new filmkritik

Montag, 21.09.2009

Can’t you hear my Heart beat.

Morgen beginnt in München eine Retrospektive der Filme von Claire Denis. Ich hatte ohnehin neulich Lust, die vielleicht großartigste Einstellung aus einem Claire-Denis/Agnès Godard-Film zu beschreiben, fand dann aber statt der Zeit dazu den Clip auf YouTube.

Diese Szene und viele andere sollte man sich im Filmmuseum München ansehen. Zum Ende der Retrospektive, Mitte November, wird Claire Denis selbst zu Gast sein.

Samstag, 19.09.2009

Radio

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Im WDR 4, am Sonntag, 17.25 – 19.00 Uhr
Flimmerkiste: Musik zum 75. Geburtstag von Sophia Loren
Am Mikrofon: Manfred Behrens (Regisseur der gerade fertiggestellten Fortsetzung
von Peter Goedels Dokumentarfilmklassiker „Talentprobe“ – darüber bald mehr)

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Auf Herbstradio, 99,1 mhz, am Montag, von 21 bis 23 Uhr
DER WEISSE HAI IST GUT: Ein Spaziergang durch das Seelenleben des Bassisten und Komponisten Charles Mingus. Am Mikrofon: Michel Freerix

Montag, 14.09.2009

Suggested Listening

Beim Baseball wäre ich lieber ein Pitcher als ein Batter oder Catcher; vielleicht kann ich deshalb mit EASTBOUND & DOWN so unendlich viel mehr anfangen als mit INGLOURIOUS BASTERDS. Heute in der Rubrik »suggested listening«: Kramers kammermusikalische Hommage an Hank Greenberg, den ersten jüdischen Superstar im amerikanischen Profisport.

Bats: Right , Throws: Right
Height: 6′ 4″ , Weight: 210 lb.
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KRAMER – The Greenberg Variations

»16 SHORT ETUDES BASED ON EVERY PITCH THROWN AT HANK GREENBERG OVER HIS ONE-OF-A-KIND BASEBALL CAREER, ALL OF THEM HITS.«

Including: 1. The curve ball | 2. The emery ball | 3. The spit ball (aka: The dewdrop, the spitter) | 4. The goo ball (aka: The tar ball) | 5. The screw ball | 6. The knuckle ball | 7. The ephus ball (aka: The folly floater, la lob) | 8. The sinker ball | 9. The slider (aka: The grease ball) | 10. The splitter | 11. The fast ball (aka: The bullet) | 12. The change up | 13. The slow ball | 14. The breaking ball | 15. The bean ball (aka: The duster, a little chin music) | 16. The strike out

Donnerstag, 10.09.2009

Editorial

Damals, dachte ich, obwohl, jetzt, wo ich das hinschreibe, kommt es mir komisch vor, dass ich wirklich „damals“ gedacht haben soll. Leute, deren Gedanken mit „damals“ beginnen, sind mir nicht besonders symphatisch, und lieber als unsymphatisch wäre ich mir symphatisch, das geht wohl den meisten so. Jedenfalls brachte mich das letzte Editorial, das Frodon in den Cahiers schrieb, darauf, an diese andere Zeit zu denken, an dieses „damals“, das sicher nicht besser als heute war, wie es die Damalsdenker (stelle ich mir vor) sich vorstellen. Es war wohl einfach nur anders schlecht oder von mir aus auch anders gut oder anders genauso, aber eins muss man schon sagen, wenn man dieses Cahiers-Editorial liest und dann eine andere Zeitschrift aufschlägt, also zum Beispiel die Zeitschrift „film“, deren Chefredakteur in der zweiten Hälfte der 60er Jahre Werner Kließ war und der in einer anderen, aber vielleicht vergleichbar anderen Situation vom Verleger Erhard Friedrich rausgeschmisssen worden war: Es ging offener zu seinerzeit, was ja nicht per se besser sein muss, aber einen weniger schalen Beigeschmack erzeugt als dieses Cahiers-Editorial vom Frodon, dessen Namenspseudonym er sich vom Haupthobbit aus dem Herrn der Ringe ausgeborgt hat, aber das tut hier nichts zur Sache, dem jedenfalls sinngemäß oder mehr als nur sinngemäß, nämlich beinahe wörtlich nichts Scheinheiligeres zu schreiben einfällt, als dass ja Veränderungen eigentlich immer gut sind und dass der Verkauf der Cahiers nichts anderes als eine exzellente Neuigkeit sei und er nun hier also sein letztes Editorial schreibe und auch das natürlich toll ist, der also nach all dem Hickhack und den nach allem was man hört höchst unschönen Auseinandersetzungen nicht die leiseste Andeutung davon macht oder machen kann, dass wahrscheinlich Bösartigkeiten im Quadrat, Ränkespiele und böses Blut im Spiel sind und waren und ihnen und ihm nun schlussendlich die ganze Scheiße um die Ohren geflogen ist. Ich will ja gar nichts über diese Bösartigkeiten und Ränkespiele lesen, das ist es nicht, aber ich will auch nicht lesen, wie jemand, anstatt einfach zu sagen, was los ist, in jeder einzelnen Silbe so tut als ob, weil ich dann gleich denken muss, er tue vielleicht immer nur so als ob oder habe jedenfalls immer mal wieder nur so getan als ob, etwas Ernsthaftigkeit sollte schon sein, meine ich, ein bisschen Respekt vor dem Leser oder vielmehr vor sich selbst und sonst halt schweigen, das geht immer. Ich hielt also neben dieses Cahiers-Editorial vom Juli 2009 die Januarausgabe von 1970 der Zeitschrift „film“ und las die Notizen „Zwischen den Heften“ von Henning Rischbieter, der 1960 „Theater heute“ gegründet hatte und nun, zum Anfang 1970 „film“ übernahm, wohl weil beide Blätter im gleichen Verlag, dem auch heute noch aktiven Friedrich-Verlag, erschienen. Auf drei Seiten wird da die Debatte bis zur unkittbaren Entzweiung von Friedrich/Rischbieter hier und Kließ sowie etlichen Autoren dort rekapituliert. Es geht darum, ob einzelne Autoren „klassenkämpferisch“ seien oder nicht, um einen umstrittenen Text von Kreimeier, um Uneinsichtigkeit und Radikalismen. Die Worte „Verkaufszahlen“, „Halbjahresbilanz“ und „privatwirtschaftlich“ kommen in diesem Text vor, auch Floskeln wie „Klarheit und Entschiedenheit des Urteils“. Eine schöne Stelle, die ich den Lesern nicht vorenthalten will, geht so: „Am 24. November schrieb ich allen bisherigen Mitarbeitern von ‚film’ folgendes: ‚Diesem Brief lege ich einen Abzug der Seite 1 aus dem Dezember-Heft von ‚film’ bei. Er bezieht sich auf thematische und personelle Veränderungen bei der Zeitschrift. Da ich vom Januar-Heft an bis auf weiteres die redaktionelle Verantwortung habe, möchte ich Sie ausdrücklich fragen, ob Sie bereit sind, weiterhin für die jetzt ‚Fernsehen und Film’ genannte Zeitschrift zu schreiben. Für eine schnelle Antwort wäre ich Ihnen dankbar. Natürlich hätte ich auch Verständnis dafür, wenn Sie sich erst nach dem Erscheinen der ersten Nummer des neuen Jahrgangs entscheiden würden.’ Dieser Brief wurde von Uwe Nettelbeck folgendermaßen beantwortet: ‚Lieber Herr Rischbieter. Wollen Sie mich auf den Arm nehmen oder wissen Sie nicht, was Sie tun? Einen so verrückten Brief wie Ihren habe ich schon lange nicht mehr bekommen. Zur Sicherheit notabene eine klare Antwort: natürlich nicht. Mit freundlichen Grüßen, Uwe Nettelbeck.’“ Und im Anschluss an Rischbieters Version der Geschichte folgt dann erstens die Einschätzung des abgesetzten Werner Kließ („Gegenerklärung“), zweitens eine Erklärung der Autoren, die sich mit Kließ solidarisch erklären und zuguterletzt die Meinung vom Verleger („Antwort auf Werner Kließ“), der das ganze Zeitschriftendings umbauen und zu einem Fernsehblättchen, so sagt er es natürlich nicht, machen will, was dann auch geschah, bis „Film und Fernsehen“, nicht sonderlich viel später, ganz eingestellt wurde, nachdem es sich zunächst in so etwas wie die „Prisma“ verwandelt hatte, das Gratisbeilageblättchen, mit dem ich es als im Schatten des Kölner Stadtanzeigers Großgewordener in den ersten 19 Jahren meines Lebens zu tun hatte. Der zitierte Uwe Nettelbeck hatte übrigens, das hier nur am Rande, als letzten Beitrag in der Zeitschrift „film“ im Oktober 1969 einen immer noch lesenswerten Text mit dem Titel „Wolfram Schütte ist doof. Ein kurzer Artikel“ publiziert, der Schüttes Besprechung von „Once upon a time in the West“ zum Gegenstand hat und von Wolfram Schütte in seinem Nachruf auf Uwe Nettelbeck nicht erwähnt wird, aber, so mutmaße ich, für den Tonfall dieses Nachrufes mitverantwortlich sein dürfte. Zurück zur Öffentlichkeit um 1970, die, das muss man den Friedrichs und Rischbieters hoch anrechnen, es zuließ, eine Auseinandersetzung über die Linie eines Heftes im Heft selbst stattfinden zu lassen. Ich schreibe jetzt hier noch einen Absatz aus Kließ’ Erwiderung hin, dann bekommt man einen guten Eindruck oder hat vielleicht selbst Lust, das einmal nachzulesen in der Bibliothek, eine Lust, die einem beim Wischiwaschi des Frodon beim besten Willen nicht überkommt und die einen bereits jetzt im Vorhinein enttäuscht sein lässt, wenn man, einmal kurz gedanklich ins Jahr 2049 gesprungen, in den Editorials von vor 40 Jahren nachlesen möchte, wie das eigentlich vor sich ging mit dem Niedergang und Verkauf der Cahiers im Jahre 2008/2009, bevor die Zeitschrift es dann im Jahr 2012 ganz sein ließ, Gott hab sie selig. Kließ: „Der Streit darum, ob die von mir redigierte Zeitschrift ‚klassenkämpferisch’ war oder nicht, inwiefern sie nicht vereinbar war mit der ‚reformistischen’ Linie des Verlages, hat etwas Lächerliches, wenn man bedenkt, was der Verlag in Zeitschriften verbreitet, von denen er seine wirtschaftliche Stabilität vor allem erhofft (in Auflagen, die höher sind als die von ‚film’, ‚Opernwelt’ und ‚Theater heute’ zusammen). Zum Thema Mitbestimmung steht in ‚feminin’: ‚Jede gute Sekretärin kennt ihren Einfluß auf den Chef. Jede gute. So ist es bei den meisten Berufen. In unserer offenen Gesellschaft gibt es eine Menge Aufstiegschancen, die sich nutzen lassen. Aufsteigen aber heißt: in die Mitbestimmung hineinwachsen. Ohne Gewerkschaften, ohne die Krücke einer erzwungenen Mitbestimmung bestimmt, wer viel kann, viel mit. Auch das ist eine Art Mitbestimmung. In der Hitze des Wortgefechtes sollten wir uns bewußt halten, wie vielfältig sich das unbestimmte Wort Mitbestimmung anwenden läßt.’ Als ich im Sommer Erhard Friedrich auf diesen Kommentar hin ansprach, hat er diese Interpretation der Mitbestimmung (als eine von vielen, versteht sich) verteidigt. Die Zeitschriften des Herrn Friedrich sind offen für alle Richtungen, auch für die dreiste Verkehrung politischer Begriffe ins Gegenteil. […] Wenn Erhard Friedrich seinen intellektuellen Mentor Rischbieter um Rat fragt, hält Rischbieter das für einen Akt von ‚innerer Demokratie’. Wenn Erhard Friedrich einen vernünftigen Rat seiner Sekretärin aufgreift, hält er das für Mitbestimmung. Nein, lieber Uwe, die wollen uns nicht auf den Arm nehmen, die meinen das wirklich so.“ Kließ wurde dann, wie ich anderswo lese, Dramaturg und Produzent bei der Bavaria und danach Redaktionsleiter beim ZDF, wo er für die Serien „Derrick“, „Der Alte“, „Ein Fall für zwei“ und „Kottan ermittelt“ zuständig war. Seit 1998 malt er, autodidaktisch, heißt es auf seiner Website, Bilder, die man, wie ich hinzufüge, mögen muss.

So war das damals.

Langtexthinweis

* Volker Pantenburg: Editorial

Mittwoch, 09.09.2009

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Montag, 07.09.2009

Extreme Canvas

Irgendwie rechnete ich damit, dass Rainer Knepperges die Filmplakate aus Ghana hier verlinken würde, aber statt dessen kam von ihm der überraschende Hinweis auf die erfolglosen Künstler. Das ist eigentlich noch besser.

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Die Filmplakate aus Ghana, auf die in einem Blog hier um die Ecke hingewiesen worden war, sind genaugenommen keine Film-, sondern Videoplakate. Und sie sind genaugenommen auch keine Plakate, sondern, wie der Titel des Buches sagt, in dem sie versammelt sind (Extreme Canvas), Leinwände. Aber auch Leinwände sind sie nur in einem sehr speziellen und pragmatischen Sinn, da viele dieser Bilder, liest man, auf ausrangierte Mehlsäcke gemalt wurden.

Diese wunderbare Kunst ist ein Nebenprodukt der Videoauswertung von Filmen, mit denen in den 80er Jahren Leute durch das afrikanische Land tourten, um sie in Dörfern und Städten zu zeigen. Ein Fernseher, ein Videorecorder und ein Generator für den Strom: so muss man sich das vorstellen. Als sich später die Fernseher stärker verbreiteten, war Schluss damit. »The artists were given the artistic freedom to paint the posters as they desired – often adding elements that weren’t in the actual films, or without even having seen the movies.«

Wie bei so vielen Blicken von Europa nach woandershin kann man sich fragen, ob der Freude und dem Staunen über die Gemälde nicht auch ein Gran Paternalismus beigemischt ist, eine etwas überhebliche Art, die damit zu tun hat, dass man die Filme kennt und das Amateurhafte mit mangelndem Professionalismus verwechselt. Ich glaube aber, dass diese Bilder gegen solche Herablassung auf eine sehr souveräne Weise immun sind. Wann sieht man das schon, dass so präzise die Vorstellung eines Films gemalt wird und sich dieses Vorstellungsbild so selbstbewusst an die Stelle der Filme setzt? Walter Hill hat wohl recht, wenn er sagt, dass die Gemälde oft interessanter sind als die Filme, auf die sie sich beziehen.

Rainer Knepperges würde diesen Eintrag sicher mit einem Zitat aus dem 19. Jahrhundert abschließen, etwas wie: »Wir haben längst gesagt, dass er das alles kennt; er kennt es und doch ist es ihm bei diesem Anblick wieder neu geworden und drückt ihm sichtbar die Seele nieder. Zu spotten über Dinge, die andern heilig schienen, war nicht seine Art. […] Nun aber kam ein Moment, wo er sich des Lächelns nicht ganz erwehren konnte.« (Friedrich Theodor Vischer)

Wie dieses Zitat beweist, ist Rainer Knepperges zweifellos der bessere Rainer Knepperges.

Samstag, 05.09.2009

Suche

Den Anfang von José van der Schoots ERFOLGLOSE KÜNSTLER bildet eine Annonce in einer Berliner Zeitung: „Suche erfolglose Künstler.“ Die sich daraufhin melden sind mutig, es sind Lebenskünstler. Sie kommen zu Wort und miteinander ins Gespräch. Dabei werden Lebensentwürfe ausgebreitet, angegriffen und verteidigt. Das ist durchaus komisch, denn es geht da um die ernste Frage: Wie lebe ich mein Leben? Und José van der Schoot läßt nicht außer acht, daß die Art, wie jemand in ein Plätzchen beißt, darauf Antwort gibt. (Gdinetmao)

Am Dienstag um 20.30 Uhr zeigt der Filmclub Berlin im Sputnik am Südstern
MISE-EN-SCENE (mit Hanns Zischler, 1992, 35 Min.)
und ERFOLGLOSE KÜNSTLER (Dokumentarfilm, 1994, 71 Min.)
in Anwesenheit von José van der Schoot.

Mittwoch, 02.09.2009

Reklame

Stefan Ripplinger: Film maudit
STEFAN RIPPLINGER: Film maudit. Eine kurze Begriffsgeschichte, Köln 2009 [= Band 3 der Schriftenreihe Avantgarde, Experiment und Underground], herausgegeben von Carmen Strzelecki. 18,5 x 24 cm, 12 Seiten, japanische Broschur, 12,80 Euro.

»Es gibt einen Künstler, dessen Ruhm es ist, dass alle ihn verachten. Er ist der maudit, der maledictus, dem Übles nachgeredet, der verachtet, verfemt, verflucht, verpönt wird. Der Maudit ist der von Gott und der Menschheit Ausgestoßene, sein ältester Urahn der Satan selbst.«

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www.strzelecki-books.com

Dienstag, 01.09.2009

Zu Jean Seberg

KILL! (BRD/F/I/Sp 1971), Buch und Regie Romain Gary, ist ein wüster Film: einer, der auf Deubel-komm-raus kommerziell ist – ausschlachtet, was es auzuschlachten gibt (also vor allem den Körper von Jean Seberg, die Machoallüren und Brutalität von Stephen Boyd, das Renommee von James Mason, der einen Kommissar zu spielen hat, der mit dem Rauschgift-Syndikat zusammenarbeitet). Das alles in schwül-schwülstigem Ambiente in der nordafrikanischen Provinz …

(Der bestimmt nicht häufig eintretende Fall eines angesehenen Romanciers (Gary hat immerhin erfolgreiche Bücher wie „Die Wurzeln des Himmels“, „Lady L.“ u.a. geschrieben), der alles aufs Spiel setzt, eine Art Va-banque-Spiel betreibt – und verliert. Denn der Film hält nicht zusammen, steht nur als Vehikel im Raum, Geld zu machen.)


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