Donnerstag, 24.08.2023

Guten Tag! (Episode 2, Ein Bild von Rothenburg)

 

Filmtitel: Guten Tag! (Episode 2: Ein Bild von Rothenburg)

FWU-Film: Nein

Produktionsland: BR Deutschland

Produktionsjahr: 1965

Filmdauer in Minuten: 15

Filmmaterial: WS, Ton

Originalformat: Unbekannt

Produktion (Firma): Bayerischer Rundfunk / Goethe Institut

Regie: Ungenannt

Seite des Films auf filmportal.de                                               

 

Daten zur Kopie

 

Kopienherkunft: Privatsammlung Can Sungu

Sichtungsformat: 16mm, Polyester, Farbe, Lichtton

Filmdauer: 15 Min.

Augenscheinliche Mängel: Staub, Kratzer, Laufspuren, Verblichen

Weiteres:

Die Guten Tag!-Serie diente als Zusatzmaterial zu den gleichnamigen Textbüchern des Langenscheidt Verlags. Die Serie war der erste Deutschsprachkurs, der für das Fernsehen  produziert wurde. Auf YouTube lassen sich die meisten Folgen der Serie noch finden. Die dortigen Kommentare legen nahe, dass die Serie im Ausland zwischen Ende der 60er und Ende der 80er sowohl im Fernsehen ausgestrahlt, als auch in Schul- und universitärem Unterricht genutzt wurde.
Insgesamt wird die Serie von den ausländischen Kommentator:innen als sehr positiv erinnert und für die damalige Zeit als sehr fortschrittliches Lehrmaterial erachtet.

 

Zum Film:

 

Der Einstieg in die Sprachkursserie wird „filmisch experimentell“ (TK) mit einer Blackbox dargestellt – der Moderator erscheint zweimal auf dem Bildschirm, und er ist räumlich doppelt zu betrachten. Drei Männer unterhalten sich darüber, dass sie Touristen sind und Deutschland bereisen. Im Mittelpunkt steht ein Topos – das Stadttor der Stadt Rothenburg. Verzweifelt sprechen die Reisenden folgenden Satz: ‚Ein Tor, wo ist das Tor?‘ Sie möchten das Stadtzentrum erreichen. Die Marktstätte soll in der Nähe des Tores sein. Die langsame Wiederholung folgender Ausdrücke: ‚Ich bin Tourist und lerne Deutsch‘, ‚Ich mache ein Foto‘ ‚Wo ist das Tor?‘, ‚Ich mache eine Reise durch Deutschland‘, ‚die Postkarte‘, ‚das Foto‘, „das Tor“ soll das Erlernen der Fremdsprache vereinfachen. Anhand dieser szenischen Darstellungen werden neue Lernvokabeln in einfachen Sätzen vorgegeben. Zum Schluss werden die Szenen wiederholt, um die Sprache visuell wahrzunehmen. Hiermit erhält der Film seinen eigenen methodisch-pädagogischen Stil. Der Film kann auch als Imagefilm für Deutschland betrachtet werden, der die Beherrschung der deutschen Sprache und das Kennenlernen des deutschen Kulturguts vermittelt. Die Lernmethode beinhaltet auch das Warten auf die nächste Folge durch einen neuen Themenvorschlag.

Es ist interessant, sich ähnliche Sprachkursfilme außerhalb des deutschen Sprachraumes zum Vergleich anzusehen, um Spezifika in den Lernpraktiken zu erkennen. FM empfiehlt zur Anschauung den englischen Film „Coughs and Sneezes“  von 1945 und  stellt fest, dass „Public Information Films beispielsweise generell mehr mit Humor arbeiten als die Filme der Guten Tag! Wie geht’s?-Reihe.“

Das Sprachkursformat kann außerdem kritisch betrachtet werden. Anhand dieser konkreten Folge: „Die Darstellung bzw. die Wichtigkeit, die hinter der Formulierung ‚Ich bin ein Tourist‘ liegt, sagt viel über die deutsche (…) Perspektive gegenüber Gastarbeiter:innen und [es wird versucht] diesen Menschen zu vermitteln: Ihr bleibt nicht, ihr seid nur auf Durchreise, ihr gehört hier nicht wirklich hin. Dies wird in späteren Folgen düsterer deutlich, wenn eine migrantisch aussehende Person in die Kamera schaut und den Satz ‚Ich bin Ausländer‘, ‚ich bin fremd hier‘ für die Zuschauer zum Wiederholen langsam mit Untertitel vorspricht. Die humoristische Darstellung verbirgt die problematische und diskriminierende Ideologie in den Filmen.“ (DC)

Die Sprachkursserien, insbesondere Guten Tag! und Guten Tag! Wie geht’s? haben offenbar trotz allem eine gewisse „nostalgische“ Faszination (TH). Sie sind im Internet auf verschiedenen Kanälen zu finden und werden nach wie vor von Menschen genutzt, die Deutsch lernen wollen. (Allerdings scheint es sich dabei meist um spätere, bereits in Farbe gedrehte Folgen der Serie, vermutlich aus den 1970er Jahren zu handeln.) DC weist auf einige Kommentare in den Foren hin. Zum Beispiel: „I watched and studied these programs in High School (Melbourne, Australia) in the mid 70’s and still have the accompanying script/lesson book. Now my partner is interested in learning German so it’s definitely worth the download.“ (YT-Kommentar von Lance Jarvis)

 

Teil des Dossiers „Sichten, Schreiben, Beschreiben: Zur Arbeit mit analogen Filmarchiven anhand von 16mm-Kopien aus der Bildungsarbeit der BRD“

Schreiben Sie einen Kommentar

Sie müssen angemeldet sein, um zu kommentieren. Ein neues Benutzerkonto erhalten Sie von uns, bitte dazu eine Email mit gewünschtem Username an redaktion(at)newfilmkritik.de.


atasehir escort atasehir escort kadikoy escort kartal escort bostanci escort