Kürzlich konnte ich nicht anders, ich musste einen Filmmonolog in seiner ganzen Länge abtippen:
„Es war im Golf von Pueblo Hindenburg auf den Bahamas. Das war in der Zeit damals mit Orson. Eine leichte Brise trieb unseren Katamaran aus der Lagune in die offene See. Wir bemerkten es nicht. Orson hatte mir gerade das Boot abgewonnen. Ich hatte Full House mit drei Damen. Er einen Achterpoker. Jetzt ging es um meine Schwester in Paris. Plötzlich war Orson verschwunden. Die Saugnäpfe der Riesenkrake zogen den Lack vom Bootsdeck. Meine Freunde, die Eingeborenen, nennen sie die Neunschwänzige. Ich brüllte: Orson! Ich hatte einen Flash auf der Hand und das Boot gehörte schließlich ihm. Das Meer war wie Blei, auf dem das einzige Auge der Krake schwamm.“
So spricht 1968 der gesellige Bösewicht in Klaus Lemkes zweitem Film NEGRESCO**** (Drehbuch: Max Zihlmann). Serge Marquand, dessen stolzes Lächeln ungewöhnlich lange Zähne zeigt, hat die Synchronstimme Robert Redfords (Rolf Schult) und lässt sich ganz unbekümmert vorwerfen, die Geschichte habe er nun schon mehr als einmal erzählt. Gut gelaunt fährt er fort:
„Es war der graue Kardinal, der gehasste Einzelgänger unter den Mörderrochen, wie ihn mir meine Freunde oft beschrieben hatten. Er segelte über mein Boot. Ich konnte das Glitzern seiner rasiermesserscharfen Schwertflossen wahrnehmen. Die Krake war wie gelähmt. Und so zerschnitt der graue Kardinal ihr das Auge. Die Südsee verwandelte sich in einen Vulkan. Wie Lava-Stöße stieß die verwundete Krake ihre Fangarme in den azurblauen Himmel der Südsee, doch unfähig, da blind, den Kardinal zu treffen.
Plötzlich sah ich Orson. Die Neunschwänzige hatte ihn erwischt. Er wirbelte hoch, glitschte über das Deck des Bootes, kam vor mir zu liegen – und lachte!“
Dazu nun August Strindberg, 1903: „Gewiss hatte ich bei unserem ersten Zusammentreffen festgestellt, dass die Freunde die alten geblieben waren, und mich darüber gewundert; gleichzeitig jedoch hatte ich beobachtet, dass man nicht mehr so schnell lächelte wie früher und dass man in seinen Reden eine gewisse Vorsicht walten ließ.
Man hatte die Kraft und den Wert gesprochenen Wortes entdeckt. Zwar hatte das Leben unser Urteil nicht gemildert, doch die Klugheit hatte gelehrt, dass die Worte auf den Sprecher zurückschnellen; und gleichzeitig hatte man eingesehen, dass die Menschen nicht mit ganzen Tönen zu schildern seien, sondern dass man Halbtöne anwenden muss, wenn man seine Meinung über einen Menschen genau ausdrücken wollte.
Nun aber lässt man die Hemmungen fallen, man legt die Worte nicht mehr auf die Goldwaage, respektiert nicht mehr andere Ansichten; man verfällt wieder in den alten Trott, die Unterhaltung geht mit uns durch; aber es wird lustig.“
Dazu noch diese Fotos, „probably NSFW“