Freitag, 05.08.2011
Dienstag, 02.08.2011
Montag, 01.08.2011
Der goldene Sommer
Ein schönes Bild. Ein Mann reist allein von München mit dem Zug nach Köln, im Gepäck ein guter Zentner feinstes Zelluloid. Bernd Brehmer, einer von jenen, die als Außenseiterbande das beste deutsche Kino – das Werkstattkino – machen, war am Wochenende zu Gast im Filmclub 813 und zeigte Kennern und Neugierigen den legendären Monarch (1979 Stelzer/Flütsch) – und dazu einige unbekannte Scopitones, jene kleinen Musikfilme aus den 60ern, die in öffentlichen Automaten für Kleingeld zu betrachten waren, kleine Lektionen in Körperlichkeit und Ekstase.
Als Spätvorstellung lief passend dazu Kommissar X in den Klauen des goldenen Drachen (1966 Frank Kramer), der – ganz im Gegensatz zu dem davor gezeigten Trailer zu Operazione Lady Chaplin (1966 Alberto de Martino) – in meinem Gedächtnis keine Überlebenschancen hätte. Wäre da nicht die kurze Tanzszene, in der Brad Harris demonstriert, wie wild einer tanzen kann. Einer, der wahrscheinlich jahrelang täglich an irgendeinem Bahnhof oder in einer verruchten Milchbar ein paar schnelle Scopitones konsumiert hat.
Eine ganz unglaubliche Entdeckung brachte dann der folgende Sonntagabend: Eine Kugel auf der Rechnung / Un choix d’assassins aus dem Jahr 1966 oder 1967. Den Namen des Regisseurs, Phillippe Fourastié, hatte ich noch nie gehört. Nur wenige Filme hat er inszeniert, nachdem er zuvor Regieassistent von Rivette, Chabrol, Godard war; ein geheimnisvoller Unbekannter mitten in der gut erforschten und allseits vermessenen Nouvelle Vague. Das Gesicht des Hauptdarstellers kam mir äußerst bekannt vor, vielleicht weil Bernard Noël, kurz vor seinem frühen Tod, noch in der französischen Fernsehserie Vidocq der Titelheld war.

Bernard Noël in Un choix d’assassins (1967 Phillippe Fourastié)
Die Musik in Un choix d’assassins ist wie von ferne hineinwehender Jazz von Alain Goraguer, zu dessen originellen Arrangements einst die Karriere von Serge Gainsbourg begann. Der Ort der Handlung ist Tanger. Und worum geht es? Was passiert? – Ich verrate es nicht.
Nein, ich verrate es nicht. Denn wie schön ist es doch, ganz unvorbereitet auf so einen Film zu stoßen, in dem die größten Tugenden des Kriminalfilms mit den seltensten Qualitäten eines Autorenfilms Hand in Hand gehen, in dem Spannung und Muße sich perfekt ergänzen, in dem jeder Moment hellwach von der Lebensmüdigkeit erzählt.
Von diesem raren Film, über den es im Internet so aufregend wenig, ja, nichts zu erfahren gibt, will ich nur festhalten, dass ich, ha, ich, hier die erste ganz bescheidene Notiz von seiner Größe mache. Voilà.
Ein aktueller Kinotipp noch: Der Sommerfilm, der Riesenerfolg aus dem Land der Scopitones: Kleine wahre Lügen / Les petits mouchoirs (2010 Guillaume Canet), ein ganz und gar unbescheidener aber ehrlicher Film. US-Verleihtitel: Little White Lies.
So remember when you tell those little white lies that the night has a thousand eyes.
Das sang Bobby Vee zum Ausklang des Kinowochenendes. Unterwegs durch die weite Nacht in einem wunderbar engen Studio zwischen zappelnden Halbnackten, die vielleicht unter dem Einfluss von Lachgas, mit Algen um sich schlugen. Als hätte Frank Tashlin Scorpio Rising vorskizziert.
Bobby Vee – The Night Has a Thousand Eyes (1963, Scopitone)
Freitag, 29.07.2011
Donnerstag, 28.07.2011
Linkhinweis
[Ein Link zu Vanderbeeks Filmen bei UBU.COM, ansonsten viele sehr schöne PDFs mit Scans von Dokumenten: Malerei, Zeichnungen, Konstruktionsskizzen, Texte etc.]
Dienstag, 26.07.2011
Montag, 25.07.2011
Reklame
Zum 10-jährigen: Die neue Ausgabe von SigiGötz-Entertainment, »Die neunzehnte Formel«, mit prima Texten von Hans Schifferle über den letzten Film des Schweizers Kurt Früh, Rolf Aurich über Hans Timerding, Rainer Knepperges zu DIE STÄMME VON KÖLN, Stefan Ertls famosem Beginn einer neuen SGE-Glamour-Serie (die SGE-Glamour-Bibliothek) und Ulrich Mannes über Teutonen-Western. Zudem: eine historische Autogrammkarte!

Freitag, 22.07.2011
Mittwoch, 20.07.2011
Telefon (14 und Ende)
Split-Screen-Telefonate gab es im Kino schon vor hundert Jahren, bei Albert Capellani.
Rechts und links: Mann und Frau, und zwischen beiden eine Straßenansicht. Modernes Triptychon.
In Stanley Donens Indiscreet (1958) telefonieren Cary Grant und Ingrid Bergman in einem illusorischen Splitscreen-Doppelbett. Und in The Grass is Greener (1960) gibt es eine Art Telefonballett zu viert. Die Telefone in den Filmen von Stanley Donen wären ein schöner Sondersammelbereich, aber es gibt schon so viele Sammlungen und irgendwann kommt man sich komisch vor, irgendwann muss Schluss sein.
Allerdings ganz bestimmt nicht ohne an einen Film zu erinnern, den ich als Kind nicht verstand. Wohl weil es dort, wie in so vielen Filmen dieser Zeit, nur um das Eine ging.
Doris Day und Rock Hudson in Pillow Talk (Bettgeflüster, 1959 Michael Gordon)
I’d like to say Hey! Doris Day.
Doris, you probably don’t remember me
but I was there at the movies. I was there
when you talked that pillow talk. I was there
when you rocked Hudsons Rock. I was there
when you rearranged the situation by interior decoration
and gave lover boy a shock. I was there
I’d like to say Hey! Doris Day.
(Brenner – Beresford, 1985)
Doris Day und Jacqueline Susann in London, 1973
Eine skizzenhafte, total unvollständige Liste, aber auch schon so – ein Traum von einer besseren Filmgeschichte: Asta Nielsen, Ossi Oswalda, Molly Picon, Marion Davies, Liesl Karlstadt, Elsa Lanchester, Rosalind Russell, Kathleen Freeman, Doris Day, Claude Gensac, Shirley MacLaine, Elaine May (1965, im Split-screen-double-bind „Mother and Son“ mit Mike Nichols), Bernadette Lafont, Barbra Streisand, Diane Keaton, Cleo Kretschmer, Demet Akbağ, Jane Lynch, Julia Louis-Dreyfus, Joan Cusack, Christina Applegate, Angie Reed…
Im Kino ab morgen: Brautalarm / Bridesmaids mit (und geschrieben von) Kristen Wiig (und Annie Mumolo), inszeniert von Paul Feig. Ein Film, der an der Filmkritik vorbei sein großes Publikum findet, weil es darin so ausführlich und unverblühmt, so befreit von der Angst vor der Lächerlichkeit, so ernsthaft und komisch wie nie zuvor, um die Freundschaft zwischen Frauen geht.






















