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Die Geschichte vom Anrufbeantworter, auf den der Filmemacher (auf Französisch, denn das war seine Muttersprache) gesprochen hatte: „Bitte rufen Sie in zwei Jahren noch einmal an.“
Die Geschichte vom Anrufbeantworter, auf den der Filmemacher (auf Französisch, denn das war seine Muttersprache) gesprochen hatte: „Bitte rufen Sie in zwei Jahren noch einmal an.“
Anlässlich seines 70. Geburtstags widmet das Werkstattkino in München dem Regisseur Herbert Fell eine Reihe mit vier Programmen. Gezeigt wird neben einer Auswahl seiner Arbeiten auch der Film »Der kleine Gangster« von Jacques Doillon.
Donnerstag, 28. Juli bis Sonntag, 31. Juli 2022.
Herbert Fell wird an allen vier Abenden anwesend sein.
Programm und Organisation: Susanne Mi-Son Quester
Es gibt einen schönen Trailer zur Filmreihe.
Und es gibt ein Gespräch mit Herbert Fell, das Susanne Quester im Mai 2022 mit ihm geführt hat.
Am 1. November 1984 fand an der DFFB eine Podiumsdiskussion zum Thema „Filmtheorie und Filmgeschichte“ statt, an der Helmut Färber, Ulrich Gregor, Norbert Grob, Gertrud Koch, Hans-Helmut Prinzler und Dominique Villain teilnahmen. Geleitet wurde die Diskussion von Heinz Rathsack.
Drei Auszüge aus den Wortbeiträgen von Helmut Färber:
„Was ein Filmemacher wollte, ist mir völlig gleichgültig und interessiert mich überhaupt nicht. Mich interessiert nur das, was er gemacht hat.
Nun zum Thema, was zu einer Filmtheorie-Ausbildung gehört: ich glaube, daß die Situation, in der wir uns hier im Moment befinden, ein bisschen glücklicher ist, als Sie das offenbar denken. Es ist ja gar nicht so, daß wir mitten in der Wüste Sahara sitzen und die allerersten Leute in der Geschichte der Menschheit sind, die sich Gedanken machen, was es für eine Theorie an dieser Filmschule geben könnte. Es gibt zum Beispiel einen bis ins Letzte ausgearbeiteten Lehrplan für das Studium der Filmregie von Eisenstein, der zum Lesepensum des ersten Studienjahres gehören sollte.“
„Über die eventuelle Geschichtslosigkeit zu reden ist kein Ausweg. Wir reden hier darüber, was möglich ist, was für eine produktive Weise, Filme zu sehen, es gibt. Es reicht nicht aus, einen Film zu sehen und darüber zu reden. Wichtig ist auch zu lesen, was über diesen oder jenen Film geschrieben wurde. Ich kann mir vorstellen, was hier praktiziert werden könnte: Im Zusammenhang mit Filmesehen auch das zur Kenntnis zu nehmen, was jemand über einen Film geschrieben hat. Aber das Wichtigste in so einem Prozeß ist die Kontinuität.“
Wenn ich nicht denken kann, weil ich produzieren muß, kann ich nicht produzieren, weil ich produzieren muß.“
[aus dem Protokoll der Veranstaltung]
Vom 2. bis 19. Juni werden im ARSENAL die Filme Ingemo Engströms gezeigt; neben ihren eigenen Regiearbeiten sind auch Filme von Gerhard Theuring, Harun Farocki, Wim Wenders zu sehen; dazu von Engström ausgewählte Filme von Robert Bresson, Alexander Kluge und Mizoguchi Kenji.
Die Retrospektive wird veranstaltet vom Harun Farocki Institut gemeinsam mit dem Arsenal – Institut für Film und Videokunst e.V.. Zu Gast ist neben Ingemo Engström und Gerhard Theuring am 19. Juni auch Katharina Thalbach.
Wir veröffentlichen zwei Texte von Ingemo Engström erneut:
Etwas über Schlußbilder und meine Liebe zum Kontinent
aus: Filmkritik Nr. 231, März 1976, S. 128–141. Heftredaktion: Ingemo Engström (Cover | Inhaltsverzeichnis)
Jahre der wirksamen Träume
geschrieben für die Retrospektive im Filmmuseum München, die von April bis Juni 2019 stattfand.
Mit Dank an Ingemo Engström.
In einer seiner Fernsehsendungen überquert Hardy Krüger auf dem Weg zu einer kultischen Stätte einen leeren Platz und anstatt dieses Nicht-Ereignis mit ein paar kommentierenden Sätzen zu überdecken, sagt er: „Augenblick mal.“ Und setzt sein Reden aus dem Off erst fort, wenn er im Bild den Platz überquert hat und wieder was passiert. (Eine Opfergabe der Einheimischen.) Diese Sprechpause kommt völlig unerwartet, auf seltsame Weise knüpft sie zwischen Reden und Zeigen eine gestische Verbindung.
Ein Bild aus Hartmut Bitomskys schönem Film REICHSAUTOBAHN: Unter einer Brücke sitzt er da und blättert in einem Buch mit Fotografien der alten Autobahn. Der Weltenbummler seinerseits bedient sich am Abend im Hotelzimmer eines Fotobandes, um seinen und unseren ersten Eindruck vom exotischen Ort zu vertiefen. Wie Bitomsky zeigt auch Krüger gerne den Daumen, der ein Foto in die Kamera hält. Eine Mitfahrerin gibt ihm, während er fährt, ein kleines Plastik-Album mit Familienfotos. Er hält es aufgeschlagen ans Lenkrad gepreßt. Der Kamerablick, der zuvor noch auf die Straße gerichtet war, senkt und verengt sich auf die Fotos. Aufmerksamkeit ist Aktion.
Zu all dem gehört auch die erheiternde Illusion, Hardy Krüger wäre allein ohne Kamera und Tonleute unterwegs. Angeblich erste Begegnungen sind inszeniert: die Kamera erwartet aus der Distanz das „unerwartete Zusammentreffen“ oder befindet sich bereits im Raum, den er zum ersten mal betritt. Daß dies nicht total bescheuert wirkt, liegt an der ohnehin durch den Kommentar bewußt zerstörten Trennungslinie zwischen der Gegenwart des Sprechens und der Vergangenheit des Gefilmten.
So zieht er auch beim Erzählen dem erinnernden Perfekt stets das dramatisierende Präsens vor, und benutzt dabei die Worte: „Dann“ und „Da“ und „Jetzt“. Ganz so als zähle eben nicht das Gesehen-und-erlebt-haben sondern viel mehr der Moment des Kennenlernens, die frische unvermittelte Erfahrung. So zurren die vielfältigen bunten Eindrücke seiner Reisen zusammen auf die eine sympathische Propagierung von Sinn und Zweck der Wanderschaft: persönlich Bekanntschaft zu machen.

Am Ostermontag, an Krügers 65. Geburtstag, zeigte der Filmclub 813 Robert Aldrichs THE FLIGHT OF THE PHOENIX und noch im selben Monat eine umfassende Werkschau Hartmut Bitomsky.
(Text von 1993)