Dienstag, 20.03.2012


[23. Dezember 1979]

Bakelitperücke und hölzerner Umhängebart (Teil 2)

Jede dieser Masken – „zauberhaft und einmalig“ – hat eine Seele, sagt der Sammler und Karnevalist (im überbordend schönen DVD-Bonusmaterial zu Anja Dreschkes Die Stämme von Köln). Dass es seiner Frau unheimlich ist, wenn er so etwas sagt, das kann der „Poller Böschräuber“ verstehen.


Gene Wilder in Silver Streak (1976 Arthur Hiller)

In manchen Filmen ist die Maskerade letzte Rettung in der Not, hilfreich auf der Flucht, heilsam in totaler Verzweiflung, dem Wahnsinn nahe und furchtbar zum Lachen.


Disneyland in 40 Pounds of Trouble (1962 Norman Jewison)

Auch das kommt vor: Eine Komödie, die nicht komisch ist.


Maskenball in Kiss Of The Vampire (1963 Don Sharp) via

Ein Gruselfilm, den ich noch gar nicht kenne.

Es gibt diese Partyfotos mit Ferres und Maschmeyer und dem alten Pastor, der „die Nähe zu Menschen, die Ja sagen zur Verantwortung“ zu seiner „Aufgabe“ erklärt hat. Ein Karnevalsrefrain reimt sich auf „Präsident“ / „ich bin berühmt, auch wenn mich keiner kennt“. Immerhin möglich, dass die Hundert, die sich am Sonntag bei der Wahl enthielten, den Unbekannten kennen, und deshalb Nein sagten zu der Verantwortung.

Sonntag, 18.03.2012

Bücher, die man leicht übersieht

William Gillespie: Karl Ritter. His Life and „Zeitfilms“ under National Socialism.
German Films Dot Net. Australien 2012.

Karl Ritter war einer der erfolgreichsten Filmregisseure im Dritten Reich, ein, so sagte er von sich, überzeugter Nazi, der wie so viele nach dem Krieg als Mitläufer eingestuft wurde. In der Nachkriegszeit hat er in der Bundesrepublik noch einige Filme gemacht. Heute kann man die NS-Filme nicht sehen und auch nicht auf DVD bekommen; die Nachkriegsfilme sind fast genauso schwierig.
Es gibt ja ein Berührungsverbot mit dem NS-Film; die Vorbehaltsfilme, vormals Verbotsfilme, dürfen nur mit Einführung und wissenschaftlicher Begleitung gezeigt werden. Als DVD sind sie nicht erhältlich. Alle anderen Filme gelten als unpolitische Unterhaltungsfilme, was natürlich auch grober Unsinn ist. Aber offiziell sieht es so aus als käme der Nazi-Film als Filmerbe in unserer Lebenswirklichkeit nicht vor. Damit haben wir die Geschichte ganz prima entsorgt und brauchen uns darüber keine Gedanken mehr zu machen. Wer die Vorbehaltsfilme oder mehr als nur das schmale Angebot an „unpolitischen“ Unterhaltungsfilmen sehen will, der wird auf die Piratenseiten oder die Seiten von rechtsradikalen Organisationen getrieben. Deutsche Filmgeschichte zwischen 1933 und 1945 ist ein Tabu-Thema und auch wieder nicht. Sagen wir mal so: Unser Verhältnis zum deutschen Film zwischen 1933 und 1945 ist etwa so wie das  Verhältnis des Vatikans zur Empfängnisverhütung.
Natürlich gibt es jede Menge wissenschaftliche und akademische Literatur zum NS-Film; das ungeliebte Erbe wird ja unter jedem denkbaren ideologiekritischen Aspekt untersucht. Demgegenüber gibt es die Gruppe der Historiker, die uns beweisen wollen, dass alles ganz anders, nicht so schlimm und schon gar nicht ideologisch war. Die deutschen Filmschaffenden, so die Thesen, waren entweder unpolitisch oder heimlich gegen das System. Wer also wie Harlan einen Film wie „Jud Süss“ drehte, der wollte vor allem verhindern, dass der Film noch schlimmer, noch antisemitischer wurde. Die intellektuellen Verrenkungen, um Harlan, Jannings und andere zu retten, sind immer bedeutend gewesen.

Karl Ritter, so ein deutscher Filmhistoriker, ist vor allem ein Action-Regisseur, er ist unser Howard Hawks . Das kann man leider kaum nachprüfen, denn die Filme darf man nicht sehen, aber es mag schon stimmen. Wäre „Only Angels have Wings“ in Deutschland gedreht worden, wäre das auch ein deutsches Heldenstück geworden. William Gillespie hat jetzt das erste Buch über Karl Ritter vorgelegt. Das ist keine Anlayse seiner Filme, sondern ein Bericht über das Leben Karl Ritters – eine Art erweiterter Chronik. Dazu gibt es Texte von Karl Ritter, eine englische Übersetzung der deutschen Publikation über Karl Ritter von Kurt Höllger und Dokumente aus der Sammlung von Gillespie. Das alles ist auf englisch erschienen und eigentlich nur über www.germanfilms.net oder http://www.ihffilm.com zu bekommen.
Immerhin, das ist ein Anfang.

PS: Die erste Auflage von Bernard Eisenschitz`Buch über Fritz Lang ist übrigens schon vergriffen. Wer es jetzt nicht hat, ist  eben neese.

Sonntag, 11.03.2012

Kino- und Langtexthinweis

Ich bin sehr gespannt aufs Angucken von Fernando Birris ORG. Seit der letzten Vorführung in Berlin 1991 sind 21 Jahre vergangen. Am Mittwoch, 14. März, 19.30 Uhr, wird er im Arsenal 2 gezeigt, im Rahmen des living archives Projekts. Der Eintritt ist frei. Es gibt eine kleine Einführung, und weil der Film zum großen Teil auf italienisch ist und es auch nur italienische Untertitel für die spanischen, englischen, französischen Passagen hat, werden während der Vorführung dezent kursorische Übersetzungen ins Deutsche eingesprochen, live.

Auf der Langtextseite habe ich Informationen zu dem Film kompiliert → hier.

Mittwoch, 07.03.2012


[23. Dezember 1979]

Dienstag, 06.03.2012

In eigener Sache

Aufgrund des Streiks in Teilen des Öffentlichen Dienstes ist es uns zurzeit nicht möglich, die regelmäßige Wiederveröffentlichung von Kurztexten Peter Naus zu gewährleisten. Ein Teil unserer Auflage wird daher bis Freitag, 16. März ohne den gewohnten Tiefdruck-Reprint erscheinen müssen. Wir bitten dies zu entschuldigen.

Montag, 05.03.2012

Von Bedeutung

WDR 5 meldete heute den Drehbeginn des ersten „Dortmund-Tatorts“ und sendete dazu einen Korrespondentenbericht in den 11-Uhr-Nachrichten. Ein Experiment in doppelter Hinsicht: Wie selbstbezüglich soll ein öffentlich-rechtlicher Sender den Kulturauftrag interpretieren? Wie viel Eigenwerbung kann als Nachricht gelten?

Ist der WDR noch zu retten?

Freitag, 02.03.2012


Zeile 4, nur, lies: nun
[20. Dezember 1979]

Dienstag, 28.02.2012


[2. Dezember 1979]

Montag, 27.02.2012

Unsere Jungs und Mädels von der Bundesregierung – reichlich breit

„Damit Filmklassiker auch in Zukunft noch von einem breiten Publikum gesehen werden können, müssen sie digitalisiert werden. Der Bund fördert daher die Digitalisierung des nationalen Filmerbes.

Ob Murnaus Stummfilm „Nosferatu“ oder Carl von Sternheims „Der blaue Engel“ mit Marlene Dietrich – ohne die Digitalisierung könnten Filmklassiker wie diese bald nicht mehr in deutschen Kinos gezeigt werden. Im Zuge der Umrüstung der Kinos auf digitale Projektion werden die analogen 35-Millimeter-Filmrollen bald der Vergangenheit angehören.“

Kann der wirkliche Carl von Sternheim bitte aufstehen?

Die volle Breitseite ist hier.


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