new filmkritik

Samstag, 05.03.2011

Propaganda

Heute Nacht um 3.05 kann in der ARD der sympathischste Propagandafilm, den ich kenne, gesehen werden, „Mrs.Miniver“(USA, 1942) von William Wyler.

In shomingeki Nr.18 (2006) habe ich den Film auf mehreren Seiten gepriesen. Ich möchte hier nur auf eine Stelle hinweisen, mit Details, die beim ersten Sehen auf einem Fernseher völlig untergehen:

„Als die Soldaten beim Sirenengeheul aus ihrem Stützpunkt zu den Flugzeugen stürmen, schwingt nach dem Letzten die Tür zurück und lässt ein Plakat sehen, wohl eine touristische Werbung aus der Vorkriegszeit. Zu sehen ist der „Bamberger Reiter“, jene berühmte, geheimnisvolle Gestalt zu Pferde im Dom, hier nur als Brustbild, darunter die Losung „Come to Germany“. Der sinnende, gar nicht kriegerische Ausdruck des Reiters  ist aber verfremdet worden: Durch ein aufgeklebtes Hitlerbärtchen – und einen flotten Hitlerpony, der im Wind zittert. Als ich den Film zum ersten Mal anschaute, übersah ich diese Zutaten völlig. Da wirkte das Erscheinen des Motivs, während ich es wieder erkannte, nur wie ein trauriger Geist der Vorkriegszeit, in der Engländer sich als Touristen nach Deutschland bewegten.“

Donnerstag, 03.03.2011

Why can’t digital and celluloid coexist?

Im Guardian vom 22. Februar: Tacita Dean über die Schließung des (wie sie schreibt) letzten britischen Filmlabs, das noch 16mm Kopien hergestellt hat: Save Celluloid, for Art’s Sake.

In den erstaunlich vielen, meist gut informiert wirkenden Kommentaren nicht nur das übliche Digitalversusanalog-Pingpong, sondern auch mehrere Hinweise, dass es durchaus noch Anbieter gebe, die 16mm entwickeln, auch in London: »iLab a lab in soho on Poland street still develop 16mm and they do an amazing deal.« (*) | »I phoned Film and Photo, Acton (also Notting Hill) and they apparently print 16mm from negative. They are bemused and don’t understand what the fuss is about…« (*) | »Another lab which will make 16mm colour prints from negative: Prestech, restoration and preservation, North London. That took 2 phone calls. Did anyone research this article?« (*) (derselbe Kommentator, 20 Minuten später).

Interessant auch die Einschätzung von Peter Gidal (von dem ich annehme, dass es Peter Gidal ist und nicht irgendwer, der sich »Peter Gidal« nennt). Er kritisiert im klassischen Experimentalfilmer-Gestus Deans Strategie, Martin Scorsese und Steven Spielberg brieflich um Hilfe zu bitten, damit »Soho Filmlabs« weitermacht mit 16mm:

»tacita dean has unfortunately erred in writing to reactionary filmmakers in hollywood for their ‚help‘ in keeping open a lab for the making of experimental 16mm films. so whilst doing all she can (as quite a few of us are doing and have done) to insure soho filmlabs stays open, she misses the point both of art and politics in this manner. having used soho labs, and len thornton’s expertise, for decades with utter satisfaction for incredible precision and competence i can only hope if it stays open it’s because of – and for – the experimental 16mm filmmaking in this country, not for simple commerce, not even primarily for ‚film art‘ (though for that too), and also not for the british film institute’s needs, an entirely other matter (for they truly know not what they do).

peter gidal« (*)

Freitag, 25.02.2011

Feuer (2)


Jack Elam, Cattle Queen of Montana (1954, Allan Dwan)

„Douglas Fairbanks made a film called The Habit of Happiness (1916, Allan Dwan) which revolved round the theory of the hero that all human misery could be cured with laughter. One scene showed Fairbanks in a flop-house on Skid Row telling jokes to the derelicts. The extras playing these outcasts were in fact real derelicts whom Fairbanks had bussed up to the studio from the nearest Skid Row and all his attempts to make them laugh with straight humour were failures. Risque stories produced some slight reaction, true blue ones provoked smiles, but only when Fairbanks plumbed the depths of obscenity and profane language was he rewarded with the gales of laughter demanded by the story line. When the letters of complaint started to come in from lip-readers, the shots of Doug as raconteur had to be redone with innocuous dialogue and intercut with the footage of the derelicts‘ response.“ (Patrick Robertson: The Guiness Book of Film Facts And Feats, 1980)


Douglas Fairbanks, The Habit of Happiness (1916, Allan Dwan)

Montag, 21.02.2011

Shaven Gods

Heute, Montag, 21.2., 21.00 Uhr, Eröffnung von SHAVEN GODS
Eine Ausstellung zu einem Prog Folkrock Album von DAS PASADENA PROJEKT von Mario Mentrup & Nikolaus Woernle, mit Keramikarbeiten, Videofilmen, Musikvideos, Fotografien, Zeichnungen, Illustrationen, Malerei und einem Konzert von BURQAMACHINES.
Auch dabei: Rebecca Bach, Claudia Basrawi, Cordula Daus & Tina Petras, Chris Dreier, Katia Fouquet, Vebjørn Guttormsgard Møllberg, Rainer Knepperges, oststadt.de ,Vitek Marcinkievicz, Volker Sattel, Nicolas Siepen/TimStüttgen/Ulrike Feser

Staatsgalerie Prenzlauerberg, Greifswalder Strasse 218, Berlin (Tram M4 or M10)

Samstag, 19.02.2011

Vorwort

Allzu viele mussten meine verwegene Charakter- und Lebensmelange ertragen […].

Mittwoch, 09.02.2011

Amore


Cleo Kretschmer

Heute im BR um 21:45: Amore (Klaus Lemke, 1978).
Morgen (10.2.) um 18:00: Banshun (Yasujiro Ozu, 1949)
in der Ozu-Retrospektive im Japanischen Kulturinstitut in Köln. *

Montag, 07.02.2011

Miriam Hansen, 1949-2011

»An der University of Chicago liebte ich Miriam Hansens Arbeit über die Moderne und frühes Kino, und ihr grossartiges Seminar über die Frankfurter Schule und Massenkultur. Sie duldete keine Täuschung – man musste wirklich in der Lage sein, die Argumente aus den scheinbar kompliziertesten Texten präzise zusammenzufassen.« (David Grubbs in der Berliner Gazette)

Als ich ihr diesen Fund schickte (David Grubbs-Fan, Miriam Hansen-Fan: überrascht über diese schöne Verbindung), schrieb sie zurück:

»It’s always strange to read about oneself as part of a history.«

Nach langer Krankheit ist Miriam Hansen nun gestorben. Hier eine Würdigung und Hinweise auf weitere Texte von ihr und über sie.

Mittwoch, 26.01.2011

Websitehinweis

Eine sehr schöne Seite zu Godards SAUVE QUI PEUT (LA VIE) gibt es hier:

http://everymanforhimself.info/

Links zu Artikeln als PDFs, Fotos von den Dreharbeiten, der Soundtrack zum Runterladen etc. pp.

[via]

Montag, 24.01.2011

Einreise

Mir erzählte gestern jemand, dass Manoel de Oliveira vor einiger Zeit Probleme bei seiner Einreise in die USA gehabt habe. Der Beamte, der die Papiere des Regisseurs prüfte, hielt den Pass für eine – noch dazu dilettantisch gemachte – Fälschung und bestand auf der Absurdität des Dokuments: Wenn die Zahlen stimmten, wäre der agile Mann ja über 100 Jahre alt. Wie de Oliveira aus der Sache herausgekommen ist, ist mir nicht bekannt.

Samstag, 22.01.2011

Geheimtipp

EYYVAH EYVAH war in meinen Augen der schönste Film des letzten Jahres. Deshalb finde ich es bemerkenswert, dass auch die gelungene Fortsetzung für die deutsche Filmkritik glattweg nicht existiert.
Immerhin läuft EYYVAH EYVAH 2 (mit deutschen Untertiteln) in Aachen, Aalen, Aschaffenburg, Augsburg, Berlin, Bielefeld, Bochum, Bremen, Bremerhaven, Darmstadt, Dortmund, Duisburg, Düsseldorf, Essen, Frankfurt, Fulda, Geislingen, Gelsenkirchen, Grevenbroich, Hamburg, Hamburg, Hanau, Hannover, Hechingen, Herten, Ingolstadt, Karlsruhe, Kassel, Kehl, Kiel, Köln, Krefeld, Landshut, Lüdenscheid, Ludwigshafen, Mainz, Mannheim, Memmingen, München, Neckarsulm, Neuwied, Nürnberg, Nürtingen, Oberhausen, Offenbach, Osnabrück, Plettenberg, Saarbrücken, Salzgitter, Siegen, Sindelfingen, Solingen, Stuttgart, Walldorf, Weil am Rhein, Wiesbaden und Wuppertal.
Vielleicht werden Kulturhistoriker im Rückblick beide Phänomene in Beziehung setzen: Die Unaufmerksamkeit gegenüber dieser türkischen Komödie und die Aufmerksamkeit, die der Spiegel im vergangenen Jahr einem deutschen Rassenkunde-Buch verschaffte.


atasehir escort atasehir escort kadikoy escort kartal escort bostanci escort