* »Wie Film Geschichte anders schreibt: Frieda Grafe – 30 Filme« (im Arsenal)
Mittwoch, 24.04.2013
Donnerstag, 18.04.2013
Grenze des Konsums
Am letzten Montag in der „Denkerei“ am Oranienplatz in Berlin unter der Überschrift „Asketen des Luxus“ konnte man sich unwillig oder amüsiert von Bazon Brock belehren lassen: etwa über die Abschaffung des Limbo 2007 oder die Herkunft der phrygischen Mütze, sich von der Künstlerin Stephanie Senge von ihren Ideen zur Ermutigung des Konsumenten und ihrer eigenwilligen Version des Ikebana bezaubern lassen oder sich am neuen Buch von Wolfgang Ullrich erfreuen, das von ihm vorgestellt wurde:
Alles nur Konsum. Kritik der warenästhetischen Erziehung, Wagenbach, 2013,
Ullrichs Untersuchungen vieler abergläubischer Praktiken des Konsums, die immer auch mit Ironie betrieben werden, verlieren nicht das aus den Augen, was dieser Praxis ein Ende setzt und die Dinge wieder freigibt. So endet das Buch mit einem Zitat von F. T. Vischer von 1879:
„Es ist auch deswegen in Ordnung, dass der Mensch endlich stirbt, er soll sich schon deswegen gern darein fügen, weil sich mit der Zeit gar zu viel Sach um ihn ansammelt…“
Dienstag, 16.04.2013
Samstag, 13.04.2013
Der ewige Schandfleck des deutschen Films
Neulich bekam ich „Das gab’s nur einmal“(Ausgabe 1957), von Curt Riess geschenkt – mit dem irreführend harmlosen Untertitel „Das Buch der schönsten Filme unseres Lebens“ Von Filmfreunden hatte ich noch nie etwas von diesem schönen Buch mit fantastischen Filmfotografien gehört, das aber wohl via Bertelsmann Lesering vor allem in Haushalte kam, in das sich nie ein Filmkritik-Heft verirrte. Heut las ich im großartigen Kapitel über die Propagandafilme des Nationalsozialismus unter dem Titel „Der ewige Schandfleck des deutschen Films“ die Schilderung der Entstehung von Veit Harlans „Jud Süß“. Riess berichtet von den immensen Schwierigkeiten bei der Besetzung der Rollen. Gustaf Gründgens sagte später dazu: „Als Goebbels merkte, daß wir Schauspieler uns grundsätzlich nicht an diesem Film beteiligen wollten, wurde die Herstellung des Films für ihn schließlich zu einer Prestigesache.“ Heinrich George, der den Herzog Carl spielt „hat immerhin eine Ausrede. Er spielt keinen unsympathischen Juden, er spielt einen unsympathischen Christen. Und er erklärt: „Ich werde alles so eklig spielen, daß den Leuten übel wird!“ Kurz, er will versuchen, seine Rolle so zu spielen, dass das Publikum den Eindruck gewinnt, nicht Jud Süß, sondern Herzog Carl sei eigentlich an allem schuld – was übrigens historisch vollkommen richtig ist.“
Freitag, 12.04.2013
Peter Brückner, „Das Abseits als sicherer Ort. Kindheit und Jugend zwischen 1933 und 1945“ (Wagenbach, Berlin 1980)
Ich lese das Buch erst jetzt – wieder darauf gestossen durch eine Stelle in „Vermischtes / Notiertes 1981-1984“ (newfilmkritik 25.3.2013). Das ist kostbar, wenn man die Nazizeit ‚von innen’ her verstehen will – Peter Brückner war ja ein wirklicher Aussenseiter, 1938 gerade mal 16 Jahre alt.
Nicht gerade einer hat wie er, denke ich, die intellektuellen Fähigkeiten gehabt, diese ‚internen Auseinandersetzungen’ darzustellen: zwischen seiner Dissidenz, seiner wirklichen Illoyalität dem Nazi-Staat gegenüber, und der notwendigen Anpassung, den Anfälligkeiten, dem Fassade-Wahren, Sich-Durchlavieren (in Schule, Internat, Hitlerjugend, Heimatfront, NSDAP, Wehrmacht). Ein permanenter Kampf war das, der Jugendliche musste gedanklich ‚voraus sein’ – dem Terror und der „Technik der kleinsten Schritte“ gegenüber, die der Staat praktizierte, um die Volksgenossen und vor allem die Abseitsstehenden immer lückenloser zu vereinnahmen. Das klappte natürlich nicht immer, mal für mal gab es Hitlersche Weisungen und Massnahmen der Bürokratie, die unversehens kamen – das Abseits war ganz und gar kein sicherer Ort. Aber es konnte auch mal für mal, und sei es durch glückliche Umstände, Zufälle, Fügungen und natürlich eigenes Zutun, Geschicklichkeit, wieder hergestellt werden. – „Antifaschismus im Wildwuchs“ und nicht als ‚Parteidisziplin’: „… ich hatte eine fast zum Instinkt gewordene Abneigung gegen Macht und Befehlsverhältnisse erworben, die eine diktatorische Praxis ausschloss – oder mich von ihr.“
Schöne Szene, wie der siebzehnjährige Peter Brückner in Zwickau vor der Auslage eines kleinen Buchladens steht, „vom nachlässig hochgezogenen Verdunkelungsrollo halb verdeckt lag da ein antiquarischer G. B. Shaw“ – und von einer älteren, kleinen, schwarz gekleideten Frau angesprochen wird. Dies und die nun folgenden stunden- und nächtelangen Gespräche zu Hause mit ihr (Paula bzw. Pawel Lenk) eröffneten ein „alternatives Milieu“: „ihre Kulturdepots waren unerschöpflich“, „in den hohen, meist offenen Bücherregalen entdeckte ich im Laufe weniger Monate die ganze verbotene Literatur.“ In einem weiteren Schritt kommt es dann auch zur Geburt der ‚politischen Person’ – Brückner lernt über seine Freundin deren Tante kennen, eine in der Stadt bekannte und beliebte Theaterschauspielerin, „eine glühende, leicht outrierte Antifaschistin“, die Feindsender hört. Bei ihr wiederum macht er die Bekanntschaft von zwei Artzehepaaren, die kommunistische Kontakte hatten, verliebt sich in die Zahnärztin Elfriede H.: „Frau H. war Kommunistin, als sehr junges Mädchen politisiert, und hatte einige Jahre in Prag gelebt – es war ein Prager Intellektuellen-Kommunismus, der sie in den zwanziger Jahren geprägt hatte.“ – Die Frage, wie Widerstand möglich sein sollte, wenn „die überwiegende Mehrheit des eigenen Volkes“ in Komplizenschaft mit dem Faschismus aufging, war wohl keine Frage mehr.
Eine weitere Gefährdung kam hinzu: „eine Verwaltungsangestellte der Universität“ hatte in einer Urkunde den vollständigen Namen von Brückners Mutter gefunden: Sara Constance Barlin, ihn als Sara Berlin gelesen und die Unterlagen an das Judendezernat weitergegeben – was ein sofortiges Studienverbot nach sich zog. Der Fall war aber schwierig zu klären: Brückners Mutter, Engländerin und tatsächlich Jüdin, war 1935 in ihr Heimatland „zurückgewandert“ – aber „1941 waren wegen des Krieges Recherchen in England ausgeschlossen, die Schwächen des Meldewesens ausserdem amtlich bekannt“. Durch die Einberufung zum Militärdienst blieb die Situation pendent – und Brückner hatte insofern nochmal Glück, als er durch einen, wie er sagt, selten vorkommenden Irrtum nach Wien einbestellt wurde und als einziger ‚Preusse’ bei einer österreichischen („ostmärkischen“) Einheit Dienst tat.
„Den sechzigsten Geburtstag hat er nicht mehr erlebt“, beginnt ein Artikel von Hans Mayer in der ‚Zeit’ vom 22.11.1984, der an Peter Brückner (1922-1982), Professor der Sozialpsychologie an der Universität Hannover, und an die zehn Jahre der „disziplinarischen Massnahmen“ und „Suspensionen“ erinnert, die sein Leben verkürzt haben. – Hier sei also nachdrücklich daran erinnert, dass Peter Brückner durch seine Person und seine Bücher ein wichtiger Mentor der ’68er war, vielmehr: einer derjenigen, der da mittendrin stand und sich exponierte.
Dienstag, 09.04.2013
Sonntag, 31.03.2013
Bakelitperücke und hölzerner Umhängebart (Teil 3 – Finale)
Über Masken, Helme und Verbände
The Face Behind the Mask (1941 Robert Florey)
An seinem ersten Tag in New York hat der ungarische Einwanderer (Peter Lorre) ein wenig Glück. Bis dann in der Nacht sein Hotel in Flammen steht.
An dem Tag, als dem Verbrennungsopfer die Bandagen vom Gesicht genommen werden, breitet die mitfühlende Krankenschwester ein Tuch über den Spiegel.
Ein 69-Minuten-Horror/Gangster- und Wüstenfilm.
Houdini (1953 George Marshall)
Ein anderer Einwander aus Ungarn: Harry Houdini (1874 – 1926), Entfesslungskünstler, zaubernder Aufklärer, ließ sein Publikum gerne wissen, dass Magie auf Geschicklichkeit beruht. Das Bio-Pic über ihn und über seine Mutterbindung ist fast ein Unterwasserfilm.
The Mind Benders (1963 Basil Dearden)
In The Mind Benders geht es um bewegungsloses Tauchen. Ein ungewöhnlicher Kalter-Kriegs-Film, in dem gezeigt wird, dass selbstgewählte Isolation die idealen Bedingungen für Gehirnwäsche schafft.
The Alligator People (1959 Roy Del Ruth)
„Ich bereute die Zeit, die ich anwandte, Ausdrücke für meine Gedanken zu suchen. Ich fand, dass wir jeden Gedanken unmittelbar, ohne langes Nachsinnen in die Sprache einzukleiden pflegen, die uns die bekannteste ist. Und da fasste ich den seltsamen Entschluss, mich von dieser Sklaverei loszumachen. Drei Monate dachte ich ohne Worte. Als ich dieses Nachdenken endete, sah ich mich voll Erstaunen um. Meine Sinne betrogen mich nicht wie vorher. Alle Gegenstände hatten für mich eine neue Gestalt.“ (Franz Anton Mesmer, 1734 – 1815)
Kelly Freas (1922 – 2005): Fantastic Univers, 1955
„Für die Franziskaner malte er 500 Porträts von Heiligen, simultan zu den Porträts von Alfred E. Neumann für MAD“ (Wikipedia)
Paranoiac (1964 Freddie Francis)
Wenn wir in die Welt der Groteske eintreten, empfinden wir stets eine fröhliche Freiheit des Gedankens. In den handschriftlichen Sammlungen von Heiligenviten des dreizehnten und vierzehnten Jahrhunderts finden sich fromme und strenge Illustrationen neben freien, nicht mit dem Text verbundenen Darstellungen von Chimären, komischen Teufeln und maskierten Figuren. „Die Fläche einer Manuskriptseite hatte genauso wie das Bewusstsein des mittelalterlichen Menschen, Platz für beide Aspekte des Lebens und der Welt.“ (Michail M. Bachtin: „Literatur und Karneval“)
Seconds (1966 John Frankenheimer)
Was unter diesem Verband auf seine Enthüllung wartet, ist ein Paradestück plastischer Chirurgie: das Gesicht von Rock Hudson. In Gesichtstransplantationsfilmen dürfen Männer mit mehr Interesse als üblich in den Spiegel schauen. In Delmer Daves‘ Dark Passage ist es Bogart, in John Woos Face/Off sind es Cage und Travolta.
„Wer kann schon sagen, was er sieht, wenn er in den Spiegel schaut? Je mehr ich meinen Vater angesehen habe in diesen Tagen, Wochen, Monaten, desto mehr glich er mir selbst, desto fremder wurde er mir. An manchen Tagen bin ich mit dem Gefühl aufgewacht, sein Gesicht liege wie eine Maske auf meinem eigenen.“ (Dominik Graf: Das Wispern im Berg der Dinge)
Tanin No Kao (1966 Hiroshi Teshigahara)
„Jahrelang kam Erik Satie des Morgens auf mein Zimmer, Anjou-Straße 10. Er zog den Mantel (auf dem er nicht den leisesten Fleck geduldet hätte) und die Handschuhe nicht aus, behielt den bis zum Zwickerrand in die Stirn gezogenen Hut auf und legte den Regenschirm nicht aus der Hand. Mit der freien Hand schirmte er den Mund ab, der sich beim Sprechen oder Lachen verzog. Er kam zu Fuß von Arcueil herein. Dort hauste er in einer Kammer, wo man nach seinem Tod alle Briefe seiner Freunde unter einem Berg von Staub wiederfand. Er hatte nicht einen einzigen geöffnet.
Er säuberte sich mit Bimsstein. Wasser benutzte er nie.“
(Jean Cocteau: „Die Schwierigkeit zu sein“)
Cocteau beschreibt auch, wie man den Tänzer Nijinsky nach dessen Auftritten hinter der Bühne empfing – „wie einen Boxer mit warmen Handtüchern, Backenstreichen und Wasser, das ihm sein Diener Dimitri ins Gesicht spie.“
Ingrid Thulin in Riten (1969 Bergman)
Ingmar Bergman: „Im katholischen Abendmahl gibt es die sogenannte Elevation. In einem bestimmten Moment hebt der Priester den Kelch. Das tut er im evangelischen Abendmahl nicht. Es ist sogar verboten. Die Elevation, also die Erhöhung, ist in der katholischen Kirche noch vorhanden als rituelles Überbleibsel des Dionysoskultes, wo der Priester die Schale mit Blut über seinen Kopf hob und die Gottesmaske hinter seinem Rücken spiegelte, um den Gott fortzutrinken.“
Alice Sweet Alice (1976 Alfred Sole)
Gulliermo del Torro über Hitchcocks I Confess: „This movie is linked in my putrid brain with another very strange movie, both shot in Canada: which is Alfred B. Sole’s Alice Sweet Alice. For some reason the two movies live in the same spiral of my brain. watch them both and send me a letter. I will never answer.“
They All Laughed (1981 Peter Bogdanovich)
„If you said to me: What Film that you made is most like you? I would say: They All Laughed“ (Peter Bogdanovich im Gespräch mit Wes Anderson)
El Orfanato (2007 J. A. Bayona)
Boris Karloff hat erzählt, wie sehr ihn die Fanpost rührte, in der dem Monster Frankenstein „Hilfe und Freundschaft“ angeboten wurde. Karloff beschrieb dies als eine der bewegendsten Erfahrungen seines Lebens.
Hickling Family During the War (1940s amateur film) Yorkshire Filmarchive
Hotel des Invalides (1952 Georges Franju)
„Nicht anfassen“, sagt der Saalwächter.
Rechts: Die Turnierrüstung des Fürsten von Alba
Karnevalistisch und katholisch wie das Kino ist, braucht selbst der Filmprojektor seine Masken. Tonspur und Perforation sollen Geheimnisse bleiben. Wie die Sekretärinnen an ihren Fingernägeln, so feilen die Filmvorführer an den vielfältigen Formaten. „Herr Beck von der Firma Hasso hat mal in Baden Baden auf dem HDF Kongress einen Maskenwechsler für eine B 11 vorgestellt. Dazu auch einen Objektivrevolver. Aber das war vor ca. 30 Jahren.“ So plaudert man im Filmvorführerforum.
The Devil Commands (1941 Edward Dmytryk)
„Liebe war für die Welt des Westens von Anfang an etwas Ambivalentes. Bereits Sappho (600 v. Chr.) oder noch früher, im Epos von der trojanischen Helena, registriert die Kunst das Hin und Her zwischen Attraktion und Feindseligkeit, das jene perverse Faszination auszeichnet, die wir Liebe nennen. Dank der Abgegrenztheit der westlichen Person gibt es im Westen einen Magnetismus der Erotik: ein elektrisches Kraftfeld zwischen Masken.“ (Camille Paglia: „Die Masken der Sexualität“)
Wegen der von Camille Paglia gepriesenen Vorzüge der chronologischen Betrachtungsweise, schlage ich vor: Wir fangen noch mal von vorne an.
Peter Lorre – The Face Behind the Mask (1941 Robert Florey)
Tyrone Power – Son of Fury (1942 John Cromwell)
„Der Mensch empfindet die Unaufhörlichkeit des Lebens auf dem öffentlichen Festplatz, in der Karnevalsmenge, indem er sich mit fremden Leibern jeden Alters und jeder sozialen Stellung berührt. Er fühlt sich als Glied des ewig wachsenden und sich erneuernden Volkes. Deshalb schließt das festtägliche Lachen des Volkes nicht nur das Moment des Sieges über die Furcht vor den Schrecken des Jenseits, vor dem Geheiligten, vor dem Tod in sich ein, sondern auch das Moment des Sieges über jede Gewalt, über die irdischen Herrscher, über die Mächtigen der Erde, über alles was knechtet und begrenzt.“ (Michail M. Bachtin: „Literatur und Karneval“)
The Flesh and the Fantasy (1943 Julien Duvivier)
Der treue Husar (1954 Reinhold Schünzel)
Ein reiner Hochgenuss sind die Texte von Silvia Szymanski über Omafilme. Zum Beispiel: Der Kongress tanzt (das ist einer meiner Lieblingsfilme) oder Gräfin Mariza („man sollte sich in die Vorstellung hineinsteigern, dass das eigentlich alles Sex ist“) oder Der treue Husar.
Virgil Finlay: Fantastic Universe, 1958
Claudia Basrawi erzählte mir eben am Telefon, sie habe vor einiger Zeit mal einen ganzen Tag lang das schöne Gefühl gehabt, eine weithin sichtbare Aura zu besitzen. Von gelber Farbe sei diese Aura gewesen – und beim Herumlaufen ein wenig hinderlich, wie aus Pappe.
Queen of Outer Space (1958 Edward Bernds)
„Das Bewusstsein macht Feiglinge aus uns allen. (…) Wir sehen zuviel und müssen deshalb unser Blickfeld konsequent einengen. (…) Die Natur übertrifft uns nämlich alle an Obszönität.“
(Camille Paglia: „Die Masken der Sexualität“)
In The Grass is Greener (1960 Stanley Donen) hat Jean Simmons ein weißes Telefon mit schwarzer Wählscheibe. Mitten im Film sagt sie: „There is no honour, where sex is“.
Belinda Lee in Les Draguers (1959 Jean-Pierre Mocky)
„Die Sünde ist eine Erfindung der Heiligen,“ sagt Belinda Lee als Messalina (1960 Vittorio Cottafavi), und außerdem: „Die Nachwelt wird immer nur euch Männer wohlwollend beurteilen. Nie uns Frauen.“
The Twilight Zone: Eye of the Beholder (1960 Douglas Heyes)
Breakfast at Tiffany’s (1961 Blake Edwards)
In der heidnischen Vielgötterei Hollywoods formiert sich ein triumphaler Maskenzug der Sexualität, um uns aus dem Alptraum der Natur zu wecken. Camille Paglia versteht „den Humor als die einzige Lösung für den Krieg zwischen den Geschlechtern. (…) Ändern wir, was zu ändern ist, und lachen wir über das übrige.“
Laut Michail Bachtin „geht großen Umwälzungen, selbst noch in der Wissenschaft, eine gewisse Karnevalisierung des Bewußtseins voraus.“
Operazione Lady Chaplin (1966 Alberto de Martino), Musik: Bruno Nicolai
„Who is Lady Chaplin? A high-fashion dress designer? A peace-loving nun? A military driver attached to NATO? An eminent scientist? This is what CIA man Dick Malloy is assigned to find out.“
Maria Grazia Buccella in After the Fox (1966 Vittorio de Sica)
Tony Randall 1966 in „What’s My Line?“
Woody Allen: “In my next life I want to live my life backwards. You start out dead and get that out of the way. Then you wake up in an old people’s home feeling better every day. You get kicked out for being too healthy, go collect your pension, and then when you start work, you get a gold watch and a party on your first day. You work for 40 years until you’re young enough to enjoy your retirement. You party, drink alcohol, and are generally promiscuous, then you are ready for high school. You then go to primary school, you become a kid, you play. You have no responsibilities, you become a baby until you are born. And then you spend your last 9 months floating in luxurious spa-like conditions with central heating and room service on tap, larger quarters every day and then Voila! You finish off as an orgasm!”
Take the Money and Run (1968 Woody Allen)
Michael Grater: Paper Faces (1968) via Toys and Techniques
In einem Wohnwagen an der holländischen Küste: ein Altar für George Lucas.
Frohe Ostern!
Donnerstag, 28.03.2013
Das Testament des Dr. Goebbels
Es ist ja immer etwas billig, Kritiken aus den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts zu zitieren, um zu dokumentieren, wie rückständig damals die Kritik war. Etwas anders ist es, wenn man darauf stößt, wie sich der Geist des Nationalsozialismus mit dem der frühen 50er Jahre deckt. Hier eine Fundstelle zum Fritz Lang Film „Das Testament des Dr. Mabuse“. Der Film wurde als Reprise im August 1951 gestartet. Der Film-Dienst schrieb:
„Dieser Film wurde von 1932 auf 1933 gedreht. Er ist am 29. März 1933 von der Filmprüfstelle verboten worden. Mit Recht. Ein konfuser Kolportage-Schmarrn, der Gemüt und Nerven der Zuschauer strapaziert. Daran ändert auch nichts die Tatsache, dass der berühmte deutsche Regisseur Fritz Lang verantwortlich zeichnet.“ Es folgt eine Inhaltsangabe und das Resümee.
„Völlig unwahrscheinlicher Verbrecherfilm, der Gemüt und Nerven stark belastet. Ungesund. Abzuraten.“
Da konnte Fritz Lang ja froh sein, dass er noch nicht in die Bundesrepublik zurück gekehrt war; sonst hätte ihn der gesunde Volkskörper sicher ausgestoßen.
Montag, 25.03.2013
Langtexthinweis
* Johannes Beringer, Vermischtes / Notiertes 1981 – 1984
Samstag, 23.03.2013
Schönheit
„Schönheit heißt das Wort, das unser erstes sein soll. Schönheit ist das letzte, woran der denkende Verstand sich wagen kann, weil es nur als unfassbarer Glanz das Doppelgestirn des Wahren und Guten und sein unauflösbares Zueinander umspielt, Schönheit, die interesselose, ohne die die alte Welt sich selbst nicht verstehen wollte, die aber von der neuen Welt der Interessen unmerklich-merklich Abschied genommen hat, um sie ihrer Gier und ihrer Traurigkeit zu überlassen. Schönheit, die auch von der Religion nicht mehr geliebt und gehegt wird und die doch, wie eine Maske von deren Antlitz gehoben, darunter Züge freilegt, die für die Menschen undeutbar zu werden drohen. Schönheit, an die wir nicht mehr zu glauben wagen, aus der wir einen Schein gemacht haben, um sie leichter loswerden zu können, Schönheit, die (wie sich heute weist) mindestens ebenso viel Mut und Entscheidungskraft für sich fordert wie Wahrheit und Gutheit, und die sich von den beiden Schwestern nicht trennen und vertreiben lässt, ohne in geheimnisvoller Rache beide mit sich fortzuziehen…“
(Hans Urs von Baltasar)