Einträge von Michael Baute

Freitag, 18.03.2005

Bruno Dumont: Twentynine Palms

Katja und David, bevor sie zum Supermarkt gelangen, durch die leergeräumte Straße gehend und Bachmusik von irgendwoher, der linken Straßenseite, aus einem Geschäft?, zu hören ist. Aber der Raumeffekt stimmt irgendwarum trotzdem nicht. Als sie auf die andere Straßenseite wechseln ist die Musik erst wie von weit her, dann aber wieder nah zu hören, ohne dass der Aufnahmestandpunkt merklich wechselt. Mich erinnerte dieses irritierende Quellenmusikverfahren an eine Erzählung über „Model Shop“ von Jacques Demy, einen Film, den ich nie gesehen habe, in dem genau sowas zur überraschenden Konjunktion von Orten und Figuren genutzt sei. Es gibt zwei Arten von Totalen in „Twentynine Palms“: subjektive, point-of-view, mit der Handkamera aufgenommene und welche vom Stativ. Einmal gibt es noch eine andere Totale, beim ersten Trip in die Wüste, bei den Windrädern an der Eisenbahnlinie. Als der Zug dann vorbeifährt wackelt die Kamera ganz schön, aber subjektiv ist der Blick nicht, weil Katja und David im Bild stehen. Wahrscheinlich knallt der Wind da sehr gegen die Apparatur und Dumont hat das Bild dringelassen um ein Ende seiner Exposition zu markieren. Wie der nordfranzösische Wind in Dumonts „L’Humanité“ auf dem Acker gegen das Mikrofon knallt hat mir besser gefallen als der kalifornische Wind in „Twentynine Palms“, weil jener elementare mit existentialen Konstellationen koppelt, dieser scheinbar nur ein „Existential“ (SR) ausstellt. Schon gestern, beim Gucken und Besprechen von „Twentynine Palms“, fielen mir immer nur noch mehr Erinnerungen an ästhetische Indizes anderer Filme ein, die sich aber nicht verbanden zu einem trennscharfen Geflecht, „Twentynine Palms“ zu charakterisieren. Vorläufig einigten sich die meisten von uns auf „Kunst“. Noch sehr unklar ist mir, ob das am Reichtum oder der Armut des Films liegt.

Freitag, 31.12.2004

„At the end of the year, we decided to ‚put language in check‘ and ask our contributors to express themselves primarily with an image.“

Rouge > The Image Issue

21 tolle Filme, zum ersten Mal gesehen 2004, Kino

The Brown Bunny (Gallo), Marseille (Schanelec), Children in the Wind (Shimizu), Tropical Malady (Weerasethakul), Collateral (Mann), Elephant (van Sant), Routine Pleasures (Gorin), Les gens d’Angkor (Panh), Clean (Assayas), Medium Cool (Wexler), Zwischen Gebäuden (Schultz), Une Visite au Louvre (Straub/Huillet), Les Coeur Verts (Lunts), Doctor Bull (Ford), Ulysse (Varda), L’esquive (Kechiche), Szafari (Pölcz), Notre Musique (Godard), One Way Passage (Garnett), The Puppetmaster (Hou Hsiao-Hsien), Ich bin den Sommer über in Berlin geblieben (Schanelec)

Sonntag, 19.12.2004

kino hinweis

gestern erst und viel zu spät noch mitbekommen, dass im babylon-mitte ein „regieportrait claire denis“ zu sehen ist. heute, sonntag, läuft um 21:00 „ich kann nicht schlafen“ (1994) und dienstag und donnerstag, da bist du aber nicht mehr in berlin, endlich auch l’intrus. aus venedig war viel von dem film zu hören, und du hättest alles andere stehen und liegen lassen vor ein paar jahren noch, um den film dir in berlin anzugucken. das bringst du aber inzwischen nicht mehr. außerdem noch zu sehen: „beau travail“.
termine und ein interview mit claire denis vom erratamag

Freitag, 17.12.2004

Ursula Döbereiner > Filme

Freitag, 10.12.2004

www.bbooks.de/flick/

Samstag, 20.11.2004

film hinweise (hände, pt.4)

Werkschau Robert Bramkamp, beginnend Montag, 22.11. im Babylon-Mitte, Berlin, gefolgt von Aufführungen im Filmmuseum München und Filmclub 813 Köln. Informationen und Termine: http://www.bramkamp.info

Donnerstag, 18.11.2004

oktober, november (notizen)

„deutschland im jahre null“ von rosselini. eine ganz grauslige kopie. sie ziehen den ton hoch, als verstünde man so besser die umso unverstehbareren dialoge. die dialoge scheppern grell, die musik blechern, kratzend, schrill. man will sich die ohren zuhalten. über die moral im ausnahmezustand. condition humaine & coming of age. ein film darüber, wie man sich retten kann und dennoch überleben. und der film sagt, dass das nicht geht, beides zusammen gehe nicht. der film sagt, entweder du rettest dich, oder du überlebst.

wie sich der ansatz, die filmgeschichte als geschichte des herausragenden zu denken, vielleicht überlebt hat, vielleicht in sackgassen führte. dass man die formen und die mit ihnen entstehende semantik nicht von ihren höchstleistungen, sondern von ihren ablagerungen verstehen sollte. diese aber wirklich ernstnehmen. andererseits: sich an horwaths utopischer filmgeschichte aufzurichten. oder auch: solche listen

collateral ist ein wahnsinn. wie die stadt da ist. die schöne vorstellung, dass filme an orte gebracht werden, um dort, wenn auch nur ein einziges mal, in sie hineinzustrahlen. ob das strahlen aufbewahrt ist in den körpern, auf die es trifft? dagegen thom andersens kritik an collateral. seine post-neorealistische argumentation – das unwahre der filme: ihre passend gemachten wirklichkeitsausschnitte. (immer: der pathetische rekurs auf die alten cinematographischen vermögen -zumutungen-, die realität durch abbilden zu retten.)
[und in der nacht bei „starbuck“ auf n3 die alten aufnahmen von 1967/68, farocki und meins in knokke, das festival stürmend, REALITÉ, REALITÉ rufend]

zwei, drei tage lang -weil ich bei meinem ersten festivalfilm ihm begegne- verbringe ich mit k, dessen diskursive unbeweglichkeit ich dann als spiegel meiner haltungsstarre erkennen möchte. beides ausprägungen von „indie“. ms pointierte kritik an „indie“ nach dem besuch in hamburg. (dynamik des utopisten vs apathie des siedlers).

im palast der republik vier filme von gordon matta-clark. hs kritik daran… die lächerliche emphase der einzelnen einstellungen… die permanente suche nach dem anthropomorphen (volker: „face value“)… die stursinnige happening-emphase… das blöd-soziale… die hippieesken lyrismen… die forcierte aura von menschenköpern in gegenlicht. h erzählt daraufhin von einem film von serra über eine brücke, die jener filmt, als sei sie ein von ihm geschaffenes kunstwerk.

– med hondo: sarraounia (burkina faso 1986)
über eine schlacht in den kolonialkriegen, ende des 19. jahrhunderts. in der mitte des films die entscheidende, proto-laizistische rede der rebellin. aufstand als letzte möglichkeit, die freiheiten der praktiken zu verteidigen. der film hat die form einer ideen-ballade. nur aufgrund von verbiegungen könnte er als epos gelesen werden. die einzelnen strophen parallelisieren die ereignisse, es geht aber nicht um die koloratur des dekors, sondern um die ideologischen ausformungen der antagonistischen kräfte. das alles bündelt sich nicht zu einem porträt der titelgebenden heldin, sondern strebt danach, je aktualisierbare zustandsbeschreibung zu werden. der eklektizismus der verfahren wird nicht zum stil. sarraounia ist in den anfangssequenzen als anlass der beschreibung präsent, danach wird sie als retardierendes moment eingesetzt. ihre funktion ist eine verschaltende. sie ist uninteressiert an weltanschaulicher dominanz, und daher unterschieden von ihren widerparts: den protagonisten des raumgreifenden islam und denen des raumausschöpfenden kolonialismus. die auf ihren gleichmut gegenüber den politischen optionen zurückgeführte heroisierung der hauptfigur ist eher narrative funktion, als ideologische zielvorgabe. das überraschend offen bekundete ziel ist die bildung einer transponierbaren legende. es geht darum, ausgehend von sarraounia geschichten zu erzählen; der film stellt sich damit gleichberechtigt in eine reihe mit oraler geschichtsschreibung, bisweilen scheint es sogar, er ordne sich dieser unter.

rajmann: „hassliebe zum spielfilm“

der dumpfe text hochhäuslers in der taz & meine angeekelt faszinierte erstarrung gegenüber den äußerungen großsprechwollender

Freitag, 12.11.2004

filmhinweis

Filmsamstag, 13. November 2004, 19 Uhr, Großer Saal, Babylon-Mitte, Rosa Luxemburg Str. 30, 10178 Berlin

„Zwischen Gebäuden“ von Thomas Schultz

Bärbel Freund, vom Filmsamstag, schreibt:

Ein Spielfilm nach Sätzen des „Räuber“-Entwurfs von Robert Walser, in Schwarzweiß, auf 35-mm-Orwo-Material gedreht, 72 Minuten lang, 1988 an der DFFB entstanden und fast nie gezeigt worden. Weil ich diesen Film sehr schön finde, sehr pur, abendfüllend im besten Sinne, möchte ich ihn an unserem „FilmSamstag“ im November vorstellen.
Karl Heil spielt/verkörpert den „Räuber“, umringt von über 100 mitspielenden Nicht-Schauspielern aus allen möglichen Berufen – Krankenschwestern, Pensionsbesitzer, Zahnärztinnen, Verleger, Parfumverkäuferinnen aus dem KaDeWe, im Berlin der 80er Jahre, gefilmt im Drehverhältnis 1:1 in Hotelzimmern, in Treppenhäusern und draußen auf der Straße.
„Begegnungen zwischen einem, der nicht weiß, was er will, und denen, die es wissen. Seine Ratlosigkeit lebt er entschlossen. Für jeden da entzieht er sich jedem Zeichen von Vereinnahmung. Ohne Vorhaben hat er alles vor sich. An nichts gebunden, raubt er den Eingebundenen Festigkeit. Ohne feste Vorstellungen ist er radikal Mensch. Lose, liebt er alle Befestigten. Die haben es schwer, ihn loszulassen, nutzlos und benutzbar wie er ist.“ (Thomas Schultz)
Thomas Schultz ist am 13.November unser Gast.

*

edit: dort, im babylon mitte, wo seit längerem u.a. der „filmsamstag“ stattfindet, geht es möglicherweise bald nicht mehr weiter. streichungen. mehr dazu hier. (via filmtagebuch)

Donnerstag, 28.10.2004

langtexthinweis

Viennale’04 (Teil 1)
Wien, Montag bis Samstag, 18. bis 23.10.04


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