Montag, 02.03.2015

Karsten Hein, Das vierte Album (2014)

Zur Happy Hour in die Melancholie

Dieses Buch, auf den ersten Blick eher unscheinbar (wenn auch schwergewichtig), entwickelt einen starken Sog nach vorne hin, ans Ende des Buches – und damit auch nach hinten, in die Vergangenheit: erst einmal auf die unmittelbar vergangene (um 2005 herum, als der Hauptteil der Fotos gemacht wurde), dann auf eine zeitlich weiter abliegende (bezeichnet durch das Datum der Nacht vom 17. auf den 18. Oktober 1977 in Stammheim). Ich habe zuerst an La jetée von Chris Marker gedacht und an Vertigo, dann auch an En la ciudad de Sylvia von José Luis Guerín, aber „Das vierte Album“ ist ja ein ‚Fotoroman’, ein Buch mit Bildern und Texten.
Und die Ausgangslage ist nicht fiktiv, sondern real: Kazimierz Henrykowski, genannt Kazik, Fotograf und Bildreporter in Berlin (Büronachbar von Karsten Hein), hat 2005, unmittelbar nachdem er mit einem Flug aus Warschau in Tegel angekommen war, eine junge Frau fotografiert, an der Wand des Frauengefängnisses Plötzensee entlanggehend, die ihn nicht mehr losgelassen hat. Er folgt ihr also (Pergamonaltar, Flughafen Tempelhof) und verliert sie – sieht sie später zufällig wieder, als er in einem Café Unter den Linden sitzt (ein Zufall, der ihn stark beschäftigt in seinen Notizen). Er folgt ihr erneut, mit grösserer Notwendigkeit (Hauptgebäude der FU in Dahlem, Schliessfach voll mit ihrem Gepäck) und wird von ihr entdeckt, als sie vor einem Schaukasten steht und selbst fotografiert. Sie ist keinewswegs empört, spricht Kazik vielmehr als Fotograf (mit Presseausweis) an und bittet ihn, sie zu begleiten in den folgenden Tagen.
Ein kleines Archiv in Berlin hat Karsten Hein ausgemacht (nach Fotos), das die beiden dann besucht haben: der freundliche Archivar, „spezialisiert auf die Geschichte der linken Gruppen in der alten Bundesrepublik“, ist ein „Hüter der Erinnerungen an eine Zukunft, die es nicht gab“. Das Mädchen, stellt sich heraus, ist auf der Spur ihrer vermissten Schwester, Mitglied einer „Knastgruppe“, bestehend aus vier oder fünf ganz jungen Leuten, die kurz vor oder nach dem Mauerfall in Berlin und auch in dem Archiv waren. Weitere Stationen sind das Naturkundemuseum, ein Besuch bei Ewa, einer Freundin von Kazik, Studium eines Buches von Frances A. Yates über „Gedächtnis und Erinnern“ (zuerst London 1966) – ein ganzer (übersetzter) Exkurs von Kazik ist hier eingeschaltet über die Ars Memoriae, die Mnemonik / Memotechnik in der Antike. Die Aufnahmen von dem Mädchen werden zunehmend intimer, Kazik scheint sich in sie verliebt zu haben … „Fotos als gefrorene Erinnerungen“: Kerstin oder Kirsten, wie das Mädchen vielleicht heisst, ist wieder aus seinem Leben verschwunden.

Kazik ist zwei Jahre später (November 2007) an den Folgen eines Autounfalls gestorben: davor hatte er sich obsessiv mit den gesammelten Bildern befasst, sie „wie in einem Album“ zusammengestellt, die drei erstellten Versionen wieder verworfen – sich in seiner Bilderwelt verloren. Daher der Titel „Das vierte Album“: Karsten Hein ist von Ewa gebeten worden, sich der Sache anzunehmen (leichter gesagt als getan) und diese Herzensangelegenheit Kaziks abzuschliessen und herauszugeben.
Es gab in diesem Nachlass auch rätselhafte Bilder, nicht leicht zuzuordnen – nicht zuzustellen durch das Gewicht der Worte. „Fotografien haben der Gravitation von Worten wenig entgegenzusetzen, wie ich von Kazik gelernt habe. Auch unscheinbare Worte besitzen die Kraft, ein Bild in ihre Richtung zu lenken. Andererseits, wenn man über ein Foto, dessen Darstellung und Entstehung völlig offen sind, nachzudenken beginnt, öffnet sich einem der Boden unter den Füssen.“ (S. 86)
„Die Frau sei wie elektrisiert gewesen“, berichtet der Archivar, „als sie einen Grundriss des siebten Stocks des Gefängnisses von Stammheim entdeckte, in dem die RAF-Gefangenen 1977 untergebracht gewesen waren. Sie kannte die Zeichnung offenbar durch ihre Schwester.“ (S. 96) Der Archivar berichtet dann noch, die Schwester habe „die etwas befremdliche Fähigkeit“ besessen, „den Bericht, den Irmgard Möller, die einzige Überlebende der ‚Nacht von Stammheim’, darüber angefertigt hatte, wörtlich hersagen zu können; ebenso die ominösen ‚13 Widersprüche’ der staatlichen Ermittlungsstellen über den Tathergang jener Nacht.“ (S. 100)
Die Beschäftigung mit der „Nacht von Stammheim“ habe Kazik nicht mehr losgelassen, schreibt Karsten Hein; er sei es ja auch aus seiner Heimat gewohnt gewesen, offiziellen Versionen nicht zu glauben.
„Da sass er nun, dieser arme Pole, ohne recht zu wissen, wie er überhaupt dazu gekommen war, mit dieser bösen Hinterlassenschaft unserer westdeutschen Geschichte und zerbrach sich den Kopf über eine Frage, die die Deutschen selbst und selbst die Linke schon längst nicht mehr interessierte.
Er verstand nicht die Tragödie des Deutschen Herbstes, die Gnadenlosigkeit dieser Auseinandersetzung mitten im Frieden, in diesem reichen Land. Aber er nahm es als ‚deutsch’ hin.“ (S. 220)
Hat sich mit und in diesen Ereignissen, insbesondere der Nacht von Stammheim, die Neue Bundesrepublik konstituiert? Was ist aus der „Knastgruppe“ geworden (deren Mitglieder noch Kinder waren 1977)? Was ist mit der vermissten Schwester passiert?

Karsten Hein, „Das vierte Album“. Fotoroman mit Bildern von Kazimierz Henrykowski und einem Text von Karl-Heinz Dellwo. A-3970 Weitra (Verlag der Bibliothek der Provinz) 2014, 238 Seiten, 20 x 28 cm, Hardcover.

Montag, 23.02.2015

Schiffbruch mit Zuschauern

Unter den Filmen mit Mary Pickford ist „The Pride of the Clan“ (1916) einer der finsteren. Nach einer kurzen Vorstellung der Hauptpersonen entfesselt Maurice Tourneur, der Regisseur, die Elemente, als wäre er ein zweiter Victor Sjöström. Meer schäumt, Wogen brechen sich zornig am Kliff, Sturm fegt Baracken beiseite, finster färbt sich der Himmel und bleibt es, „Wild waste, wind swept, sea hammered bleak and gray / Where dwells the Clan Mac Tavish, midst the spray / Of waves that bring the fisher-folk their wage – – – / And death, as well, when wild the waters rage.“ Der Clan Mac Tavish lebt auf einer Insel mit dem sprechenden Namen Killean. Nach dem Tod seines Häuptlings – ein Schiffbruch mit Zuschauern – nimmt Marget Mac Tavish und damit Pickford ihre Paraderolle ein, die des Mädchens, das seinen Mann steht. Marget wird nach dem Gesetz des Clans zu seinem Häuptling, führt ihn mit Temperament und Peitsche. Doch sie rechnet nicht mit einer anderen, noch viel zerstörerischen Macht als der der See, es ist die Upper Class, die in Gestalt von Lord und Lady Dunstable anlandet. In den Augen dieser Blasierten sind Margets Lebendigkeit und Derbheit, die ihr auf Killean zustatten kommen, bloß deplatziert. Der Konflikt wird durchaus parodistisch ausgetragen, und doch bleibt der Film in seinem finstern Element. Denn ihres natürlichen Ortes entsetzt, macht sich Marget von der Insel los und lässt sich auf See treiben. Gerettet wird sie von Tieren und von Seeleuten, von einem Gottlosen und von Gebeten. Sjöström hätte ein anderes Ende gewählt, und es ist merkwürdig genug, dass der junge Kameramann dieses in Silhouetten und Schatten, mit viel Schwarz gemalten Films, John van den Broek, anderthalb Jahre später starb, als er für Tourneurs „Woman“ von einer Klippe das wogende Meer filmen wollte und von ihm verschlungen wurde. Seine Leiche wurde niemals gefunden.

Dienstag, 17.02.2015

The Shepherd of the Hills (USA 1941, Henry Hathaway, 97 Min.)

In der Reihe ‚Glorious Technicolor’ der Berlinale dieser wunderbare Film: dem kommt man vielleicht ein bisschen näher, wenn man auf den Produktionswert des Sujets achtet – ein Roman von Harold Bell Wright von 1907. (Das Sujet ist, wie Jan-Christopher Horak bei seiner Einführung sagte, verschiedene Male verfilmt worden.) Es muss da also eine Verankerung gegeben haben (und immer noch geben) im kollektiven Bewusstsein – eine Episode ist hier erzählt aus der Gründerzeit der Vereinigten Staaten (so wie bei Homer Episoden stehen für die Fundierung dessen, was heute Abendland heisst). Das muss nicht notwendigerweise über ‚Hochliteratur’ geschehen, populäre Literatur dient diesem Zweck auch – wichtiger ist doch, dass so ein Buch massenhaft gelesen wird und die Menschen sich ein Bild machen können von einer vergangenen Epoche. Ein Sujet / ein Bild, das nicht ein- für allemal endgültig fixiert ist, sondern immer neu bearbeitet und angeeignet wird – so wie in diesem Film auch, der die Figurenkonstellation gegenüber dem Buch stark verändert. Der Vorspann schon weist auf die ‚Übernahme’ hin: man sieht den Einband des Buches mit Titel und Autor, dann wird aufgeblättert auf die credits des Films hin. – Der credit kommt hier, finde ich, besonders auch den Drehbuchautoren zu für die hervorragenden Dialoge und die für einzelne Darsteller geschriebenen parts.
Das Sujet nimmt nämlich durchaus das Mass einer Familientragödie antiken Stils an: die tote Mutter (Sarah) muss vom Sohn (John Wayne) gerächt werden – am lange abwesenden, dann unerkannt zurückgekehrten Vater (Harry Carey). Kein ‚Western’, ein ‚Pastorale’ – geht es doch um eine Gemeinschaft von Schwarzbrennern und Schafzüchtern in einer abgelegenen, hügeligen Gegend (Ozark, südliches Missouri), die so arm ist, dass Barfussgehen alltäglich ist und der Aberglaube gedeiht. Formidabel dann die Szene im Freien, in der der blinden, gottesfürchtigen Tante der Verband um die Augen abgenommen wird (der ‚gute Hirte’ hatte ihr die Operation bezahlt) – und sie die Umstehenden, ihr nahe Stehenden zum erstenmal sieht. Sie bei ihren Namen nennt – so auch den Fremden, Zurückgekehrten, den ‚guten Hirten’, den lange abwesenden Vater.

Mittwoch, 28.01.2015

Reklame (Veranstaltungshinweis)

Ich möchte auf eine Veranstaltung in Berlin hinweisen, am Freitag, 30.01., 20 Uhr, im Roten Salon der Volksbühne, wo Christoph Hochhäusler und Nicolas Wackerbarth (von Revolver) mit mir über »Filme über Filme« sprechen wollen und ich Video-Essays zeige, die produziert wurden von Studenten in Seminaren, die ich in den letzten Jahren an Universitäten und Filmschulen durchführte.

Hier gibt es eine längere Beschreibung; Karten kosten 8 Euro (ermäßigt 6).

Dienstag, 27.01.2015

Hier wächst Qualität für die Frische-Märkte von Reichelt

Als ob nicht meine Existenz schwer genug auf mir lastete, habe ich mir die zentnerschweren Existenzen der „Kinder von Golzow“ (Barbara und Winfried Junge, 1961–2007) aufgeladen. Es war mir nicht nach Operette. Der Reiz dieser 43-stündigen Dokumentation liegt nicht so sehr darin, dass sie über 40 Jahre lang das unerquickliche Geschäft eines Lebens in Deutschland, das Leiden und Dulden der Unteren, beobachtet, sondern in der vollkommenen Verkehrung der Voraussetzungen des Projekts. Das Projekt beginnt als ein Versuch, sozialistische Normalität und sozialistisches Ideal miteinander zu vergleichen, schönfärberisch zuweilen, oft erhellend, es endet mit der kapitalistischen Katastrophe, die auch Filmproduktion und Ästhetik mit sich reißt. Nun wird der Film zu einer radikalen Selbstrevision, er zeigt zuvor zensierte Passagen, er deckt schwierige Produktionsbedingungen auf, von einer inszenierten und – insbesondere von Hans Dumke, einem früh verstorbenen Kameramann der Defa-Wochenschau – glänzend fotografierten Geschichte wird er zu einer Folge von eiligen Improvisationen. Vor allem aber wird er Teil unserer kapitalistischen Situation, er stellt sich nicht nur mit seinen Protagonisten, sondern auch mit uns in die Schlange am Arbeitsamt. Indem Golzow kapitalistisch wird, golzowisiert sich der Film. Er hat uns Westlern dabei eine Enttäuschung voraus, er hat einen Sinn, eine Ideologie verloren. Die Ideologie in Winfried Junges Akzentuierung lautete etwa, der Aufbau des Sozialismus werde schwierig werden, nicht alles werde gelingen, aber, keine Angst, für jeden gebe es einen Platz. Mit 1989 gibt es nicht nur faktisch, sondern auch ideologisch für niemanden mehr einen Platz, für die Protagonisten nicht, für den Film nicht, auch für die Zuschauer nicht, es gibt bestenfalls befristete Stellen und ABM-Maßnahmen, es gibt nur noch Hetze und Hohlheit, und selbst da, wo zuvor gar keine tönenden Parteilosungen standen, steht nun z.B.: „Hier wächst Qualität für die Frische-Märkte von Reichelt“. Wenn Rüdiger Neumanns Zufallsfilme die äußere Schäbigkeit des Landes zeigen, zeigen die „Kinder von Golzow“ seine innere.

Sonntag, 25.01.2015

Wozu nur diese schwarze Katze?

die katze - film  juni 1968

Freitag, 16.01.2015

Lügenpresse

Das durch Nazigebrauch stigmatisierte Wort darf also nicht mehr auf eine Presse angewandt werden, die von einem Tag auf den andern aufgehört hat, Neonazis Neonazis zu nennen, als die zu Ministern und Generalstaatsanwalt ernannt wurden (ich spreche von der Ukraine); die nicht mehr auf die Maidan-Ereignisse beim Umsturz in Kiew zurückkommen wollte (die hatte jener Generalstaatsanwalt in Verwahrung genommen) und die Toten allein auf die eine (für sie richtige) Seite schaufelte; die auch den Besuch von Vize Joe Biden in Kiew im April 2014 im folgenden zu erwähnen ‚vergass’ (drei Tage vorher war der CIA-Chef dagewesen), obschon doch die provisorische ukrainische Regierung sich auf ‚amerikanische Rückendeckung’ berief, als sie daraufhin ihre Armee gegen die Separatisten in Marsch setzte; die Bilder fälschte und auf Bilderfälschung hereinfiel (bei der angeblichen ‚Schändung’ der Absturzstelle des Flugzeugs der Malaysia Airlines MH17). Etc.
Ich verwende also das Wort ‚Lügenpresse’ nicht und sage einfach: unsere politische Presse (inklusive TV-Nachrichten und Magazine) hat einseitig berichtet, immer wieder ein bisschen ‚nachgeholfen’, taktisch verschwiegen, hie und da (zum Beispiel in Talk-Shows) auch ganz schön ‚gewütet’ wie der ukrainische Ministerpräsident Jazenjuk vor versammelten Journalisten (so etwas wie die US-amerikanische Interessenvertretung in der Ukraine übernehmend, damit der Konflikt nicht etwa abkühle).

Samstag, 10.01.2015

Ein Mensch-Versuch

Der Regisseur schreibt an Tito: „Sehr geehrter Herr Präsident, ich wende mich an Sie mit der Bitte, mir in einem Fall zu helfen, in dem ich mir selbst nicht helfen kann.“ Wieder einmal sei einer seiner Filme verboten worden, diesmal habe es „Resni človek“ (Der General und der ernste Mensch; 1962) getroffen. „Jemandem gefalle ich nicht.“ Dabei sei sein Kurzfilm „scharf, modern, und ich schäme mich seiner nicht. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie die Zeit finden, um ihn anzuschauen. Das ist umso wichtiger, da man mich beschuldigt, mit diesem Film hätte ich Sie beleidigen wollen.“ Dieser und andere Briefe von Vlado Kristl finden sich in dem erfrischenden Band Noch – immer nichts. Briefe und Zeichnungen. Herausgegeben von Wolfgang Jacobsen. Verbrecher Verlag. Kristls Briefe sind verspielt, kühn, traurig, prächtig, bunt. Das wunderschöne Buch bietet sie in farbigen Faksimiles, fein begleitet vom Herausgeber. Es wird am Dienstag, 13.1., im Fahimi, Berlin, Skalitzer Str. 133, 1. OG, ab 20:30 Uhr in der „Verbrecher Versammlung“ vorgestellt. Eintritt vier Euro.
Hier eine Besprechung von Dieter Wenk.

Mittwoch, 31.12.2014

2014 – Zwölf Listen

– Michael Baute –

12 Filme, 1 Serie, alt und neu, in der Sichtungsreihenfolge
James Gray: The Immigrant (USA 2013) – im Babylon, Berlin, Unknown Pleasure #6 ● Guillaume Nicloux: L’enlèvement de Michel Houellebecq (F 2014) – im Delphi, Berlinale Forum ● Louis C. K.: Louie Season 04 [insbesondere die Episoden 2 (»Model«), 3 (»So Did the Fat Lady«), 4 (»Elevator Part 1«), 8 (»Elevator Part 5«)] (USA 2014) – alles zuhause ● Richard Linklater: Boyhood (USA 2014) – im Hackesche Höfe Kino, Berlin ● Nicole Holofcener: Enough Said (USA 2013) – zuhause ● Dominik Graf: Die geliebten Schwestern (D 2014) – die Kurzfassung im fsk, Berlin, eine Woche darauf dann die Langfassung im Hackesche Höfe Kino, Berlin ● Rainer Knepperges: Looping (D 2014) – zuhause ● Sabine Herpich & Diana Botescu: Zuwandern (D 2014) – zuhause ● Hellmuth Costard: Der kleine Godard an das Kuratorium Junger Deutscher Film (BRD 1978) – zuhause ● Christian Petzold: Phoenix (D 2014) – im Kino International, Berlin ● cyop&kaf: Il Segreto (Italien 2013) – Kino Meeting Point, Sarajevo, Pravo Ljudski Film Festival ● Aleksei German: Trudno Byt Bogom (Hard to be a God; RUS 2013) – im Babylon, Around the World in 14 Films ● Norman McLaren & Evelyn Lambart: Begone Dull Care (Canada 1949) – im Metropolis, Hamburg

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– Johannes Beringer –

Stars In My Crown. (Jacques Tourneur, USA 1950)
Nightfall. (Jacques Tourneur, USA 1957)
Slightly Scarlett. (Allan Dwan, USA 1956)
Fényes szelek / Confrontation. (Miklós Jancsó, Ungarn 1968)
Napló gyermekénmek / Diary for my children. (Márta Mészarós, Ungarn 1982)
Návrat idiota / Die Rückkehr des Idioten. (Sasha Gedeon, Tschechien 1999)

Kommunisten. (Jean-Marie Straub, CH/F 2014)
Cavalo Dinheiro / Horse Money. (Pedro Costa, P 2014)

A Kurdish Woman. (Alexander Sokurov, R/F 2010)

Mark Lombardi – Kunst und Konspiration. (Mareike Wegener, D 2012 / arte, 8.1.2014)
Mittal – die dunkle Seite des Stahlmagnaten. (Jérôme Fritel, F 2013 / arte, 16.9.2014)

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– Daniel Eschkötter –

Filme, Serien, Episoden 2014

Boyhood (2014, Richard Linklater) | Broad City (Comedy Central 2014, Illana Glazer, Abbi Jacobson) | L’Enlèvement de Michel Houellebecq (2014, Guillaume Nicloux) | Die geliebten Schwestern (2014, Dominik Graf) | Gone Girl (2014, David Fincher) | Hannibal, Season 2 (NBC 2014, Bryan Fuller) | High Maintenance (Vimeo 2012ff., Katja Blichfeld, Ben Sinclair) | It’s Always Sunny in Philadelphia (Season 1-9, 2005ff. FX, Rob McElhenney) | Listen Up Philip (2014, Alex Ross Perry) | Louie Season 4, Ep. 2: Model, Ep. 3: So Did the Fat Lady, Ep. 4: Elevator: Part 1, Ep. 8: Elevator: Part 5 (FX 2014, Louis C.K.) | Norte, hangganan ng kasyaysayan (2013, Lav Diaz) | Nymph()maniac I (2013, Lars von Trier) | Phoenix (2014, Christian Petzold) | P’tit Quinquin (2014, Bruno Dumont) | Under the Skin (2013, Jonathan Glazer) | Welcome to New York (2014, Abel Ferrara) | The Wolf of Wall Street (2013, Martin Scorsese)

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– Michael Girke –

Mit Gewinn gelesen:
Martin Pollack, „Kontaminierte Landschaften“
Herta Müller, „Immer derselbe Schnee und immer derselbe Onkel“
H.G. Adler, „Panorama“
Manfred Bauschulte, „Versuch über die Festigkeit“
Joseph Roth, „Das journalistische Werk“
Michael Köhlmeier, „Zwei Herren am Strand“
Les Murray, „Bunyah“, „Der schwarze Hund“, „Aus einem See von Strophen“
Per Leo, „Flut und Boden“
Karl Emil Franzos, „Aus Anhalt und Thüringen“
Christa Wolf, „Stadt der Engel“
Georges Didi-Hubermann, „Remontagen der erlittenen Zeit“
Katja Petrowskaja, „Vielleicht Esther“
Pierre Michon, „Die Elf“

Mit Gewinn geschaut:
Jean-Marie Straub, „Montaigne“
Howard Hawks, „The Big Sky“
Sabine Herpich und Jöns Jönsson, „Wertingen“
Dominik Graf, „Die geliebten Schwestern“
Margarete von Trotta, „Hannah Arendt“
Bernd Schoch, „Kurzes Eck“
Volker Koepp, „In Sarmatien“
Paul Thomas Anderson, „The Master“
Pier Paolo Pasolini, „Große Vögel, kleine Vögel“

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– Bettina Klix –

Wichtigste Filme, 2014 gesehen
Phoenix, R: Christian Petzold, D 14
Verbotene Filme, R: Felix Moeller, D 14
Der Anständige, R: Vanessa Lapa, A/ISR 14
The Big Sky, R: Howard Hawks, USA, 1952
Das Turiner Pferd, R: Bela Tarr, HUN, F, SUI, D 2011
Against all Flags, R: George Sherman, USA 1952
The Big Trail, R: Raoul Walsh, USA, 1930
Deux jours, une nuit, Jean-Pierre und Luc Dardenne, Belgien 2014

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– Rainer Knepperges –

Auf Leinwänden in Aachen, Berlin, Fürth, Höchst, Köln, Neuss, Nürnberg, Paris. Und zuhause. (11:11)

Vivien Leigh > Waterloo Bridge (1940 Mervyn LeRoy)
Amy Adams > American Hustle (2013 David O. Russell)
Julia Roberts > August: Osage County (2013 John Wells)
Parker Posey > Louie: Daddy’s Girlfriend (2012 Louis C.K.)
Der Schwarze Panther (2011 Bruno Sukrow)
Hayley Mills > Tiger Bay (1959 J. Lee Thompson)
Ayn Ruymen > Liza’s Pioneer Diary (1976 Nell Cox)
Tanna Frederick > The M Word (2014 Henry Jaglom)
Alexander Farwer > Das Millionengrab (2014 Thomas Oberlies)
Typisch Weiber! (1981 Strigel, Verhaag, Harrich)
Belinda Lee > Ce corps tant désiré (1959 Luis Saslavsky)
John McInerny > The Last Elvis (2012 Armando Bo)
Hilary Swank > The Homesman (2014 Tommy Lee Jones)
Valéry Inkijinoff > La tête d’un homme (1933 Julian Duvivier)
Die geliebten Schwestern (2013 Dominik Graf)
Werwölfe (1971 Werner Klett)
Martins Feuer (2013 Bruno Sukrow)
Robert Duvall > The Judge (2014 David Dobkin)
Charles Laughton > St. Martins Lane (1938 Tim Whelan)
Anke Syring > Herbstromanze (1980 Jürgen Enz)
Günter Wolf > Als wär’s von Beckett (1976 Lutz Mommartz)
Anthony Quayle > Incompreso (1966 Luigi Comencini)

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– Ekkehard Knörer –

Neue Filme, Serien – 2014 gesehen

Filme
1. Interstellar (2014; Christopher Nolan)
2. Ich bin das Glück dieser Erde (2014; Julian Hernandez)
3. Norte – The End of History (2013; Lav Diaz)
4. Die Wolken von Sils-Maria (2014; Olivier Assayas)
5. Boyhood (2014; Richard Linklater)
6. Der Wind hebt sich (2013; Hayao Miyazaki)
7. Tao Jie – Ein einfaches Leben (2011; Ann Hui)
8. Love Battles (2013; Jacques Doillon)
9. Die geliebten Schwestern (2014; Dominik Graf)
10. In Sarmatien (2014; Volker Koepp)

Serien
1. Les revenants (2012ff; Fabrice Gobert)
2. Rectify (2013f; Ray McKinnon)
3. Orphan Black (2013f; John Fawcett, Graeme Manson)
4. Transparent (2014; Jill Soloway)
5. The Affair (2014; Hagai Levi; Sarah Treem)
6. True Detective (2014ff; Nic Pizzolatto)
7. Broadchurch (2013ff.; Chris Chibnall)
8. Game of Thrones (2011ff.; Benioff/Weiss)
9. Black Mirror (2011ff; Charlie Brooker)
10. Olive Kitteridge (2014; Anderson/Cholodenko)

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– Florian Krautkrämer –

Was ich gerne noch gesehen hätte:
Einen neuen Film von Harun Farocki; ein zweites Mal „Adieu au langage“ von Jean-Lud Godard; „Jauja“ von Lisandro Alonso; „From What Is Before“ von Lav Diaz; „Saint Laurent“ von Bertrand Bonello; „A Spell To Ward Off The Darkness“ von Ben Russell; „Jiao you“ von Tsai Ming-liang.

Empfehlen möchte ich noch den Film „Limbo“ von Anna Sofie Hartmann. Wieder ein dffb-Film, dem das Machtvakuum der Hochschule gut getan hat. Und wie das merkwürdige Kätzchen einer, der so einfach und wie nebenbei gedreht aussieht, bei dem sich die Präzision aber auf den zweiten Blick offenbart und einen beeindruckt zurück lässt. (Hier gibt es ein kleines bisschen mehr von mir dazu: http://dkritik.de/kritik/limbo/)

Was ich lieber nicht gesehen hätte:
„Im Keller“ von Ulrich Seidl; „Monsieur Claude und seine Töchter“ von Philippe de Chauveron; „A Million Ways to Die in the West“ von Seth MacFarlane.

*

– Volker Pantenburg –

10 Filme (analog, digital, privat und öffentlich)

Adieu au langage (Godard 2014, 3D-DCP, Babylon Berlin)
Anasteria – Das Fest der Feuerläufer von Lagadás (Raspé 1978-1985, Super 8, Arsenal-Kino, Berlin)
Boyhood (Linklater 2014, DCP, Lichthaus, Weimar)
Citizenfour (Poitras 2014, DCP, Lichthaus, Weimar)
Ein Bild von Sarah Schumann (Farocki 1978, digitale Projektion, AdK Berlin)
L’Image manquante (Panh 2013, AVI-Projektion, Seminar Bauhaus-Universität Weimar)
Magueyes (Gámez 1962, Quicktime-File, Think-Film, Forum Expanded)
Phoenix (Petzold 2014, Yorck-Kino, Berlin)
Projection Performance (Gibson/Recoder 2014, 35mm, Lichthaus, Weimar)
Tirez la langue mademoiselle (Ropert 2013, Link vom Verleih)

außer Konkurrenz:

Transformers. The Premake (Lee 2014, vimeo)

*

– Stefan Pethke –

DITCH PLAINS – Loretta Fahrenhorst, USA/D 2013
FAT CAT – Patricia Gelise/Nicolas Deschuyteneer, BEL 2012
FORBIDDEN SYMMETRIES, PT. 3 – Rouzbeh Rashidi, IRL 2014
FOREIGN PARTS – Véréna Paravel / J.P. Sniadecki, USA/F 2010
KURZE SCHATTEN – Gerd Roscher, D 2013
L’ENLÈVEMENT DE MICHEL HOUELLEBECQ – Guillaume Nicloux, F 2014
MONDE – Ursula Mihelic, AT 2014
PHOENIX – Christian Petzold, D 2014
TÖCHTER – Maria Speth, D 2014
„TRANSFORMERS“: THE PREMAKE – Kevin Lee, USA 2014
Außer Konkurrenz:
MAKE LOVE NOT WAR – Werner Klett, BRD 1967

*

– Stefan Ripplinger –

2014 habe ich alle Filme von Mike Leigh und von Yamanaka Sadao gesehen, deren ich habhaft wurde. Unvergesslich waren außerdem:
„One A.M.“ (Chaplin 1916)
„Herr Arnes penningar“ (Herrn Arnes Schatz; Stiller 1919)
„Seppuku“ (Harakiri; Kobayashi 1962)
„Marketa Lazarová“ (Vláčil 1967)
„(nostalgia)“ (Frampton 1971)
„3 Women“ (Altman 1977)
„Un papillon sur l’épaule“ (Mord in Barcelona; Deray 1978)
„L’ingorgo“ (Der Stau; Comencini 1978)
„Slipstream Dream“ (Hopkins 2007)
„Gravity“ (Cuarón 2013)
„Phoenix“ (Petzold / Farocki 2014)

*

– Simon Rothöhler –

Neues, unsortiert: The Iron Ministry (J.P. Sniadecki, 2014) | Dumb and Dumber To (Bobby & Peter Farrelly, 2014) | Norte, the End of History (Lav Diaz, 2014) | The Wolf of Wall Street (Martin Scorsese, 2014) | Boyhood (Richard Linklater, 2014) | Sieniawka (Marcin Malaszczak, 2013) | Die geliebten Schwestern (Dominik Graf, 2014) | The Second Game (Corneliu Porumboiu, 2013) | Listen Up Philipp (Alex Ross Perry, 2014) | All the Light in the Sky (Joe Swanberg, 2012) | The Grand Budapest Hotel (Wes Anderson, 2014) | Interstellar (Christopher Nolan, 2014) | American Hustle (David O. Russell, 2014) | In Sarmatien (Volker Koepp, 2014) | Zuwandern (Sabine Herpich & Diana Botescu, 2014) | Städtebewohner (Thomas Heise, 2014) | The Guests (Ken Jacobs 2013) | The Immigrant (James Gray, 2013) ++ Transparent (Jill Soloway, 2014) | Halt and Catch Fire (Christopher Cantwell und Christopher C. Rogers, 2014) | | Neu für mich: The Docks of New York (Josef Sternberg, 1928) | Family Portrait Sittings (Alfred Guzzetti, 1975) | 12 Dicembre (Pier Paolo Pasolini, 1972)

Montag, 15.12.2014

Das weiche Buch

The Brothers Rico (1957 Phil Karlson)

So wie sich Wellen an den Strand wälzen, so dramatisch schlägt nur ein einziges Buch seine großen Seiten auf. Das Telefonbuch.

The Brothers Rico 1957 Phil Karlson
The Brothers Rico (1957 Phil Karlson)

Side Street  - Anthony Mann
Side Street (1949 Anthony Mann)

In Filmen wird Lesenden nur mit Ungeduld über die Schulter geschaut. Lektüre soll einen Zweck erfüllen, den Lauf des Geschehens in Bewegung halten. Der frühe Tonfilm war verliebt in Telegramme und Schlagzeilen. Das stumme Kino rückte noch ganze Briefe und Zeitungsartikel ins Bild.

Nicht zu zählen sind die Telegramme, die vernichtet, die Briefe, die verbrannt, und die Fahndungsplakate die von Wänden gerissen wurden im Lauf der Filmgeschichte. Wo ständig Spuren gesucht und Fährten verwischt werden, da geht vom Telefonbuch ein verständlicher Reiz aus. Das weiche Buch ist schwer.

1950 - No Man of Her Own - Mitchell Leisen

1950 - No Man of Her Own - Mitchell Leisen b
No Man of Her Own (1950 Mitchell Leisen)

Eine Frau wird erpresst. Ihr bleibt keine Wahl. In der Schublade: ein Revolver und Munition. Im Telefonbuch: die Option auf eine Taxifahrt in den gefährlichen Teil der Stadt, um dort den Erpresser abzuknallen.

strangers on a train
Strangers on a Train (1951 Hitchcock)

Das Buch, das für jeden offen da liegt. Ohne Widerstand.

1966 - YUL 871 - Jacques Godbout 2
YUL 871 (1966 Jacques Godbout)

Der Zustand von Telefonbüchern, die öffentlich verfügbar sind, grenzt an Verwüstung. Spuren von Suchenden am Rande der Verzweiflung.

Edmond O’Brien ruft jede Linda Norton an, in Obliging Young Lady (1942 Richard Wallace), Edward Brophy ruft jede April Smith an, in I’ll Remember April (Harold Young 1945). Dana Andrews ruft jede M. Taylor an, in Duel in the Jungle (1954 George Marshall). Jeff Daniels findet im Telefonbuch niemanden mit dem Namen Samsonite, in Dumb and Dumber (1994 Peter Farrelly).

The Million Dollar Brain 1966
The Million Dollar Brain (1967 Ken Russell) via

Ein Finger wird als Pfeil ins Alphabet geschickt. Vergleichbares wird, seit die Natur das Auge erfand, mit unwillkürlichem Interesse wahrgenommen. Klaus Wybornys Topologie des Narrativen klärt darüber auf. Der Stoff, aus dem die Welt seit Millionen Jahren besteht, ist bewegliche Verkettung von Möglichkeiten, Bewegung und Stillstand, Gefahr und Begehren, kurz: Erzählstoff.

1966 - YUL 871 - Jacques Godbout

Wählscheiben gaben dem Finger noch eine zweite Gelegenheit in Filmen groß aufzutreten.

1966 - YUL 871 - Jacques Godbout 6
YUL 871 (1966 Jacques Godbout)

Hat ein Buch ein gewisses Gewicht, ist es als Waffe verwendbar.

Les ripoux (1984 Claude Zidi)
Les ripoux (1984 Claude Zidi)

The Terminator
The Terminator (1984 James Cameron)

Das erste Telefonbuch, 1880 in London, verzeichnete nur die Namen der 248 Kunden der Telephone Company. Keine Nummern. – – – „Operator!“

Back to the Future 1985
Back to the Future (1985 Robert Zemeckis)

Das Verzeichnis der Sesshaften trägt niemand freiwillig durch die Gegend. Allenfalls unwissend. Eine Aktentasche, aus der Wertvolleres unbemerkt entnommen wurde, lässt sich damit füllen. So macht es Sydney Toler als Charley Chan at Treasure Island (1938 Norman Foster).

rain man 1988 Barry Levinson
Rain Man (1988 Barry Levinson)

Die Existenz von Telefonbüchern gilt inzwischen als überflüssig und klimabelastend.

Man vergleicht Kartoffeln mit Telefonbüchern, wenn man den Seewolf mit dem Seeteufel verwechselt. Was Graf Luckner gerne vorführte, hält Wikipedia für einen Trick, zu dem „ein scharf gefeilter Daumennagel“ und dann doch „eine nicht unerhebliche Kraft“ dazugehört. „Der Trick wird heute kaum noch im Fernsehen gezeigt, da die Hände zu sehr durch die Kameras vergrößert werden und dadurch das Wirken des Daumens offenbar wird.“ Der trickversierte Maler Brandon McConnell geht ganz anders vor; auf youtube zeigt er, wie ein geschickter Knick etwas Luft zwischen den Seiten lässt…

the man who knew too much 1956
The Man Who Knew Too Much (1956 Hitchcock)

Meinten Sie: Ambrose Chapel

The Lady in Cement 1967 c

The Lady in Cement 1967 d
The Lady in Cement (1967 Gordon Douglas). Gelbe Seiten.

Im Nachhinein bemerkenswert: Die klare Unterscheidung der gelben Seiten von den weißen. Die Idee der zwei getrennten Bücher: Das eine ganz der Konkurrenz verschrieben, das andere der Gleichheit verpflichtet.

Um nachzuschauen, wie sehr sich inzwischen die Händler im Tempel breitgemacht haben, musste ich ein Telefonbuch zur Hand nehmen. Lange hatte ich keins aufgeschlagen.

Tony Rome 1966 a

Tony Rome 1966 b miami beach. twenty miles of sand looking for a city
Tony Rome (1966 Gordon Douglas), Miami Beach, „twenty miles of sand looking for a city“. via

„Es sei der Post gedankt, dass sie keinem Parasiten erlaubt, im Telefonbuch ein Feuilleton zu eröffnen“. Harun Farocki schrieb das 1978 in der Filmkritik – gegen die damals entstehenden Stadtzeitungen.

Ich erinnere mich, dass ich trotzdem stolz war, in einer Stadtzeitung meinen Namen gedruckt zu lesen.

The Jerk 1

The Jerk 2

The Jerk 3
The Jerk (1979 Carl Reiner)

„I’m somebody now. Millions of people look in this book everyday. This is the kind of spontaneous publicity – your name in print – that makes people. I’m in print! Things are going to start happening to me now.“ (Steve Martin, in The Jerk, 1979)

1965 I saw what you did  - William Castle
I saw what you did (1965 William Castle)

Make Love Not War 1968 Klett 01

Make Love Not War 1968 Klett
Make Love Not War (1968 Werner Klett)

Im Berliner Telefonbuch sucht eine junge Bielefelderin nach einem besonders häufigen Namen, der als Tarnung taugt für den amerikanischen Deserteur, den sie auf dem Dachboden versteckt hält.
„Herbert Richter, der hat keinen Beruf“, sagt sie, „der ist beim Geheimdienst.“
Schaut man genau hin, waren die meisten Herbert Richters in Berlin 1967 ohne Beruf – oder beim Geheimdienst. Als Amateurdetektiv im Offensichtlichen (keine Berufsnennung) ein Geheimnis (beim Geheimdienst) entdecken zu können, das ist eine Vorstellung aus Kindertagen, als alles rund ums Telefon interessant war.

James Garner - Rockford Files
James Garner

In einem noch unveröffentlichten Buch über die Ereignisse im Inflationsjahr 1923 in Mönchengladbach und Rheydt macht Achim Bovelett auf eine Anzeige in der Westdeutschen Landeszeitung (vom 13.4.1923) aufmerksam: Für einen Eintritt von 400 Mark konnte man im Restaurant P. Tillmann eine Riesenspinne bewundern, die im Stande war, jeden Gast mit Vor- und Zunamen anzureden.


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