Samstag, 10.12.2011

TEXT-Revue Heft 9 (Berlin 2011) / Langtexthinweis

In der Herausgeberschaft und Redaktion von Andreas van Dühren ist Heft 9 von TEXT–Revue erschienen. Titel: ‚Die Zeit der Reflexion’. „Die meisten Beiträge beschäftigen sich mit dem Problem der Ausstellung, des Museums, überhaupt der Präsentation und Vermittlung von Kunst, somit auch mit dem Ort der Kunst (wie mit dem, was ihr Utopisches sein mag)“, schreibt Andreas van Dühren – und verweist auf seinen Beitrag ‚In Gegenwart’ und auf ‚Tektonik’ von Arno Brandlhuber. Das Heft ist ein Komposit aus Reproduktionen von Kunst (meist aus dem Besitz von Künstlern), Fotografien und Texten. (Mithineinverwoben Anzeigen von Galerien, Hotels und Cafés.) Neben Originalbeiträgen und Interviews stehen da auch die Texte ‚In den Museen’ von Ernst Jünger, ‚Warum Krieg’? von Sigmund Freud und ‚Anmerkungen zu Chabrol’ von Wilfried Wiegand.

Über Arten des Erzählens (künftige und veraltete) in Lumière/Méliès von Andreas van Dühren (Lange Texte).

Freitag, 09.12.2011


[19. November 1978]

Donnerstag, 08.12.2011

Die Wirklichkeit ist immer schon eine üble Sache gewesen

Kunst muß die Wirklichkeit zerstören, so ist es, die Wirklichkeit zerstören statt sich ihr unterwerfen, auch was das Schreiben anlangt … Aber das Entsetzliche, müssen Sie wissen, das Entsetzliche ist: Die Wirklichkeit macht ungeniert weiter, die Wirklichkeit schert sich keinen Deut um die Zerstörung, die ihr in der Kunst zugefügt wird, die Wirklichkeit ist schamlos, schamlos und unverbesserlich.“

[Werner Kofler: Tryptichon. Am Schreibtisch – Hotel Mondschein – Der Hirt auf dem Felsen (Deutike, Wien 2005) p84]

Gestern ist in Wien Werner Kofler gestorben. Das Zitat, wahrscheinlich sein bekanntestes, ist durchaus bezeichnend für Koflers Werk, bezeichnet ist es damit freilich noch lange nicht. Das krieg ich hier jetzt aber auch nicht hin.
Einen noch stärkeren Eindruck als seine Prosaarbeiten hat auf mich Koflers einziger Film gemacht. IM MUSEUM. (DURCH DIE GESCHICHTE) von 1993 ist ein eindringliches, in seiner formalen Reduktion hochkonzentriertes Stück Geschichtskino. Im durchgängig subjektiv gehaltenen Bild, das Abschreiten, Durchschreiten eines Museums, das nicht da ist, im Off, der Text Koflers, eine Stimme, zwei Personen, Kurator und Besucher, zusammengesetzt zu einem Sezieren der Physiognomie staatlich überformten Erinnerns von Geschichte, die nicht greifbar ist. Bezogen auf die Diskussion um ein Deutsches Historisches Museum 1981ff, weist er doch weit darüber hinaus. In der Frage, wie das Kino über Geschichte nachdenken kann, und die Politik, die sich an sie anlagert, da schien mir der Film, als ich ihn vor sechs oder sieben Jahren gesehen hatte, zum Klügsten zu zählen, das ich kannte.

Hier steht ein schöner Text von Andreas Ungerböck, Erinnerungen an seine Begegnung mit Kofler, in denen es auch viel ums Kino geht. Da ein Ausschnitt eines zwei Jahre alten Gesprächs, das Kofler mit Claus Philip und Albert Müller über den Film geführt hat. Der lange Zeit kaum verfügbare Film steht dankenswerterweise seit Kurzem als DVD zuhanden. Und wer weiß, vielleicht zeigt ihn jetzt das Zeughauskino mal.

Artisanal Moving Image Production

Ein Periodensystem des handgemachten Experimentalfilms hat Greg Zinman erstellt.

HANDMADE CINEMA. A GUIDE TO THE PEOPLE, PRACTICES, AND THEMES OF ARTISANAL MOVING IMAGE PRODUCTION bringt in einem Raster von 8 X 10 Feldern Protagonistinnen und Nebenfiguren des Experimentalfilms und seiner Vorgeschichten zusammen und ordnet ihnen 6 »Themes« – Synästhesie, Rausch, Zufall etc. – und 15 »Practices« zu – Osilloskop, Light Show, biologische Prozesse, chemische Prozesse, Direct Filmmaking etc.

Von Louis Bertrand Castel (1688-1757, Synaesthesia + Science + Colour Organ) über Alexander Scriabin (Synaesthesia + Mysticism + Colour Organ) landet man z.B. bei Thomas Wilfred, von Jennifer Reeves rückwärts über Brakhage bei Isidore Isou.

Die Website ist ein sehr schönes Nebenprodukt von Zinmans Dissertation »Handmade: The Moving Image in the Artisanal Mode«, die er im November 2011 an der New York University abgeschlossen hat. Das Durchklicken durch die verschiedenen Einflussketten macht viel Spaß, selbst wenn die Auswahl für meinen Geschmack etwas viel USA und etwas wenig (nur mal als Beispiel) Österreich enthält – gut, ausgerechnet der Screenshot zeigt die Konfiguration Bärbel Neubauer – Chance – Direct Filmmaking – Digital. Lässt sich aber ja sicher erweitern.

Dienstag, 06.12.2011


[29. Oktober 1978]

Montag, 05.12.2011

B

»Die Kräfte, die dem Bild zugeschrieben werden, besitzt es nicht auf Dauer. Doch selbst nach Ablauf seiner Macht wird seine Schändung noch als Frevel empfunden. Das kann am Bild selbst nicht liegen. Denn egal ob Gemälde, Skulptur, Zeichnung, fast immer besteht es aus leicht beschaffbaren, billigen Stoffen; die in es investierte Arbeit ist meist zu vernachlässigen, selbst der Schrottwert verblüffend gering.«

[aus dem ersten Kapitel von Stefan Ripplingers gerade erschienenem Buch Bildzweifel, Band 5 der Reihe Kleiner Stimmungsatlas in Einzelbänden, Hamburg: textem 2011]

Sonntag, 04.12.2011

Dispositiv

Ab und an, vielleicht zwei oder drei mal im Jahr, kommt es vor, dass jemand ins Kino kommt und wieder geht, ohne einen Film gesehen zu haben, weil niemand sonst ihn sehen wollte. Alleine im Kino zu sitzen, meinen sie dann, das bringe ja nichts. Oder so ähnlich.
Nun hängt man, wenn man in einem Kino arbeitet, ja doch eher an denen, die sich dort Filme ansehen, aber diese Leute, die einen Filmen eher nicht sehen wollen, als ohne die Gesellschaft der Fremden um sie herum auskommen zu müssen, die hab ich doch immer unmittelbar recht gern.

Letzte Hoffnung

Über die Figur des Lehrers in Jean Renoirs Film This Land is mine (1943) schreibt Helmut Färber: „Und wenn er dann, zum letzten Mal in seinem Klassenzimmer mit seinen Schülern, die zuvor ihn ausgelacht haben und jetzt mit all ihrer Aufmerksamkeit ihn anschauen und ihm zuhören, die Erklärung der Menschenrechte liest, von Bank zu Bank gehend, und so einem jeden der Schüler einen der Artikel anvertrauend, und wenn, nachdem die Deutschen ihn abgeholt haben, seine Lehrerkollegin/Maureen O’Hara den nächstfolgenden Artikel liest – dann verbindet es diesen Filmschluß mit dem Schluß, mit der Rede des kleinen Friseurs/Chaplins in The Great Dictator, daß in beiden Filmen, Filmschlüssen noch die gleiche Widerstandshoffnung, Widerstandszuversicht war.“

(In: Helmut Färber, Partie/Renoir, 2010/2011)

Roberto Dzugan verdanke ich den Hinweis, dass Hitler selbst die Gelegenheit hatte, die Schlussrede in The Great Dictator zu hören, denn in den Listen der für Hitler privat ausgeliehenen Filme taucht auch Chaplins Film auf. Es gibt aber keine Zeugen der Aufführung.

Es gab also womöglich eine ganz direkte Möglichkeit des Films zu wirken.

Freitag, 02.12.2011


[29. Oktober 1978]

Dienstag, 29.11.2011


[Ostern]


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