2012

Montag, 30.01.2012

The Complete Bresson T-shirt

In a joint venture (like quite often) the MOMA, NY, and the Harvard Film Archive, Boston, present a complete retrospective of all Bresson feature films. On the occasion, and this is a novelty at least for the decade I am attending this theatre, the HFA sells a T-shirt. If someone over there in Germany is interested, I am willing to organise transportation.

Claire Denis als Extra bei LES QUATRE NUITS D’UN REVEUR

Notizen – Claire Denis berichtete über ihre Woche als Statistin bei Bressons Dreharbeiten von LES 4 NUITS D’UN REVEUR am 29.1.2012 im Harvard Film Archive

When she was entering film school, Bresson was there like an obscure planet. On the set he was intimidating, not only mysterious. He used to position people by grabbing them at their neck, walking them like animals. He was very good looking, like a prince from the Italian renaissance.
Denis admired the heroine (Isabelle Weingarten), impressed by the perfection of her white skin and the shiny black hair. Nobody was allowed to speak directly to Bresson, exception Mylène (van der Mersch/ assistant dir). Mostly they were only whispering on the set, full of respect of the director – for her taste a little too much respect.
LES QUATRE NUITS D’UN REVEUR seemed for her like from another age, later she identified much more with LE DIABLE PROBABLEMENT, that represented her generation much better.

Sonntag, 29.01.2012

Karton

Ein Link zu meinem Lieblingsgitarrensolo im letzten Jahr. Und ein Foto (von Erik Goertz) zu meinem Eintrag vom Montag. Passend dazu noch ein Link zu einem Kurzfilm über die Schließung eines sehr alten Ladens in Little Italy: Closing Time (2006 Veronica Diaferia).

Samstag, 28.01.2012

L’ARGENT, Bresson

Wenn Yvon Targe das alte Gefängnis verläßt, ist er nicht mehr in der selben Welt. Bildfüllend leuchtet das Schild “Hotel Moderne” im Stil der Jahrhundertwende. Dann betrachtet er das Schaufenster eines Spielzeugladens, wie eine ferne Erinnerung. Dabei wird er von der altmodisch schwarz gekleideten Frau bemerkt, die bei der Tele Communications ihre monatliche Rente empfängt. Yvon folgt der Frau, weil er das Geld in ihrer Tasche gesehen hat, scheinbar bis an den Rand der Stadt, zu einem ländlichen Anwesen, es geht über einen Steg, einen Graben, durch den Garten, es wird Gemüse angebaut. Alles in dem Haus ist alt, die Familie scheint wie im 19. Jahrhundert zu leben. Die Frau schrubbt die Wäsche am Fluß, erntet die eigenen Kartoffeln. Die Kaffeekanne wird in heißem Wasser warmgehalten. Die Küche, das Geschirr, wie aus dem Museum. Der Mann spielt Klavier. Er trinkt Wein dazu, das Glas kippt auf die alten Dielen. Die Frau entschuldigt sein Trinken, er mache das seit dem Tod seiner Frau. Auch hier ist der Alkohol anwesend.

Der anschließende, so schwer begreifliche Mord an dieser Familie – die Yvon doch wissentlich aufnimmt und menschlich behandelt – wird vom Film visuell in eine andere Zeit zurückversetzt, die der Vorlage Tolstois. Bresson dockt die Gegenwart an die Vergangenheit. Zurück zu Schuld und Sühne in einem anderen Kanon. Eine  effektive Rückkopplung – das Geld, Lüge und Verrat, bürgerliche Scheinheiligkeit, die ganze Litanei, regieren unverändert in der modernen Welt. Und der Protagonist, als tragischer Held, kann nur alles zerschlagen.

Freitag, 27.01.2012


[17. Juli 1979]

Dienstag, 24.01.2012

Film der Fünfziger

In den Filmen der 50er heiraten die jungen Mädchen immer alte Männer. Ja, das stimmt und stimmt auch wieder nicht. Die Männer sehen auch als junge Männer schon sehr gebraucht aus und den Produzenten, den Eltern und den Kirchen war es sehr recht, dass die jungen Mädchen sich nicht den Jungen haltlos an den Hals werfen, sondern lieber die Alten anhimmeln. Alle waren alt und wollten von den Früchten essen. Die Väter waren auf die Töchter scharf.
Ein ganz kurioses Gegenbeispiel ist der REAL-Film „Herz ohne Gnade“ (1958), nach einem Illustriertenroman von Regisseur Viktor Tourjanski  routiniert und professionell gedreht. Werner Hinz, ein Industrieller mit hartem Herzen, engagiert Barbara Rütting als Sekretärin in seinen Privathaushalt. Rütting ist vaterlos, Mutter und Schwester ziehen als Flüchtlingsschicksal ins Gartenhaus der Industriellenvilla. Felmy ist der unverschämte junge Sohn von Hinz. Hinz will Rütting heiraten, aber Felmy überredet Rütting zu einer Spritztour mit Freunden. Jetzt führt das Schicksal Regie. Felmy und ein Freund veranstalten auf dem Weg zurück ein Autorennen; der Freund wird getötet, Felmy und Rütting übernachten verletzt im Gasthaus.
Bei der Rückkehr ist Hinz tot – ermordet. Vater und Freund tot – macht alles nichts, Felmy feiert erst mal richtig Geburtstag und wird des Vatermords verdächtigt. Dann stellt sich heraus: Hinz, der schuftige Vater, hat Selbstmord begangen und alles so arrangiert, dass der Verdacht auf den Sohn fällt. Jetzt können Felmy und Barbara Rütting eigentlich nur deshalb heiraten, weil der Alte sich selbst aus dem Weg geräumt hat. Man mag gar nicht glauben, wie sich die Vätergeneration selbst zur Strecke bringt.
Corny Collins ist eine spitzmäulig-neidische Tochter, Kai Fischer die Verruchte vom Dienst und Margarete Haagen der stets dienstbare Geist. Im Presseheft ist die alte Zeit wieder lebendig: Barbara Rütting ist charakterisiert als „eine vulkanisch wirkende junge Frau“ und hat „die Ausdruckskraft herben Frauentums“. Ach so.
Ganz oft gibt es eine Blende, die ich so noch nie gesehen habe: Das letzte Bild einer Szene friert ein, das Bild schlägt um wie eine Buchseite und öffnet den Blick auf eine neue Szene, die aber anfangs auch noch eingefroren ist. Das wirkt dann tatsächlich wie ein Fortsetzungsroman.



[10. Juni 1979]

Montag, 23.01.2012

The Nosferatu Scroll

Es gibt eine Unmenge Vampirbücher, aber Nosferatu tritt als Figur in der Literatur eher weniger auf. James Becker hat einen Roman geschrieben, der als Titel nicht uninteressant klingt. Ob es sich lohnt, das Buch zu lesen? Ich habe meine Zweifel. Eine Besprechung gibt es hier.

Der deutsche Nosferatu Darsteller Max Schreck ist übrigens auf dem Wilmersdorfer Waldfriedhof Güterfelde bei Berlin beigesetzt (Gräberfeld U-UR 670). 2011 wurde ein neuer Grabstein aufgestellt. Man kann den Grabstein hier sehen.

Hollywood Costume in London

Im Victoria and Albert Museum geht es zunächst durch einen Museumsshop von bedeutender Größe, durch Fluchten antiker Statuen, Hunderten von Vitrinen mit Silberobjekten, dazwischen einem Ausblick auf den Innenhof und schließlich hinein in einen kuppelartigen Vortragssaal. Der Saal ist so voll, dass einige Besucher auf den Stufen Platz nehmen müssen. Bereits im Januar hat das V&A zu einer Pressekonferenz für eine Ausstellung geladen, die erst im Oktober eröffnet wird und schlicht Hollywood Costume heißt.

Zur rechten sind drei Kostüme aufgebaut: Johnny Depps Mantel und Degen Kombination aus „Pirates of the Carribean“, Judy Garlands Hängerkleidchen mit Bluse aus „Wizard of Oz“ und Marlene Dietrichs opulentes „Angel“ Kostüm. Drei Kuratoren sprechen über ihre Arbeit; zuerst aber spricht das Geld – ein Vertreter des Hauptsponsors Harry Winston, ein Schnösel von unbestimmter Wichtigkeit, gibt ein paar Belanglosigkeiten zum Besten. Jetzt aber die Kuratoren.

Die Ausstellung wird drei Sektionen haben: Deconstruction, Dialog und Finale. Bestimmt hätte man die Akte auch einfach Anfang, Mitte und Schluss nennen können, aber das wäre natürlich weniger dramatisch gewesen. Deborah Landis erklärt die Akte beredt und begeisternd – sie hat schon vor fünf Jahren mit der Vorbereitung der Ausstellung begonnen. Keith Lodwick vom V&A erzählt, wie unter grossen Sicherheitsvorkehrungen im Inneren einer Bank das Kleidchen von Judy Garland vorgeführt wurde und Sir Christopher Frayling begründet seine Vorliebe für ein Kleid von Marilyn Monroe mit der Tatsache, dass er auch Ingenieurskunst unterrichtet habe. Jetzt dürfen die Journalisten Fragen stellen. Immer wieder fallen Begriffe wir „groundbreaking exhibition“ oder „historic moment“ – wahrscheinlich gilt das der willkommenen Tatsache, dass das V&A sich jetzt auch dem Film widmet. Natürlich wird es auch ein Buch geben; das Vorwort schreibt Debbie Reynolds, die gerade ihre unglaubliche Kostümsammlung versteigert hat. Vielleicht also sieht man das ein oder andere Kostüm zum ersten und zum letzten Mal. Aber erst ab Oktober 2012.

Die Kunst des Abschiednehmens

Seit der Laden Ende Dezember schloss, klebt an der Tür ein Text, mit dem sich der Inhaber von seiner Kundschaft verabschiedet. Auch an all die anderen längst verschwundenen, inhabergeführten Geschäfte der Ehrenstraße erinnert Wilhelm Schunk. An die Fischrestaurants, Kneipen, Bars und Spielhallen (im „Old Texas“ konnte man für DM 1.00 im Keller eine Stunde Tischtennis spielen!!). Auf bemerkenswerte Weise bestätigt dieser fabelhafte Abschiedsgruß, dass die ehemals attraktive Einkaufs- und Amüsierstraße nun endgültig, mit dem Verschwinden des schönen Sexshops, gestorben ist; doch die Worte sind nicht bitter, sondern voll von lebensbejahendem Stolz auf ein feines Gewerbe. Eine vornehme Aufgabe.


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