Einträge von Stefan Ripplinger

Sonntag, 13.04.2008

Emigholz

Während unser verschnarchtes Feuilleton seine Ausstellung im Hamburger Bahnhof ignoriert hat oder, von rühmlichen Ausnahmen abgesehen, seine grandiosen Architekturfilme mit Diaabenden verwechselt, hat Heinz Emigholz in einigen süd- und nordamerikanischen Ländern, vor allem in den USA seine Freunde gefunden, auch in dieser und jener Zeitung und in Blogs. Am besten gefällt mir diese Bemerkung: „Emigholz reveals a remarkable, observant, nearly difficult intelligence whose perspective will clearly enrichen those willing to watch and listen.“

Mittwoch, 09.04.2008

Rückprojektion

Vermutlich ist der Film „Der rote Baron“ unerträglich, ich will es gar nicht überprüfen, aber dieses Argument aus der Rundschau leuchtet mir nicht ein: „Die digitalen Kampfszenen sind lächerlich und kaum von jenen billigen Rückprojektionen zu unterscheiden, denen Howard Hughes in Hollywood schon 1930 eine Absage erteilte.“ Howard Hughes erteilte ja manchem eine Absage, nicht zuletzt den Bazillen. Ich freue mich immer über die Rückprojektionen und wundere mich, dass sie ganz aus der Mode sind. Als Sirk gefragt wurde, weshalb er bei „Magnificent Obsession“ nicht besser aufgepasst habe, da sei doch, wenn Rock Hudson und Jane Wyman durch die Schweizer Postkartenlandschaft gondeln, an den falschen Schatten zu erkennen, dass es sich um Rückprojektionen handele, antwortete er, diese Irritation komme ihm gerade zupass. Und hat er nicht Recht? Steigert es diese Szene nicht noch, dass man nie sicher sein kann, wo man ist, wenn man so sanft dahingegondelt wird, halb im süßen Traum, halb im herben Studio? Die Arts of the Artificial sind gerade dann nicht steril, wenn sie sich nicht völlig der Illusion ergeben.

Dienstag, 01.04.2008

Dassin

An wieviele Filme erinnert man sich, die man vor über 25 Jahren ein einziges Mal im Kino gesehen hat? Nicht viele wohl. Ich erinnere mich an „10:30 p.m. Summer“ von Jules Dassin, zwar an sehr wenige Einzelheiten nur, nicht daran, dass Marguerite Duras die Vorlage geschrieben hat, aber doch an den Regen und daran, dass mich der Film zutiefst verstört hat und ich ihn seither wiedersehen wollte.

Montag, 28.01.2008

Happy Together

Als in „Blindsight“ von Lucy Walker (GB 2006) die blinden tibetanischen Kinder den Lhakpa Ri hinansteigen und dabei nicht etwa das tibetanische Äquivalent von „Im Frühtau zu Berge“, sondern Happy Together von den Turtles singen, spüre ich wieder, wie herzergreifend die Globalisierung sein kann.

Donnerstag, 29.11.2007

Blut

Die Biographen ereifern sich darüber, dass die Hauptdarsteller die ganze Zeit besoffen waren, der beste Kenner klagt seitenlang, wie reaktionär der Regisseur sei, der Regisseur selbst behauptet, den Film nie gesehen zu haben. Eine schlechtere Presse als „The Horse Soldiers“ (1959) hat kaum ein Werk von John Ford. Und doch ist es ein bemerkenswerter Kriegsfilm, grimmig, aber nicht zähnefletschend, resigniert, aber ohne Selbstmitleid, zynisch, aber nicht widerlich. Er formuliert den Krieg in Inversionen; der Eisenbahningenieur, der Gleise in Klump legen muss, der Arzt, der bloß den Tod bringt, Kindersoldaten in Paradeuniformen, die die Schlacht gewinnen. Das stärkste Bild aber ist ganz undialektisch: Ein Sanitätshelfer tritt auf die Straße und schüttet einen Eimer Blut aus.

Samstag, 03.11.2007

Laub

Seltsam, dass es mich, wenn draußen das Laub noch leuchtet, nach Laubfilmen verlangt. Nach „Trouble With Harry“ zuallererst mit seinem aus Vermont ins Studio geschafften Laub, nach „The Far Country“ und wohl auch nach „All That Heaven Allows“. Als ich vorgestern „Yojimbo“ sah, ging mir auf, dass Schwarzweiß das Laub nicht versteht, nicht verstehen will. Der böse Sohn kehrt nach Hause zurück, der verschlagene Aufseher sagt: „Siehe, sogar der trockene Wind begrüßt dich.“ Und wirklich treibt der Wind schwärzliche Zettelchen vor sich her. In Schwarzweiß wird der Laub- zum Aschefilm, wenn nicht gar zum Staubfilm. Gewiss, ontologisch gesehen behält er Recht, Laub ist nichts anderes als sterbende Blätter, aber auf dieses letzte Aufleuchten kommt es an, und das hält nur Technicolor fest.


atasehir escort atasehir escort kadikoy escort kartal escort bostanci escort