im Schatten eines Baumes, hat man den starken Eindruck, als orientierten sich die Bilder an klassischen Darstellungen der „Heiligen Familie“ bzw. anderer biblischer Motive: die Familie unter dem Blätterdach, der Esel, der über das schlafende Kind wacht… (TH)

Weiteres:

Am Ende ist es insbesondere das Begleitheft, über das wir uns lange unterhalten. Es stammt aus den 60er Jahren und ist von einer Vielzahl rassistischer Aussagen geprägt. FH hat dazu einige Gedanken formuliert:

Auch in diesem Beiheft aus den 60ern gibt es eine ähnlich problematische Sprache (wie in den Heften aus 1939), wie z.B.: „Er [Der Fellache] lebte auf primitivste Weise ohne jede Rechte…“

Anmerkungen auf die Körperstatue von Männern: „Jahrzentelang stellte Ägypten die Weltmeister im Gewichtheben. – Was war früher wohl das Hauptgetränk? Nilwasser mit Bilharzia-haltigen Schnecken“

Mücken und Fliegen auf dem Gesicht zu haben stört die Menschen nicht (Anspielung auf Tiere???), die Hälfte der Menschen leiden auch unter Fieber

Bemerkungen zum Bildungsstand der Menschen. Im Heft wird sogar gesagt, dass diese „zusammengefasst werden müssen“… Es wird auf einen niedrigen Intelligenzstand und Faulheit der Menschen gedeutet? (In allen Filmen werden sie konstant am Arbeiten gezeigt, aber eine Schlussfolgerung, die gezogen wird, ist die Frage, ob sie faul sind……)

Fragen, die im Heft gestellt werden:
– „Ist der Feierabend im Café ein Zeichen für Faulheit?“
– „Ist eine Intelligenzschicht vorhanden und ausgebildet?“
– „Das Galabia ist bequem und der Hitze angepaßt; aber sie verführt zur Faulheit…‘“

 

Teil des Dossiers „Sichten, Schreiben, Beschreiben: Zur Arbeit mit analogen Filmarchiven anhand von 16mm-Kopien aus der Bildungsarbeit der BRD“


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